Buch, Deutsch, 272 Seiten, KART, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 488 g
Mit Gewaltfreier Kommunikation vermitteln. Mediation in Theorie und Praxis
Buch, Deutsch, 272 Seiten, KART, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 488 g
ISBN: 978-3-87387-724-5
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Hatten Sie schon häufiger den Wunsch, in Konflikten dazu beitragen zu können, dass Menschen wieder miteinander in Verbindung kommen? Egal ob Sie es mit streitenden Kindern oder Erwachsenen, mit Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz oder in Familien zu tun haben: Dieses Buch hilft Ihnen, Begegnung und Verbindung zwischen Menschen zu fördern. Es enthält sowohl Gedanken zu Themen wie Rache, Vergebung und Versöhnung als auch praktische Übungen, um sich auf eine Mediation zwischen Individuen oder in Gruppen vorzubereiten. Zu oft wird versucht, im Konfliktfall mit Gewalt eine Lösung herbeizuführen. In anderen Fällen wieder wird ein Konflikt unter den Teppich gekehrt und die Beteiligten tun so, als gäbe es gar keine Streitigkeiten. Liv Larsson beleuchtet Strukturen, die auf die Beherrschung anderer abzielen und gibt dem Leser Werkzeuge an die Hand, um lebensdienliche Systeme zu erschaffen. Hierfür sind ganz praktische und vor allem erlernbare Fertigkeiten vonnöten, die der Leser sich mithilfe der im Buch vorgestellten Übungen aneignen kann.
Zielgruppe
Mediatoren, alle an Konfliktlösung Interessierten
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Soziale Arbeit/Sozialpädagogik
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Pädagogik: Sachbuch, Ratgeber
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Sachbuch, Ratgeber
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologische Disziplinen Angewandte Psychologie
Weitere Infos & Material
1. Mediation
Was ist Mediation?
Wie unser Menschenbild unsere Mediationskompetenz beeinflusst
Ein Menschenbild, das sich auf Bedürfnisse gründet
Was ist nötig, damit Mediation ein natürlicher Teil unserer Kultur wird?
2. Der Traum von einer konfliktfreien Welt
Konflikt - Krise oder Chance?
Übliche Sichtweise auf Konflikte in Dominanzstrukturen
Übliche Sichtweise auf Konflikte in lebensbereichernden, partnerschaftlichen Strukturen
Der Unterschied zwischen Dominanzstrukturen und lebensbereichernden, partnerschaftlichen Strukturen
Win-Win oder Nullsummenspiel?
3. Sich einmischen
Ohne Einladung vermitteln
Wenn der Mediator nicht angenommen wird
Zivilcourage oder respektvolle Besserwisserei?
Passivität fördert Gewalt
Passivität und Gehorsam
4. Von süßer Rache und Gesichtsverlust
Was macht Rache eigentlich süß?
Rache und Vergebung - zwei Seiten derselben Medaille
Einfühlung anstelle von "Bitte entschuldige"
Wie man mithilfe der GFK um Entschuldigung bittet
Herauskristallisieren, worum es Menschen bei Mediation, Rache und Vergebung wirklich geht
Tun Sie niemals etwas aus der Motivation heraus, Schuldgefühle oder Scham zu vermeiden!
5. Gewaltfreie Kommunikation als Haltung in der Mediation
Gewaltfreie Kommunikation
Konflikte finden auf der Ebene der Strategien und nicht auf der Ebene der Bedürfnisse statt
Empathie (Einfühlung)
Exakt wiedergeben, was jemand gesagt hat
Die perfekte Konfliktlösung
Kompromiss oder innere Wandlung?
Körpersprache, die zu den Worten passt
6. Die "Werkzeugkiste"
Werkzeuge, die in der Mediation eingesetzt werden
1. Hören, übersetzen und wiedergeben, was gesagt wird
2. Jemanden "am Ohr ziehen" - den Parteien helfen, einander zu hören
3. Unterbrechen
4. Erste-Hilfe-Empathie
5. Selbsteinfühlung - sich als Mediator selbst empathisch begegnen
6. Den Mediationsprozess beobachten und steuern
7. Übung Übung Übung
Machen Sie sich fit fürs Mediieren
Bedürfnisse des Mediators: Nutzen und Stolperfallen
Aussagen übersetzen, die die Verbindung gefährden
8. Formelle Mediation
Auf Anfrage vermitteln
Vorgespräche mit den Konfliktparteien
Die Vorbereitung des Mediators
Freiwilligkeit - Voraussetzung für eine gelungene Mediation
Der neutrale Vermittler
Mediation Schritt für Schritt
9. Herausforderungen und Möglichkeiten
Mediationsvarianten
1. Wenn keine der beiden Parteien der anderen zuhören will
2. Verschiedene Räume
3. Kommunikation über den Mediator
4. Rollenspiele
5. Wenn ein direktes Gespräch nicht möglich ist: mit Aufnahmen von Rollenspielen arbeiten
6. Bedrohliche Situationen
7. Der Mediator in seiner Menschlichkeit
Mediation als Teil eines Prozesses oder als losgelöstes Einzelereignis?
Es geht nicht darum, es "richtig" zu machen
Mediation in Arbeitsgruppen und Teams
Wertschätzung - vorbeugender Umgang mit Konflikten
Konflikte kosten Geld
Eskalation und Deeskalation
Aus Fehlern lernen
10. Mediation zwischen Kindern
Zwischen Kindern vermitteln
Wenn der Erwachsene zuhört und beide Seiten zu verstehen versucht
Wenn der Erwachsene sich entscheidet, Partei zu ergreifen, kann Folgendes geschehen
Wenn der Erwachsene sich entscheidet, nicht einzugreifen
Wenn der Erwachsene den Konflikt beendet, anstatt zu vermitteln zu versuchen
Wenn der Erwachsene vergleicht
Eingreifen, um zu schützen, anstatt zu bestrafen
Wenn der Erwachsene mithilfe von Strafe zu vermitteln versucht
Rache und den Wunsch, sich zu rächen, können wir als Ausdruck eines Bedürfnisses nach Einfühlung sehen. Rache und Mediation haben viele Ähnlichkeiten, denn beide sind Strategien, um das "Gleichgewicht" in der Beziehung wiederherzustellen, zu Selbstachtung beizutragen und etwas zurechtzurücken, was schiefgegangen ist.
Auch wenn Rache eine tragische und ineffektive Art ist, das Bedürfnis nach Einfühlung zu erfüllen: Ich behaupte, dass es ein Versuch ist, Verständnis dafür zu bekommen, wie sehr man gelitten hat. Darüber hinaus will derjenige, der sich rächt, seine Selbstachtung zurückerlangen und ein Gleichgewicht in der Beziehung schaffen. Und wenn jemand Rache nimmt, dann fällt diese oft reichlich aus, in der Hoffnung, dass sich so das Gegenüber davon abschrecken lässt, sich wiederum zu rächen.
Rache basiert auf dem Gedanken, dass der andere etwas falsch gemacht hat - und wer etwas falsch macht, verdient Strafe. So kommt es zu einer Eskalation, zu einer Spirale von Rache und Gegenrache, in der beide Parteien sich fortan drehen und aus der niemand mehr einen Ausweg weiß. Beide vertreten denselben Standpunkt: "Ich weiß, was richtig ist" oder: "Ich habe die Gerechtigkeit auf meiner Seite". In einem sich endlos wiederholenden Prozess tauschen "Opfer" und "Täter" in der Rachespirale die Rollen: Derjenige, der zuerst "Täter" war, wird zum "Opfer" und umgekehrt.
Ich glaube, dass wir uns rächen, weil wir es gelernt haben und nicht, weil es unserer Natur entspricht. Wir haben gelernt, uns von Gewalt unterhalten zu lassen, z.B. von Filmen, deren Botschaft auf der Vorstellung basiert, dass Gewalt zu Frieden führt. Die "Bösen" bekommen ja nur das, was sie für ihr falsches Handeln verdienen. Die "Guten" erweisen den "Bösen" beinahe einen Dienst, wenn sie diese bestrafen, weil sie ihnen die Chance geben, zu verstehen, dass sie falsch gehandelt haben und sich ändern sollten. Sie haben nun die Strafe bekommen, die sie verdienen, und gemäß dem Mythos, dass Gewalt zu Harmonie führt, ist die Sache geklärt, sobald die Strafe erduldet wurde. Wie sehr wir an die Sündenbock-Theorie glauben, setzt mich immer wieder in Erstaunen. Actionfilme mit eindeutigen Schurken (z.B. James Bond-Filme, "Terminator" oder "Kill Bill") bestärken unseren Glauben, dass es normal ist, sich zu rächen, wenn die Dinge sich nicht wie gewünscht entwickeln. Gewalt in Unterhaltungsmedien basiert auf dem Gedanken, dass der "Schurke" sich beim geringsten Widerstand rächen wird. Dieser erlernte Rache- und Gewaltmythos erschwert es uns, in Kontakt mit unserem natürlichen Mitgefühl zu sein. Wenn wir nach Rache trachten, sehnen wir uns eigentlich nach innerem Frieden, wobei uns nicht bewusst ist, in welch begrenzten Maße Rache als Strategie zur Erfüllung des inneren Friedens taugt. Der Unterschied zwischen Rache und Mediation ist, dass wir in der Mediation versuchen, die Bedürfnisse aller zu erfüllen, nicht nur die der einen Seite. Nicht nur meine Bedürfnisse zählen, sondern auch deine. Wir übergehen nicht das, was für eine Person wichtig ist, um der anderen etwas Gutes zu tun, sondern bieten eine Alternative zur Rache an, die das Wohlergehen beider Seiten im Blick hat. Mediation kann gegenseitigen Respekt wiederherstellen und anstelle des von Rache verursachten endlosen Leidens ein echtes Gleichgewicht schaffen.
Die Sichtweise, dass wir in einer Welt leben, in der "man das bekommt, was man verdient" ("Wie man sich bettet, so liegt man"), verführt uns leicht zur Passivität. Leicht ist man geneigt zu denken, dass jemand, der bestraft wird, vermutlich etwas getan hat, weshalb er es auch verdient. So kommt es, dass wir möglicherweise lange Zeit passiv mit ansehen, wie jemand anderen Schmerzen zufügt.
Ich bin in Norrbotten in Nordschweden aufgewachsen, wo man üblicherweise mit Menschen, die man kennenlernte, entweder direkt verwandt war oder zumindest gemeinsame Verwandte hatte. In meiner Kindheit habe ich mich oft geärgert und geschämt, wenn meine Eltern bei jeder neuen Bekanntschaft damit begannen, zu erforschen, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis wir zueinander standen.
Als ich anfing, mich für Mediation und den Umgang mit Konflikten zu interessieren, erkannte ich, dass es in der Tat Gründe gab, dieses Interesse an verwandtschaftlichen Beziehungen wertzuschätzen. Ich konnte nun sehen, dass dieses Forschen zu einem konstruktiven Umgang mit Konflikten beitragen kann: Es verdeutlicht uns, dass wir zusammengehören und wie unsere Handlungen sich auf andere auswirken. Ich fand heraus, dass es bestimmte Kulturen gibt, zum Beispiel auf Neuguinea, die Konflikte handhaben, indem eine dritte Partei den Beteiligten zeigt, wie sie zueinander (z.B. verwandtschaftlicher) Beziehung stehen. Auf diese Weise wird deutlich, wie die Handlungen eines Menschen sowohl einen Einfluss auf ihn selbst als auch auf seine Familie und Verwandtschaft haben.
Dieses Buch basiert auf der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), und die GFK geht u.a. davon aus, dass wir wechselseitig voneinander abhängig sind. Die Absicht der GFK ist es, einen Kontakt zwischen uns zu schaffen, der in jedem von uns die Sehnsucht weckt, dass die Bedürfnisse aller gesehen und in größtmöglichem Maße erfüllt werden. Um diese Qualität von Verbindung zu schaffen, ist es notwendig, dass wir bereit sind, zu erkennen, wie unsere Handlungen sich auf andere auswirken und auf welche Weise dies geschieht.
Viele von uns vermitteln fast täglich als dritte Partei, auch wenn wir uns selbst vielleicht nicht als Mediatoren sehen. Das kann in Situationen sein, in denen wir aktiv zu verstehen versuchen und vielleicht eingreifen, wenn es anderen schwerzufallen scheint, miteinander in Verbindung zu kommen. Wir vermitteln vielleicht zwischen zwei Kindern, zwischen Menschen in unserem beruflichen Team oder zwischen Freunden.