E-Book, Deutsch, 584 Seiten
Löw Juden im Getto Litzmannstadt
2. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8353-2010-9
Verlag: Wallstein Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten
E-Book, Deutsch, 584 Seiten
Reihe: Schriftenreihe zur Lodzer Getto-Chronik
ISBN: 978-3-8353-2010-9
Verlag: Wallstein Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Geschichte des Gettos Litzmannstadt (Lodz) aus der Perspektive der Eingeschlossenen.
»Viele Schrecknisse gerieten in Vergessenheit. Viele Schrecknisse (Schandtaten) hatten keine Zeugen. Viele Schrecknisse waren derart, daß ihre Darstellung keinen Glauben fand. Aber sie sollen in der Erinnerung leben bleiben.« Oskar Rosenfeld schrieb diese Zeilen im Mai 1942 angesichts der Deportation von Juden aus dem Getto Litzmannstadt (Lodz) in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) in sein Tagebuch. Zahlreiche Juden hielten das Erlebte fest, damit Leben und Sterben im Getto nicht in Vergessenheit geraten würden. Die jüdische Gettoverwaltung richtete sogar ein Archiv ein, um diese Aufzeichnungen zu sammeln.
Andrea Löw hat diese Selbstzeugnisse aus dem Getto in Litzmannstadt (Lodz) in deutscher, polnischer und jiddischer Sprache erstmals wissenschaftlich ausgewertet. Was wird über die Geschichte der Menschen im Getto berichtet? Wie versuchten sie, ihr Leben zu organisieren und gegen die Resignation anzukämpfen?
Aus anonymen Opfern werden Individuen, die versuchten, auf ihr Schicksal aktiv Einfluß zu nehmen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;1. Einleitung;8
3;2. Die Zerstörung der alten Ordnung;56
4;3. Vor dem Massenmord;98
5;4. Getto und Vernichtung;264
6;5. Das Ende: Gettoauflösung;456
7;6. Schluss;494
8;7. Anhang;512
9;8. Quellen- und Literaturverzeichnis;530
5. Das Ende: Gettoauflösung (S. 455-456)
Die fast zwei Jahre andauernde Phase relativer »Ruhe« im Getto Litzmannstadt beendeten die Nationalsozialisten im Juni 1944. Diskussionen über die Zukunft des letzten noch auf vormals polnischem Gebiet bestehenden Gettos hatte es bereits 1943 gegeben. Am 11. Juni 1943 hatte Heinrich Himmler, vermutlich aufgrund von Sicherheitsüberlegungen unter dem Eindruck des Aufstandes im Warschauer Getto, angeordnet, das Getto Litzmannstadt in ein Konzentrationslager umzuwandeln und damit unter die Kontrolle der SS zu bringen. Dies blieb jedoch ohne Wirkung. Im Dezember 1943 regte Himmler die Verlegung sämtlicher Gettobetriebe nach Lublin an, wiederum verbunden mit der Anweisung, das Getto in ein Konzentrationslager umzuwandeln.
Dagegen protestierten die lokalen Behörden, drohte ihnen doch in diesem Falle der Verlust ihrer Tätigkeit in Litzmannstadt und eine Verlegung an die Front. Sie brachten unter Hinweis auf die Produktivität des Gettos das Oberkommando der Wehrmacht auf ihre Seite. Verschiedene Besprechungen über die Umwandlung des Gettos in ein Konzentrationslager fanden Anfang 1944 statt, die hier nicht im Detail erläutert werden sollen. Gauleiter Arthur Greiser intervenierte bei Heinrich Himmler im Februar 1944 in Posen gegen diese Pläne und vereinbarte mit ihm, dass das Getto zunächst verkleinert und dann aufgelöst werden sollte.
Seit Ende März lehnte die Gettoverwaltung Litzmannstadt neue Aufträge von privaten Firmen ab. Weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Produktivität des Gettos wurden in diesem Monat getroffen, u.a. die Deportationen nach Skarzysko- Kamienna bei Tschenstochau und die Verkleinerung des Gettogebiets. Spätestens im März 1944 befahl Himmler, das SS-Sonderkommando Lange zu reaktivieren.
Die Wiedererrichtung des Vernichtungslagers Kulmhof begann wahrscheinlich noch im selben Monat und war Anfang Juni 1944 beendet. Auch danach waren die deutschen Diskussionen um die Zukunft des Gettos nicht abgeschlossen, aufgrund der großen Bedeutung der Gettoproduktivität für die Kriegswirtschaft setzte sich Albert Speer für seine Erhaltung ein. Am Ende setzte sich Himmler durch. Zwischen dem 23. Juni und dem 14. Juli wurden insgesamt 7.196 Menschen in zehn Transporten aus dem Getto Litzmannstadt nach Kulmhof deportiert.