E-Book, Deutsch, 360 Seiten
Reihe: MM-Reiseführer
Krus-Bonazza Kalabrien & Basilikata
8. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96685-233-3
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps
E-Book, Deutsch, 360 Seiten
Reihe: MM-Reiseführer
ISBN: 978-3-96685-233-3
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Praktische Infos Information Auf der Website des Regionalparks www.parcovulture.it erfährt man - auch in deutscher Sprache - abgesehen von verlässlichen Öffnungszeiten der Museen (fast) alles Wissenswerte für einen Urlaub in dieser Gegend. Anfahrt/Verbindungen Das Vulture-Gebiet erreicht man über die A 16 Napoli-Bari (Ausfahrt Candela), die A 14 (Ausfahrt Cerignola Ovest) oder die A 3 (Ausfahrt Sicignano-Potenza); Bahnhöfe der Linie Potenza-Foggia in Melfi und Rionero del Vulture und Barile. Laghi di Monticchio Still und starr ruhen die Kraterseen am Fuße des Monte Vulture. An hochsommerlichen Wochenenden mutieren sie allerdings unter dem Ansturm von Ausflüglern zum Mittelpunkt eines Picknickplatzes mit Kirmesatmosphäre. Bootsverleihe, Bars und Souvenirstände säumen die Uferstraßen von Lago Grande und Lago Piccolo, die nur durch einen schmalen Landstreifen voneinander getrennt sind. Die beiden Seen liegen mitten in sattgrünen Laubwäldern, die vor gut 150 Jahren der Unterschlupf berühmt-berüchtigter Briganten wie Carmine Crocco oder Ninco Nanco waren. Über den kleineren wacht die strahlend weiß getünchte Abbazia San Michele, deren Entstehungsgeschichte bis ins 8. Jh. zurückreicht. Weil der Erzengel Michael in einer Erdgrotte über dem Lago Piccolo mehrmals der Bevölkerung erschienen sein soll, siedelten sich hier zunächst basilianische Eremiten, dann Benediktinermönche an. Letztere übernahmen im 11. und 12. Jh. auch ein dem hl. Hippolyt geweihtes Kloster, dessen Ruinen (Ruderi S. Ippolito) eine Spaziergangslänge von der Abtei entfernt ruhen. Das „weiße Haus“ am See wurde allerdings erst im 18. Jh. erbaut, nachdem 100 Jahre zuvor Kapuzinermönche die geistliche Führung des heiligen Ortes übernommen hatten. Es gelangte 1866 in Staatsbesitz und nach wiederholter Restaurierung anno 2000 wieder unter die Fittiche einer Hand voll Mönche. Im Innern erinnern byzantinische Fresken und weiteres mittelalterliches Inventar an die Ursprünge von Kloster und Kirche, die gleichsam an die besagte Erdgrotte angelehnt ist. Darin entzückt eine farbenfrohe hölzerne Statue des Heiligen, beim Blick aus den Kirchenfenstern die Aussicht auf den kleinen See. In den oberen Etagen der Abtei dokumentiert das Museo di Storia Naturale del Vulture die menschliche Besiedlung, v. a. aber die Flora und Fauna des Vulture seit prähistorischen Zeiten. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem vornehmlich im April nachtaktiven endemischen Schmetterling Bramea di Hartig gewidmet. Vulkanischen Ursprungs: Laghi di Monticchio ? Abbazia S. Michele, tägl. 9-20 Uhr. Aus eigener und Lesererfahrung sind diese Öffnungszeiten ebenso ohne Gewähr wie die des u. g. Museums, vor Besuch Website checken! Tel. 0972/238140, www.badiasanmichele.it. ? Museo di Storia Naturale del Vulture, Di, Sa/So 9-13.30, 14.30-17.30 Uhr, Mi/Do 9-13.30 Uhr, Fr 9-13.30, 14-15 Uhr, Eintritt 3 €. Tel. 0972/731028. Wandern rund um den Monte Vulture Von den Monticchio-Seen führen einige markierte Wanderwege durch waldreiche Landschaften zu aussichtsreichen und geschichtsträchtigen Plätzen (z. B. einer Höhle, in der sich der berühmte Brigant Crocco versteckt haben soll). Insgesamt bieten sich gut ein Dutzend (Rad-)Wandertouren zur Erkundung des Vulture Melfese an. ? Informationen und Karten gibt’s auf der Website des Regionalparks www.parcovulture.it und z. B. auf www.alltrails.com. Praktische Infos Anfahrt/Verbindungen Mit dem Zug bis Rionero in Vulture oder Melfi, von dort weiter mit dem Taxi. „Weißes Haus“ am See: Abbazia San Michele Übernachten Il Casale dell’Acqua Rossa Agriturismo, gepflegte Zimmer in einem umgebauten Bauernhof einige Kilometer von den Seen entfernt, inmitten von Feldern am Fuße des Monte Vulture gelegen. Zum Betrieb gehört ein (auf Anfrage) deftig lokaltypisch bekochtes Restaurant. Frazione di Monticchio Bagni (von der SS 167 Abzweig nach Monticchio Sgarroni), Tel. 0972/731072, www.casaleacquarossa.it. € Mein Tipp *** Borgo Villa Maria, das sympathische Hotel liegt nahe den Seen im Wald, bietet mehrere Terrassen, Garten und Pool, ist mit Materialien der Gegend (Vulkanstein und Kastanienholz) minimalistisch-modern möbliert, wird von der jungen Hausherrin Maria nebst Mutter Concetta freundlich geführt und einem delikat bekochten Haus-Restaurant namens Il Setaccio getoppt. Via Belvedere, Tel. 0972/731302, 347/3403205, www.borgovillamaria.com. €€ Bio/Regional Villa delle Rose, geschmackvoll renoviertes, zartrosa getünchtes Landhaus vom Beginn des 20. Jh. mit sechs klassisch möblierten Zimmern, mitten im Grünen gut 2 km von den Seen entfernt. Zum Country House gehören ein Kirchlein, ein Garten und ein Restaurant, in dem u. a. Wildschwein und Hase, hausgemachte Pasta mit Gemüse sowie Schafs- und Ziegenkäse auf den Tisch kommen. Selbstversorger können Wurst und Käse aus eigener Produktion kaufen. Monticchio Bagni, Località Masseria Monticchio, Tel. 0972/715161, 329/0792703, www.agriturismovilladellerose.it. €€ Essen & Trinken Neben dem Restaurant Il Setaccio im Borgo Villa Maria (Apr. bis Dez. auf Vorbestellung, €€) und den ebenfalls empfehlenswerten der Agriturismi Il Casale dell’Acqua Rossa (mit Vorbestellung, Mo Ruhetag, €€) und Villa delle Rose (auf Vorbestellung mittags und abends, €€) die die verfeinerte bzw. bodenständige lukanische Küche pflegen, gibt es mehrere (allerdings nicht immer geöffnete) kleine Restaurants, Pizzerien, Bars und Imbissbuden an der erwähnten Vergnügungsmeile. Rionero in Vulture In dem kleinen Landwirtschafts- und Handelsstädtchen erblickten der bekannteste Brigant der Basilikata namens Carmine Donatelli Crocco (1830-1905) und der Politiker und Meridionalist Giustino Fortunato das Licht der Welt. Der architektonisch eher unspektakuläre Ort (13.000 Einwohner) mit freundlicher süditalienischer Kleinstadtatmosphäre steht heute für einen hervorragenden lokalen Wein aus Aglianico-Trauben, war wahrscheinlich schon von den Römern besiedelt und wurde 1152 erstmals urkundlich erwähnt. Zwischenzeitlich wieder entvölkert, richteten sich hier 1533 vom Balkan geflüchtete albanische Bauern ein. Seither wurde Rionero mehrmals von Erdbeben (zuletzt 1980) und im September 1943 von der deutschen Wehrmacht heimgesucht. Die Soldaten richteten hier aus nichtigem Anlass - es soll um ein gestohlenes Huhn gegangen sein - ein Blutbad an, dem 16 Bürger der Stadt zum Opfer fielen, woran ein schlichtes Mahnmal am nördlichen Ortsausgang erinnert. Die Vita von Rioneros berühmten und berüchtigten historischen Bewohnern enthüllt sich in einem ansehnlichen Palazzo aus dem 18. Jh., der zu Ehren ihres großen Sohnes Casa di Giustino Fortunato heißt, sowie im Museo Multimediale del Brigantaggio (s. u.). Der Politiker und Intellektuelle Giustino Fortunato (1848-1932) gilt als einer der ersten Meriodionalisten (? Geschichte), die sich auf der Basis sozialwissenschaftlicher Analysen mit der wirtschaftlichen Unterentwicklung des italienischen Südens befasst haben. Der respektable Palazzo (er-)öffnete früher (und in Zukunft wieder?) im Kellergeschoss das Museo della Civiltà Contadina bzw. einen Einblick in das historische Alltagsleben des Ortes. Er gibt bis heute den Heimatfreunden der Pro Loco Raum und beherbergt eine mit Lebenszeugnissen von Fortunato dekorierte Bibliothek namens Biblioteca Civica Giustino Fortunato mit vornehmlich regionalgeschichtlicher Literatur, zu der auch die Autobiografie von Carmine Crocco gehört. Weil der mediterrane Robin Hood in Rionero geboren wurde, geht die Stadt der süditalienischen Brigantenbewegung in besagtem Museum auf den Grund und lädt regelmäßig zu Informationsveranstaltungen und Historienspektakeln zum Thema ein. Mahnmal an das Massaker der Deutschen in Rionero in Vulture ? Biblioteca Civica Giustino Fortunato, Mo, Mi, Fr 10-12.30, 15.30-18.30 Uhr, Di, Do 10-12.30 Uhr. Eingang Via G. Garibaldi 2, Tel. 0972/729261. Carmine Crocco - Krimineller oder mediterraner Robin Hood? Carmine Crocco schrieb seine Biografie während seines lebenslänglichen Gefängnisaufenthaltes in Portoferraio auf der Insel Elba, wo der Anführer der vielköpfigen Guerilla gegen das Königshaus Savoyen anno 1905 75-jährig starb. Der ehemalige Landarbeiter und berühmt-berüchtigte Brigant, genannt Donatello oder Donatelli, war nach dem Mord an einem Verehrer...