Lee | Die Suche nach dem König – Die Legende vom Tränenvogel 4 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 432 Seiten

Reihe: Die Legende vom Tränenvogel

Lee Die Suche nach dem König – Die Legende vom Tränenvogel 4

Roman

E-Book, Deutsch, Band 4, 432 Seiten

Reihe: Die Legende vom Tränenvogel

ISBN: 978-3-641-31701-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das epische Finale der großen Fantasy-Saga aus Korea!
Die Abenteurer Kaygon Draka, Lekon Tinahan und Feuergeist Bihyung haben die Reinkarnation der Lekon-Göttin gefunden - nur der Gott der Menschen bleibt verschwunden. Um die Herrschaft der Nagas und ihren Krieg gegen die Völker des Nordens zu beenden, reisen sie nach Süden, ins Zentrum des Naga-Reiches. Doch die Echsenwesen, die die Macht ihrer Göttin gestohlen haben, sind nahezu unbesiegbar, wenn der Gott der Menschen nicht gefunden und eine uralte Prophezeiung erfüllt wird. Den Abenteurern bleibt nicht mehr viel Zeit ...

Lee Young-do, geboren 1972, studierte Koreanische Sprache und Literatur an der Kyungnam University. Seinen ersten Roman »Dragon Raja« veröffentlichte er zuerst in Fortsetzungen über eine der ersten Internet-Plattformen, ehe er 1998 in Korea als Buch veröffentlicht wurde. Er verkaufte sich millionenfach und läutete eine neue Ära der Fantasyliteratur in Korea ein. Seither hat Lee Young-do mehrere Romanserien veröffentlicht, darunter »Die Legende vom Tränenvogel«. Die Bücher um den »koreanischen Witcher« werden von Krafton Montreal Studios als Videospiel adaptiert. Lee Young-do lebt mit seiner Familie in Masan.
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Die Mittagssonne brannte auf Hatengrazu herunter und verschluckte die Schatten der Stadt. Aus ihrer Mitte ragte der Herzturm wie ein merkwürdiges Gewächs mit dem Selbstvertrauen einer jungen Knospe und der Erhabenheit eines uralten Baums aus grauer Vorzeit heraus. Daneben wirkten die wunderschönen Bäume rund um die Stadt wie schmächtiges Buschwerk. Der Hüter-Generalleutnant der Naga-Armee, der bei seiner Geburt den Namen Solinsillope Metisol bekommen hatte, aber seit seiner Herzentnahmezeremonie im zweiundzwanzigsten Lebensjahr nur Insillop genannt wurde, blickte auf die Stadt der Unbarmherzigkeit und versuchte, seine Gefühle zu ordnen. Ziemlich viele Hüter-Generäle und fast alle Truppenführer der Naga-Armee stammten aus der Stadt der Unbarmherzigkeit. Insillop aber kam aus Visgrazu. Wenn er die Nirme seiner Gefährten vernahm, hatte er nicht selten den Eindruck, in Kiboren gebe es nur eine einzige Stadt, nämlich Hatengrazu. Wenn von Visgrazu die Rede war, pflegten sie ihr einen gewissen Respekt zu zollen, aber Hatengrazu hieß bei ihnen immer einfach nur »die Stadt«. Für Insillop zeugte das von einer außerordentlichen Gleichgültigkeit, einer unfassbaren Abgestumpftheit, doch bei ihm rief das eher noch mehr Ehrfurcht gegenüber Hatengrazu hervor. Das konnte er nicht leugnen. Seine Kampfgefährten nirmten, als wäre Hatengrazu der gewöhnlichste Ort der Welt; ein Ort, der Dreck und Klatschgeschichten für Erzeugnisse hielt, auf die man stolz sein durfte. Und auf diese gleichgültige Abgestumpftheit war er eifersüchtig, denn er konnte von Hatengrazu nicht so nirmen, wie es die anderen taten. Es war eine Frage der Perspektive. Wer nicht aus Visgrazu kam, konnte nicht mit Abgestumpftheit von dieser Stadt nirmen, und er eben nicht so von Hatengrazu. Seine Gefühle in Bezug auf Hatengrazu, das war Insillop klar, waren eine Besonderheit innerhalb der Naga-Armee. Jetzt, da er die Stadt endlich mit eigenen Augen sah, wollte er sich nicht mehr vormachen, dass er diese Stadt eines Tages ohne Gemütsregung betrachten könnte. Das war schlichtweg unmöglich. Er sah ein, dass er bis zum Ende seines Lebens Hatengrazu mit Ehrfurcht betrachten würde. [Es ist Punkt zwölf, Truppenkommandant Insillop], nirmte ein Hüter-General. Das bedeutete, dass ein Tag vergangen war. Die Vierundzwanzig-Stunden-Frist war gestern Mittag angesetzt worden. Insillop seufzte, eine Geste, die um Verständnis für seine schwierige Lage bat, und bekam dementsprechend nirmlose Anteilnahme. Schließlich ließ er einen Boten rufen und befahl: [Geh und richte ihnen unser Ultimatum aus. Wenn unsere Forderungen, die wir gestern Mittag gestellt haben, bis zum Sonnenuntergang nicht akzeptiert werden, marschieren wir ein.] Der Bote drehte sich wortlos um und eilte davon, auch wenn er für einen kurzen Moment verblüfft gewirkt hatte. Insillop war über diese Reaktion ebenso wenig erstaunt wie über die bedrückten Gesichter der Hüter-Generäle um ihn herum. Gestern Mittag hatte er lediglich Forderungen gestellt. Jetzt aber, nachdem die Frist ereignislos verstrichen war, musste Insillop seinen Worten Taten folgen lassen, wenn er einen halben Tag mehr Zeit gab. Ein Einmarsch war unvermeidbar. Eine weitere Fristverlängerung war nicht mehr möglich. Er hoffte sehr, dass die Matriarchinnen in Hatengrazu Verständnis für seine Lage hatten und einsichtig handelten. Er war ein rational denkender Naga. Er wollte allerdings nicht als der Naga in die Geschichte eingehen, der als erster die Stadt Hatengrazu angegriffen hatte. Die Atmosphäre im Arbeitszimmer der Vorsitzenden des Rats für die Gleichheit der Häuser, das sich in der Stadthalle von Hatengrazu befand, war erdrückend. Obwohl der Name »Rat für die Gleichheit der Häuser« lautete, hatte, wie so oft, das edel klingende Wort »Gleichheit« auch hier nichts mit der Realität zu tun. In jeder Gesellschaft gibt es Personen, die nur dann die Gleichheit zur Sprache bringen, wenn sie ihnen selbst nutzt. Wollte man in Hatengrazu eine Liste dieser Personen anfertigen, wäre man schnell fertig. Man müsste nur die Namen der Matriarchinnen notieren, die in diesem Moment scheinbar gemütlich beieinandersaßen, als würden sie lediglich nett miteinander plaudern. Tatsächlich aber waren diese Frauen nicht zusammengekommen, um die Freuden ihres hohen Rangs miteinander zu teilen. Sie waren vielmehr gezwungenermaßen hier, denn wer viel verändern will, ist verständlicherweise mehr auf den Beinen als andere. Die Frauen hatten sich also getroffen, um Maßnahmen gegen die Gefahren zu ergreifen, denen sie aufgrund ihres Ranges ausgesetzt waren – und weil sie eine Entscheidung treffen mussten. Eine dieser Gefahren hatte nun eine sehr greifbare Form angenommen: fünf Militäreinheiten und Dutzende Hüter-Generäle, die an der Stadtgrenze ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Ratsmitglieder wussten nicht, warum Insillop die Frist um einen halben Tag verlängert hatte. Sicher wussten sie hingegen, dass er danach angreifen würde. Der Feind rückte immer näher, und er würde bestimmt nicht aus emotionalen Gründen eine potenzielle Gefahr in seinem Rücken stehen lassen. Die Ratsmitglieder warfen sich gegenseitig Blicke der Wut und der Verzweiflung zu – Gefühle, die sie wohl auch gegen sich selbst richteten. Eine der Matriarchinnen hatte ein besonderes Talent dafür, das auszunirmen, was niemand offen in den Raum stellen wollte: [Jetzt können wir dieses alberne Spielchen nicht mehr weiterspielen.] [Albernes Spielchen? War es das?] [Was sollte es sonst gewesen sein?] Die Matriarchin wollte schon erneut widersprechen, da begriff sie, was die andere nirmen wollte: Sie meinte, dass man ihr bisheriges Verhalten nur als albernes Spielchen auffassen konnte. Die Hüter im Herzturm hatten die Überhand gewonnen, denn jetzt, wo eine Hüter-Armee die Stadt so gut wie betreten hatte, durfte es ihnen gegenüber keine Feindseligkeiten mehr geben. Alles andere wäre wirklich ein albernes Spielchen. Natürlich konnte das, was die Matriarchinnen getan hatten – sie hatten immerhin den Herzturm belagern lassen –, niemals als ein solches abgetan werden. Aber eine Lösung, die alle Beteiligten – wie immer wurden hierbei jene ausgenommen, die geopfert werden mussten – gleichermaßen zufriedenstellte, konnte nur die sein, alles bisher Geschehene als einen unbedeutenden Aufruhr abzutun. [Die wesentlich wichtigere Angelegenheit, die unser sofortiges Handeln erfordert, rückt immer näher, und angesichts dessen können alle bisherigen Geschehnisse tatsächlich nur Spielchen gewesen sein. Keine Ahnung, warum Truppenkommandant Insillop nicht Simograzu, sondern Hatengrazu zur letzten Verteidigungslinie erklärt hat. Er ist der Kriegsexperte, nicht wir, egal, was man auch sagen mag. Die Nordarmee ist hierher unterwegs, und wir müssen sie aufhalten. Deswegen müssen wir jetzt sofort mit den Dokebi-Spielchen aufhören.] Selbstverständlich wollte die Frau eigentlich etwas anderes nirmen: Serisma hatte im Alleingang den Herzturm gegen die Matriarchinnen verteidigt und damit eine Leistung vollbracht, die ihn jetzt schon zur Legende machte. Und es schien ihm keine Mühe zu bereiten, weiter durchzuhalten, immerhin hielten es Nagas so unsagbar lange ohne Nahrung aus, dass es sie hin und wieder selbst verblüffte. Die Matriarchinnen hatten also nicht einmal eine einzige Person, Serisma, in die Knie zwingen können. Jetzt, da fünf Elitetruppen und Dutzende Hüter-Generäle vor der Stadtgrenze standen, blieb ihnen kein großer Handlungsspielraum mehr. Ratsvorsitzende Drigo Iserido strich sich mit der Hand übers Kinn. [Glaubt Ihr, dass Insillop denkt wie wir? Er weiß zwar nicht genau, wie die Lage hier aussieht, aber was ist, wenn er erfährt, was bei uns vorgefallen ist? Ob er auch dann noch alles einfach so leicht hinnehmen würde?] Insillop hatte keine genaueren Informationen; ihm war lediglich bekannt, dass Hüter Serisma und die Matriarchinnen in einen Konflikt verwickelt waren. Diese Tatsache allein hatte ihn schwer erschüttert. Hätte er die genaue Natur des Konflikts in Erfahrung gebracht, hätte er sich nicht damit zufriedengegeben, höflich vor der Stadt zu verweilen und einen Boten zu entsenden. Das Ratsmitglied, das von albernen Spielchen genirmt hatte, fragte: [Wie lautet seine Forderung genau?] [Er will, dass wir Vias Makerow aus dem Mahagonikorps, das für die Verteidigung der Stadt Hatengrazu verantwortlich ist, ausliefern. Allein das zeigt nur allzu deutlich, dass er nicht genau weiß, was los ist. Darüber hinaus verlangt er die bedingungslose Beendigung des Konflikts mit Hüter Serisma.] [In unserer Stadt gibt es doch bestimmt auch Männer, die für Zidograzu arbeiten und ihm Informationen zukommen lassen könnten.] [Insillop ist nicht aus Zidograzu, sondern aus Visgrazu. Er ist sicher begierig darauf, zu erfahren, was hier vor sich geht, aber ich glaube nicht, dass er Informanten hat. Außerdem steckt er genauso wie wir im Maul eines Drachen fest. Darüber zu diskutieren, wie heiß es werden könnte, wenn der Drache Feuer speit, bringt keinen von uns weiter.] [Meint Ihr, dass er auch dann nicht versuchen würde, uns militärisch anzugreifen, wenn er wüsste, was wir mit Hüter Serisma gemacht haben?] [Ich vermute es. Sein Feind sind nicht wir, sondern die Ungläubigen. Er braucht eine Basis, die ihm den Rücken freihält, um gegen die Nordarmee kämpfen zu können. Ich gehe davon aus, dass er sich schleunigst auf die Schlacht vorbereiten will und uns deswegen erneut Forderungen gesendet hat, wenn sie auch diesmal mit einer Drohung einhergehen. Und wie wir von Vias Makerow erfahren haben, befindet sich in unserer Stadt die...


Lee, Young-do
Lee Young-do, geboren 1972, studierte Koreanische Sprache und Literatur an der Kyungnam University. Seinen ersten Roman »Dragon Raja« veröffentlichte er zuerst in Fortsetzungen über eine der ersten Internet-Plattformen, ehe er 1998 in Korea als Buch veröffentlicht wurde. Er verkaufte sich millionenfach und läutete eine neue Ära der Fantasyliteratur in Korea ein. Seither hat Lee Young-do mehrere Romanserien veröffentlicht, darunter »Die Legende vom Tränenvogel«. Die Bücher um den »koreanischen Witcher« werden von Krafton Montreal Studios als Videospiel adaptiert. Lee Young-do lebt mit seiner Familie in Masan.


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