E-Book, Deutsch, 88 Seiten
Reihe: Kleine Bibliothek der antiken jüdischen und christlichen Literatur
E-Book, Deutsch, 88 Seiten
Reihe: Kleine Bibliothek der antiken jüdischen und christlichen Literatur
ISBN: 978-3-647-99703-2
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Christentum/Christliche Theologie Allgemein Christliche Kunst und Kultur
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Klassische Literaturwissenschaft Klassische Griechische & Byzantinische Literatur
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Christliche Kirchen, Konfessionen, Denominationen Östliche & Orientalische Orthodoxe Kirchen
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Literatur: Editionen, Kritische Editionen
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Kirchengeschichte Frühes Christentum, Patristik, Christliche Archäologie
Weitere Infos & Material
Übersetzung Paulus nimmt Abschied von Rom 1. Paulus weilte in Rom und stärkte viele im Glauben. Da traf es sich, dass eine Frau mit Namen Candida, die Gattin des Gefängniswärters Quartus,1 Paulus zuhörte, seinen Reden Beachtung schenkte und gläubig wurde. Als sie nun ihrerseits ihren Gemahl unterwiesen hatte und auch er gläubig geworden war, legte Quartus dem Paulus nahe, die Stadt zu verlassen und zu gehen wohin er wolle. Zu ihm sagte Paulus: „Wenn das Gottes Wille ist, wird er es mir selbst offenbaren.“ Paulus fastete drei Tage lang und bat den Herrn, ihm zu zeigen, was für ihn das Richtige sei. In einem Gesicht sah er den Herrn, der zu ihm sagte: „Paulus, steh auf und werde den Spaniern durch deine persönliche Anwesenheit zum Arzt!“2 Er berichtete den Brüdern, was Gott ihm aufgetragen hatte, und ohne zu zögern machte er sich auf, aus der Stadt abzureisen. Als sich Paulus anschickte, die Stadt zu verlassen, erhob sich laute Klage in der ganzen Gemeinde.3 Die Brüder glaubten, sie würden Paulus nicht mehr sehen. Auch zerrissen sie ihre Kleider,4 weil ihnen vor Augen stand, dass Paulus öfter mit den Lehrern der Juden zusammengeraten war und er sie mit Worten wie diesen herausgefordert hatte: „Christus, an den eure Väter die Hand gelegt haben, schaffte den Sabbat ab, das Fasten, die Feiertage und die Beschneidung; von Menschen erfundene Lehren und Bräuche schaffte er ebenfalls ab.“ Sie beschworen Paulus bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus, er möge nicht länger als ein Jahr wegbleiben. Sie sagten: „Wir kennen deine Liebe zu uns, deinen Brüdern. Vergiss uns nicht, wenn du in Spanien bist, und lass uns nicht allein wie Kinder ohne Mutter.“ Als sie ihn lange unter Tränen angefleht hatten, erscholl eine Stimme vom Himmel und sprach laut und vernehmlich: „Paulus, der Diener Gottes, ist erwählt zum Dienst für die Zeit seines Lebens; in den Händen Neros,5 des gottlosen und schlechten Menschen, wird er vor euren Augen sein Ende finden.“ Um der Stimme willen, die vom Himmel erschollen war, nahm die Furcht der Brüder noch zu, doch sie wurden in noch größerem Maße gestärkt.6 2. Sie brachten Paulus die Opfergaben Brot und Wasser,7 damit er das Gebet darüber spreche und sie jedem reiche. Unter den Anwesenden befand sich auch eine Frau mit Namen Rufina, die sich anschickte, die Eucharistie aus den Händen des Paulus entgegen zu nehmen. Als sie herantrat, sagte Paulus, vom Geist Gottes erfüllt, zu ihr: „Rufina, du bist nicht würdig, an den Altar Gottes zu treten! Du kommst nicht von der Seite eines Ehemannes, sondern eines Ehebrechers, und dennoch versuchst du, die heilige Eucharistie zu empfangen. Siehe der Satan wird deinen Leib bedrängen und dich bloßstellen vor den Augen aller, die an den Herrn glauben. Dann werden sie wirklich wissen: Es ist der lebendige Gott, an den sie glauben, der Erforscher der Herzen (vgl. Ps 7,10). Wenn du aber deine Tat bereust, ist Gott treu; dann wird er deine Sünden vergeben und dich von dieser Sünde reinigen (vgl. 1. Joh 1,9). Tust du aber nicht Buße solange du lebst, wird dich das verzehrende Feuer und die äußerste Finsternis (vgl. Mt 8,12) ereilen – für alle Ewigkeit.“ Sogleich brach Rufina zusammen, auf der linken Seite vom Kopf bis zu den Fußzehen gelähmt. Auch reden konnte sie nicht mehr, denn ihre Zunge war gebunden. Als dies aber die Mitgläubigen und Neubekehrten sahen, schlugen sie sich an die Brust und gedachten ihrer früheren Sünden; sie klagten und sagten: „Wir wissen nicht, ob uns Gott die früheren Sünden vergibt, die wir begangen haben.“ Da gebot Paulus Schweigen und sagte: „Brüder, die ihr jetzt begonnen habt, an Christus zu glauben! Wenn ihr nicht in eurem früheren Wandel und in euren väterlichen Überlieferungen verharrt, wenn ihr euch enthaltet von allem Betrug und Jähzorn, von aller Grausamkeit, von Ehebruch und Befleckung, Hochmut und Eifersucht, Hoffart und Feindseligkeit, dann wird euch Jesus, der lebendige Gott,8 verzeihen, was ihr in Unwissenheit getan habt. Deshalb, ihr Diener Gottes, wappne jeder von euch seinen inneren Menschen (vgl. Eph 3,16). Pflegt Frieden, Gleichmut, Milde, Glaube, Liebe, Wissen, Weisheit, Liebe zur Gemeinde, Gastfreundschaft, Mitleid, Enthaltsamkeit, Keuschheit, Güte, Gerechtigkeit. Dann werdet ihr in Ewigkeit Christus zu eurem Herrscher haben, den Erstgeborenen aller Kreaturen (Kol 1,15) und Mächte. Im Frieden mit unserem Herrn!“ Als sie die Worte des Paulus gehört hatten, baten sie ihn, er möge für sie beten. Paulus erhob seine Stimme und sagte: „Ewiger Gott, Gott der Himmel, Gott von unaussprechlichem Wesen! Das All hast du durch dein Wort fest gemacht, die ganze Welt durch das Band deiner Gnade zusammengefügt. Vater deines heiligen Sohnes Jesus Christus! Gemeinsam bitten wir dich durch deinen Sohn Jesus Christus, die Seelen zu stärken (vgl. Apg 14,22), die einst ungläubig waren, jetzt aber gläubig sind. Einst war ich selbst ein Gotteslästerer, jetzt aber werde ich gelästert; einst war ich ein Verfolger,9 jetzt aber werde ich selbst verfolgt; einst war ich ein Feind Christi, jetzt bitte ich, sein Freund sein zu dürfen. Ich vertraue auf seine Verheißung und sein Erbarmen. Aus meiner Sicht bin ich gläubig und habe Vergebung für meine früheren Vergehen erhalten. So ermahne ich auch euch, Brüder: Glaubt an den Herrn, den allmächtigen Vater, und setzt alle Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus, seinen Sohn. Wenn ihr an ihn glaubt, kann euch niemand aus seiner Verheißung herausreißen. Beugt eure Knie und empfehlt mich dem Herrn, da ich mich anschicke, zu einem anderen Volk zu reisen. Bittet, dass seine Gnade vor mir hergehe und meine Reise wohl gestalte! Dass Gott sich heilige Diener10 und Gläubige erwähle und im Glauben gut gründe, so dass diese sich mir, dem Verkünder des Wortes des Herrn, erkenntlich zeigen.“ Die Brüder aber weinten lange, flehten zusammen mit Paulus zu Gott und sagten: „Herr Jesus Christus, sei mit Paulus und bringe ihn uns wieder heil zurück, denn wir wissen, wie schwach wir noch im Glauben sind.“ 3. Zahlreiche Frauen aber ließen nicht davon ab, den seligen Paulus kniefällig zu bitten, er möge doch bleiben. Sie küssten seine Füße und geleiteten ihn zusammen mit Dionysius und Balbus aus Asien – römische Ritter, angesehene Männer – nach Portus.11 Ein Senator mit Namen Demetrius aber wich nicht von der Seite des Paulus und sagte: „Paulus, gerne würde ich mit dir die Stadt verlassen, um dich nicht zu verlieren. Doch ich bin Staatsbeamter.“ Ebenso sprachen vom Haus des Kaisers12 Kleobius, Iphitus, Lysimachus und Aristeus sowie die beiden vornehmen Frauen Berenike und Philostrate, zusammen mit dem Presbyter Narcissus, die ihn nach Portus geleitet hatten. Da aber ein Seesturm drohte,13 schickte Paulus die Brüder nach Rom zurück, um ausrichten zu lassen, wer wolle, solle herabkommen und ihn hören, bis er abführe. Mit dieser Botschaft kehrten die Brüder wieder in die Stadt zurück. Sie teilten sie den Brüdern, die in der Stadt geblieben waren, mit, und sogleich verbreitete sich die Nachricht. Und da kamen die einen mit der Kutsche, andere zu Fuß, wieder andere auf dem Tiber zum Hafen hinab und wurden drei Tage lang im Glauben sehr gestärkt, am vierten Tage noch bis zur fünften Stunde.14 Sie beteten mit Paulus, brachten ihm Geschenke und legten alles Nötige in das Schiff. Auch übergaben sie ihm zwei gläubige junge Männer, dass sie mit ihm führen, und sagten ihm im Herrn Lebewohl. Dann kehrten sie nach Rom zurück. Simon der Magier kommt nach Rom und spaltet die Gemeinde 4. Nach wenigen Tagen aber entstand helle Aufregung in der Gemeindeversammlung. Einige sagten, sie hätten Wunder erlebt; die seien geschehen durch einen Mann namens Simon, der sich in Aricia15 aufhalte. Sie fügten hinzu, er behaupte, er sei die große Kraft Gottes, und ohne Gott tue er nichts. „Ist er denn der Messias?“ „Nein, wir glauben an den, den uns Paulus verkündigt hat.“ „Wir haben gesehen, wie Paulus Tote auferweckt und manche von mannigfachen Krankheiten befreit hat.“ „Simon sucht doch nur Streit; das wissen wir.“ „Bis jetzt ist unter uns noch nicht der kleinste Zwist vorgekommen.“ „Vielleicht ist er schon in Rom. Gestern wurde er mit lauten Zurufen darum gebeten, indem man zu ihm sagte: ‚Du bist in Italien Gott, du der Retter der Römer! Eile so schnell als möglich nach Rom!‘“ „Simon hat zum Volk geredet und mit schlichten Worten gesagt: ‚Ihr werdet mich morgen um die siebente Stunde16 über das Tor17 der Stadt fliegen sehen – in demselben Gewand,18 in dem ihr mich jetzt mit euch sprechen seht.‘“ „Nun, Brüder, wenn es euch recht ist, lasst uns dorthin gehen und mit aller Aufmerksamkeit den Ausgang der Sache abwarten.“ Daraufhin liefen alle gemeinsam zum Tor.19 Als aber die siebente Stunde kam, da erschien plötzlich in weiter Ferne eine Staubwolke am Himmel, wie ein mit Feuerschein aufleuchtender Rauch. Die Wolke näherte sich dem Tor und verschwand dann plötzlich. Danach erschien ein Mann mitten in der Menge, und sie verehrten ihn, denn sie erkannten, dass es derselbe war, den sie tags zuvor gesehen hatten. Die Brüder waren verwirrt – Paulus war nicht mehr in Rom, auch Timotheus und Barnabas waren nicht mehr da, denn Paulus hatte sie nach Mazedonien geschickt.20 So gab es keinen, der uns21 und jene, die erst kürzlich im Glauben unterwiesen worden waren, stärken konnte. Bei jenen, unter denen er wirkte, erlangte Simon immer größeres Ansehen, während die...