Kruger | Die Nacht erhebt sich | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 0 Seiten

Kruger Die Nacht erhebt sich

Band 3
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-16037-1
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 3

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ISBN: 978-3-641-16037-1
Verlag: cbt
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Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Führe die Rudel! - Rouls Vermächtnis lastet schwer auf Connors Schultern: Das Leben der ganzen Werwolf-Spezies liegt in seiner Hand! Und es gibt nur eine Möglichkeit, sie vor ihren skrupellosen Feinden zu retten: die Vereinigung aller Rudel! In seiner Heimat New York hofft Connor, Antworten auf seine Fragen zu finden. Aber angesichts der brutalen Methoden seiner amerikanischen Artgenossen gerät Connor ins Zweifeln. Doch dann spitzt sich die Lage zu und zwingt ihn zur finalen Entscheidung ...

Seit ihrem Studium an der Mount Saint Vincent University in Halifax arbeitet Kat Kruger freiberuflich als PR-Beraterin und Autorin. Ihr Debütroman DIE NACHT HAT KRALLEN wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Kanada.

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1 Berühmte letzte Worte »Führe die Rudel.« Ich schrecke aus dem Schlaf hoch und blinzele in das grelle Sonnenlicht, das durchs Fenster der Kabine fällt. Mir steht der Schweiß auf der Stirn, und halb erwarte ich, Roul auf dem Platz mir gegenüber sitzen zu sehen. Stattdessen schläft dort tief und fest Amara. Das gleichmäßige Dröhnen der Triebwerke hat auch mich kurz nach dem Start eingelullt. Der Traum war völlig unerwartet gekommen – eine Erinnerung, die ich vor Monaten zusammen mit Rouls Asche beerdigt hatte. Mein Geist hat den seltsamen Zustand zwischen Schlaf und Wachen genutzt, um jenen Moment noch einmal heraufzubeschwören, das Brennen der Kugel, die mich gestreift hatte, bevor sie seinen Körper durchschlug. Ich lockere meine Krawatte und öffne den obersten Hemdknopf, um die beinahe unsichtbare Narbe zu berühren, die diese Kugel an meinem Hals hinterlassen hat – inzwischen überdeckt von einer Tätowierung Amaras. Das Motiv ist ganz ihr Stil: ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln, bereit, sich in die Lüfte zu erheben. Es hat mich sofort an jene Narbe in Rodolfo »Roul« de Aquilas Handfläche erinnert. Und das sollte es auch. Aquila, hat sie gesagt, ist lateinisch für Adler. Er ist jetzt für immer in meine Haut tätowiert, als Erinnerung an sein Leben, das er für mich geopfert hat. Roul war es auch, der mir nicht lange, bevor er auf der Schwelle zu seinem Pariser Stadthaus getötet wurde, erklärt hatte, dass Tätowierungen eine uralte Tradition unter geborenen Werwölfen seien. Symbole für die Meilensteine in unserem Leben. Diese Tätowierung wird meine erste von vielen sein. Ich mache es mir in dem dicken Ledersitz des Learjets bequem und nehme das schwere Kristallglas aus dem Getränkehalter in der Echtholzvertäfelung des Privatfliegers, um einen Schluck Mineralwasser zu trinken. Tierisch angenehm. Ein seltsamer Ausdruck, wenn man bedenkt, dass diese ganzen Annehmlichkeiten in meiner anderen Gestalt total überflüssig wären. Das Flugzeug ruckelt leicht, verliert an Höhe und signalisiert, dass wir uns im Landeanflug befinden – und plötzlich wird mir die Schwere all dessen bewusst, was vor mir liegt. Das Schicksal des Rudels, meines Rudels, lastet allein auf meinen Schultern. Wenn ich es nicht schaffe, die anderen Werwölfe davon zu überzeugen, dass wir uns verbünden müssen, könnte die bloße Existenz unserer Art auf dem Spiel stehen. Ich habe keine Ahnung, was mich auf amerikanischem Boden erwartet. Mit dem Zeigefinger male ich ein imaginäres Bild auf die breite Armlehne, ein Bild, das mir seit Rouls Tod im Kopf herumspukt. Ein simples Symbol, das er mit seinem eigenen Blut auf den Boden gezeichnet hat, nur einen Moment, bevor er seinen letzten Atemzug tat. Eine Kinderzeichnung: ein Dreieck auf einem Viereck – Zuhause. Selbst aus dieser Höhe zeigt New York ein gänzlich anderes Stadtbild als Paris. Unter den Wolkenfetzen erstreckt sich die Skyline: Betonklötze aus Glas und Stahl, durchbrochen vom Grün des Central Parks, wo die Stadt erste Anzeichen des Frühlings erahnen lässt. Dort unten bin ich aufgewachsen, doch irgendwie kommt es mir fremd vor. Zuhause … und doch wieder nicht. Nicht mehr. Eigenartig, wie einige Monate in der Fremde jene Welt verändern können, die zuvor so alltäglich, deren Vertrautheit so tröstlich gewesen war. Dabei weiß ich eigentlich, dass es nicht der Ort ist, der sich verändert hat – ich bin es. Die Bürde, die jetzt, nach Rouls letzten Atemzügen, auf meinen Schultern liegt, hat meiner Welt und allem darin einen ernsten Anstrich verliehen. »Führe die Rudel.« Drei Worte. Ob schon jemals zuvor nur drei Worte so viel Verantwortung in die Hände einer einzigen Person gelegt haben, die so wenig auf ihre Aufgabe vorbereitet war? Wohl kaum. Vier Monate, nachdem Roul sein Leben für mich gegeben hat, verspüre ich immer noch diese Anflüge von Selbstzweifel, was meine Führungsqualitäten betrifft. Sie sind mir treu geblieben wie ein lästiger Juckreiz, aber ich bin fest entschlossen, diese Zweifel ein für alle Mal zu ersticken. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel, und dort, wo ich hinwill, ist für Zögerlichkeiten kein Platz. Wenigstens habe ich Amara an meiner Seite. Wir sind die einzigen Passagiere an Bord dieses Privatjets von Fenrir Pharmaceuticals. Den Löwenanteil der Firma ebenso wie die meisten seiner größeren Vermögenswerte hat Roul mir hinterlassen. Allerdings wäre ich unter anderen Umständen wohl kaum seine erste Wahl gewesen. Zumal die Führung eines Rudels noch nie an einen Nachfolger übergeben worden ist. Normalerweise kämpfen die Alphas darum. Doch mit Rouls Ermordung ist bereits genug Blut vergossen worden, und es steht mehr auf dem Spiel als je zuvor: Eine ganze Spezies ist in Gefahr. Und das ist alles andere als normal. Ebenso wie diese Reise über den Atlantik alles andere als ein Heimaturlaub ist. Amara und ich sind als Spähtrupp unterwegs. Nach dem, was man mir erzählt hat, sind einige Werwölfe zur selben Zeit und aus ähnlichen Gründen wie die Pilgerväter in die Neue Welt ausgewandert, nämlich um der Verfolgung in der Alten Welt zu entgehen – auch wenn es sich bei den Werwölfen um eine andere Art von Verfolgung gehandelt hatte. Diejenigen, die zurückgeblieben waren, können nicht mit Sicherheit sagen, was mit den Auswanderern drüben geschehen ist. Rudel sind ja von Natur aus in Revieren organisiert, und kein europäischer Werwolf könnte sich einfach so auf amerikanischen Boden wagen, ohne mit ernsthaften Anfeindungen rechnen zu müssen. Jene, die es dennoch taten, sind jedenfalls niemals zurückgekehrt. Es kursieren wilde Gerüchte über irgendeine Art von Zusammenschluss, eine Vereinigung der dortigen Rudel, denen niemand viel Glauben schenkt. Bis auf Roul, der sich ziemlich sicher war, dass sie es durchgezogen haben. Er hatte gehofft, das Gleiche in der Alten Welt zu schaffen – die Zusammenführung der europäischen Rudel. Jetzt ist es an mir, dem letzten Spross seiner Blutlinie, einem Werwolf von einem knappen halben Jahr. Mein menschliches Leben liegt definitiv hinter mir. Und vor uns liegt ein Krieg. Ich habe die mir verbliebene Zeit genutzt, um mich darauf vorzubereiten. Schließlich konnte ich ja schlecht in Rouls herrschaftlichem Pariser Stadthaus abhängen und darauf warten, dass der Feind zu mir kam, ganz abgesehen davon, dass ich wohl kein zweites Mal einer Luparii-Kugel entkommen werde. Diese Werwolfjäger haben nämlich nur ein einziges Ziel: unsere Spezies auszulöschen. Seit sie sich mit den Jagdhunden Gottes entzweit und ihre lockere Allianz gewaltsam in einem blutigen Akt des Verrats zerrissen haben, verfolgen die Scharfschützen der Luparii uns Werwölfe in ganz Europa. Wie Roul vorausgesagt hat, mussten die Einzelgänger als Erste dran glauben. Ungeschützt und allein, so berichtete Arden, waren viele Wölfe leichte Beute für die Luparii und wurden gegen ihren Willen »geheilt«. Die größte Stärke der Luparii ist – wie die aller guten Jäger – ihre Geduld. Einen nach dem anderen können sie uns dezimieren, bis wir nicht mehr genug sein werden, um irgendetwas gegen sie auszurichten. Und in der Zwischenzeit gaben die Jagdhunde Gottes, eine Armee gebissener Werwölfe unter der Führung des Magistraten Breber, deutlich zu erkennen, dass sie für den Krieg mobil machen. Für sie ist der Wolfsbann, das sogenannte Heilmittel, ein zweifelhafter Segen. Zwar kann der Wolfsbann jenen, die Zivilisten geblieben sind und ihr altes menschliches Leben zurückhaben wollen, genau das geben. Doch dann sind da noch die anderen, die nichts haben, wohin sie zurückkehren können, und jene, die sich ganz den Jagdhunden Gottes und einer militärischen oder religiösen Aufgabe verschrieben haben, um die Geborenen in Schach zu halten. Für sie sind wir der große, böse Wolf aus dem Märchen, eine potenzielle Gefahr für die Menschheit, die unter ihrer Leitung kontrolliert werden muss. Die Rudel waren schon immer zu klein, um gegen ihre Herrschaft anzukommen. Und jetzt ist es erst recht ein hoffnungsloses Szenario. Es sei denn, wir können uns zusammentun. Stärke durch Zahl. Wäre Arden – Amaras Freund und in gewisser Weise mein geheimer Bruder – im November, als alles begann, nicht gegen seinen Willen geheilt worden, wäre er ein sicherer Kandidat für die Leitung des Rudels gewesen. Auf ganz andere Art als Roul hätte er die Chance dazu gehabt. Doch Henri Boguet, einst skrupelloser Inquisitor bei den Hexenprozessen und verrückter Wissenschaftler der Moderne, hatte andere Pläne. Den allzu menschlichen Akt der Rache eingeschlossen. Ich habe nie die ganze Geschichte gehört, nur den entscheidenden Teil, dass Arden der Werwolf war, der Boguet gebissen hatte. Jahrhunderte später wurde Arden das erste unfreiwillige »Testobjekt« im Rahmen von Boguets Plan, die Welt von Werwölfen zu befreien. Dass das Mittel dazu ausgerechnet mithilfe meiner DNA entwickelt worden ist, hab ich bis heute nicht ganz verkraftet. Das ist einer der Gründe, der mich antreibt, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Jetzt ist Arden kein Werwolf mehr – jedenfalls nicht physiologisch –, und nach den uralten Regeln und Traditionen müsste er eigentlich aus dem Rudel ausgestoßen werden. Aber diese Regeln gelten nicht für mich, den Hybriden, die fehlplatzierte Schachfigur in diesem großen Spiel. Wie auch immer, Arden hätte als Anführer des Rudels den Herausforderungen der modernen Welt den Rücken gekehrt und seine Wölfe tief in die Wälder geführt, weg von den Errungenschaften der Menschheit. Und irgendwann wird uns genau das noch nützlich sein....


Link, Michaela
Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.

Kruger, Kat
Seit ihrem Studium an der Mount Saint Vincent University in Halifax arbeitet Kat Kruger freiberuflich als PR-Beraterin und Autorin. Ihr Debütroman DIE NACHT HAT KRALLEN wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Kanada.



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