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E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten

Reihe: Der Preis der Hoffnung, Teil 1

Lorenz Der Preis der Hoffnung

Ein Funke Widerstand

E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten

Reihe: Der Preis der Hoffnung, Teil 1

ISBN: 978-3-7578-5680-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



September 1941. Im Auftrag der britischen Geheimorganisation SOE landet Mathieu Trudeau mit einem Agententeam in Nordfrankreich. Ihre Aufgabe: der Aufbau eines französischen Widerstandsnetzwerks, das die Kriegsproduktion der deutschen Besatzungsmacht sabotieren soll. Doch nach ihrem Fallschirmabsprung geht alles schief: Die Agenten werden von deutschen Soldaten erwartet, an die sie verraten wurden. Mathieu gelingt die Flucht. Noch erschüttert von seinem verheerenden Misserfolg, erfährt er kurz darauf vom Aufbau einer geheimen Panzerfabrik, deren Produktion das militärische Kräfteverhältnis entscheidend zugunsten der Deutschen beeinflussen könnte. Mathieus Ziel ist nun klar: Unter allen Umständen will er einen Weg finden, die Fabrik aus dem Untergrund heraus zu zerstören.

Erik Lorenz, geboren 1988 in Berlin, veröffentlicht als Autor und Herausgeber Bücher über faszinierende Orte und Menschen: In Reise- und Länderreportagen berichtet er von den Schönheiten und Herausforderungen, die die Welt bereithält, in Biografien und Erzählungen ergründet er das Leben und Wirken spannender Persönlichkeiten. Er studierte in den Niederlanden, in Hongkong und Großbritannien, lebte anderthalb Jahre in Australien und bereiste unter anderem Indien, China und Jordanien. 2017 gründete er das Onlinemagazin WELTWACH, wo er seitdem im dazugehörigen Podcast sowie im englischsprachigen Ableger UNFOLDING MAPS Gespräche mit prominenten Personen wie Reinhold Messner, Dr. Jane Goodall und Bear Grylls über die Themen Natur, Kultur und Wissen moderiert. Er lebt in New York City. Weitere Informationen: weltwach.de/erik-lorenz/
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EINS
Der Absprung, den sie planten, war gewagt. Sie sprangen blind. Ins Dunkle. Ins Ungewisse. Keine Signallichter, die für den Piloten die richtige Stelle kennzeichneten, keine Widerstandsgruppe, die die sechs Agenten nach ihrer Ankunft verstecken würde. Nichts. Niemand. Seit der deutschen Invasion und Besatzung weiter Teile Frankreichs waren bereits fünfzehn Monate vergangen, doch es gab noch keinen Ring aus Geheimdienstagenten, der sie empfangen würde. Es gab nur sie. Aber ihnen lief die Zeit davon. Je länger sie hier oben kreisten, desto größer war die Gefahr, dass sie entdeckt wurden. Mathieu öffnete den Sprungdeckel seiner Taschenuhr und hielt sie in das schwache Licht, das eine flackernde Lampe in den Frachtraum warf. Zwei Uhr morgens. Der Whitley-Bomber kreiste schon seit einer halben Stunde über dem Gebiet, in das sie abspringen wollten. Viel zu lange. „Ich gebe uns noch höchstens fünf Minuten“, rief er, „dann springen wir!“ „Wir müssen das Zielgelände eindeutig identifizieren“, entgegnete Léon, der Waffenspezialist des Teams. Er saß gegenüber von Mathieu auf dem Boden des Flugzeugrumpfes. „Alles andere ist zu riskant, Capitaine.“ Mathieu knetete seine Finger und dachte erneut darüber nach, was sie am Boden erwarten mochte, wenn sie irgendwo im Nirgendwo landeten statt im Zielgebiet. Léon hatte recht. Die Gefahren waren unkalkulierbar. Aber hier oben zu bleiben, war keine Alternative. „Noch zwei Minuten!“, rief Mathieu mit einem Blick auf seine Uhr, stand auf und ging gebückt in Richtung Cockpit. Er streckte die Arme aus und hielt sich an den Wänden fest. Mit dem Fallschirmgurtzeug, dem Fluganzug und seinem Gepäck, das er in den Anzug gestopft hatte, konnte er sich kaum bewegen. Er hatte das Gefühl, als würde er bergab laufen. Verringerte der Pilot entgegen seiner Anweisung die Flughöhe? Auch wenn es keine Fenster gab, spürte er, dass der lange, kastenförmige Rumpf sich zur Nase hin senkte. Er ging über den Bombenraum hinweg, zwischen den Flügeln und durch eine Tür in einer Trennwand hindurch, vorbei am Funker zum Cockpit. Es war eng hier vorn. Mathieu beugte sich über die Sitzlehne des Piloten und studierte die Anzeigen. Er wollte sich vergewissern, ob ihre Flughöhe wie von ihm angeordnet einhundert Meter betrug. Sie stiegen sogar leicht, und er erinnerte sich, dass die seltsame Flughaltung mit der Nase nach unten eine spezielle Eigenschaft der Whitley war. Dann schaute er nach draußen: Direkt vor ihm, unterhalb des Cockpits, befand sich der Drehturm mit dem Maschinengewehr. Links und rechts davon dröhnten die Motoren. Schräg hinter ihm waren die beiden großen, dicken Tragflächen. Das Querruder an der linken Tragfläche bewegte sich nach oben, der Flügel wurde nach unten gedrückt, das Flugzeug begann eine langgezogene Kurve. Schon wieder. Der Copilot, der zugleich Navigator war, spähte in die Nacht hinaus und schüttelte den Kopf. Er drehte sich auf seinem beweglichen Sitz abwechselnd in Richtung Heck, wo sich der Kartentisch befand, und in Richtung Bug, um nach draußen zu schauen. Er verglich die Linien, Farben und Symbole auf dem Papier mit den Schemen, die er in der Dunkelheit unter sich erahnte, versuchte Geländemerkmale zu erkennen, die Orientierung schaffen konnten. Einen Hügel vielleicht oder einen Feldweg oder ein Gebäude. Die Verdunkelung, die über Nordfrankreich verhängt worden war, verbarg mögliche Anhaltspunkte vor ihren Blicken. Sie hatten eine Vollmondnacht gewählt, und die Wettervorhersage hatte einen klaren Himmel versprochen. Doch schon als sie den Ärmelkanal zur Hälfte überquert hatten, waren sie an den ersten Nebelfetzen vorbeigeflogen. Nun verdeckten über ihnen dichte Wolkenberge den Mond: Wo sein kaltes Licht die Nacht hätte erhellen sollen, war nur Dunkelheit, durchsetzt mit grauen Ahnungen. Es war nicht zu leugnen: Ihr Plan ging nicht auf. Aber umkehren kam für Mathieu nicht infrage. „Was ist los?“, rief er Pilot und Copilot zu – er musste schreien, um den Lärm der Motoren zu übertönen. „Östliche Winde müssen uns abgetrieben haben“, antwortete der Copilot. „Außerdem leichter Leistungsabfall im Steuerbordmotor. Wir haben gegengesteuert, müssen aber von der Route abgekommen sein.“ Mathieu legte seine Stirn in Falten. Die Piloten suchten nicht nur vergebens das Zielgebiet, sie kannten auch ihre eigene Position nicht. Diese berechneten sie mit einer Methode, die schon dann ungenau war, wenn alles problemlos verlief: mithilfe der Richtung, in der sie geflogen waren, ihrer Geschwindigkeit und der Zeit, die seit dem Start verstrichen war. Auf der Grundlage dieser drei Parameter konnten sie ungefähr bestimmen, wo sie sich befanden – aber nicht, wenn Wind oder ein Leistungsabfall in einem der Motoren sie vom Kurs abbrachte. So oder so war der fortwährende Abgleich der Berechnungen mit den tatsächlichen Geländemerkmalen unerlässlich. Dazu mussten sie allerdings etwas sehen. Doch der Mond ließ sich nicht blicken. „Sehen Sie irgendwas?“, fragte Mathieu. „Eine größere Straße? Eine Flussbiegung? Ein Waldstück? Eine Bahnlinie?“ Der Pilot schüttelte den Kopf. „Wir sind über ländlichem Gebiet. Vor ein paar Minuten haben ein paar schwache, einzelne Lichter geleuchtet. Auf dem Land nehmen es manche Leute mit der Verdunkelung nicht ganz so genau. Mein Gefühl sagt mir, dass wir in der Nähe sind.“ „Gut. Wir springen jetzt.“ „Geben Sie uns noch zehn Minuten! Wir finden es! Am Horizont haben wir eine Gemeinde gesehen – es könnte La Chapelle-d'Armentières sein.“ Mathieu überlegte. Warten und weitersuchen? Sie hatten längst die Region Nord-Pas-de-Calais im nördlichsten Zipfel Frankreichs erreicht, nahe der Grenze zu Belgien. So viel stand fest. Und irgendwo dort unten befand sich das sorgsam ausgewählte Zielgebiet für ihren Absprung. Aber auch diese Gegend würde keine Sicherheit garantieren: Ins Unbekannte sprangen sie in jedem Fall. „Nein. Wir sind schon zu lange hier oben.“ „Capitaine, wir geben unser Bestes“, drängte der Copilot. Sein ganzer Körper war angespannt. „Wir brauchen nur einen einzigen Anhaltspunkt. Hier ...“, er tippte auf die Michelin-Karte, auf der die Zentrale in der Baker Street das Zielgebiet markiert hatte, „... dieser Wald zum Beispiel. Sobald wir den finden ...“ „Ich weiß“, sagte Mathieu. „Aber die Zeit ist um.“ Er klopfte ihm auf die Schulter, befahl dem Piloten, die Geschwindigkeit zu drosseln, und kehrte in den Frachtraum zurück. „Bereitmachen!“ „Haben wir das Zielgebiet entdeckt?“, fragte Léon. „Wir können nicht ewig unsere Kreise ziehen“, sagte Mathieu, ohne auf die Frage einzugehen. „Das Dröhnen der Motoren ist über Kilometer zu hören.“ „Capitaine ...“, begann Léon erneut, doch Mathieu schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab und befahl: „Bereitmachen, jetzt!“ „Ich muss protestieren! Wenn wir etwas höher fliegen würden, wäre der Motorenlärm weniger auffällig, und wir könnten ...“ „... vom feindlichen Radar erfasst werden!“ Mathieu fixierte erst ihn und dann die anderen Agenten und sagte: „Wir werden nicht höher fliegen. Wir werden springen. Nun machen Sie sich bereit!“ Mathieu setzte seinen Helm auf, ging ins hintere Drittel des Rumpfes und gab dem Absetzer ein Zeichen. Dieser schob einige Bretter zur Seite, die ein rundes Loch im Boden freigaben. Darüber hing eine rote Lampe. Etwas Wind wirbelte in den Frachtraum und verdrängte den für Militärflugzeuge typischen leicht öligen Geruch. Mathieu fröstelte. Unter sich sah er in die dunklen Tiefen, die schon die Piloten vergeblich zu durchdringen versucht hatten. Ahnungen, Schatten, Umrisse. Obwohl das Bild, das sich ihm bot, so undeutlich war, elektrisierte es Mathieu. Dies war Frankreich. Das Land, in dem sein Vater geboren wurde und wo er selbst den schönsten Teil seiner Jugend verbracht hatte, bevor er nach Großbritannien zurückgekehrt war. Frankreich, das Land, das für ihn stets die wahre Heimat geblieben war. Das Land, das nun in einem braunen Sumpf zu versinken drohte, wenn nicht ein Wunder geschah. Er hatte Angst. Ja, er fürchtete sich – vor der Größe der Aufgabe und der Vielzahl an Möglichkeiten, daran zu scheitern. Aber er hatte sich in seinem Leben nie von Angst beirren lassen, sondern immer das getan, was er für richtig hielt, und das würde er auch jetzt tun. Er warf einen Blick zurück auf die Agenten, die ihn begleiteten und sich nun hinter ihm aufreihten. Etienne, ehemaliger Korrespondent einer Pariser Tageszeitung, Léon, Spezialist für Waffen und Sprengstoffe, Kylian, mit achtzehn Jahren der Jüngste im Team, Yann, der Funker, und Pierre, der ehemalige Lehrer, dessen Zwillingsbruder vor einem halben Jahr vor seinen Augen von einem...


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