Kretschmann | Horror Western 03: Im Sattel saß der Tode | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3, 156 Seiten

Reihe: Horror Western

Kretschmann Horror Western 03: Im Sattel saß der Tode

E-Book, Deutsch, Band 3, 156 Seiten

Reihe: Horror Western

ISBN: 978-3-95719-283-7
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der Einzelgänger Hardin gelangt in den Besitz eines mysteriösen Revolvers, der in der Lage ist, Tote zu töten. Damit tritt er das Erbe eines Geisterjägers an. Er versucht, mithilfe des farbigen Kanadiers Jackson einen Ort vor überirdischen Gefahren zu schützen.

Maler, Illustrator, Zeichner, Autor, Regisseur, Wahlhamburger, Querdenker, Geschichtenerzähler. Lieber Schwarz und dunkel, lieber Leder und Samt, lieber anders. Multitalent
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Kapitel 2 – Fremde
Die Kugel verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Er hörte sie an seinem Ohr vorbeipfeifen, ein Geräusch, das ihm nur zu gut bekannt war. Ein Zug am Zügel, ein Druck mit dem Schenkel, und der braune Hengst reagierte, wie er es gelernt hatte, und ließ sich auf die Seite fallen. Hardin löste im Fallen seinen Stiefel aus dem Steigbügel und packte den Schaft seines Gewehres. In einer oft geübten Bewegung rollte er sich ab und blieb so liegen, dass der Pferdeleib ihm Deckung bot. Woher war der Schuss gekommen? Hardin suchte die Gegend, die vor ihm lag, mit den Augen ab, während er eine Patrone aus dem Gürtel zog und den Sharps-Karabiner lud. Zu seiner Rechten erhob sich ein mannshoher Felsen, zu seiner Linken ein flacher Hügel, gerade hoch genug, um die Horizontlinie zu verdecken. Bäume oder Büsche gab es nicht in der trockenen Einöde, in der er sich befand. Eine weitere Kugel ließ kaum drei Yard neben ihm eine Sandfontäne aufsteigen. Der Knall des Schusses folgte auf dem Fuße. „Ergibt dich, Thomas!“ Die Stimme war weit entfernt und dünn, aber doch noch deutlich vernehmbar. Der hinterhältige Schütze war also nicht in unmittelbarer Nähe. „Verdammt, hier gibt es keinen Thomas!“ Stille. Hardin schob den Lauf seines Karabiners über den Sattel des am Boden liegenden Pferdes und spähte nach vorn, von wo aus der letzte Schuss gekommen war. Sollte derjenige, der auf ihn geschossen hatte, dies noch einmal tun, würde er sich durch den Pulverdampf verraten, der unweigerlich bei dem Abfeuern eines Gewehres entstand. „Wer bist du? Vorsicht, ich habe dich im Visier!“ Die Stimme war rau und Hardin nahm ihrem Besitzer jedes Wort ab. „Mein Name ist Hardin, verdammt! Ich kenne keinen Thomas!“ Wieder ein Moment Stille. „Ich komme zu dir runter, Mann! Mach keinen Fehler! Bleib, wo du bist. Ich behalte dich die ganze Zeit über vor dem Lauf!“ „Ist gut, aber du sollst wissen, dass meine Sharps sehr treffsicher ist“, antwortete Hardin. Der Braune schnaubte leise und wurde unruhig. Hardin legte dem Pferd die Hand auf den Hals. „Ruhig, mein Alter! Dauert nicht mehr lang“, beruhigte er das Tier. Einige Hundert Yard vor ihm bewegte sich etwas. Ein Mann richtete sich auf und kam langsam auf ihn zu. Staub rieselte von ihm herab und wehte in kleinen Wölkchen davon. Der Mann kam näher, vorsichtig über den Lauf seiner Flinte das Ziel im Auge behaltend. Hardin spielte mit dem Gedanken, den Kerl jetzt einfach wegzupusten, aber er entschied sich dagegen. Etwas an dem Kerl machte ihn neugierig. Der großgewachsene Schwarze, der schließlich vor ihm stand, senkte seine unglaublich lange Rifle, als er Hardin sah. Der Mann trug Hosen, wie sie die Nordstaaten getragen hatten, einen breitkrempigen Hut und schwere Stiefel, wie sie Minenarbeiter bevorzugten. Das krause Haar war an den Schläfen schon weiß, aber die Augen in dem zerfurchten, wettergegerbten Gesicht funkelten wie die eines jungen Mannes. „Tut mir leid, Fremder. Ich hielt dich für einen Scheißkerl, der mir schon einmal dumm gekommen ist. Sah ihn vor ein paar Tagen in diesem elenden Nest gleich hinter Tucson und dachte, er wäre mir nach ...“ Der Schwarze wischte seine Hand an der Wildlederjacke ab, die seine Schultern bedeckte, und trat näher an Hardin heran, der ebenfalls den Lauf gesenkt hatte und sich aufrichtete. „Jackson. Horace Jackson!“, stellte er sich vor und streckte Hardin die Hand hin. Eine gute Methode, um festzustellen, ob man es mit einem Südstaatler zu tun hatte, wenn man ein Farbiger war. Hardin kam zwar aus Louisiana, hatte aber mit der Sklaventreiberei nichts zu schaffen. Er hatte sich aus der Sache heraushalten wollen, was sich aber als Illusion erwiesen hatte, und so hatte er letztlich für den Norden gekämpft. Ihm war die Hautfarbe eines Mannes völlig egal. Wenn man erschossen wurde, blutete jeder rot. Er ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie. „Wie ich sagte ... Hardin, mein Name.“ „Du trägst mir das nicht nach, hoffe ich? Das mit deinem Gaul tut mir leid. Früher war ich zielsicherer.“ „Mein Pferd?“ Hardin stupste den Braunen mit der Stiefelspitze leicht an und schnalzte auf eine bestimmte Weise mit der Zunge. Sofort arbeitete sich der Hengst hoch, schüttelte sich und schnaubte leise. „Dem geht’s gut!“ „Oh!“ Horace Jackson wechselte den Griff am Kolben seiner Waffe und hatte jetzt den Finger nicht mehr am Abzug. Darauf hatte Hardin gewartet. Seine Sharps hielt er in der linken Armbeuge. In einer einzigen, fließenden Bewegung zog er seinen Revolver, trat vor und setzte dem verblüfften Jackson die Mündung von unten an die Kehle. „Ach ... so ist das!“, stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ja, so ist das“, wiederholte Hardin und lächelte schmal. „Siehst du, es ist extrem unhöflich, auf einen Mann einfach so zu schießen. Das macht man nicht. Und wenn, dann sollte man sicher sein, dass man sein Ziel trifft. Ich weiß das und ich weiß auch, dass du das weißt. Wenn du also vorbeischießt, ist das kein gutes Zeichen. Wie soll ich dir vertrauen? Und wie kannst du mir vertrauen? Sag mir, warum du daneben gezielt hast!“ „Hab ich nicht. Aber ... die Augen. Sind nicht mehr wie früher!“, knurrte Jackson die Antwort mehr, als dass er sie sprach. Hardin wartete einen kurzen Moment, dann entspannte er den Hahn unter seinem Daumen, trat einen Schritt zurück und steckte den Colt zurück in das Crossdraw-Holster an seinem Gürtel. „Ich glaube dir. Und jetzt, da jeder den anderen einmal vor der Mündung hatte und niemand tot ist, können wir über Vertrauen neu nachdenken“, Jackson atmete tief durch. Sein dunkles Gesicht war aschfahl. „Hardin, du bist ...“, setzte er an, verstummte dann aber. „Ein Arsch?“, ergänzte Hardin und schob die Sharps in den Scabbard am Sattel des Braunen zurück. „Ein verrückter Hund, hatte ich sagen wollen.“ Hardin lachte und griff die Zügel seines Pferdes. „Damit kann ich leben. In meiner Einheit hatte ich den Spitznamen Mad Dog. Verrückter Hund, das passt schon.“ „Du warst im Krieg?“, hakte Jackson nach und schulterte seine lange Flinte. Hardin nickte kurz. „Hab für den Norden gekämpft. Ist Vergangenheit, mehr musst du nicht wissen. Und du? Freigelassen?“ Jackson schüttelte den Kopf und entblößte zwei Reihen perfekter weißer Zähne. „Nein, Sir! Ich bin Kanadier! Frei geboren, von freien Eltern! Hab sogar einen Schulabschluss und hab Prospektion gelernt!“ „Alle Achtung! Bei mir hat’s für Lesen, Schreiben und Rechnen gereicht. Dann kam der Krieg und dann war’s sowieso egal! Was machst du hier in Arizona?“ „Geologie“, antwortete Jackson. „Suche Bodenschätze. Habe ich schon in England und Frankreich gemacht.“ „England und Frankreich? Weiter als bis nach Mexiko hab ich’s nicht geschafft. Dann bist du ja ein weitgereister Mann!“ Das sagte Hardin ohne jeden Anklang an Ironie. Er meinte, was er sagte. Er meinte immer, was er sagte. „Ist auch kein Zuckerschlecken, die Reiserei. Hab gutes Geld da drüben verdient! Mister Horace Jackson hat was auf der hohen Kante, was sagst du dazu?“ „Ich sage, hat Mister Horace Jackson hier irgendwo in der Nähe sein Lager aufgeschlagen? Mir wäre nach einem Kaffee und der brüht sich nicht von selbst!“ „Kaffee? Hast du Kaffee?“ Jacksons Augen wurden groß. „Yes, Sir! Vor fünf Tagen in Tucson gekauft!“ Jackson deutete dorthin, wo er hergekommen war. „Hinter der Anhöhe hab ich mein Camp. Feuer müssen wir machen, Holz hab’ ich schon. War gerade mit Sammeln fertig, als du aufgetaucht bist.“ Jacksons Lager erwies sich als Senke, die Schutz vor dem Wind bot, und einem kleinen Unterstand, kaum mannshoch, unter dem er seine Decken ausgerollt hatte. Daneben stand ein grau gefleckter Klepper, der einmal ein Apfelschimmel gewesen sein mochte. Das Alter, Wind und Wetter hatten dem Tier zugesetzt und alles in allem vermittelte der Gaul Hardin nicht das Gefühl, es sei sicher, sich in seinen Sattel zu schwingen. Jackson entzündete das Lagerfeuer und stellte Wasser und eine emaillierte Kanne zur Verfügung, Hardin den Kaffee, den er mittels seiner Kaffeemühle schnell und lautstark in Kaffeemehl verwandelte, das sie in das bald sprudelnde Wasser gaben und sich setzen ließen. Nichts verband zwei Männer im Westen besser als ein dampfender Becher heißen Kaffees! Außer einer Flasche Whiskey vielleicht, doch konnte die auch den gegenteiligen Effekt hervorrufen. Sie saßen am Feuer, tranken Kaffee und rauchten. Hardin rollte sich eine Zigarette, Jackson zündete sich eine der dünnen Zigarren an, die in letzter Zeit in Texas in Mode gekommen waren. „Wohin bist du unterwegs?“, wollte Jackson wissen. „Du kommst aus Tucson?“ Hardin bestätigte dies mit einem kurzen Kopfnicken. „Bin unterwegs nach Norden. Weiß noch nicht genau, wohin. Nur nach Norden. Raus aus der Hitze und dem Staub. Und weit weg von Rindern!“ „Als Cowpuncher gearbeitet, hm? Kann ich gut verstehen, wenn du mit den sturen Viechern nichts mehr zu tun haben willst. Kühe sind nicht eben die schlauesten von Gottes Geschöpfen!“ „Lass mich in Ruhe mit Gott!“, knurrte Hardin und versenkte den Blick in seinem...


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