E-Book, Deutsch, 232 Seiten
Korb Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-86867-517-7
Verlag: KVM
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Wie ich meinem Kind helfe, sich selbst zu organisieren
E-Book, Deutsch, 232 Seiten
ISBN: 978-3-86867-517-7
Verlag: KVM
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Kinder verstehen und Selbstorganisation fördern: 5 Schritte zum entspannten Familienleben
Nie wieder Frust wegen verlorener Hausaufgaben, Unordnung im Kinderzimmer oder lautstarker Trotzphasen: Dr. Damon Korb zeigt in seinem Erziehungsratgeber, wie Sie Ihrem Kind helfen, sich selbst zu organisieren. Der renommierte Kinderarzt und Experte für Entwicklungs- und Verhaltenspädiatrie gibt Eltern und Pädagogen konkrete Strategien an die Hand, die sich im Alltag praktisch umsetzen lassen. Denn er stellt klar: "Eigenständige Kinder werden nicht geboren – sie werden großgezogen." Wenn Sie Ihr Kind besser verstehen, können Sie es effektiver unterstützen und sein Selbstvertrauen stärken. So legen Sie den Grundstein für ein erfolgreiches Erwachsenenleben!
- Erziehungstipps für einen harmonischen Familienalltag: 5 Schritte, um ein eigenständiges Kind zu erziehen
- Praktische Lösungen für Eltern und Lehrer: So unterstützen Sie Kinder mit ADHS, Lernschwächen oder Konzentrationsproblemen
- Vom Säugling bis zum Teenager: übersichtlich aufgebaut nach den einzelnen Entwicklungsphasen des Kindes
- So fördern Sie Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Organisationsvermögen – im individuellen Tempo Ihres Kindes!Erziehung oder Unterstützung: Was brauchen Kinder?
Organisation ist die Fähigkeit, Gedanken zu sortieren, zu verknüpfen und auszudrücken. Daraus ergeben sich praktische Kompetenzen wie Empathie, Reflexion und Perspektivenwechsel.
Unorganisierte Kinder sind bereits von simplen Aufgaben wie aufräumen oder sich bettfertig machen überfordert. Dieser Elternratgeber lässt Sie die Schwierigkeiten Ihres Kindes verstehen und versetzt sie in die Lage, einen Plan zu erstellen, um Ihrem Kind organisiertes Denken beizubringen. So lernt Ihr Kind Einfühlungsvermögen zu zeigen, vorausschauend zu agieren und effektive Entscheidungen zu treffen.
Besser verstehen, besser unterstützen – mit den Erziehungstipps von Dr. Korb erlangen Sie eine völlig neue Perspektive auf das Thema und entwickeln Ihren ganz persönlichen Erziehungsstil!
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
EINFÜHRUNG
Unterstützung der Eigenständigkeit des
eigenen Kindes, ein Dilemma
KAPITEL 1
Kindesentwicklung und Gehirnorganisation
KAPITEL 2
Die fünf Schritte zur Eigenständigkeit eines Kindes
KAPITEL 3
Erziehung eines organisierten Säuglings:
Die Bindungsjahre
KAPITEL 4
Erziehung eines organisierten Kleinkindes:
Die großen Abenteurer
KAPITEL 5
Erziehung eines organisierten Kindergartenkindes:
Rasante Gehirnentwicklung
KAPITEL 6
Erziehung eines organisierten Schülers:
Meister der Routinen
KAPITEL 7
Erziehung eines organisierten Teenagers:
Vorbereitung für den Start ins Leben
KAPITEL 8
Organisierte Kinder werden großgezogen
ANHANG A:
Missverstandene Gemüter
B: Einführung von Mini-Routinen
C: "Mind Mapping"
Quellenangaben
Literatur
EINFÜHRUNG
Unterstu¨tzung der Eigenständigkeit des
eigenen Kindes, ein Dilemma
KAPITEL 1
Kindesentwicklung und Gehirnorganisation
KAPITEL 2
Die fu¨nf Schritte zur Eigenständigkeit eines Kindes
KAPITEL 3
Erziehung eines organisierten Säuglings:
Die Bindungsjahre
KAPITEL 4
Erziehung eines organisierten Kleinkindes:
Die großen Abenteurer
KAPITEL 5
Erziehung eines organisierten Kindergartenkindes:
Rasante Gehirnentwicklung
KAPITEL 6
Erziehung eines organisierten Schu¨lers:
Meister der Routinen
KAPITEL 7
Erziehung eines organisierten Teenagers:
Vorbereitung fu¨r den Start ins Leben
KAPITEL 8
Organisierte Kinder werden großgezogen
ANHANG A:
Missverstandene Gemu¨ter
B: Einfu¨hrung von Mini-Routinen
C: "Mind Mapping"
Quellenangaben
Literatur
KAPITEL 1 Kindesentwicklung und Gehirnorganisation Die in „Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern“ beschriebenen Konzepte und Empfehlungen werden direkt oder indirekt durch jahrelange wissenschaftliche Forschung gestützt – Forschung darüber, wie sich das Gehirn mit zunehmendem Alter herausbildet und wie sich organisatorische Fähigkeiten mit der Zeit entwickeln. Der Fokus dieses Kapitels liegt auf der wissenschaftlichen Entdeckung und dem faszinierenden Prozess, durch den Klinikärzte das organisierte Gehirn verstehen konnten. Es bietet Hintergrundwissen über die medizinischen Grundlagen, auf die sich schließlich die praktischen Tipps stützen. Folglich ist der Inhalt dieses Kapitels fachlicher gehalten als der Rest des Buches. Das Material ist für Leser bestimmt, die mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe der Entwicklung eines organisierten Verstandes erfahren wollen. Denn alle Eltern wissen: Selbst Kindergartenkinder fragen nach den meisten unserer Bitten und Aufforderungen: „Warum?“ Schließlich wissen sogar sie, dass Erklärungen wichtig sind. Dieses Kapitel fokussiert sich auf das „Warum?“ und die folgenden Kapitel erklären das „Wie?“. Deshalb ist das Verständnis dieses Kapitels keine Voraussetzung dafür, dass Sie die späteren praktischen Ratschläge umsetzen können. Organisation der kognitiven Funktionen Organisiertes Denken beinhaltet mehr als Unordnung oder Pünktlichkeit. Ein organisiertes Kind hat nicht nur die kognitive Fähigkeit (Gedächtnis und Denkvermögen), zeitliche und räumliche Beobachtungen und Daten (Informationen über Reihenfolge, Form und Größe) zu speichern und auf sie zurückzugreifen. Es hat vor allem die Fähigkeit, Informationen auf mehreren Ebenen gleichzeitig zu verarbeiten. Das organisierte Gehirn besitzt die Fähigkeit der übergeordneten Kognition. Dazu gehören Konzeptualisieren, Perspektivenwechsel, Kreativität und komplexe Entscheidungsfindung. Diese Gedankengänge benötigen ein sehr kompliziertes System neurologischer Integration (Nervenstränge, die Informationen miteinander verbinden). Das Gehirn basiert auf einem komplizierten Netzwerk zusammenhängender Gehirnfunktionen. Und diese Organisation ähnelt dabei dem Aufbau einer Großstadt. Städte sind in Bezirke für Industrie, Wohnen, Shopping und Unterhaltung eingeteilt. In der Stadt sind die Bezirke durch kreuz und quer verlaufende Schnellstraßen verbunden. Der Verkehr läuft hin und her. So ähnlich ist das Gehirn in Bereiche mit verschiedenen Funktionen des Nervensystems eingeteilt. Hierzu gehören zum Beispiel Gedächtnis, Sprache, räumliche und sequenzielle Verarbeitung sowie Bewegungskontrolle. Von einem Schüler geforderte Fähigkeiten, wie den eigenen Namen zu schreiben, an die Hausaufgaben zu denken oder Völkerball zu spielen, benötigen eine präzise Kommunikation zwischen diesen Gehirnregionen. Denken Sie zum Beispiel an eine simple Aufgabe wie das Anziehen am Morgen. Für diese Aufgabe muss das sensorische und motorische Nervensystem zusammenarbeiten. Man benötigt einerseits Balance und Koordination, andererseits Gedächtnis, um beispielsweise zu merken, dass Unterwäsche vor der Hose angezogen wird. Folglich kreiert das Gehirn einen „Plan für das Anziehen“, der abgespeichert und jeden Morgen abgerufen wird. Details wie den Reißverschluss zu schließen und die Schuhe zu binden, müssen auch beachtet werden. Und das Binden der Schuhe ist wiederum Teil der sequenziellen Verarbeitung, denn für eine richtige Schleife sind mehrere Schritte notwendig. Sie sehen also: Selbst für einfache Aufgaben wie das Anziehen muss das Gehirn des Kindes eine komplizierte Abfolge diverser Gehirnfunktionen leisten. Wenn man es so sieht, ist es doch fast ein Wunder, dass es Kinder jeden Tag in die Schule schaffen. Nervenstränge im Gehirn haben die gleiche Funktion wie Straßen in einer überfüllten Stadt. Sie ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen. Das Nervensystem ist wesentlich komplizierter als das verstopfte Straßennetz von Los Angeles. Tatsächlich gibt es Billionen brillant abgestimmter Nervenbahnen, über die Informationen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit rasen. Diese Nerven ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen. Bei so viel Verkehr mit so hohen Geschwindigkeiten im Gehirn würde man doch erwarten, dass häufig auch „Unfälle“ auftreten. Und wenn solche „Unfälle“ auftreten, was tatsächlich vorkommt, wie würden sie aussehen? Stellen Sie sich ein Kind vor, das im Unterricht die Hand hebt. Der Lehrer nimmt es dran, doch der Schüler vergisst, was er sagen wollte. Denken Sie an ein Kind, das mit den Antworten herausplatzt, obgleich der Lehrer noch spricht, oder das die telefonierenden Eltern einfach unterbricht. Beachten Sie das Kind, das einen emotionalen Zusammenbruch bekommt, wenn es nicht nach seiner Vorstellung läuft. Wenn sich Kinder nicht von dem Fernseher oder Computer trennen können, um sich für die Schule fertig zu machen, kann ein solcher mentaler Zusammenbruch auftreten. Diese Zusammenbrüche treten bei allen Menschen auf. Sie passieren jedoch frequentierter, wenn das Gehirn einer Person ungenügend organisiert ist. Gehirnentwicklung Die Feinheiten und Funktionsweisen des Gehirns sind ein nie endendes Abenteuer. Jede Entdeckung wirft weitere Fragen auf. Die Forschung des letzten Jahrhunderts gewährt uns einen Einblick in die Frage, wie das Gehirn organisiertes Denken unterstützt. Wir wissen nun, dass es bestimmte Regionen im Gehirn gibt, die zusammenarbeiten und organisiertes Denken und Handeln unterstützen. Manche Entdeckungen passierten aus Versehen (dennoch hilfreich, obwohl sie zufällig bei einer Forschung zu einem anderen Thema gemacht wurden), beispielsweise solche, die bei der Untersuchung unbeabsichtigter Gehirnverletzungen auftraten. Neuere Erkenntnisse für unser Verständnis des Gehirns sind durch moderne, aufregende Technologien wie das Neuroimaging entstanden. Das Imaging (Bildgebung) des Gehirns erlaubt es nicht nur, Aufnahmen verschiedener Gehirnregionen zu machen. Man kann vielmehr den Blutfluss innerhalb des Gehirns betrachten, während Patienten verschiedene Denkaufgaben lösen. Der Zusammenhang besteht darin, dass die aktivierten Gehirnregionen mehr Blut für die Sauerstoffversorgung benötigen. Teile der exekutiven Funktionen (für Planen, Aufgabenerledigung und Selbstkontrolle benötigte Fähigkeiten des Gehirns) können mit spezifischen Papier-und-Stift-Denkaufgaben gemessen werden. So können die Fähigkeiten in den Bereichen Planung und Organisation direkt in der Arztpraxis betrachtet werden. Mit diesen Messmethoden können nun Menschen mit Schwierigkeiten und Hochbegabungen untersucht werden. Wissenschaftler können so das kollektive Verständnis über die effiziente Funktionsweise des Gehirns erweitern. Mit diesen Werkzeugen lassen sich durch die Untersuchung von Kindern verschiedenen Alters Richtwerte oder Meilensteine für die Kindesentwicklung ableiten. Anhand dieser können Eltern erkennen, wieviel Unterstützung ihr Kind benötigt. Der berühmte Fall des Phineas Gage Seit dem berühmten Fall des Phineas Gage wird der Frontallappen in der wissenschaftlichen Literatur mit den exekutiven Funktionen assoziiert. Phineas Gage ist die erste ausführlich dokumentierte Person, die eine schwere Gehirnverletzung überlebt hat. Die folgende Persönlichkeitsveränderung ließ Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Gehirnfunktionen in bestimmten Gehirnregionen lokalisiert sind. Phineas Gage war Vorarbeiter einer Eisenbahnbaukolonne. Am 13. September 1848 haben er und seine Crew Sprengstoff verwendet, um den Weg für die Rutland-Burlington-Eisenbahnstrecke in Vermont freizuräumen. Als Gage gerade mit einem Stopfeisen Schießpulver in das Loch eines Felsens drückte, führte ein Funke zu einer versehentlichen Explosion. Diese feuerte die 1 m lange und 3 cm breite Stange durch seinen Kopf. Das Stopfeisen trat unterhalb seines linken Wangenknochens ein, flog vollständig durch die Oberseite des Kopfes und landete 23–27 m hinter ihm. Gage wurde zwar von der Explosion umgeworfen, blieb jedoch möglicherweise bei Bewusstsein, obwohl der Großteil der linken Hälfte des Gehirns zerstört war! Auf wundersame Weise überlebte Gage den Unfall; wahrscheinlich aufgrund der hohen Hitze, sodass die Blutgefäße kauterisiert oder versiegelt wurden, sodass es nur begrenzt zu Blutungen kam. Er wurde für zehn Wochen in ein Krankenhaus eingewiesen und dann entlassen, um sein alltägliches Leben fortzusetzen. Gut neun Monate später fühlte sich Gage stark genug, seine Arbeit fortzusetzen. Jedoch hatte er Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Berichten zufolge war er vor dem Unfall ein kompetenter und effizienter Arbeiter und Team-Koordinator. Nach dem Unfall war er jedoch ungeduldig, starrsinnig, unruhig und ziemlich vulgär. Er war nicht in der Lage, seine Zukunftspläne umzusetzen. Seine Freunde sagten, dass er „nicht mehr Gage“ gewesen sei. Gage lebte weitere elfeinhalb Jahre. Seinen Beruf als Vorarbeiter nahm er nie wieder auf. Stattdessen arbeitete er in Ställen in New Hampshire und Chile. Außerdem war er für ein paar Jahre eine lebende Ausstellung in New York. Er starb 1860 und sieben Jahre später wurde sein Körper für Forschungszwecke exhumiert. Sein Schädel und das Stopfeisen sind nun in der medizinischen „Countway“ Bibliothek der Harvard University ausgestellt. Die Relikte sind ein Symbol der frühen Gehirnforschung. In der letzten Zeit haben Forschungen über Gehirnverletzungen, vor allem Schlaganfälle, geholfen, isolierte Gehirnfunktionen schematisch zu beschreiben. Ein Schlaganfall tritt...