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E-Book, Deutsch, Band 4/2019, 128 Seiten

Reihe: ide - informationen zur deutschdidaktik

Krammer / Malle Inklusion

Deutschunterricht der Vielfalt

E-Book, Deutsch, Band 4/2019, 128 Seiten

Reihe: ide - informationen zur deutschdidaktik

ISBN: 978-3-7065-6017-7
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der ide-Band setzt sich mit dem Begriff und dem Konzept der Inklusion auseinander und greift damit ein Thema auf, das gegenwärtig wieder politische Brisanz erfährt. Er geht der Frage nach, welchen Beitrag eine inklusive Deutschdidaktik leisten kann, welche theoretischen Erkenntnisse berücksichtigt werden müssen und wie diese praktisch konkretisiert werden können. Das alles soll vor der Folie diskutiert werden, nach der sich Inklusion stets im Spannungsfeld zwischen Individualisierung und Standardisierung, Kompensation und Vielfalt sowie zwischen Ansprüchen inklusiver Didaktik und fachwissenschaftlicher Zugänge bewegt. Zu klären bleibt dabei, durch welche didaktischen Modellierungen und Transformationen diese Spannungsfelder aufgelöst werden könnten. Dazu werden Überlegungen und Erfahrungen von Bildungswissenschafter/-innen, Deutschdidaktiker/-innen, Deutschlehrer/-innen und Lehrpersonen für inklusive Bildung eingeholt.

Aus dem Inhalt:

INKLUSION IM BILDUNGSKONTEXT: EINE STANDORTBESTIMMUNG
Gottfried Biewer: Inklusion als Leitziel globaler Bildungsentwicklung
Michael Ritter: Zwischen Kompensation und Diversifizierung. Deutschdidaktik für die inklusive Schule
Annette Kracht: Sprachlich-kommunikative Förderbedürfnisse und Problemlagen, Bildungsunterstützung und inklusiver Unterricht

PERSPEKTIVEN EINER INKLUSIVEN DEUTSCHDIDAKTIK
Katharina Böhnert, Matthias Hölzner: Sprachdidaktik und Inklusion. Eine Bestandsaufnahme
Daria Ferencik-Lehmkuhl: Texte schreiben und überarbeiten im inklusiven Deutschunterricht
Wiebke Dannecker: Inklusiver Literaturunterricht jenseits von Disparitäten. Empirische Erkenntnisse und didaktische Implikationen
Ralph Olsen, Anna-Carina Dellwing: Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe … Anmerkungen zur Problematik der Textauswahl im inklusiven Literaturunterricht

INKLUSION IM KLASSENZIMMER: ERFAHRUNGEN UND UNTERRICHTSMODELLE
Florian Schweitzer: Miteinander und voneinander lernen. Multiperspektivische Erfahrungen inklusiver Unterrichtspraxis in der Sekundarstufe II
Vesna Kucher, Martina Rulofs: Sprachenvielfalt im Klassenzimmer. Möglichkeiten der Partizipation von SchülerInnen mit Hörbeeinträchtigung
Erzsébet Matthes: Flipendo Inklusio. Die Geschichte von Harry Potter im Deutschunterricht der Sekundarstufe gemeinsam und spielerisch erkunden
Julia Malle: In- und Exklusion reflektieren. Ein Unterrichtsmodell zu Heidi

SERVICE
Julia Malle: Inklusion in Pädagogik und Deutschdidaktik. Ein bibliographischer Überblick
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Weitere Infos & Material


Deutschunterricht zwischen Vielfalt und Gemeinsamkeit
»Behindert ist man nicht, behindert wird man.« So lautet einer der markantesten Slogans aus der Behindertenbewegung, der eine radikale Änderung der Sichtweise auf Behinderung(en) markiert und ein neues Verständnis derselben generiert. Ausgehend von der Feststellung, dass Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen nicht aufgrund ihres »Handicaps«, sondern vor allem aufgrund der gesellschaftlichen Reaktionen auf dieses mit unterschiedlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind, wurden in den letzten Jahren vor allem im Rahmen der Inklusionspädagogik Ansätze entwickelt, künstlich konstruierte Barrieren abzubauen. Nicht der Mensch muss sich an die Gesellschaft anpassen bzw. sich in diese integrieren, vielmehr ist die Gesellschaft selbst gefordert, alle Barrieren zu beseitigen, die Inklusion verunmöglichen. Behinderungen sind demnach auch als soziale Konstruktionen zu verstehen, die immer schon diskursive Hervorbringung erfahren. Im Sprechen über Behinderung stehen wir jedoch vor einem Dilemma, wie Michael Ritter, der von einem sprach- und diskursbezogenen Dilemma ausgeht, in Zusammenhang mit inklusivem Unterricht festhält. Um nämlich darlegen zu können, wie Inklusion gelingen und ein möglicher Ausschluss durch geeignete Maßnahmen verhindert werden kann, braucht es immer auch die Erwähnung von jenen Schüler/-innen, an deren »Fall« ein bestimmter Förderbedarf erläutert wird. Diese werden als potenziell gefährdet markiert und damit sonderpädagogisch kategorisiert. »Um über inklusiven Unterricht sprechen zu können, müssen zentrale Ansprüche der Inklusionspädagogik ignoriert werden.« (Siehe Ritter in diesem Band; S. 19) Für das System Schule bedeutet die durch die UN-Behindertenrechtskonvention abgesicherte Forderung nach Inklusion eine Veränderung der Perspektive und erfährt besondere (bildungs-)politische Brisanz. Sie impliziert die Notwendigkeit, über Aus- und Einschlüsse nachzudenken. Nicht nur die Allgemeinpädagogik ist hier gefordert, insbesondere sind es auch die einzelnen Fachdidaktiken, die Konzepte für uneingeschränkte Teilhabe vorzulegen haben. Selbst wenn sich in den letzten Jahren entsprechende Ansätze mehren, ist das deutschdidaktische Feld bei weitem nicht ausreichend abgesteckt. Der vorliegende ide-Band will einen Beitrag dazu leisten, indem er sich mit Begriffen und Modellen von Inklusion in Theorie und Praxis der Deutschdidaktik auseinandersetzt. Er geht der Frage nach, welche theoretischen Erkenntnisse in einer inklusiven Deutschdidaktik berücksichtigt werden müssen, welche didaktischen Zugänge sich davon ableiten lassen und wie diese praktisch konkretisiert werden können. Das alles wird vor der Folie diskutiert, nach der sich Inklusion stets im Spannungsfeld zwischen Individualisierung und Standardisierung, Kompensation und Vielfalt sowie zwischen Ansprüchen inklusiver Didaktik und Ansprüchen fachwissenschaftlicher Zugänge bewegt (vgl. Hennies/Ritter 2014, S. 11 f.). Zu klären bleibt, durch welche didaktischen Maßnahmen und Transformationen diese Spannungsfelder aufgelöst werden könnten. Dazu werden Überlegungen und Erfahrungen von Bildungswissenschafter/-innen, Deutschdidaktiker/-innen, Deutschlehrer/-innen und Lehrpersonen für inklusive Bildung eingeholt. Wir nähern uns dem Inklusionsbegriff aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive, wobei der Fokus auf der Kategorie der Behinderung (in einem weiten Verständnis) liegt. Es wird auf unterschiedliche Weise dargelegt, welche Verwendung der Begriff in der bisherigen deutschdidaktischen Diskussion erfährt, inwiefern inklusiver Unterricht an bisherige deutschdidaktische Konzepte anschlussfähig ist respektive wie Sprach-, Literatur- und Mediendidaktik mit Inklusion umgehen. Im ersten Teil werden politische und strukturelle Rahmenbedingungen geklärt. Zudem fragen die Beiträge danach, wie die auf die Inklusion bezogenen Diskurslinien verlaufen, welche Disziplinen unbedingt miteinzubeziehen sind und in welchen Spannungsfeldern sich eine inklusive Deutschdidaktik bewegt. Gottfried Biewer skizziert in seinem Aufsatz »Inklusion als Leitbild globaler Bildungsentwicklung« die Entstehung des Begriffs Inklusion in Abgrenzung zur Exklusion. Hinsichtlich struktureller und bildungspolitischer Rahmenbedingungen geht er auf die Salamanca-Erklärung, die UN-Behindertenrechtskonvention sowie die Agenda 2030 als wesentliche Leitkonzepte globaler Unterrichtsentwicklung ein. Seine Ausführungen münden schließlich in der Forderung nach unterrichtlichen Modellen für einzelne Unterrichtsfächer. Auf die spezifisch fachdidaktische Komponente von Inklusion fokussiert der Beitrag von Michael Ritter, der der Verortung von Inklusion im Wissenschaftsdiskurs nachgeht, die ihren Ausgang zunächst fern der Deutschdidaktik nimmt. Mit Blick auf die Logiken der Pädagogik im Vergleich zu jenen der Deutschdidaktik arbeitet er ihre Differenzen anhand spezifischer Themenfelder heraus. Mit Grundlagen für einen inklusiven Unterricht setzt sich auch Annette Kracht auseinander und fokussiert insbesondere auf sprachlich-kommunikative Förderbedarfe und Problemlagen. Dabei macht sie die These stark, nach der die Kategorie Behinderung alleine nicht ausreiche, didaktische Modellierungen für eine inklusive Praxis herzustellen. Dies untermauert die Autorin durch Ergebnisse aus einer Hamburger Evaluationsstudie. Der zweite Teil des Band perspektiviert verschiedene Bereiche der Deutschdidaktik in Hinblick auf Inklusion. Wie Katharina Böhnert und Matthias Hölzner feststellen, steckt die inklusive Sprachdidaktik noch in den Kinderschuhen. Ihr Feld ist noch wenig beschrieben: sei es durch theoretische Konzepte, sei es durch empirische Erkenntnisse. Ihr Beitrag ist sowohl eine Bestandsaufnahme als auch ein Plädoyer für das Lernen an gemeinsamen Gegenständen. Daria FerencikLehmkuhl fokussiert auf das Schreiben und Revidieren von Texten im inklusiven Deutschunterricht. Grundvoraussetzung dafür ist – der Autorin zufolge – ein erweiterter Lese- und Schreibbegriff, von dem ausgehend Lernsituationen für einen inklusiven Deutschunterricht zwischen Vielfalt und Gemeinsamkeit möglich werden. Veranschaulicht wird das an konkreten Vorschlägen für den Unterricht: etwa kreatives Schreiben zu Bilderbüchern oder das Konzept der »Schreibzeit«. Einen Überblick über den Forschungsstand zu einer inklusiven Literaturdidaktik liefert Wiebke Dannecker und beschreibt schließlich einen Zugang des literarästhetischen Lernens, den sie vor der Folie theaterdidaktischer Ansätze reflektiert. Darüber hinaus versteht sich der Beitrag Danneckers auch als Plädoyer zur empirischen Erforschung inklusiven Unterrichtens. Mit der Frage nach der Textauswahl im inklusiven Unterricht bzw. mit dem Einsatz sogenannter »leichter Texte« befassen sich Ralph Olsen und AnnaCarina Dellwing. Ausgehend von einem neu erschienenen Bilderbuch zu Rainer Maria Rilkes Der Panther greift der Beitrag die Frage auf, ob sich das Illustrieren eines komplexen Textes für den Einsatz im inklusiven Literaturunterricht eigne. Der didaktische Mehrwert von derartigen Adaptionen wird von den beiden in Frage gestellt, ein Einsatz unveränderter literarischer Texte präferiert. Welche Anknüpfungspunkte sich nun für die schulische Praxis des Deutschunterrichts ergeben, wird im dritten Teil dargelegt. Dabei werden Vorschläge für die konkrete Umsetzung eines inklusiven Deutschunterrichts vorgestellt: Wie kann darin sprachliches und literarisches Lernen gelingen? Welche didaktischen Modellierungen erweisen sich als hilfreich? Florian Schweitzer schildert am Beispiel des Wiener Brigittenauer Gymnasiums die verschiedenen Perspektiven inklusiver Unterrichtspraxis. Zunächst werden Spannungsfelder eines inklusiven Unterrichts dargelegt, um in weiterer Folge die Sicht der Schüler/-innen und der Lehrer/-innen, aber auch die Ebene der Ressourcen miteinzubeziehen. Schweitzers Beitrag stellt die Chancen inklusiven Unterrichtens ins Zentrum, wobei Schule nur dann inklusiv sein könne, wenn die Auffassung dieses Begriffs systemisch angelegt sei. Vesna Kucher und Martina Rulofs befassen sich mit Sprachenvielfalt im Klassenzimmer bzw. mit der möglichen Partizipation von Schüler/-innen mit Hörbeeinträchtigung. Die Erkenntnisse der Beiträgerinnen stützen sich auf Ergebnisse, die im Rahmen eines Forschungsprojekts gewonnen werden konnten, welches sich mit den Möglichkeiten der Verwendung von Gebärdensprache befasste. In diesem Kontext wurden konkrete Empfehlungen entwickelt, die im inklusiven Unterricht hilfreich sein können. Ebenso praxisorientiert stellt Erzsebet Matthes die Möglichkeit dar, den Harry PotterStoff spielerisch im Deutschunterricht der Sekundarstufe zu erkunden. Die Autorin schöpft aus ihrem Erfahrungsschatz mit inklusiven Lerngruppen und skizziert vier Unterrichtseinheiten, die sich methodisch an der Theaterpädagogik orientieren. Ein konkretes Unterrichtsmodell für einen diversitätssensiblen Deutschunterricht wird auch im Beitrag von Julia Malle präsentiert. Ausgehend von Alain Gsponers Spielfilm Heidi (2015) stellt sie die Frage, wie Schüler/-innen angeleitet werden...


IDE ist die Zeitschrift für den Deutschunterricht. IDE hält den Dialog zwischen der Praxis in der Schule und didaktischer Forschung aufrecht. IDE ist das Podium für den ständigen Erfahrungsaustausch zwischen DeutschlehrerInnen in der Praxis. IDE öffnet Klassenzimmer und Konferenzräume: Informationen und Kommunikation über Praxis und Projekte, über Erfahrungen, Reaktionen, über Wünsche und Horizonte. Für alle Schultypen. Für alle Schulstufen.
IDE – INFORMATIONEN ZUR DEUTSCHDIDAKTIK erscheint viermal im Jahr.


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