E-Book, Deutsch, Band 1, 232 Seiten
Reihe: Santa Barbara High
Laine Frag nicht nach Liebe
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7546-7383-6
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 1, 232 Seiten
Reihe: Santa Barbara High
ISBN: 978-3-7546-7383-6
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Musterschülerin Emilia kann es nicht glauben: Ausgerechnet Ethan ist ihr Partner in einem wichtigen Schulprojekt! Der Mädchenschwarm hat nicht nur ein verdammt loses Mundwerk, er ist auch ihr erklärter Erzfeind. Um ihre Chancen auf den Platz an ihrer Traumuniversität Stanford zu retten, wagt sie das vorgeschriebene Experiment. Mit nur 36 Fragen sollen sie sich ineinander verlieben können. Emilia ist sich sicher - eher friert die Hölle zu, als dass sie Ethans schiefem Grinsen und seinen grünen Augen verfällt. Doch mit jeder weiteren Antwort wird ihre Feindschaft auf die Probe gestellt ...
Erst spät hat Annie Laine die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, aber kaum war ihre Liebe entfacht, gab es kein Zurück mehr. Sie integrierte Bücher als festen Bestandteil in ihren Alltag, doch das Lesen allein reichte ihr schon bald nicht mehr. Daraufhin begann sie ein Studium im Fachbereich Buchhandel, eröffnete einen Buchblog und setzte sich schließlich an das erste eigene Manuskript. Seit ihrem Abschluss verbringt sie jede freie Minute zwischen den Seiten einer neuen Geschichte.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
»Du verdammter Mistkerl!« Die Worte schallen so laut durch die Flure der Highschool, dass vermutlich selbst die Schüler in der Bibliothek am anderen Ende des Gebäudes irritiert von ihrer Lektüre aufsehen und sich fragen, was schon wieder in Emilia Edison gefahren ist. Wer hat sie heute an den Rand der Verzweiflung getrieben und ihren Wutanfall verdient? Welcher arme Irre hat es gewagt, die Dramaqueen der Santa Barbara High zu einem verbalen Duell herauszufordern? Die Antwort auf diese Frage ist leicht. Die Nervensäge, die heute den Zorn der Emilia Edison auf sich gezogen hat, hört auf den Namen Ethan Ward und er scheint den Ernst seiner misslichen Lage nicht einmal ansatzweise zu begreifen. Mit Emilia Edison legt man sich nicht an! Oh, ich glaube, ich sollte erwähnen, dass ich das bin. Und eigentlich – das meine ich ernst – bin ich ein sehr umgänglicher Mensch. Man sollte mich nur nicht auf dem falschen Fuß erwischen. Oder mir auf die Nerven gehen, wie Ethan es leider zu gerne tut. »Dämliche Mistziege!«, entgegnet er in der gleichen Lautstärke, wenn nicht sogar noch ein wenig lauter, als würde ihm das etwas bringen oder mich in die Flucht schlagen. Aber weit gefehlt. Ich bin wütend. So richtig. Wäre das hier eine Comic, stünde ich nun kurz davor, mich von der hübschen jungen Frau mit den brustlangen brünetten Wellen und dem niedlichen rosa Sommerdress in ein grünes, muskelbepacktes Monster zu verwandeln. Aber seien wir mal ehrlich: Grün steht mir nicht. Außerdem brauche ich selbstverständlich keine Superkräfte, um es mit einem Schwachmaten wie Ethan aufzunehmen! Ethan Ward. Allein wenn ich seinen Namen höre, bekomme ich Aggressionen. Und ich kann nicht verstehen, was der Rest der weiblichen Schülerschaft an ihm findet. Klar, er mag ganz passabel aussehen mit seinem brünetten Haar, das einige Nuancen dunkler ist als mein eigenes und ihm ein wenig in die Stirn fällt, und den grünen Augen. Stets kleidet er sich lässig und ist natürlich immer die Coolness in Person. Aber egal, wie gut er aussieht oder wie cool er drauf ist, ich kann diesen Kerl einfach nicht ausstehen! Und das beruht auf Gegenseitigkeit. »Wer hat denn den Aufsatz für mein Sozialwissenschaftsprojekt in Konfetti verwandelt?«, gifte ich zurück und die Menge der schaulustigen Schüler, die sich mittlerweile um uns versammelt hat, zieht scharf und gut hörbar die Luft ein. Sie wissen, was für einen Fehler er begangen hat. »Das Teil war am Computer geschrieben. Du hättest es einfach neu ausdrucken können, anstatt hier ein Fass aufzumachen. Kein Grund, meinen handgeschriebenen Aufsatz ebenso durch den Reißwolf zu jagen.« Was sich im ersten Moment irrelevant anhören mag, treibt mich noch mehr auf die Palme. Ich habe mir so viel Mühe mit dem Aufsatz gegeben und nur weil ich ihn am PC geschrieben habe, heißt das nicht, dass mir das etwas bringt. Er ist nach der Pause fällig und ich habe die Datei zu Hause! Manch einer mag mich als Streberin bezeichnen – und ehrlich: Ja, ich bin eine, aber dafür eine, die ihre Zusage für Stanford fast sicher hat. Und darauf bin ich verdammt stolz. Das lasse ich mir von Ethan nicht kaputtmachen! Die Menge um uns hält den Atem an, die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt. Alle warten darauf, was als Nächstes in der heutigen Auseinandersetzung zwischen Emilia und Ethan geschieht. Ich mache mich zum nächsten verbalen Schlag unter die Gürtellinie bereit, als eine kalte Hand mich an der Schulter berührt und ich zusammenzucke, bevor ich blitzschnell herumfahre. »Verdammt, Em. Hör auf mit dem Scheiß!«, fährt mich meine beste Freundin Harper an. Obwohl sie mit ihren eins fünfundfünfzig und den langen blonden Wellen wie eine zierliche Elfe aussieht, sollte man sie nicht unterschätzen. Wenn sie den Mund öffnet, ist sie die Autorität in Person, und was sie sagt, gilt. Ich grummle eine Antwort, weil ich diesen miesen Idioten Ethan Ward am liebsten mit meinen Worten in Grund und Boden stampfen würde, damit er nie wieder auf die Idee kommt, sich mir auch nur auf zwanzig Schritte zu nähern. Leider muss ich zugeben, dass sie recht hat. Ich sollte mich lieber darauf konzentrieren, wie ich in den nächsten elfeinhalb Minuten meinen Aufsatz ausgedruckt bekomme, damit ich ihn pünktlich abgeben kann. Harper rauscht an mir vorbei und platziert sich strategisch klug zwischen mir und Ethan, bevor sie sich an unsere Mitschüler wendet. »Es gibt hier nichts zu sehen«, verkündet sie, aber das interessiert niemanden. Oh Mann, sind die heute wieder schaulustig. Man könnte meinen, es gibt hier an der Schule nichts Interessanteres zu sehen als zwei Schüler, die sich auf dem Flur gegenseitig beschimpfen. Meine beste Freundin seufzt – ein sicheres Indiz dafür, dass sie die Geduld verliert. Und bevor ich irgendetwas sagen kann, um sie zu beruhigen, ist es so weit. »Sagt mal, seid ihr alle dort festgewachsen, wo ihr steht?«, fährt sie unsere Mitschüler an und stöhnt genervt. »Na los! Verzieht euch!« Schneller als ich gucken kann, löst sich die Menschenansammlung auf und ich bin wieder einmal beeindruckt davon, was für ein lautes Organ sich in einem so winzigen Körper befinden kann. Harper nickt zufrieden, wirft ihre lange Mähne theatralisch über die Schulter und sieht mich an. »Na, wie habe ich das gemacht?«, will sie wissen. Ich würde gerne sagen, dass sie großartig ist, aber leider hat sie nicht alle vertrieben. Ethan, dessen Gesichtsausdruck immer noch darauf schließen lässt, dass er verdammt sauer ist, lässt sich von meiner besten Freundin keinen noch so kleinen Deut beeindrucken. »Großartig. In zehn Minuten ist die Abgabe und ich bin total am Arsch. Dank dir. Glaub mir, das wirst du büßen«, meckert er mich weiter an. »Hey, ich bin genauso ›am Arsch‹, wie du es so schön ausgedrückt hast«, fahre ich ihn an. »Und das ist deine Schuld. Ich würde sagen, damit sind wir quitt!« Na gut, eigentlich nicht. Unsere Lehrerin in Sozialwissenschaften mag mich nämlich. Ich bin ihre Klassenbeste und sie weiß, dass ich wochenlang für den Aufsatz recherchiert habe. Sicher gibt sie mir Zeit bis morgen, um ihn abzugeben. Ja, ganz sicher! Sie würde mich niemals durchfallen lassen! Wie das bei Ethan aussieht, weiß ich nicht, aber es ist mir auch egal. Ich kann diesen Armleuchter, der sich für den Obercoolsten hält, sowieso nicht ausstehen! *** Langsam füllt sich der Klassenraum. Harper und ich sitzen schon auf unseren Plätzen und warten auf Ms Holston. Im Gegensatz zu mir hat Harper ihren Aufsatz vor sich liegen, den ich ihr heute Morgen ausgedruckt habe. Wer hätte ahnen können, dass ich meinen nicht abgeben kann, weil dieser Idiot Ethan meinte, ihn filmreif in Konfetti verwandeln und in die Luft werfen zu müssen, sodass die kleinen Fitzel wie zu groß geratene Schneeflocken auf uns herabregnen? Richtig! Niemand. Ethan selbst ist noch nicht da. Er wartet immer bis zur letzten Minute, um einen – in seinen Augen – coolen Auftritt hinzulegen, damit sich auch ja alle Blicke auf ihn richten. Zumindest macht er das in allen Kursen, die wir gemeinsam belegen. Das sind einige, aber zum Glück nicht alle. Diesen Schwachmaten in der Klasse zu haben, ist leider kein Kinderspiel. Wenn ich nur daran denke, was ihm für die heutige Stunde alles einfallen wird, um Ms Holston davon abzuhalten, vernünftigen Unterricht zu machen, würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen! Ganz langsam. Damit es schön wehtut und er dieses Gefühl niemals vergisst. Vielleicht würde ihm das die Lektion erteilen, die er offenbar nicht lernen möchte, egal, wie oft er nachsitzen muss. Und er muss oft nachsitzen. Irgendwie muss er ja die Zeit wieder reinholen, die er morgens oder nach den Pausen zu spät zum Unterricht erscheint. Und er hat es verdient! Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft meine Unterlagen in der Mensa in einem See aus Cola – Ethans Cola – ertrunken oder meine Klamotten nach dem Sport spurlos verschwunden sind. Und dass er meinen sorgsam ausgearbeiteten, gut recherchierten und wirklich sehr schön formulierten Aufsatz zerrissen und meine ganze Arbeit zunichtegemacht hat, war nur die Spitze des Eisberges. Ich weiß nicht einmal, wieso. Heute habe ich keinen Streit vom Zaun gebrochen. Wir sind uns aus dem Weg gegangen, bis er in der Pause auf mich zugekommen ist, mir das Teil aus der Hand gerissen und zu Konfetti verarbeitet hat. Dabei ist der Kerl schon siebzehn und keine fünf mehr. Als Ms Holston, eine Frau um die dreißig mit kurzen dunkelblonden Haaren, pünktlich auf die Minute den Klassenraum betritt, ist Ethan immer noch nicht da. Das fällt ihr natürlich auf der Stelle auf, aber sie fragt nicht einmal, wo er steckt. Zu oft ist Ethan bereits zu spät gekommen. Daher konzentriert sie sich auf die anwesenden Schüler und begrüßt uns mit einem fröhlichen »Guten Tag, Klasse«, bevor sie zur Tagesordnung übergeht. »In den letzten vier Wochen hatten Sie Zeit, sich über ein bestimmtes Thema zu informieren, zu recherchieren und dieses in Form eines Aufsatzes zu bringen. Heute ist Abgabe und dieser Aufsatz macht sechzig Prozent Ihrer Gesamtnote aus. Ich hoffe, dessen sind Sie sich bewusst.« In anderen Worten: Dieser Aufsatz ist verdammt wichtig, denn wer ihn nicht abgibt oder keine halbwegs annehmbare Note darauf bekommt, fällt durch den Kurs. Besser, ich mache direkt reinen Tisch und kläre den Sachverhalt, weshalb ich keinen Aufsatz abgeben kann, bevor Ethan kommt. Also hebe ich meine Hand und bereite mich mental auf die Beichte vor,...