E-Book, Deutsch, Band 1814, 200 Seiten
Kretschmann / Stein Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 14: Die Stadt am Toten Meer
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-124-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 1814, 200 Seiten
Reihe: Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer (Abenteuerromane)
ISBN: 978-3-95719-124-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar sind den Waffenschiebern auf der Spur, die ihnen in Palästina nach dem Leben trachteten. Dabei treffen sie auf die Frau des verschollenen Sprachwissenschaftlers Walther Schmidt. Gemeinsam bricht man auf, um nach dem Verschollenen zu suchen. Der Weg führt tief in die Wüste zu den Ruinen einer vergessenen Pyramide. Wenig später muss sich der kleine Trupp gegen Verbrecher und Naturgewalten durchsetzen. Autor: Ralph Kretschmann Die Printausgabe umfasst 170 Buchseiten.
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1.
Ich liebe meine sächsische Heimat und insbesondere den Winter dort, aber es gab nichts, das sich mit dem Wind vergleichen ließe, der am frühen Morgen vom Meer her über das Land strich, frisch und feucht, mit einem Hauch Salz in der Luft und dem Versprechen, die bevorstehende Hitze des Tages zu mildern. Es hatte mehrere Monate gebraucht, die Dinge zu Hause zu regeln. Meine Berichte über den Orient fanden genug Zeitungen, die sie druckten, dass ich es mir erlauben konnte, zurück in die siegreiche Stadt zu reisen, wie der ursprüngliche Name von Kairo lautete. Ich hatte meinem treuen Halef einen Brief geschickt, in dem ich meine Ankunft mit der Egyptian Star ankündigte, aber er erwartete mich nicht am Pier. Das musste nichts bedeuten und ich maß dem keine große Bedeutung zu, kannte ich doch die Zuverlässigkeit der orientalischen Post, die mit der deutschen nicht zu vergleichen war. Ich mietete mich in einer preiswerten Karawanserei am Rand der großen Stadt ein, von der ich wusste, dass Halef hier mit Sicherheit nach mir suchen würde. Da ich noch einige Dinge in Kairo zu erledigen hatte, konnte ich es mir erlauben, zu warten. Es gab da einen Herrn, einen Schweizer, der sich als Franzose ausgab, mit dem ich noch eine Rechnung offen hatte und den ich nicht davonkommen zu lassen die Absicht hatte. Dieser Mensch hatte versucht, mich, Halef und unseren Wegbegleiter Sam Clemens, der besser unter seinem Schriftsteller-Pseudonym Mark Twain bekannt war, umzubringen. Ein Verhalten, das ich ihm durchaus übel nahm. Monsieur Le Febre hatte sich der Tarnung als Archäologe bedient, um illegale Waffengeschäfte tätigen zu können. Er steckte hinter mehreren Verbrechen, die ihn ins Interesse der britischen Behörden gebracht hatten. Meine Beweggründe, diesen Mann finden zu wollen, waren persönlicherer Natur. Ich konnte mich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass es da jemanden gab, der mir nach dem Leben getrachtet hatte. Nur zu gern würde ich eben diesen Mann hinter Gittern sehen, seiner gerechten Strafe zugeführt. Zu meinem Leidwesen musste ich in Erfahrung bringen, dass sich besagter Herr nicht mehr in Kairo aufhielt, sondern zu einer Expedition aufgebrochen war, die ihn in die Libysche Wüste führte. Was er dort zu finden suchte, wusste man nicht zu berichten. Wohl aber erfuhr ich, dass britische Militärangehörige nur zwei Tage nach der Abreise von Le Febre erschienen waren und nach ihm gesucht hatten. Weshalb die Briten nach Le Febre gesucht hatten, konnte oder wollte man mir aber auch nicht sagen. So blieb mir keine Wahl, außer dem Gesuchten zu folgen. Ein Giaur in der Wüste sollte nicht schwer zu finden sein. Doch wollte eine solche Reise gut vorbereitet sein und ich gedachte nicht, sie ohne meinen treuen Halef Omar anzutreten. Ich blieb eine gute Woche in Kairo und versorgte mich mit allem, was ich benötigte. Was mir noch fehlte, befand sich in Halefs Obhut. Meinen Hengst Rih, den Henrystutzen und meinen Bärentöter hatte ich zurückgelassen, da ich nicht annahm, dass ich sie auf der Schiffspassage oder in Sachsen brauchen würde, was sich als richtige Annahme erwies. Der kleine Ort am Birket-el-Kerun, einem künstlich schon zu Zeiten der Pharaonen angelegten See westlich des Nils, in Höhe von al-Fayyum, in dem ich Halef wusste, hieß Azbat Shakshuk und war nur eine Ansammlung von Hütten, die sich in den Wüstenwind lehnten. Ich betrachtete es als Fügung des Schicksals, denn wenn ich davon ausging, dass es stimmte, was mir gesagt worden war, dann lag der Ort auf halber Strecke hin zu dem Ort, an dem sich der von mir gesuchte Monsieur Le Febre aufhalten sollte. Es würde eine Reise in eine Sandwüste werden, doch den ersten Teil der Reise legte ich auf dem Nil zurück, der Hauptverkehrsader Ägyptens schon seit den Zeiten der Pharaonen. Das blaugrüne bis ockerbraune Band des großen Flusses spendete diesem Land in der Wüste Leben und war für jegliche Art von Transport der Weg der Wahl. Ich schiffte mich also samt meines Gepäcks nach sieben Tagen des Wartens, in denen Halef sich nicht einfand, auf einem der zahlreichen Schiffe ein, die Passagiere und Waren in den Süden transportierten. In Kairo und an Bord der African Queen, einem Schaufelraddampfer, der mich an jene erinnerte, die ich auf dem Mississippi gesehen hatte, trug ich europäische Kleidung, Jackett, Weste und einen leichten, geflochtenen Strohhut. Das Schiff kam nur gemächlich voran, da es an nahezu jedem Anleger einen Halt einlegte, um Waren zu- oder auszuladen oder Passagier zusteigen zu lassen. Bis zum Ziel meiner Passage würden wir drei Tage unterwegs sein, einem Ort mit Namen Attih, der einige Meilen hinter Luxor lag. Dort gedachte ich, mir ein Kamel zu kaufen, um weiter zu kommen. Ich bevorzuge Pferde als Reittiere, hier im Orient natürlich meinen eigenen Hengst Rih, doch die Gegend, in die zu reiten ich beabsichtigte, gebot eine andere Art von Transportmittel. Ein Kamel oder, genauer, ein Dromedar war besser geeignet, um durch eine Wüstenei zu reiten. Die genügsamen Tiere mögen störrisch genannt werden, aber kein anderes Tier ist so hervorragend an die Widrigkeiten einer Sandwüste angepasst, als ein Trampeltier. Meine Kabine war recht geräumig und lag an Backbord, also auf der rechten Seite des Schiffes, und sie lag weit vorn, sodass das Stampfen der Dampfmaschinen mich nicht erreichte. Ich nutzte die Zeit an Bord, um einige Seiten zu schreiben, und widmete mich den Unterhaltungen mit anderen Passagieren. Auch mit den Mannschaftsmitgliedern sprach ich, so oft es ging. Niemand konnte mir besser sagen, was vorging in dem Gebiet, in das ich wollte, als die, die ständig hindurchfuhren. Sie kannten jeden Tratsch, jede Geschichte und waren gern bereit, sie dem interessierten Europäer, der arabisch sprechen konnte, mitzuteilen. Kaum ein anderer Ungläubiger fragte einen Einheimischen nach dessen Meinung oder um Rat. Ich erfuhr, dass ein Franke viele Männer angeworben hatte, um eine Ausgrabung zu unterstützen. Ein gern gesehenes Zubrot für viele der Fellachen, die die Felder zu beiden Seiten des Nils bewirtschafteten und für die zurzeit nicht viel Arbeit anstand. So konnte sie zusätzlich Geld verdienen, indem sie den verrückten Franken halfen, Dinge aus dem Sand zu graben. Ich erfuhr auch von einer Patrouille des britischen Militärs, die in der Wüste vermisst wurde, und von den Sorgen der Eingeborenen, weil das Nilhochwasser im vergangenen Jahr nicht so hoch ausgefallen war, wie es gewöhnlich stieg. Für die Bauern, die vom Nilhochwasser abhängig waren, handelte es sich hierbei um ein fundamentales Problem. Wer in der Hauptstadt an der Macht war, interessierte hier kaum jemanden. Es gab wichtigere Dinge für diese Menschen, wie das tägliche Essen oder woher man Brennholz bekam. Die Gespräche, die ich mit den Passagieren führte, waren zwar unterhaltsamer, doch wesentlich weniger informativ. Immerhin las ich aus dem Gesagten heraus, dass es eine gewisse Stimmung im Lande der Pharaonen gab, die sich gegen die türkische Oberherrschaft richtete, die aber von den Briten toleriert wurde. Am zweiten Tag meiner Passage wurde der Wind heißer und trockener. Die Nacht, die folgte, war dagegen so erfüllt von Feuchtigkeit, dass ich glaubte, die Luft kondensiere auf meiner vergleichsweise kühlen Haut. Unter der Decke in meiner Kabine zu liegen, war eine reine Folter, und so beschloss ich, mich wieder anzukleiden und an Deck zu gehen, wo ich mir Kühlung durch den Fahrtwind erhoffte. Zu meinem Leidwesen hatte ich feststellen müssen, dass sich oben kein Lüftchen regte. Es schien absolut windstill zu sein. Eine Passagierin, die sich als Mrs. Horten vorstellte, wunderte sich darüber, machte das Schiff doch, den Wellen nach zu urteilen, gute Fahrt. „Es ist ganz einfach“, hatte ich ihr erklärt. „Es weht ein Wind, der in die Richtung weht, in die unser Dampfer unterwegs ist. Wir bemerken dies lediglich nicht, da wir uns mit etwa der gleichen Geschwindigkeit, mit der der Wind nach Süden weht, eben dorthin unterwegs sind. Da Wind und Schiff mit gleicher Geschwindigkeit reisen, erscheint es uns, als herrsche Windstille.“ Mrs. Horten war die Frau eines pensionierten britischen Militärbeamten, wie sie mir erzählte, der sich im Ruhestand der Erforschung der afrikanischen Wüsten widmete, in der er viele Jahre seinen Dienst verrichtet hatte. In dieser Zeit hatte er eine gewisse Liebe für diese trockenen Einöden entwickelt, in denen er die Wintermonate zu verbringen pflegte, da dies seinem Rheuma entgegen wirkte, wie er stets betont hatte. Mir schien es, als sei die Abwesenheit ihres Mannes für Mrs. Horten keine Belastung. Jetzt aber hatte er sie aufgefordert, ihn in Ägypten zu besuchen, da er eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht hatte, wie er ihr geschrieben hatte. Sie wusste nicht zu sagen, worum es sich bei dieser Entdeckung handeln mochte, doch folgte sie seiner Aufforderung und trat unverzüglich die Reise an. Es war ihre erste Reise in ein Gebiet, das außerhalb der englischen Inseln lag. Wir unterhielten uns noch über dies und jenes, bis sich andere Passagiere zu uns gesellten, die, wie wir, keinen Schlaf finden konnten und die von Stimmen an Deck dazu bewegt worden waren, sich ebenfalls nach oben zu begeben, in der Hoffnung auf ein Gespräch und etwas Zeitvertreib. Man unterhielt sich über Nichtigkeiten und so verabschiedete ich mich nach einer Weile und ging wieder in meine Kabine. Die Luft dort war nicht besser geworden und es hatte gedauert, bis ich in den Schlaf gefunden hatte, der wenig...