Lonski | Gewissenlose Gier | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 282 Seiten

Reihe: Weserbergland-Krimi

Lonski Gewissenlose Gier

Hubert Wesemanns 5. Fall
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8271-9681-1
Verlag: CW Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Hubert Wesemanns 5. Fall

E-Book, Deutsch, 282 Seiten

Reihe: Weserbergland-Krimi

ISBN: 978-3-8271-9681-1
Verlag: CW Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ein Mann liegt erschlagen am Rosenrondell des Damenstifts, der Galerist vom Hamelner Pferdemarkt wurde erschossen, und Karola erwartet seine Beratung bei der Auswahl ihres Hochzeitshütchens. Wesemann ist gefordert.
Im Auftrag seines Radiosenders recherchiert er zu einer Wolfssichtung bei Aerzen, stößt auf keinen Wolf, aber auf die Fährte von einer angehenden Stiftsdame zu einer geflohenen RAF-Terroristin, die beim Zugriff der GSG 9 in Hilkenbreden fliehen konnte. Vergeben und vergessen?
Auf der Rückfahrt nach Hameln wird Wesemann massiv bedrängt und setzt seinen Corsa gegen eine Feldsteinmauer. Alles Schrott!
Die angehende Stiftsdame widmet sich unbeirrt ihren wohltätigen Werken, vermittelt ehrenamtlich Waisenkinder an gut situierte Adoptionseltern. Oder ist das alles nur Tarnung? Hat sie im Verborgenen ein kriminelles Netzwerk aufgebaut, um sich am Elend der Waisenkinder zu bereichern?

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EINS
„Wesemann, wie würde dir ein kleiner Schleier gefallen?“, fragt Karola. Sie gießt die Kräutertöpfe auf der Fensterbank. „Wobei?“ Wesemann sitzt am Küchentisch und reinigt mit einem Wattestäbchen und einem Ceran-Putzmittel seinen Handrekorder. „Bei unserer Hochzeit natürlich.“ „Ne, ist schön.“ „Oder lieber ein Hütchen?“ „Hm.“ „Für ein Diadem habe ich zu dünne Haare und ein Krönchen finde ich affig.“ „Natürlich.“ „Oder einfach eine Blume?“ „Blumen finde ich auch sehr schön.“ „Du hast es einfach, du ziehst deinen schwarzen Anzug an und fertig ist es.“ „Wo ist der Anzug überhaupt?“ „In der Reinigung.“ „Du denkst auch an alles.“ „Oder ein aufgestecktes Haarteil?“ Wesemann schaut von seinem Handy auf, muss erst einmal Hochzeit, schwarzen Anzug, Reinigung und Haarteil in die richtige Reihenfolge bringen. „Warum siehst du mich so an? Soll ich mich für unsere Hochzeit vielleicht nicht hübsch machen?“ „Doch, ja, natürlich. Ich sehe dich nur immer gerne an.“ „Wesemann, ich werd nicht schlau aus dir.“ Wesemanns Handy klingelt. Baxmann am anderen Ende der unsichtbaren Leitung. Wesemann zögert, das Gespräch anzunehmen. Dann denkt er an die Hochzeit und sein Konto und ist auch schon am Apparat. „Wir haben da gerade eine Meldung hereinbekommen.“ „Ich habe mir den Fuß verstaucht, muss ihn hochlegen und mindestens acht Tage kühlen. Das sind Schmerzen.“ „Sie sollen doch nicht laufen, nehmen Sie Ihr Auto. Aber schauen Sie vorher auf den Tankanzeiger, bevor Sie losfahren.“ „Bei dem Spesensatz für meine Radioberichte muss ich immer auf dem letzten Tropfen fahren.“ „Haha. Lustig. Aber im Stift Hollenbusch ist ein toter Mann gefunden worden. Im Rosenrondell des Kreuzgangs. Der Polizeifunk meldet eine unklare Todesursache.“ „Im Rosenrondell?“, fragt Wesemann, nur um etwas zu fragen. „Wesemann, Sie haben doch einen grünen Daumen nach Ihren Erfahrungen mit den Kleingärtnern. Fahren Sie raus und ermitteln Sie. Aber piano, sehr piano – Stift Hollenbusch ist schließlich ein Damenstift.“ Wesemann beendet das Gespräch, schaut Karola an, Karola schaut ihren Wesemann an, sie wartet ab. Schließlich hat er ihr einen entspannten Sonntagnachmittag versprochen. Wesemann wäre jetzt gerne einen Kopf größer als sie und irgendwie dominanter. Er muss es mit Diplomatie versuchen. „Eine Blume im Haar fände ich sehr schön, vielleicht eine ... mir fällt der Name nicht ein. Kann man aber auch trinken.“ „Trinken? Vielleicht eine Malve?“ „Richtig. Malve passt. Ich muss los.“ Karola seufzt. „Wesemann, wenn du nicht so eine Granate im Bett wärst, wüsste ich gar nicht, warum ich dich heiraten sollte.“ Wesemanns Corsa müsste auch mal wieder durch die Waschstraße. Ob das auf Spesen geht? Er wird Baxmann fragen. Quatsch, er wird ihm die Quittung einfach zum Abzeichnen vorlegen. Da werden ganz neue Zeiten anbrechen in ihrem Arbeitsverhältnis. Nicht mehr Baxmann be?ehlt und Wesemann folgt. Er wird sich online bei ver.di über die Mitbestimmung in einem privaten Radiosender informieren und auch über einen Mindestlohn für freie Mitarbeiter. Gartenstraße, Süntelstraße, B 83. Wohngebiet, Gewerbegebiet, links die Weser, schöner Fluss. Wesemann dreht die Seitenscheibe herunter, schließt für einen Moment die Augen, atmet tief ein und aus. Im Augenblick ist wenig Verkehr, aber für selbst verschuldete Unfälle übernimmt seine Versicherung keine Kosten. Also Augen auf im Straßenverkehr. Es riecht. Rechts die Kläranlage, links geht’s nach Wehrbergen. Dann viel Grün, direkt aus dem Boden oder an Stängeln und Ästen. Hollenbusch rechts ab. Bald kommt der wehrhafte breite Turm mit dem aufgesetzten putzigen Glockentürmchen ins Blickfeld. Wesemann versucht, auf direktem Weg ans Stift heranzufahren. Ein unauffälliger schwarzer Dienstwagen versperrt die Zufahrt. Wesemann tippt auf Kripo Hameln-Pyrmont. Er setzt das Auto zurück, parkt auf einem Grünstreifen und schlendert zu Fuß in Richtung Stiftskirche. „Ach, der Wesemann, mal wieder auf Entdeckungstour durchs Weserbergland?“ Wesemanns Lieblingsermittler, Hauptkommissar Bertram. „Genießen Sie doch lieber den Ausblick von der Schaumburg oder setzen Sie sich ans sagenumwobene Ufer der Weser“, spottet HK Bertram, „da gibt es etwas zu sehen. Hier jedenfalls nicht.“ „Und warum ist die Kripo vor Ort?“ „Fehlalarm.“ „Wollten Sie sich nicht der Öffentlichkeit gegenüber informativer zeigen?“ Wesemann schaltet seinen Handrekorder ein und hofft, dass die Akkus noch ein wenig durchhalten. „Selbstverständlich!“ „Ich bin die Öffentlichkeit.“ „Man munkelt, Sie wären mit Ihren privaten Angelegenheiten vollauf ausgelastet.“ Wie soll er sich auch um öffentliche Angelegenheiten kümmern, wenn er sich zu Hause mit Hütchen, Maiglöckchen und Malventee befassen muss. HK Bertram betrachtet Wesemanns unglückliche Miene. „Also schön, ein Toter im Kreuzgang des Damenstifts.“ „Kann ich mir den Toten ansehen?“ „Natürlich. In der Pathologie. Er wurde bereits abtransportiert.“ „Schade.“ „Es gab nicht viel zu sehen. Keine geplatzte Schädeldecke, kein Messer im Brustkorb, keine Neun-Millimeter-Matsche zwischen Kinnspitze und Haaransatz.“ „Sie verfügen eben über einen reichen Erfahrungsschatz.“ Wesemann schluckt trocken. „Na schön, lassen wir den weg. Ziemlich intakte Leiche, südländischer Typ, ohne Papiere, keine besonderen Identifikationsmerkmale.“ „Sie kommen doch nicht für einen einfachen Herzinfarkt raus.“ „Ach so: Platzwunde am Kopf, höchstwahrscheinlich vom Sturz auf die Steine der Einfassung des Rosenrondells. Eine Vermisstenmeldung, die auf die Beschreibung des Mannes passt, liegt bundesweit nicht vor. Vielleicht wird er unter Ihren Radiohörern vermisst?“ „Was würden Sie bloß ohne die Mitarbeit der Öffentlichkeit machen?“ „Jetzt? Auto waschen, Käse und Rotwein einkaufen und später nette Gäste bewirten.“ Wesemann grinst. Gar nicht mal so unübel der Mann von der öffentlichen Ordnung. Auch wenn er manchmal ein wenig mundfaul ist. Doch in all den Jahren haben sie sich aneinander gewöhnt und wissen, was sie voneinander haben. „Weitere Erkenntnisse?“ HK Bertram zieht ein Notizbuch aus der tiefen Tasche seines dunklen Mantels. „Untersetzter, stämmiger Mann – eher Hand- als Geistesarbeiter, über vierzig, aber unter fünfzig, angemessen, aber nicht luxuriös gekleidet und eben das Loch im Hinterkopf. War sicher erst wenige Stunden tot, als er gefunden wurde, sagt die Spurensicherung. Noch keinerlei Besiedlung der Wunde, nur am Rande erste Ameisen auf dem Weg zu den begehrten Innereien. Wir hatten da mal einen Fall, da kamen die Maden schon ...“ „Kein stumpfer Gegenstand in unmittelbarer Nähe gefunden, der die Wunde am Hinterkopf erklären könnte?“ „Leider nicht, Wesemann. Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Keine zweckentfremdeten Schlagwerkzeuge, nur die zu einem Rondell eingelassenen Backsteine. Und die leichte Fahne.“ „Das ist doch schon mal was: Mit einem Fahnenstiel erschlagen. Wo ist die Fahne?“ „Mit dem ganzen Mann bereits abtransportiert worden. Null Komma fast gar nichts nach erster Inaugenscheinnahme. Oder soll ich sagen: Innasenscheinnahme? Der Gerichtsmediziner tippt auf Kirschwasser, er kennt sich gut aus mit den hochprozentigen Wässerchen.“ „Also nichts mit Mord und Totschlag?“ „Absolut nichts. Nach ersten Erkenntnissen hat sich der Mann Zugang zum Damenstift verschafft, in der Dunkelheit die Orientierung im Kreuzgang verloren, wollte sich am Rosenrondell neu orientieren und hat zu diesem Zweck den Kreuzgang zur Mitte hin verlassen. Dann ist er ins Straucheln geraten, gestürzt und mit dem Hinterkopf ungebremst auf die Steine geschlagen.“ „Hört sich plausibel an. Dann reicht es für Sie doch noch für den Einkauf von Käse und Rotwein.“ „Ich hab Rufbereitschaft.“ „Also dann, danke auch im Namen unserer Hörer für Ihre bereitwillige Auskunft.“ Wesemann stellt den Handrekorder ab und verabschiedet sich mit Handschlag von HK Bertram. „Bloß noch eine Frage: Haben Sie eine Ahnung, was der Kerl in einem Damenstift gesucht hat? Schließlich ist keine der Damen unter sechzig und der Zugang zum Gelände ist auch recht kompliziert, wenn Türen und Tore verschlossen sind.“ „Ich tippe mal auf rumänischen oder bulgarischen Leiharbeiter. Wollte sich nach Wertgegenständenumsehen oder hat eine mögliche Übernachtungsmöglichkeit im Kreuzgang gesucht. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, und die ist noch völlig ungesichert.“ Zu Hause erwartet Wesemann beleidigtes Schweigen. Die Hochzeitszeitschriften wurden demonstrativ und dekorativ in den Papierkorb unter Wesemanns Schreibtisch entsorgt. Karola schaut Fernsehen. Tatort. Irgendwas mit Großschlachtereien und Leiharbeitern. Wesemann geht früh zu Bett. Karola umso später. Am nächsten Morgen erwacht Wesemann wie gerädert. Er hat schlecht geschlafen und den Kaffee muss er sich auch selber kochen. Er stapft zum Sender. Karola sitzt hinter ihrem Bildschirm und tippt Rechnungen. Ein Luftküsschen für Karola, sie antwortet mit einem gequälten Lächeln. Wesemann klopft an Baxmanns Bürotür. „Immer hereinspaziert.“ Baxmann scheint gut gelaunt zu sein. „Was...


Günter von Lonski wurde 1943 in Duisburg-Laar geboren. Er studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1981 schreibt er Romane, Krimis, Jugend- und Kinderbücher, Hörspiele, Kurzgeschichten, Glossen, Satiren und Schulbuchbeiträge. 2010 erhielt er den Rolf-Wilhelms-Literaturpreis der Stadt Hameln. Günter von Lonski ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Hannover. Er ist außerdem Autor von bereits vier erschienenen Weserbergland-Krimis „Das letzte Lied“, „Tödlicher Wind“, „Bittere Medizin“ und „Teufelskralle“, in denen der akribische Journalist Hubert Wesemann ermittelt – spannend, unterhaltend, mit einem Schuss Humor und Ironie. „Eis!“ ist nach „Mord auf dem Schützenfest“ der zweite Hannover-Krimi aus der Feder von Günter von Lonski.



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