Kubasik | Earthdawn 2: Die Stimme der Mutter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 300 Seiten

Reihe: Earthdawn

Kubasik Earthdawn 2: Die Stimme der Mutter

Earthdawn-Zyklus, Band 02

E-Book, Deutsch, Band 2, 300 Seiten

Reihe: Earthdawn

ISBN: 978-3-95752-695-3
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Nachdem die Völker der Welt vierhundert Jahre lang in ihren magischen Festungen dem Eindringen der Dämonen getrotzt haben, öffnen sich nun wieder die Pforten ihrer selbstgewählten Gefängnisse. Doch die Bewohner Barsaives müssen feststellen, dass ihre Welt vollständig verwüstet wurde und ihre alten Feinde immer noch gegenwärtig sind. Es liegt am Zwergenkönigreich von Throal, dem grausamen Theranischen Imperium und den verschlagenen Dämonen die Stirn zu bieten. Lange Zeit glaubt Releana, dass die größte Gefahr für ihre beiden Kinder von ihrem Mann J'role ausgeht - doch dann kehren die Theraner zurück, die ehemaligen Beherrscher des Landes. Nach der Entführung ihrer Kinder und ihrer eigenen Versklavung erkämpfen sich J'role und Releana die Freiheit von den Theranern, nur um in die Hände der Kristallpiraten zu fallen. Und diese Begegnung ist es auch, von der das Schicksal des Landes abhängt ...

Christopher Kubasik (*1963 in New York) ist ein amerikanischer Autor von Romanen und Kurzgeschichten, vornehmlich aus den Bereichen Science-Fiction und Fantasy. Von 1987 bis 192 arbeitete er bei der FAS Corporation, dem Herausgeber von mehreren Rollenspielen und Tabletopspielen (u.a. Earthdawn, Battletech & StarWars), zu denen er passende Geschichten verfasste. Seither arbeitet er als Drehbuchautor und war sogar schon für einen Emmy nominiert.
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3. Stunden, bevor die Burg über unser Dorf flog, waren wir drei bei Horvak, dem Schmied. Sein neuer Glühofen mußte eingerichtet werden, und ich hatte Euch beide mitgenommen. Es hatte gerade geregnet (wann regnet es in Barsaive nicht?), und der Boden war durchweicht und matschig. Torran, Du bist durch den Matsch vor Horvaks Haus gerannt, während du Samael immer wieder auffordertest, Dir nachzueifern. Nach wenigen Minuten wart Ihr beide völlig schlammbedeckt – aber das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Meine Aufmerksamkeit hatte Grenzen, und Ihr wußtet, daß ich damit beschäftigt war, magische Kräfte einzusetzen, um Horvaks Schmiedeofen fertigzustellen. Ich glaube, damals trug ich noch jenes scharlachrote Magiergewand, das mit silbernen und weißen Vögeln geschmückt war. In jenen Zeiten mußte ich mich auf diese Weise vor den Dämonen schützen, wenn ich einen Zauber wirkte. In den vergangenen Jahren ist uns gegen die Beschmutzung des Astralraums durch die Dämonen etwas Besseres eingefallen. Aber damals war das Gewand eines Magiers sein Band zur Magie. Ich arbeitete geschäftig an Horvaks Esse und setzte mein Wissen und meine Macht ein, um zu erreichen, daß Flammen und Hitze länger erhalten blieben, als dies durch den Brennstoff normalerweise möglich war. Ich mußte auf Dämonen achten, die mich auf der Astralebene aufzuspüren versuchten, während ich gleichzeitig Horvaks Finger und Euch Jungen im Auge behalten mußte. Aus weiter Feme hörte ich das Lachen von Kindern wie Metallglöckchen in einer leichten Brise. Ich dachte mir nichts dabei, bis das Johlen und Lachen immer lauter wurde und die Kinder schließlich an Horvaks Haus vorbeirannten. Doch selbst da dachte ich nicht mehr, als daß die Kinder eben ihren Spaß hatten. Erst als ihr zwei in Horvaks Haus gelaufen kamt und Samael ganz aufgeregt von einem Bein auf das andere hüpfte und rief, »Mama, Mama, der Clown ist da!«, nahm ich tatsächlich Notiz. Der Clown. Mein Kopf war plötzlich leer. Ich löste die Verbindung mit der Astralebene und unterbrach das Ritual für einen Augenblick. Ich richtete mich auf, und Horvaks Mund verzog sich zu einem enttäuschten Schmollen. Ihr standet ein paar Schritte entfernt und strecktet mir einen Arm entgegen, aber der Rest von Euch schien sich von mir zu entfernen, als wärt Ihr bereits unterwegs, um Euch den Clown anzusehen. Und in gewisser Weise wart Ihr das auch. In den letzten drei Jahren war der Clown zur Freude aller Kinder des Dorfes und zu meinem Mißvergnügen alle paar Monate aufgetaucht. Aber Ihr wußtet nichts von meinem Mißvergnügen, und Ihr wußtet nicht, daß es Euer Vater war. Ihr hattet ihn seit mindestens vier Jahren nicht mehr als Euren Vater zu Gesicht bekommen. »Nein«, sagte ich, »ich bin jetzt hier und muß mich um Horvaks Esse kümmern.« Torran fing an, im Matsch herumzustampfen, der ihm bis zur Brust hinaufspritzte. »Hör auf!« schrie ich. Ich hatte ihre Sachen eben erst gewaschen. »Hör auf!« Aber Du hörtest nicht auf, Torran. Du tobtest einfach immer weiter im Matsch herum. Und Du, Samael, hast deinen Bruder sorgfältig beäugt, das Risiko abgewogen und beschlossen, ihm nachzueifern. Ich versuchte, Euch beide zu erwischen, um Euch irgendwie zur Ruhe zu bringen. Aber Ihr wart flink wie zwei Stinkmarder – ein wenig schmeichelhafter Vergleich, und so ist er auch gemeint. Ihr tobtet mit lächerlicher Energie herum. »Ich will den Clown sehen!« verlangte Torran. Ihr ranntet im Kreis um mich herum, und es schien so, als würdet Ihr nie mehr aufhören. Auf ihrem Weg zum Clown kamen viele Dorfbewohner an uns vorbei und beobachteten unseren kleinen Zirkus. Ich schämte mich. Warum konnte ich meine beiden Jungen nicht bändigen? Ich versuchte, vernünftig zu sein. Ich hörte auf, Euch hinterherzujagen, und senkte die Stimme, bis sie wieder ruhig klang. »Bitte. Wir gehen nicht. Ich muß das hier zu Ende bringen.« Samael beruhigte sich, da er meinem Tonfall entnehmen konnte, daß ich mich schlecht fühlte. Doch Torran stemmte die Hände in die Hüften, eine Geste, die er mir abgeschaut hatte, und starrte trotzig zurück. »Ich will den Clown sehen.« »Zu dumm.« Ein Schrei drang aus Torrans Kehle. Er reckte die Arme in den Himmel und rannte herum, als sei eine Passion in ihn gefahren. Er schrie und brüllte und brüllte und sehne. Ein stechender Schmerz raste durch meine Schläfen. Ich konnte hart bleiben und Stunden vergeuden oder um der Ruhe und des Friedens willen nachgeben. Hätte ich mich doch nur manchmal ausruhen, die Bürde, Euch zwei großzuziehen, mit jemandem teilen können, wäre ich mit Sicherheit stärker gewesen. Aber so war es nicht. »Ja«, sagte ich schließlich, »wir können gehen.« Ich erklärte Horvak, daß ich bald zurückkehren würde. Dann nahm ich Euch beide an die Hand, und wir machten uns zum Clown auf. Wir gingen den schmalen Weg durch die Reisfelder der alten Jayara entlang und dann weiter zur Lichtung am Rande des Ortes. Die großen Blätter an den Bäumen glänzten hellgrün und funkelten im besonderen Glanz des Lebens, den Regen immer mit sich bringt. Der Himmel war strahlendblau und wolkenlos. In solchen Augenblicken fragte ich mich immer – und tue es noch warum unser Leben so schwierig und traurig geworden war. Ich hatte eine regelmäßige Arbeit als Dorfmagierin, ich hatte Euch beide (manchmal eine Qual, aber zugleich die Lichter meines Lebens), und ich hatte die Welt um mich, die in ihren Formen und Farben einfach wunderschön war. Das Universum hielt mich wie eine Mutter ihr Kind, wiegte mich in seiner Armbeuge und beglückte mich mit entzückenden, sanften Lauten und Anblicken. Warum reicht es uns nicht, einfach nur zu leben? Euer Vater war von mindestens zwei Dutzend Kindern umgeben. Sie saßen im feuchten Gras, wälzten sich vor Lachen hin und her, schlugen auf den Boden und sahen einander an, um sich gegenseitig zu bestätigen, daß dieser Clown wirklich und wahrhaftig sehr lustig war. Er trug ein Kostüm aus schwarzen und weißen Flicken, die kreuzweise zusammengenäht waren. Um das rechte Auge hatte er ein dunkelblaues Karo gemalt und auf die linke Wange ein kleines rotes Herz. Winzige Glöckchen klimperten an seinen Stiefeln und bimmelten fast unhörbar, wenn er sich jemandem näherte, um etwas aus seinen Taschen zu stehlen, jedoch laut genug, um eine Herausforderung für ihn darzustellen. Herausforderungen trieben ihn an wie Peitschenhiebe. Er jonglierte mit drei kleinen Holzbällen und einem Messer. Während das Messer durch die Luft flog, starrte er es voller Panik an und übersah vollständig die drei Holzbälle, die ebenfalls ständig in Bewegung waren. Ihr zwei wolltet näher gehen, doch ich blieb, wo ich war. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, daß ich näher an ihn heran wollte. Ihr lehntet Euch beide so weit wie möglich vor, während ich Euch festhielt. Dann sah uns J'role. Sein Blick begegnete dem meinen. Einen kurzen Augenblick lang sprang etwas Unausgesprochenes und Undefinierbares zwischen uns hin und her. Dann, als würden wir einander nicht kennen, war J'role wieder in seine Arbeit vertieft und kreischte vor Entsetzen, wenn sich das Messer einer Hand näherte. Ich wollte so gern eine ernste Miene bewahren und ihm zeigen, wie unzufrieden ich mit ihm war. Aber er war zu gut. Ich mußte einfach lächeln. Schließlich hörte er auf zu jonglieren, legte seine Requisiten beiseite und lächelte dann strahlend, als bemerke er jetzt erst die Kinder, die ihn umgaben. Er klatschte in die Hände und stieß einen übertriebenen Seufzer aus. Es war klar, daß er nichts so sehr liebte wie Kinder zu unterhalten. Ebenso klar war sein Bedürfnis, dafür zu sorgen, daß die Kinder dies auch wußten. Und das taten sie. Kinder liebten J'role. Er war ein Clown. Das half natürlich. Er blieb nicht zu Hause, stellte keine Regeln auf und sagte ihnen nicht, was sie zu tun hatten, wenn sie überleben und erwachsen werden wollten, damit sie später selbst für sich sorgen konnten. Er tauchte lediglich hin und wieder auf und brachte sie zum Lachen. Er streckte den Arm aus, um einem der Kinder, die ein paar Ellen vor ihm saßen, die Hand zu schütteln. Er machte zwei Schritte, und dann flogen seine Beine nach hinten, als sei er im nassen Gras ausgerutscht. Er ruderte mit den Armen und riß den Mund in einer übertriebenen Darstellung panikerfüllten Entsetzens weit auf. Einen Moment lang schien er in der Luft zu schweben, nicht von Magie gehalten, sondern von seiner Meisterschaft in derartigen Clownerien. Dann, wumm, krachte er zu Boden. Johlendes Gelächter störte die Ruhe des friedlichen Nachmittags. Die Kinder konnten einfach nicht mehr an sich halten. Wenn sie jemals etwas Lustigeres gesehen haben sollten, überzeugte sie diese Darstellung ganz gewiß davon, daß dem nicht so war. J'role tat so, als wolle er aufstehen, doch wiederum glitten die Beine unter ihm weg. Immer wieder versuchte er sich aufzurappeln, nur um festzustellen, daß der Boden so naß war, daß er nur hinfallen konnte. Seine Beine flogen nach links. Nach rechts. Sie spreizten sich. Sie glitten nach hinten. Wiederum biß ich die Zähne zusammen und versuchte nur Ärger und Mißvergnügen zu zeigen. Doch als er einfach nicht auf die Beine kommen wollte, lachte ich schließlich ebenfalls los. Die anderen Erwachsenen lachten mit ihren Kindern. Und Ihr zwei lachtet, bis Euch die Tränen kamen. Die Vorstellung ging mit weiteren Stürzen und Jonglierkunststücken weiter. Handstände, Überschläge und Radschlagen. Schließlich war sie zu...


Christopher Kubasik (*1963 in New York) ist ein amerikanischer Autor von Romanen und Kurzgeschichten, vornehmlich aus den Bereichen Science-Fiction und Fantasy. Von 1987 bis 192 arbeitete er bei der FAS Corporation, dem Herausgeber von mehreren Rollenspielen und Tabletopspielen (u.a. Earthdawn, Battletech & StarWars), zu denen er passende Geschichten verfasste. Seither arbeitet er als Drehbuchautor und war sogar schon für einen Emmy nominiert.


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