Loeffelbein | Malvina Moorwood (Bd. 1) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Loeffelbein Malvina Moorwood (Bd. 1)

Das Geheimnis von Moorwood Castle
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-649-63371-6
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Geheimnis von Moorwood Castle

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-649-63371-6
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Malvina Moorwood ist clever, vorlaut und ziemlich fix – und das nicht nur, wenn es darum geht, den Nachtisch zu verputzen. Als ihre Eltern beschließen, das alte Familienschloss zu verkaufen, steht für Malvina sofort fest: Das kommt gar nicht in die Tüte!
Mit Spürsinn, Geschick und einer gehörigen Portion Verwegenheit stürzt sie sich zusammen mit ihrem Freund Tom in ein haarsträubendes Abenteuer zur Rettung Moorwood Castles. Dabei stolpert sie nicht nur über einen waschechten Geist und einen alten Familienfluch, sondern auch über eine Karte, die einen vielversprechenden Schatz in Aussicht stellt …

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Der 16. Juli hätte ein wunderbarer Tag sein können. Die Schule war aus, drei Stunden früher als geplant, die Sommerferien gingen los und es war so heiß wie noch nie. In vier Tagen hatte ich Geburtstag und würde elf Jahre alt werden. Alles war super. Während ich mit meinem besten Freund Tom den Heckenrosenweg entlangschlenderte, sammelte ich ein paar flache Kieselsteine auf. Ein kleiner Wettkampf war jetzt genau das Richtige. »Wetten, dass ich dich zuerst treffe?«, rief ich Tom zu und hielt ihm eins meiner Wurfgeschosse unter die Nase, damit er gleich verstand, was Sache war. »Treffen?«, fragte Tom. »Wo denn? Und nach welchen Regeln?« Tom musste immer alles ganz genau wissen. Sein Lieblingssport war Denksport, und er verbrachte Stunden damit, im Internet Knobelaufgaben zu lösen. Außerdem war Tom der totale Streber. Er hatte nur Einsen und ging freiwillig zu den Lateinkursen von Mr Brix. Nichts gegen die Lateinkurse von Mr Brix, aber hin und wieder musste man einem Besserwisser wie Tom schon mal zeigen, wo das Leben wirklich spielte. Ich feuerte einfach drauflos und erwischte Tom an der Brust. Eine große Kunst war das allerdings nicht, denn er war ziemlich breit und trug noch dazu trotz der Hitze eine Windjacke, die ihm ein paar Nummern zu groß war. »He!«, rief Tom, machte aber keine Anstalten zurückzuwerfen. Er hatte noch nicht mal einen Kieselstein in der Hand. Spielverderber. Ich spähte durch die Hecke. Wir waren gleich beim Spielplatz von Moorwood, den man außer durch das Tor etwas weiter südlich auch über einen schmalen Geheimgang gleich vor unserer Nase erreichen konnte. Geheimgänge liebte ich über alles. Natürlich waren Tom und ich für Spielplätze schon viel zu alt, aber nicht für eine Mutprobe, die man hier machen konnte. Die war nämlich richtig gefährlich. Und sie ging so: Ich stellte mich auf die eine Seite der Wippe. Tom kletterte in der Zwischenzeit auf den Holzturm, der sich gleich daneben befand. Und dann musste er von dort aus auf die andere Seite der Wippe springen, was dazu führte, dass ich in hohem Bogen durch die Luft katapultiert wurde. Wenn Tom nicht richtig sprang, tat er sich ziemlich weh. Und ich mir noch viel mehr, wenn ich nicht richtig landete. Ich fand, dass ein bisschen Nervenkitzel immer gut war, aber Tom fand das nicht. Das erkannte ich an dem kritischen Blick, mit dem er stets die Wippe musterte. Weil Tom jedoch mein bester Freund war, ließ er sich jedes Mal von mir überreden. Ich war nämlich nicht nur im Abspringen und Durch-die-Luft-Fliegen gut, sondern auch darin, andere Leute zu bequatschen. Gerade als ich den Mund öffnen wollte, um loszulegen, hob Tom die Arme. »Schon gut, Malvina. Ein Sprung! Ein einziger. Aber dann ist erst mal Schluss. Bis Weihnachten. Mindestens!« »Bis zum Ende der Ferien«, sagte ich. »Bis November«, erwiderte Tom. »Oktober!« »Okay, okay.« Tom verdrehte die Augen und machte sich auf den Weg zum Holzturm. Ich kletterte vergnügt auf die Wippe und wartete auf meinen Einsatz. Und der kam schneller als gedacht. Normalerweise trödelte Tom immer ziemlich, aber diesmal sprang er sofort los und ich segelte Richtung Himmel und brach dabei meinen Hoch-durch-die-Luft-segel-Rekord. Es kribbelte im Bauch, mein Herz schlug wie verrückt und ein bisschen Angst hatte ich auch. Aber nur ein bisschen. Alles in allem genau die richtige Mischung. Tom war nicht gerade für große Gefühlsausbrüche bekannt, aber nach dieser gemeinsamen akrobatischen Leistung hob selbst er seine linke Hand und ließ sie gegen meine ebenfalls erhobene rechte klatschen. »Kommst du heute Nachmittag zu mir?«, fragte ich. »Wir können uns den Gruselfilm angucken, den du im Laden von deiner Mutter gefunden hast.« Wenn es um Gruselfilme ging, musste man Tom nicht lange überreden. Er mochte spannende Aktivitäten hauptsächlich dann, wenn sie sich in einem sicheren Umfeld erledigen ließen. Und wenn sie etwas mit einer weichen Sitzgelegenheit zu tun hatten. »Geht nicht«, entgegnete er. »Der Film ist auf einer alten Videokassette aus dem letzten Jahrhundert.« »Lass dich überraschen.« Statt weiterer Worte blinzelte ich ihm diesmal nur geheimnisvoll zu. »Okay«, sagte Tom. »Um vier bei dir.« Dann trottete er davon. Bevor er bei der Bäckerei um die Ecke bog, drehte er sich noch mal um und rief: »Um vier!« Tom hatte sichtlich gute Laune. Ich nickte zufrieden. Es war ein schönes Gefühl, wenn jemand, den man mochte, sich freute. Wie gesagt, es hätte ein wunderbarer Tag sein können. Ich fuhr mit dem Bus nach Hause und hielt ein kleines Schwätzchen mit meinem Lieblingsbusfahrer Bernie. Während der Fahrt setzte ich mich nicht hin, sondern stand schräg hinter Bernies Fahrerecke, die ein bisschen so aussah wie die Kommandobrücke eines sehr alten Raumschiffs. Bernie versorgte mich mit Gummibärchen, die er aus einer großen gelben Tüte angelte. Süßigkeiten vor dem Mittagessen waren immer gut für die Stimmung. Bernie konnte noch mehr quatschen als ich und ich lauschte seinem Redeschwall. Dabei betrachtete ich die kleinen Figürchen und den anderen Krimskrams, der an einer Schnur an dem Spiegel hing, mit dem Bernie den hinteren Teil des Busses im Auge haben konnte. Einiges davon stammte aus Überraschungseiern, aber das meiste musste er aus einer anderen, sehr viel geheimnisvolleren Quelle haben. Zum Beispiel die kleine Flöte, die aussah, als wäre sie aus einem Knochen geschnitzt. Oder der gelbe Totenkopf darunter. Ein gelber Totenkopf mit rosafarbenen Haaren, die steil zu Berge standen, und mit riesigen Kulleraugen, die in allen Regenbogenfarben schimmerten. »In den nächsten Tagen wird es noch heißer werden«, erzählte Bernie. »Und dann soll es Gewitter geben und vielleicht sogar einen Wirbelsturm.« »Super«, sagte ich. Denn im Gegensatz zu Tom war ich gern mittendrin, statt nur dabei. Dann hielt Bernie bei der Bushaltestelle am alten Torhaus und ich stieg aus. Ich winkte zum Abschied. Das alte Torhaus hieß so, weil es hier früher einmal ein großes Eingangstor und eine Zugbrücke gegeben hatte, aber wie alles auf unserem Grundstück waren Tor und Brücke alt und verfallen. Also genau richtig. Das sahen die Fahrer der Autos, die in unserem Schlossgraben gelandet waren, natürlich anders. Und weil solche Autofahrer mehr zu sagen hatten als fast elfjährige Mädchen wie ich, hatte mein Vater das Tor abgerissen und die Brücke durch einen Betonklotz ersetzt. Nur das Torhaus moderte noch in stiller Würde vor sich hin. Weil sich dort drinnen ein alter Trafo vom Elektrizitätswerk befand, war es dem Abriss entgangen. Im Park traf ich Poldi, unseren Hund. Er hatte versucht, Kaninchen zu jagen, aber natürlich keinen Erfolg gehabt. Poldi war schon ziemlich alt und Kaninchen waren viel zu schnell für ihn. Ich pflückte ein paar kleine grüne Birnen und warf sie durch die Luft. Kleine grüne Birnen waren viel leichter zu fangen als Kaninchen. Poldi sprang wild umher und bellte jedes Mal glücklich, wenn er eine Birne erwischte. Dann fiel uns beiden das Mittagessen ein und wir liefen um die große verwilderte Haselnusshecke auf unser Schloss zu. Mit dem sommerlichen Park drum herum und dem blauen Himmel darüber sah der alte Kasten noch hässlicher aus als sonst und erinnerte mehr an eine heruntergekommene Fabrik als an ein Schloss. Das hieß, dass die schiefen Türme, die bröckelige Außentreppe und das graue Mauerwerk ganz besonders auffielen, weil alles andere so hübsch und romantisch wirkte. Das Schloss hieß übrigens Moorwood Castle und es war uralt. In Butlers Burgen- und Schlösser-Lexikon hatte ich einmal gelesen, dass es zu den zehn hässlichsten Bauwerken Großbritanniens gehört, aber das ist natürlich Quatsch. Moorwood Castle gehört nicht zu den zehn hässlichsten Bauwerken Großbritanniens, es ist das hässlichste. Mit Abstand. Und gerade deswegen ungeheuer liebenswert. Wenn wir in der Schule einen Ort malen sollten, an dem wir besonders glücklich waren, dann malte ich immer unser Schloss. Auch wenn meine Eltern meinten, dass es kurz davor war zusammenzukrachen. Poldi und ich wetzten am Hauptportal vorbei, das mit Brettern vernagelt war. Auch die Fenster links und rechts vom Portal waren verriegelt und verrammelt. Das hatte natürlich Papa gemacht. Papa war der Earl of Moorwood und wie viele englische Landadlige war er bettelarm. Deswegen wohnten wir auch nicht direkt im Schloss, sondern in einem Anbau,...


Christian Loeffelbein hat in seiner Geburtsstadt Kiel Germanistik, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte studiert und danach als Journalist gearbeitet. Heute lebt er in Hamburg und denkt sich spannende Geschichten für kleine und große Leserinnen und Leser aus.



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