Lee / Pelan | SHIFTERS – Radikal böse | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Lee / Pelan SHIFTERS – Radikal böse


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86552-448-5
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-86552-448-5
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Captain Jack Cordesman wird an den Schauplatz eines bestialischen Mordes gerufen. Der Tote wurde das Opfer eines Kannibalen. Neben den Bissspuren gibt es nur eine einzige Spur: ein paar lange, rote Haare.
Als diese Haare auch an weiteren Tatorten gefunden werden, wird klar, dass die Polizei von Seattle es mit einem Serienkiller zu tun hat – mit einer Frau.


Richard Laymon: »Edward Lee – das ist literarische Körperverletzung!«

Horror Reader: »Ein perverses Genie.«

Fangoria: »Edward Lee akzeptiert keine Grenze.«

Originell, verstörend und gewagt – ›Extreme Horror‹ von Edward Lee. Ein echtes Erlebnis.

Lee / Pelan SHIFTERS – Radikal böse jetzt bestellen!

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EINS:
AUFHEBUNG
I »Ich liebe dich nicht mehr.« Die Worte, ihre Worte, zogen hinter der Mauer seines Schlafes vorüber wie Gespenster. Richard Locke erschauderte in der Dunkelheit seiner geschlossenen Augen. Die Bettdecke hatte sich um seinen Körper und seine Beine geschlungen – weniger eine Decke als ein Knäuel blasser Schlangen, die gekommen waren, um sich an seinen Träumen zu laben. Träume, dachte er. Was war aus seinen geworden? Er öffnete die Augen. »Ich liebe dich nicht mehr«, hatte sie am letzten Augusttag gesagt. Aber das war nun schon ein paar Monate her. Monate – und immer noch war er kein bisschen mehr darüber hinweg als damals. Locke stöhnte und starrte an die Zimmerdecke. Irgendwo tickte eine Uhr. Monate ... Das trostlose Licht des Herbsttages auf seinem Gesicht kam ihm gebraucht vor, wie aus einem Secondhandladen. Er erhob sich aus dem Bett wie aus einem Sarg. Ja, er fühlte sich tot. Bleich, hager, schäbig. Schweiß klebte ihm das Haar an den Kopf. Seine Gelenke knackten, als er missmutig durch das Zimmer ging und ausdruckslos auf seinen Schreibtisch blickte. Ein Blatt Papier hing aus der Walze seiner Schreibmaschine. EHRENMAL von Richard Locke Ein Ehrenmal nur noch die Liebe, eine letzte Tür, die klagend meinem Herzen zugeschlagen durch fünf kleine Worte: Ich liebe dich nicht mehr. »Was für ein Schrott«, murmelte er. Er zog das Blatt aus der Maschine und zerriss es. Plötzlich fühlte er sich wie besessen; er zitterte, seine Augen waren starr aufgerissen. Einen grotesken Anblick musste er bieten: ein blasser, magerer 33-Jähriger, der in schlotteriger Unterhose und mit zerzausten Haaren mitten in einem unaufgeräumten Zimmer stand. Er stürzte zum Fenster, schob es hoch und lehnte sich hinaus. Ein paar Fußgänger schauten nach oben und lachten. Es kümmerte ihn nicht. Er ließ das zerrissene Gedicht aus seinen Fingern gleiten. Er sah zu, wie die Fetzen sich trennten und dann wie in einem Traum vom Fenster im ersten Stock zur Straße hinunterschwebten. II Locke war Dichter. Mit viel Wohlwollen konnte man ihn vielleicht sogar als lokale Berühmtheit bezeichnen. Die Zinsen des Geldes, das seine Eltern ihm hinterlassen hatten, reichten fast, um über die Runden zu kommen. Einen Tag pro Woche arbeitete er in der Buchhandlung an der Greenwood Avenue, und gelegentlich sprang er als Vertretungslehrer an der Lincoln High ein, aber das war es dann auch. Er wusste, dass es wesentlich zweckmäßigere Lebensweisen gab; statt sechs bis zehn Stunden am Tag Poesie zu verfassen, hätte er sich auch für eine konventionellere Laufbahn entscheiden können. Doch das kam ihm falsch vor. Er war besessen von dem Gedanken, wahrhaftig zu sein, was auch immer das bedeutete. Er war auf dieser Welt, um zu schreiben, und genau das würde er auch tun. Poeten verdienten wenig oder gar nichts mit ihrer Arbeit – wenn ein Verleger ihm Geld anbot, lehnte Locke es ab –, aber das war ihm egal. Er war kein Materialist, er besaß noch nicht einmal einen Fernseher. Alles, was er brauchte, war ein Dach über dem Kopf, eine Schreibmaschine und seine Muse. Er schrieb seit zehn Jahren. Mittlerweile hatte er Hunderte von Gedichten veröffentlicht – er hatte schon vor Jahren aufgehört zu zählen. Seine Werke erschienen regelmäßig in zahlreichen College-Literaturzeitschriften, in kleineren Magazinen, Zeitungen und Gedichtsammlungen. Einige hatten es sogar in landesweite Zeitschriften geschafft: The New Yorker, Esquire, Atlantic Monthly, sogar Cosmopolitan, aber noch ließ der große Durchbruch auf sich warten. Ob es überhaupt jemals so weit kam, war ihm egal; er brauchte keine Anerkennung, um sich in dem, was er tat, real zu fühlen. Verewigung war alles, was ihm in kreativer Hinsicht etwas bedeutete – er brauchte dafür keine große Verbreitung. Wenn nur ein anderer Mensch eines seiner Gedichte las, dann wurde diesem Gedicht – und der Saat seiner Kreativität – Wahrheit zuteil. Wahrheit, dachte er. Blicklos starrte er seine Smith-Corona an und fühlte sich wie der Wahrsager in Shakespeares Stück. Wie definiert man Wahrheit? Diese Frage lenkte das Bemühen jedes Poeten. Locke hatte ein Jahrzehnt damit verbracht, darüber nachzudenken, darüber zu schreiben, ihre Grundvoraussetzungen auszuloten. Er wollte, dass jedes seiner Gedichte den Kern dieser Frage berührte, und sei es auch noch so punktuell. Locke wusste nicht genau, was Wahrheit war, aber er wusste, was sie nicht war. Wahrheit war keine physische Realität, sie war nichts, was man sehen oder hören konnte. Sie war nicht materiell. Man konnte sie nicht anfassen. Locke wusste, dass die Wahrheit irgendwo zwischen den Zeilen des Lebens existierte, und die Erforschung dieser Regionen war es, woraus seine Muse Kraft schöpfte. Zumindest war es so gewesen. Bis vor Kurzem. Sein Schreibtisch war ein altes schwarzes Metallungetüm. Bücherregale umgaben ihn wie Festungsmauern. Bilder hingen an der gegenüberliegenden Wand, die großen Dichter: Keats, Shelley, Jarrell, Seymour und ein mürrischer Edgar Allan Poe mit seinem charakteristischen Halstuch. Locke gefiel der Gedanke, von diesen großen Männern bei seiner Arbeit beobachtet zu werden. Die Bilder belebten ihn. Aber da war noch ein weiteres Bild, nicht an der Wand, sondern direkt auf dem Schreibtisch. Ein kleines Foto in einem flachen Goldrahmen. Es schien etwas an ihn auszustrahlen, war mehr als ein Foto, eher so etwas wie Vorsehung, ein Teil seiner Vergangenheit und ein Teil seiner Zukunft. Ich liebe dich nicht mehr, schien das Bild zu sagen. Es war Clare. Das Foto war im Concannon’s aufgenommen worden, an ihrem Geburtstag. Sie lächelte aufgelöst in die Linse, nachdem sie gerade einen der berüchtigten »Birthday Shooters« des Barkeepers heruntergekippt hatte. Und direkt neben ihr, den Arm um sie gelegt, saß Locke. Sie war schön – sie war umwerfend. Sie war die einzige Frau, die Locke je in seinem Leben geliebt hatte. Und jetzt war sie weg. III Was war Liebe? Wie konnte man sie definieren? Locke wusste es nicht. Er war schon früher verknallt gewesen, viele Male. Er hatte sogar ein paarmal eine Beziehung gehabt. Aber er hatte nie genug für eine Frau empfunden, um die geheimnisvollen Worte Ich liebe dich auszusprechen. Bis er Clare kennenlernte. Es war eine seltsame Seelenverwandtschaft, vom ersten Moment an verstanden sie sich. Er war an einem Abend im letzten Oktober ins Concannon’s gegangen, um ein Bier zu trinken und ein bisschen mit Carl, dem Barkeeper, zu quatschen. Die Nacht fühlte sich sonderbar an: mild und warm, obwohl es kühl sein sollte. Die 45. Straße war verlassen, obwohl sich sonst der Verkehr bis zur Schnellstraße staute. Und das Concannon’s, das um diese Uhrzeit normalerweise gerammelt voll war, war leer. Bis auf sie. Sie saß an der Theke, plauderte mit Carl und trank ein Radler. Eine kleine Zitronenscheibe schwamm in ihrem Glas. Als Locke sie von der Eingangstür aus sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Wer war diese wunderschöne, großartig gekleidete Frau, die ganz allein in der Bar saß? Sie sah prächtig aus, majestätisch: ein jadegrünes Organzakleid, High Heels von Ferraganno, große funkelnde Goldohrringe. Sie hatte kurze blonde Haare mit perfekten Stirnfransen, die jedes Mal sanft wippten, wenn sie den Kopf zurückwarf, um über einen von Carls berüchtigten Witzen zu lachen. »Woran erkennt man, dass ein Anwalt lügt? Seine Lippen bewegen sich.« Natürlich lachte sie; sie arbeitete für eine Anwaltskanzlei. Aber was war es, das ihr Äußeres so unwiderstehlich machte? Locke war immer noch wie gelähmt von ihrem Anblick. Sie hatte Klasse, ohne übertrieben zu wirken. Während das meiste Schöne in dieser Stadt künstlich wirkte, sah sie real aus. Hatte die Vorsehung sie hierhergebracht, nur für ihn? Das erschien Locke nicht unmöglich – er glaubte an die Vorsehung. Er trat zu ihr. »Hi«, sagte er dümmlich. »Ich heiße Locke.« Sie drehte den Kopf. Große blaue Augen strahlten ihn an. Locke wurde beinahe ohnmächtig vom Duft ihres Parfüms. »Ich heiße Clare«, erwiderte sie und lächelte ihn an. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen.« IV Sofort waren sie in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Locke erzählte ihr natürlich, dass er Dichter war. Ihre Reaktion überraschte ihn. »Was sind Ihre Themen?«, fragte sie. Normalerweise gaben Frauen, die er in Bars kennenlernte, Antworten wie Oh, wirklich? oder Ich habe auf der High School auch Gedichte geschrieben. »Gesellschaftlicher Naturalismus«, antwortete Locke. »Ich versuche mit Worten das zu tun, was Munch und Ryder mit Farbe gemacht haben.« Das brachte ihr Gespräch erst richtig in Schwung; Clare hatte im Nebenfach Kunst studiert, malte selbst ein bisschen. Im Laufe der Unterhaltung stellte Locke fest, dass sie viele Ansichten, Vorlieben und Ideale teilten. Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass sie hier war, um sich mit Freunden zu treffen (von Frauen, die allein in Bars herumsaßen, ließ man auf lange Sicht lieber die Finger). Sie war Rechtsanwaltsfachangestellte bei einer der Kanzleien in Queene Ann, einer der größeren. Sie unterhielten sich eine volle Stunde lang; Lockes Begeisterung wuchs mit jeder Sekunde. Clare faszinierte ihn, nicht nur...


Lee, Edward
Edward Lee (geboren 1957 in Washington, D. C.). Nach Stationen in der U.S. Army und als Polizist konzentrierte er sich lange Jahre darauf, vom Schreiben leben zu können. Während dieser Zeit arbeitete er als Nachtwächter im Sicherheitsdienst. 1997 konnte er seinen Traum endlich verwirklichen.
Er lebt heute in Florida und hat mehr als 40 Romane geschrieben, darunter den Horrorthriller HEADERr, der 2009 verfilmt wurde. Er gilt als obszöner Provokateur und führender Autor des Extreme Horror.

Edward Lees Werke enthalten überzogene Darstellungen von sexueller Gewalt. Wer so etwas nicht mag, sollte die Finger davon lassen. Für Fans dagegen ist Edward Lee ein literarisches Genie. Er schreibt originell, verstörend und gewagt – seine Bücher sind ein echtes, aber schmutziges Erlebnis.

Bighead wurde das »most disturbing book« genannt, das jemals veröffentlicht wurde. Mancher Schriftsteller wäre über solch eine Einordnung todunglücklich, doch nicht Edward Lee – er ist stolz darauf.



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