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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 352 Seiten

Reihe: Borsch-&-Eckers-Krimis

Küsters Totenstimmung

Ein Niederrhein-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 5, 352 Seiten

Reihe: Borsch-&-Eckers-Krimis

ISBN: 978-3-492-95398-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Feuerwehr macht in einem Waldstück bei Mönchengladbach einen grausigen Fund: eine junge Frau, die durch das Gift gefährlicher Raupen ums Leben kam. Die Polizei identifiziert sie als eine Vermisste, die in einer Wohngruppe für Behinderte lebte. Wenig später wird Kommissar Borsch ein abgetrennter Finger zugespielt. Er gehörte einer Frau, die ebenfalls Downsyndrom hatte. Und wie bei der ersten Toten ist auch diesmal eine Mundharmonika beigelegt, die die Polizei vor ein Rätsel stellt. Welches Motiv steckt hinter den brutalen Morden? Und was will der Täter der Polizei mit den Bluesharps vermitteln? Die Kripo verdächtigt einen Sozialarbeiter, der als Betreuer von Behinderten ein ungewöhnlich enges Verhältnis zu seinen Schützlingen aufgebaut hat ...

Arnold Küsters, geboren 1954 in Nettetal-Breyell, studierte unter anderem Anglistik, Amerikanistik, Pädagogik und Psychologie. Seit 1986 ist er als Journalist tätig, vor allem für den Westdeutschen Rundfunk und die ARD, und berät Unternehmen in Presse- und Imagefragen. Küsters lebt in Mönchengladbach, ist verheiratet und hat einen Sohn. Wie seine Ermittler liebt er den Blues und spielt privat in der Rockband STIXX sowie bei »streng geheim«, Deutschlands einziger Band, die aus Krimiautoren besteht. Nach »Schweineblut«, »Totenstimmung« und »Ein Knödel zu viel« erschien mit »Endstation Allgäu« sein vierter Krimi bei Piper.
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»Was hat Carolina sonst noch gesagt?« Ecki stoppte den CD-Player. Sie waren am Ziel. Krämer musste im Haus gegenüber wohnen. »Sie hat von Ennio Morricone gesprochen. Once Upon a Time in the West. Spiel mir das Lied vom Tod.« »Charles Bronson.« Ecki nickte. »Sie klang merkwürdig. Irgendwie traurig, melancholisch. Das passt gar nicht zu ihr.« »Hat sie vielleicht Ärger mit ihrem Mann?« Frank zuckte mit den Schultern. »Nicht, dass ich wüsste. Sie sagt, sie fühle sich nicht gut, sie sei überarbeitet.« »So kenne ich sie gar nicht.« »Sie hat aber auch ganz begeistert vom Allgäu erzählt.« »Ist ja auch schön dort.« Ecki war mit Marion und den beiden Kindern auch schon ein paarmal in Moosbach gewesen. Allerdings hatten er und Carolinas Familie sich bisher verpasst. Das fand er in Ordnung, denn er hatte sich nicht auch noch im Urlaub über seine Arbeit unterhalten wollen. Frank öffnete die Fahrertür. »Sie hofft, dass wir in der Zwischenzeit weiterkommen.« Horst Krämer war fünfundfünfzig, seit fast zehn Jahren arbeitslos und verdiente sich mit Mundharmonikaspielen in der Fußgängerzone etwas nebenbei. Er wusste, dass das Ordnungsamt das nicht gerne sah. Aber solange er keinen Ärger machte oder von genervten Ladenbesitzern angezeigt wurde, ließ man ihn weitgehend gewähren. Samstags stand er vor der alten Rathaustreppe und spielte für die Marktbeschicker und Einkaufsbummler, meist Volksmusik. Donnerstags war er entweder am Bahnhof zu finden oder am Brunnen auf dem Alten Markt. Dort spielte er Stücke, die an Creedence Clearwater Revival oder Bob Dylan erinnerten. Wenn genug Münzen in seiner alten Schlägerkappe gelandet waren, zog er freundlich grüßend ab. Horst Krämer war kein begnadeter Musiker. Aber die Leute mochten ihn und sahen großzügig über seine musikalischen Schnitzer hinweg. Der gelernte Großhandelskaufmann lebte schon lange in der Stadt, aber kaum jemand kannte ihn näher. Auch die Nachbarn in dem unscheinbaren Mehrfamilienhaus in der Rheydter Innenstadt wussten nicht viel von ihm zu berichten, außer dass er nur selten zu Hause war, nicht trank, zumindest nicht öffentlich, und dass er eines Tages einfach da gewesen war, mit seinen wenigen Möbeln und dem struppigen Mischlingshund. Man vermutete, dass er »aus der Gegend« kam, was immer das heißen mochte. Polizeioberkommissar Gisbert Baltes hatte es besser gewusst. Er war es auch, der Frank und Ecki auf Horst Krämer aufmerksam gemacht hatte. Baltes wusste aus Gesprächen mit dem Mundharmonikaspieler, dass Krämer ursprünglich aus Emmerich kam und eine behinderte Schwester gehabt hatte, die vier Jahre zuvor gestorben war. Das allein mache ihn noch nicht verdächtig, hatten die beiden Ermittler gemeint. Als Baltes ihnen dann aber berichtete, dass Krämer schon mal mit Behinderten am Brunnen oder auf den Rathausstufen saß und gemeinsam Musik machte, waren Frank und Ecki hellhörig geworden. Bevor sie das Präsidium verließen, hatte Frank bei Barbara Kemmerling nachgefragt, ob ihr der Name Krämer etwas sage. Aber die Vorsitzende von Schmetterling e. V. wollte noch nie von ihm gehört haben. »Dritter Stock.« Frank deutete auf den Eingang. »Wo bleibt Baltes?« Ecki drehte sich um. »Den brauchen wir jetzt nicht.« Obwohl Frank mehrfach klingelte, öffnete niemand. »Krämer ist bestimmt unterwegs.« Ecki gähnte. »Dann werden wir ihn eben suchen.« »Der kann jetzt doch überall sein. Es ist nicht Samstag und auch nicht Donnerstag.« »Lass uns erst mal zum Rathaus fahren.« In Ecki keimte die vage Hoffnung auf ein frisches Hefeteilchen auf. »Ich könnte jetzt einen Kaffee gebrauchen, sonst schlaf ich dir noch auf dem Bürgersteig ein.« »Frühjahrsmüdigkeit?« »Nee, ich komm einfach nicht zum Sport. Marion hat immer was für mich im Garten zu tun. Außerdem muss ich meinen Eltern mit den Pferden helfen.« Das Café hatte seine Stühle und Tische weit auf den Marktplatz hinausgeschoben. Ein kluger Schachzug des Betreibers, denn die Tische des Gregorys waren fast alle besetzt. »Und jetzt?« Ecki beobachtete durch seine Sonnenbrille die flanierenden Passanten. »Freu dich über deinen Kaffee, der Rest wird sich ergeben.« Frank rührte in seinem Cappuccino und sah einem Pärchen hinterher, das sich im Gehen küsste. Er hatte in der Tat wenig Hoffnung, Krämer zu treffen. Aber man konnte ja nicht wissen. Baltes hatte ihnen erzählt, dass Krämer ständig in der Stadt unterwegs sei. »Was machen eigentlich STIXS? Ich habe schon lange nix mehr von euch gehört.« Ecki sah der Kellnerin hinterher, die ein Tablett mit Kaffee und Kuchen durch die Tischreihen balancierte. »Wir haben einen neuen Proberaum. Wir sind raus aus dem Braunkohlendorf. Das war uns am Ende nicht mehr geheuer. Wenn die Hausbesitzer wegziehen, kommen die Vandalen, brechen überall ein und schlagen alles kaputt.« Ecki nickte geistesabwesend. Nicht nur die Kellnerin sah gut aus, auch das Stück Sahnetorte, das sie gerade vorbeitrug. »Und unseren Namen müssen wir jetzt doch ändern.« Frank seufzte. Das war ja nicht mit anzusehen, fehlte nur noch, dass er anfing zu sabbern. »Den Namen ändern?« Ecki hob die Hand und bestellte ein Stück Herrentorte. »Ja, aus STIXS mit S machen wir STIXX mit zwei X. Eine Band aus dem Norden hat uns mit einem Urheberrechtsstreit gedroht.« »Aha.« »Hörst du mir eigentlich zu?« »Aha.« »Ecki?« »Was? Ja, ihr seid die Urheber von STIXS.« »Vergiss es.« Frank setzte seine Sonnenbrille auf. »Ab wann?« »Gib dir keine Mühe.« Frank streckte die Füße aus und lehnte sich im Sessel aus Korbimitat zurück. »Ab wann?« »Offiziell vor unserem nächsten Konzert«, knurrte Frank. »Sicher, dass es mit zwei X keinen Ärger geben wird?« Frank zuckte mit den Schultern. »Nö.« Die Band hatte in den vergangenen Monaten einen Richter am Landgericht, mit dem Frank befreundet war, auf das Problem angesetzt. Es hatte zwar einige Wochen gedauert, schließlich hatte der Experte ihnen grünes Licht gegeben. Ecki stupste seinen Freund an. »Hey, nicht pennen, du bist im Dienst.« »Ja, und Beamter. Da werd ich doch mal die Füße langmachen dürfen.« Frank blinzelte hinter seiner Sonnenbrille. »Lass mich einfach hier zurück, Kamerad. Geh deiner Wege. Ich bin zu müde. Viel Glück und grüß mir die Heimat.« »Die Nächte sind wohl etwas kurz im Augenblick, was?«, feixte Ecki. Frank schloss erneut die Augen. »Iss du deine Herrentorte.« Ecki grinste, sagte aber nichts mehr. Frank nahm die Geräusche der Stadt in sich auf, die sich in seinem Kopf zu einem ganz eigenen Bild zusammensetzten: die Gesprächsfetzen von den Nachbartischen, das Scharren von Füßen, das Umblättern einer Zeitung, das leise Klappern mit Tellern und Tassen, eine Fahrradklingel, vorbeieilende Passanten, das Zischen der Kaffeemaschine. Die Stadt machte ihn schläfrig. Die Welt konnte doch ein recht friedlicher Ort sein. Als Ecki zufrieden den Teller wegschob und noch einen Milchkaffee bestellte, begann Frank auf dem harten Kunststoffgeflecht seines Sessels herumzurutschen. Er saß doch eher unbequem. Lisa hatte sich zu ihrem Fundstück vom Sperrmüll fünf passende Stühle ausgesucht und Jennes gleich zum Aufarbeiten dagelassen. Lisa war ganz vernarrt in die schlichten Sitzmöbel und malte sich schon aus, wie prächtig sie mit ihrem warmen Holzton und dem neuen Geflecht wohl aussehen würden. Frank freute sich über ihre Euphorie, obwohl er die Begeisterung für Hendrik Jennes nicht ganz teilen konnte. Der Mann war ein Trödelhändler, der es geschickt verstand, Interessenten zu Kunden zu machen und an seinen Laden zu binden. Nun wollte Lisa ihn unbedingt in den Bunker schleppen, in dem Jennes sein Lager hatte, um ihm ein »total süßes Vertiko« zu zeigen. Frank nahm die Hand vor den Mund, aber zum Gähnen kam er nicht, denn Ecki war aufgesprungen und hatte dabei fast den Tisch umgeworfen. »Radermacher.« Mehr sagte Ecki nicht, dazu war er zu sehr damit beschäftigt, sich einen Weg zwischen den eng stehenden Tischen und Stühlen hindurchzubahnen. Frank zeigte der völlig verdutzten Kellnerin seinen Dienstausweis und folgte seinem Kollegen, der schon ein gutes Stück Vorsprung hatte. Frank hatte gerade noch Zeit, sich umzudrehen und der jungen Frau »Einsatz, sind im Dienst!« zuzurufen. Kopfschüttelnd und ratlos sah die Kellnerin den beiden Ermittlern hinterher. Die anderen Gäste beobachteten die beiden Polizeibeamten wohl in der Hoffnung, Zeugen einer spektakulären Festnahme zu werden. Sie wurden allerdings enttäuscht, denn die beiden Fahnder verschwanden nahezu gleichzeitig um die Ecke des historischen Rathauses. »Wo ist er?« Frank war außer Atem. »Weiß nicht. Vielleicht auf dem Weg in die Wohngruppe. Dann haben wir ihn gleich.« Ecki sah sich suchend um. Er machte nicht den Eindruck, als hätte das Laufen ihn sonderlich angestrengt. Frank deutete nach vorn. »Ist er das?« »Das ist er.« Auch Ecki hatte jetzt den Mann entdeckt, der im Strom der Passanten, die Richtung Marienplatz unterwegs waren, unauffällig mitschwamm. Er war groß und sehr kräftig, hatte kurzes mittelblondes Haar, bis auf ein dünnes geflochtenes Zöpfchen, das über seinen ansonsten fast frei rasierten Nacken bis auf den Hemdkragen reichte. Zu seinen ausgeblichenen Jeans trug er...


Küsters, Arnold
Arnold Küsters, geboren 1954 in Nettetal-Breyell, studierte unter anderem Anglistik, Amerikanistik, Pädagogik und Psychologie. Seit 1986 ist er als Journalist tätig, vor allem für den Westdeutschen Rundfunk und die ARD, und berät Unternehmen in Presse- und Imagefragen. Küsters lebt in Mönchengladbach, ist verheiratet und hat einen Sohn. Wie seine Ermittler liebt er den Blues und spielt privat in der Rockband STIXX sowie bei »streng geheim«, Deutschlands einziger Band, die aus Krimiautoren besteht. Nach »Schweineblut«, »Totenstimmung« und »Ein Knödel zu viel« erschien mit »Endstation Allgäu« sein vierter Krimi bei Piper.


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