Loeffelbein Percy Pumpkin - Band 1
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-649-60996-4
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mord im Schloss
E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten
Reihe: Percy Pumpkin
ISBN: 978-3-649-60996-4
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein altes englisches Schloss, eine verschrobene Adelsfamilie und ein über Jahrzehnte gehütetes Geheimnis ...
Ungläubig blickt Percy Pumpkin an der Fassade von Darkmoor Hall empor. In diesem Schloss soll er seine Ferien verbringen? Noch dazu mit kauzigen Verwandten, die er nie zuvor zu Gesicht bekommen hat?
Schon bald nehmen sonderbare Ereignisse ihren Lauf: Die Köchin wird ermordet aufgefunden, ein Monster torkelt bei Mondlicht durch den Schlosspark und Percys Eltern verschwinden spurlos. Irgendwie scheint alles mit dem Rezept von Aunt Annie's Worcestershire-Sauce zu tun zu haben. Der Würzsauce, die der Familie Darkmoor sagenhaften Reichtum beschert hat und deren Zutaten seit Jahrzehnten streng geheim gehalten werden. Wird es Percy gelingen, das Rätsel um Schloss Darkmoor zu lüften?
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Philip traute seinen Augen nicht. Am Ende der steinernen Treppe befand sich tatsächlich ein Kellergewölbe, genau wie Dolores es ihm beschrieben hatte. Sein Herz begann, unangenehm schnell zu schlagen, und die Innenflächen seiner Hände wurden schwitzig, sodass ihm die Taschenlampe zu entgleiten drohte. Bei dem Gedanken, in diesem unheimlichen Gemäuer ohne Licht dazustehen, wurde ihm schwindelig. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und hielt sich an der feuchten Wand fest. Dann taumelte er die letzten Stufen nach unten. Der Sarkophag stand aufrecht in der Mitte des Raums. Philip schnappte überrascht nach Luft. Dolores hatte die Wahrheit gesagt! Er ärgerte sich, dass er Dr. Fowler Glauben geschenkt und ihm sogar dabei geholfen hatte, seine Cousine ins Irrenhaus einzuweisen. Der Schein der Taschenlampe warf bizarre Schatten an die Wände, und für einen Augenblick hatte Philip den Eindruck, dass der Deckel des Sarkophags sich langsam öffnete. Er schüttelte den Kopf, um das Hirngespinst zu vertreiben. Da ließ ihn ein Ächzen und Stöhnen erstarren. Der Deckel des Sarkophags bewegte sich tatsächlich! Philips Kehle war wie zugeschnürt und seine Beine versagten ihm den Dienst. Stocksteif stand er da und sah mit an, wie sich eine knochige Hand aus dem Grab hervorschob … Ein erneuter Schwindelanfall übermannte ihn und er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, erkannte er, dass weder Dolores noch Dr. Fowler recht gehabt hatten: Vor ihm stand kein Sarkophag, sondern eine Eiserne Jungfrau, das schlimmste Foltergerät, das je gebaut worden war, mit spitzen Dornen, die sich in den Leib desjenigen bohrten, der darin gefangen war. Das Ächzen und Stöhnen wurde lauter, und im nächsten Augenblick geschah das, wovor Philip sich so sehr gefürchtet hatte. Die Taschenlampe entglitt ihm und rollte unter einen Schrank. Schlagartig war der Gewölbekeller in tiefste Dunkelheit gehüllt … »Hast du deinen Koffer gepackt, Liebling?« Percy schreckte hoch. Seine Mutter hatte den Kopf durch die Zimmertür gesteckt und lächelte ihn fröhlich an. Hastig klappte Percy das Buch zu und schob es unter die Bettdecke. »Alles fertig«, versicherte er ihr, obwohl das nicht ganz stimmte. Denn er wollte noch eins seiner neuen Bücher mit in die Weihnachtsferien nehmen, aber er konnte sich einfach nicht zwischen Der unheimliche Abt und Das blutige Leichentuch entscheiden. Percy hatte seit einiger Zeit eine Vorliebe für Kriminal- und Schauergeschichten. Eigentlich durfte er sie noch nicht lesen, aber Miss Samson aus der Leihbücherei drückte meist ein Auge zu und gab sie ihm trotzdem mit. Seine Eltern merkten das nie, da sie sich nicht für Romane interessierten. Für sie war ein Buch wie das andere. Schließlich entschied sich Percy für den Unheimlichen Abt, in dem er gerade gelesen hatte. Doch schon stand er vor dem nächsten Problem: Der Band war viel zu dick für seinen Koffer. So sehr Percy auch drückte und presste, der Lederdeckel ging einfach nicht zu. »Hast du auch ganz bestimmt alle Pullunder eingepackt?« Der Kopf seiner Mutter war erneut in der Tür seines kleinen Zimmers erschienen. »In Worcestershire gibt es oft Schnee über Weihnachten.« »Ja, Mama«, sagte Percy gedehnt. Aber auch das stimmte nicht. Die vier dicken Wollpullunder, die er hatte einpacken müssen, waren ja gerade das Problem. Sie brauchten entschieden zu viel Platz. Noch dazu kratzten sie entsetzlich und … sie waren dunkelrot. Eine schlimmere Farbe konnte es gar nicht geben. Einer davon musste dem Unheimlichen Abt weichen, beschloss Percy. Er schlich zur Tür und spähte vorsichtig hindurch. Seine Mutter war mit dem Picknickkorb beschäftigt und sein Vater war nirgends zu entdecken. Jetzt musste es schnell gehen. Lautlos eilte Percy zum Koffer zurück und machte sich daran zu schaffen. Er zog einen besonders dicken und kratzigen Pullunder heraus, quetschte den Unheimlichen Abt hinein und drückte den Kofferdeckel nach unten. Der wölbte sich zwar nun wie ein dicker Bauch, aber die Schlösser fielen mit einem leisen Schnappen zu. Geschafft. »Bist du fertig, Liebling?«, hörte er die Stimme seiner Mutter. »Ja, Mama!«, rief Percy, ließ den Pullunder rasch unter dem Bett verschwinden und kam mit dem Koffer in der Hand aus dem Zimmer gerannt. Percys Vater trat mit rotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn ins Treppenhaus. »Verflixt und zugenäht«, schnaufte er leise. »Unser Wagen ist einfach zu klein.« Als er Percy erblickte, lächelte er. »Guten Morgen«, sagte er und strubbelte ihm mit einer Hand durchs Haar. »Soll das auch mit?« »Selbstverständlich, Darling«, flötete Percys Mutter und stellte ihm auch noch den Picknickkorb hin. Percys Vater wischte sich mit seinem geblümten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Wenn seine Frau ihn Darling nannte, war höchste Vorsicht geboten. Seufzend nahm er Percy den Koffer aus der Hand und klemmte sich den Picknickkorb unter den Arm. Dann stapfte er wieder die Treppe hinunter. »Vergiss deine Jacke und dein Halstuch nicht!«, ermahnte seine Mutter ihn, während Percy sich die Schuhe anzog. »Aber es ist doch gar nicht kalt.« »In Worcestershire ist es kühler als in London.« Percys Mutter band sich ein Kopftuch um, das ebenso geblümt war wie das Taschentuch ihres Mannes. »Warum fahren wir dann überhaupt dorthin?«, wollte Percy wissen. Normalerweise verbrachten sie die Weihnachtsferien immer bei Onkel Ernie, der ein kleines Hausboot auf der Themse hatte. »Weil wir von meiner Schwester Caroline eingeladen worden sind, das weißt du doch, mein Liebling«, sagte Mrs Pumpkin. Sie drückte Percy Jacke und Halstuch in die Hand und schob ihn ins Treppenhaus. Dann schloss sie die Wohnungstür. »Es wird ein ganz wundervoller Urlaub werden«, schwärmte sie. »Caroline hat in eine vornehme Familie eingeheiratet, die ein Haus auf dem Land besitzt. Sie haben einen großen Pferdestall und ein Golfplatz soll auch in der Nähe sein.« Percy hatte noch nie Golf gespielt und interessierte sich nicht für Pferde. Außerdem fand er, dass seine Mutter einen merkwürdigen Unterton in der Stimme hatte, als sie von dem Haus auf dem Land sprach. »Bei Onkel Ernie war es immer sehr lustig«, sagte er, während er versuchte, das hässliche Halstuch in seiner Jackentasche verschwinden zu lassen. »Onkel Ernie ist kein guter Umgang für dich«, sagte seine Mutter. »Bei Tante Caroline wird es dir bestimmt gefallen, Liebling. Dann lernst du auch endlich deine Cousins und Cousinen kennen. Sie gehen alle auf eine Privatschule.« Percy verdrehte die Augen – natürlich so, dass Mrs Pumpkin es nicht sehen konnte. Jetzt waren Weihnachtsferien, da war ihm doch die Schule seiner Cousins und Cousinen egal. Und außerdem hatte es ihm bei Onkel Ernie immer sehr gut gefallen. Seine Koje befand sich nämlich genau neben der Kajüte von Onkel Ernie, der nichts dagegen hatte, dass Percy abends lange aufblieb und in seinen Krimis las. Und da seine Eltern am anderen Ende des Hausboots schliefen, bekamen sie nichts davon mit. Ob das bei dieser Tante Caroline auch so sein würde? Percy sah den Weihnachtsferien mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen. Er quetschte sich zwischen seinen Koffer und den Picknickkorb auf die Rückbank des kleinen Austin und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen – was gar nicht so leicht war. Sie waren bereits an dem hässlichen Versicherungsgebäude vorbeigefahren, in dem sein Vater arbeitete, und hatten das Wembley-Stadion hinter sich gelassen, als er endlich so saß, dass ihn weder der Picknickkorb in die Beine noch die Kofferschnallen in die Seite pikten. »Warum haben wir eigentlich noch nie etwas von Tante Caroline gehört?«, fragte Percy, als sie durch die grauen Vororte von London fuhren. In seinen Romanen bedeuteten plötzlich auftauchende Tanten selten etwas Gutes. »Ich meine, warum haben wir nicht schon früher etwas von ihr gehört? Vor dieser Einladung.« »Ich habe Caroline das letzte Mal ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit gesehen«, erklärte Mrs Pumpkin. »Es gab einen kleinen Streit«, fügte sie dann etwas zögerlich hinzu. Percy wurde sofort hellhörig. »Was denn für einen Streit?«, fragte er betont beiläufig. Mrs Pumpkin schwieg und schaute konzentriert in die Straßenkarte auf ihrem Schoß. »Ja, was für einen Streit?«, mischte sich nun sein Vater lachend...