E-Book, Deutsch, Band 5, 448 Seiten
Kronsteiner Kultur und Migration in der Psychotherapie
2. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86099-980-6
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ethnologische Aspekte in psychoanalytischer und systemischer Therapie
E-Book, Deutsch, Band 5, 448 Seiten
Reihe: Schriften zur Ethnopsychoanalyse
ISBN: 978-3-86099-980-6
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die Verarbeitung von Migrationskrisen und schweren Traumatisierungen durch struktuelle und familiäre Gewalt bildet einen Schwerpunkt des Buches, genauso wie die Schicksale von migrierenden Kindern. Außerdem legt Kronsteiner die transgenerativen Aspekte der Migration dar mit den damit nicht bearbeiteten Affekten und Konflikten. Abschließend werden die Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehungen und -konflikte auf individueller und kollektiver Ebene analysiert. Das Buch bildet den praxisbezogenen Entwurf für einen kultur- und migrationsspezifischen Ansatz in der Psychotherapie, der den Nutzen von ethnologischem Wissen in der therapeutischen Arbeit sowohl mit Aufnehmenden als auch MigrantInnen darlegt.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Sozialpsychologie Kulturpsychologie, Ethnopsychologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Systemische Beratung & Therapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Psychodynamische Psychotherapie
Weitere Infos & Material
Inhalt
Vorwort
TEIL I
Persönliche Annäherung an das Thema
Vorgangsweise - Methoden
Methoden der Interpretation
Die Darlegung des Forschungsprozesses und die Situierung der Verfasserin
Interpretationen, Deutungen und die historische Subjektivität
Übertragung und Gegenübertragung in ethno-therapeutischen Beziehungen mit MigrantInnen
Zur Lebenssituation von MigrantInnen in Österreich
Exkurs in die Pädagogik: Identität, Sprache und Selbstwert
Ist Xenophobie eine Krankheit? - Zur lage der Identitäten in Österreich
Das "Böse" imSelbst
Xenophobie und Fremdenhass
Migration und Gesundheit
Die gesundheitliche Situation von MigrantInnen - besonders in Wien
Psychotherapie mit MigrantInnen und Exilierten
Zur Psychotherapie - Ethnologie - Beziehung in Österreich
Die psychotherapeutische Versorgung von MigrantInnen und Exilierten in Wien
Zur Haltung der PsychotherapeutInnen
Migration in der Psychotherapie
Migrationkrise - Kulturschock
Exil und Flucht
Das Trauma
Charakteristika und Symptome des Traumas
Zur Behandlung von Traumata und Migrationkrisen
Systematisierungen des Migrationsprozesses
Der Migrationsprozess
Motive für die Migration
Die Entscheidung zur Migration
Migrationsziele
Die Auswirkungen der Aufnahme- und Lebensbedingungen auf den Migrationsprozes
Rückkehrabsichten
Kultur in der Psychotherapie
Kulturbegriffe in der Psychotherapie
TEIL II
Fallgeschichte 1: "Wenn das Fenster offen ist und ein kalter Wind weht herein, geh hin und schliesse es."
Fallgeschichte 2: "Es ist wie der Kampfder Giganten - Christentumversus Islam"
Fallgeschichte 3: "Wir sind wie zweiPlüschbärlis, die sich streiten, wer bestimmen darf, womit gespielt wird"
Fallgeschichte 4: "Es ist eine Geschichte von Mohammed über den Verrat."
Fallgeschichte 5: "Ein Puppenmodell für ein Zuhause irgendwo"
Fallgeschichte 6: "Es ist dein Vater! Er schlägt dich und er liebt dich!"
TEIL III
Die Lebens- und Aufenthaltsbedingungen in den Fallgeschichten
Bildung, Schule und Pädagogik
Der Migrationsprozess in den Fallgeschichten
Das Motiv zur Migration
Die Entscheidung zur Migration
Das Migrationsziel
Rückkehr
Kulturschock und Migrationskrise
Trauma - Traumatisierung als Mittel zur Aufrecherhaltung von Macht
Gewalt
Zusammenfassung von Krise, Schock, Trauma und Gewalt
Veränderungen durch die Migration
Familiale Beziehungen und deren Veränderungen
Heiratsbeziehungen, Sexualität und das Geschlechterverhältnis
Beziehungen zwischen den Generationen
Die Generationenschranke
"Pendelnde" Kinder - Brüche und Verlust
Adoleszenz
Das Kulturelle, das Fremde und transnationale Lebensentwürfe
Identitäten
Das Selbst, Kernidentität, Großgruppenidentität
Kulturelle, ethnische und nationale Identitäten: Abgrenzungen und Zuschrei¬bungen
Diskriminierungen - Hintergründe und Auswirkungen
Psychosomatik
Kultur und Migration in der Psychotherapie
Der kulturspezifische Ansatz
Der migrationsspezifische Ansatz
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Danksagung
Der rote Faden durch dieses Buch ist die menschliche Beziehung und das differenzierte Wahrnehmen des Anderen, die ich dem Beschriebenen entgegenhalten möchte. Beziehungen zwischen Menschen in einem professionellen Kontext stehen hier im Vordergrund. Psychotherapie ist Beziehungsarbeit. Psychotherapie beinhaltet aber auch ein Machtverhältnis zwischen TherapeutInnen und KlientInnen. Dieses Machtverhältnis drückt sich auch in der Diagnostik aus, die das Verhältnis zwischen Krankheit und Gesundheit festlegt. Krank sind die, die sich nicht der Norm entsprechend verhalten. Die Diagnostik entspringt einer leistungsorientierten Gesellschaft und dient der Pathologisierung von Menschen, die unter Umständen diese Leistungen nicht erbringen können. Sie ist auch ein kulturspezifischer Ausdruck einer Gesellschaft im Umgang mit so genannten Leidenden. Krankheit ermöglicht aber auch gesellschaftlich anerkannt für einen bestimmten Zeitraum auszusteigen. Diese Arbeit soll einen ethno-therapeutischen Beitrag zur Analyse der "eigenen" Gesellschaft und ihrer Haltung zum "Fremden" oder "Anderen" leisten.
Xenophobie und Fremdenhass als psychische Prozesse, die sowohl bei Aufnehmenden als auch bei Zugewanderten zu finden sind, erfahren durch die politischen Entwicklungen z.B. in Österreich besondere Pressanz. Das Thema Kultur und Migration in ethno-therapeutischen Beziehungen ist unweigerlich mit diesen Prozessen gekoppelt.
Die Lebens- und Aufnahmebedingungen, die Formen der Beziehungsgestaltung haben Auswirkungen auf das Wohlbefinden und somit auf die Gesundheit. Die Psychotherapie gehört zu "Krankenbehandlung" und wird als solche von den Krankenkassen teilweise finanziert. Wir werden einen Blick auf die Gesundheit/Krankheit von MigrantInnen werfen, um dann auf die Psychotherapie im speziellen ein zu gehen. Die Psychotherapien mit Menschen, die Migration und/oder Exil selbst erlebt haben und/oder deren Nachkommen sind, sind mit der Migrationskrise, dem Kulturschock, dem Migrationsprozess und mit Traumata verknüpft. Psychotherapie ist Beziehungsarbeit, in der die PsychotherapeutInnen eine tragende Rolle spielen. Deren Haltung, deren Unbewusstes, deren Gegenübertragung und Kulturbegriff haben maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf dieses Prozesses.
Im zweiten Teil stehen Fallgeschichten, also die Beziehungen zwischen den KlientInnen und mir - als Gespräch führende Psychotherapeutin - sowie zu den Co-Therapeutinnen, im Mittelpunkt. Die Form der Aufarbeitung soll strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen den sehr verschiedenen Therapien herstellen und eine Erleichterung in der themenspezifischen Betrachtung der therapeutischen Prozesse bringen. Der Migrationsprozess, die Krise, das Trauma und der Umgang mit dem Kulturellen waren dabei die Schwerpunkte.
Aufgrund der Fallgeschichten ergaben sich Schwerpunkte, die im ersten Teil theoretisch noch nicht bearbeitet wurden. Ich nahm u. a. folgende Gruppierungen vor: Geschlechter- und Generationenverhältnisse, Gewalt, Identitäten und Eth¬nizität, Diskriminierungen, Psychosomatik. Sie nehmen im dritten Teil, sowohl theoretisch als auch in Bezug auf die Fallgeschichten, viel Raum ein.