Roman
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-641-07738-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das harmlose Vorhaben, sich in der Kneipe eines Freundes ein Feierabendbier zu genehmigen, wird für Timothy Carrier zum Albtraum: Ein nervös wirkender Mann steckt ihm einen Umschlag zu mit den Worten: »Zehntausend. Der Rest folgt, wenn sie erledigt ist.« Ehe Tim das Missverständnis aufklären kann, erscheint der »richtige« Auftragskiller. Tim bleibt nur wenig Zeit, um sich und die todgeweihte Frau zu retten ...
Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane - Thriller und Horrorromane - wurden in 38 Sprachen übersetzt und sämtlich zu internationalen Bestsellern. Weltweit wurden bislang über 400 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft. Zuletzt bei Heyne erschienen: 'Abgrundtief'.
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18 (S. 111-112)
Das kleine, fünfstöckige Hotel stand schon seit vielen Jahren auf einem Steilhang an der Küste. Bougainvillea mit Ästen, so dick wie Baumstämme, überzog das Spalier am Eingang mit violetten und roten Tupfen, und der Wind trieb Konfetti aus Blütenblättern über das Pflaster. Eine Viertelstunde nach Mitternacht hatte Tim an der Rezeption gestanden und im Meldebuch Mr. und Mrs. Timothy Carrier eingetragen, während die Frau hinter der Theke seine Kreditkarte durch den Schlitz des Lesegeräts zog. Sie hatten ein Zimmer im zweiten Stock. Durch eine Schiebetür aus Glas gelangte man auf einen Balkon mit zwei schmiedeeisernen Stühlen und einem Tischchen.
Der Abstand zum nächsten Balkon betrug etwa einen Meter. Unter dem düsteren Himmel breitete sich pechschwarz das Meer aus. Wie grauer Rauch trieb der Schaum auf den sanften Wellen heran und löste sich auf dem aschfahlen Strand auf. Im Norden und vor dem Hotel standen mächtige Dattelpalmen, die der Wind so stark zum Rauschen brachte, dass man die leichte Brandung kaum hörte. Am Geländer stehend blickte Linda in Richtung des westlichen Horizonts, der unsichtbar blieb. »Heutzutage kümmern sie sich nicht mehr darum.« »Wer kümmert sich nicht mehr worum?«, fragte Tim, der neben ihr stand. »Die Leute an der Rezeption kümmern sich nicht darum, ob man verheiratet ist oder nicht.«
»Ach, ich weiß. Trotzdem fand ich es irgendwie nicht richtig.« »Du hast meine Ehre gewahrt, was?« »Ich glaube, das kannst du schon selbst.« Sie wandte den Blick von dem unsichtbaren Horizont ab und sah Tim in die Augen. »Es gefällt mir, wie du sprichst.« »Inwiefern?« »Ich kann das beste Wort dafür nicht so recht finden.« »Und du schreibst Bücher.« Sie überließen den Balkon dem Wind, gingen hinein und schlossen die Schiebetür. »Welches Bett willst du?«, fragte er. Sie schlug die Tagesdecke zurück. »Das hier ist schon okay.« »Ich bin einigermaßen überzeugt, dass wir hier sicher sind.«
Sie runzelte die Stirn. »Wieso sollten wir das nicht sein?« »Ich überlege dauernd, wie er uns in dem Café gefunden hat.« »Offenbar wohnt er tatsächlich neben dem leeren Grundstück, wo sein Wagen registriert ist. Da hat er eben zufällig mitbekommen, wie wir dort gehalten haben.« »So etwas geschieht nicht zufällig.« »Manchmal doch. Schließlich kann jeder mal Pech haben.« »Jedenfalls«, sagte Tim, »sollten wir auf alles vorbereitet sein. Vielleicht sollten wir in unseren Kleidern schlafen.« »Das hatte ich ohnehin vor.« »Ach so. Ja. Klar. Natürlich hattest du das vor.« »Schau nicht so enttäuscht.« »Ich bin nicht enttäuscht. Ich bin am Boden zerstört.« Während Linda im Bad war, knipste Tim die Deckenbeleuchtung aus.
Die Lampe auf dem Nachttisch zwischen den Betten hatte einen Schalter mit drei Einstellungen, und Tim wählte die schwächste. Dann hockte er sich auf seine Bettkante und drückte die Kurzwahltaste für die Kneipe, wo Rooney noch hinter der Theke stand. »Wo bist du?«, fragte der Wirt. »Knapp jenseits vom Paradies.« »Dem kommst du offenbar nie näher.« »Davor hab ich auch Angst. Hör mal, Liam, hat er außer mit dir noch mit jemand anderem gesprochen?« »Der Haifisch mit Füßen?« »Genau. Hat er mit irgendwelchen Gästen gesprochen?« »Nein. Nur mit mir.« »Vielleicht ist er hochgegangen, um mit Michelle zu sprechen. « »Nein. Die stand mit mir hinter der Theke, als er reinkam. « »Irgendjemand hat ihm meinen Namen verraten. Und er hat meine Handynummer.« »Hier hat er die nicht erfahren. Steht dein Handy etwa im Telefonbuch?« »Nicht, dass ich wüsste.« »Tim, wer ist dieser Typ?«