Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 250 g
Symposiumsbericht
Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 250 g
ISBN: 978-3-922766-38-4
Verlag: Median-Verlag von Killisch-Horn GmbH
Mit der bundesweit zu beobachtenden Zusammenlegung von Gehörlosen- und Schwerhörigenschulen zu Schulen für Hörgeschädigte gewinnen didaktische Fragestellungen wieder zunehmend an Bedeutung und Interesse. Neben dem schulorganisatorischen Aspekt, der in erster Linie durch den Rückgang der Schülerzahlen an diesen Einrichtungen hervorgerufen wurde, bewirkt die Zusammenlegung der bisher weitgehend getrennt laufenden Bildungsstätten, dass noch häufiger als früher Schüler unterschiedlicher kommunikativer Kompetenz, aber auch unterschiedlicher Schuljahrgangsstufen in einer Klasse lernen. Die Lehrer stehen damit vor vielfältigen Aufgaben - so gilt es beispielsweise bewährte Handlungsmuster des Unterrichts zu überdenken, neue Unterrichtsformen zu erproben und geschickt innere und äußere Differenzierungsmaßnahmen einzusetzen, um jede Schülerin und jeden Schüler der Klasse bzw. Lerngruppe zu erreichen.
Die Sonderpädagogik allgemein und die Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik im Besonderen durchläuft durch bildungspolitische und rechtliche, aber auch durch fachwissenschaftliche Entwicklungen einen Wandlungsprozess. In diesem werden didaktische Überlegungen eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Dieses und der Gedanke, dass schwerhörigenspezifische Fragestellungen in den letzten Jahren in der fachwissenschaftlichen Diskussion zu kurz gekommen sind, war Anlass, ein Symposium zur Didaktik des Unterrichts mit Schwerhörigen zu organisieren und den Großteil der Beiträge in einer Schrift zusammenzufassen. Der nun vorliegende Reader soll dazu beitragen, ausgewählte Aspekte der Didaktik des Unterrichts mit schwerhörigen Schülern zu erörtern und für diese zu sensibilisieren. Ein Mangel an spezieller didaktischer Literatur besteht allemal, u.a. deshalb, weil für unterrichtsbezogene Forschungen kaum finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und sich derartige Forschungen im Schulalltag vergleichsweise schwierig gestalteten - Interviews, Fragebogenerhebungen, statistische Erfassungen oder weitschweifiges Spekulieren reichen nicht aus, um unterrichtliche Prozesse zu verändern. Unterrichtsbezogene Forschungen stehen stets zwischen den Idealen des Lehrers, den Vorgaben der Lehrpläne, den individuellen Lernbedingungen des einzelnen Schülers und nicht zuletzt den Erwartungen der Eltern. Nicht selten steht der Lehrer vor dem Problem, dass Lernen einerseits höchst individuell abläuft, aber andererseits im Klassenverband zu organisieren ist. Die Sicht, dass Lernen als individuelle Konstruktion und Wirklichkeitserkenntnis als subjektiver Wahrnehmungsprozess anzusehen ist, hat zudem zu einem veränderten Verständnis von Didaktik geführt. In diesem Sinne sollen die einzelnen Beiträge des Buches zur Diskussion anregen.
Mein Dank gilt allen Vortragenden, die sich am Symposium zur Didaktik des Unterrichts mit schwerhörigen Schülern beteiligten und zusätzlich bereit waren, ihre Beiträge für die Veröffentlichung zu überarbeiten. Zu nennen wären hier Hartwig Claußen, der - neben Herbert Ding - einer der wenigen war, die sich konsequent mit schwerhörigenpädagogischen Fragestellungen beschäftigte. Durch sein engagiertes Auftreten ist er zum Anwalt der Schwerhörigen geworden.
Helga Voit und Ursula Horsch verflechten unterrichtsdidaktische mit sprachdidaktischen Überlegungen und werden damit einem Hauptanliegen der Arbeit mit hörgeschädigten Schülern gerecht. Durch ihre Beiträge wird zugleich deutlich, wie sehr aktuelle Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse Einfluss auf den Unterricht mit hörgeschädigten Schülern nehmen.
Ursula Vogel (Gegner) verfügt über umfangreiche theoretische und praktische Erfahrungen bei der Unterrichtung, Bildung, Erziehung und spezifischen Förderung schwerhöriger Kinder und Jugendliche. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte lag stets auf dem handlungsorientierten Unterricht. Im vorliegenden Buch beschäftigt sie sich mit der Handlungskompetenz schwerhöriger Schüler im Umgang mit der Zeit.
Annette Leonhardt setzt sich mit den Beziehungs- und Kommunikationsstrukturen im Unterricht, die sich vornehmlich in den Sozialformen widerspiegeln, auseinander. Die Sozialformen bilden eine Komponente der organisatorisch-methodischen Gestaltung des Unterrichts und bilden das Zusammenwirken von Lehrer und Schülern sowie den Schülern untereinander ab.
Hartwig Claußen und Uta Dörfer haben einen Sketch über die schwerhörige Margarethe von Witzleben erarbeitet. Dieser kann u.a. im Rahmen des Faches Hörgeschädigtenkunde eingesetzt werden, indem schwerhörige Schüler diesen im Rollenspiel gestalten und sich zugleich mit der Persönlichkeit der Margarethe von Witzleben auseinander setzen.
Bei der Erstellung des Buchmanuskripts half in kreativer und gewohnt zuverlässiger Weise Frau Hannelore Raudszus. Ihr und allen Autoren danke ich für die Mitarbeit.
Inhalt:
Zur Geschichte der Didaktik des Unterrichts mit Schwerhörigen von Hartwig Claußen.
Der handlungsorientierte Bedeutungserwerb nach Ursula Vogel (Gegner) im Kontext induktiver sprachdidaktischer Modelle für hörgeschädigte Kinder von Helga Voit.
Erziehung zur Dialogfähigkeit als unterrichtliche Lernprozesse von Ursula Horsch.
Der Umgang schwerhöriger Kinder und Jugendlicher mit der Zeit von Ursula Vogel.
Beziehungs- und Kommunikationsstrukturen im Unterricht mit schwerhörigen Schülern von Annette Leonhardt.
Margarethe von Witzleben auf Urlaub (Ein Sketch) von Uta Dörfer / Hartwig Claußen.
Zielgruppe
Pädagogen