Kölbl | ICF-CY im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Kölbl ICF-CY im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung

Ein Praxisleitfaden zur Beobachtung und Dokumentation (Kinder, 4-6 Jahre)

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-456-76252-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Strukturiertes Konzept zur Beobachtung von Vorschulkindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf

Deutschlandweit gibt es Einrichtungen, die Kinder im sonderpädagogischem Schwer-punkt Geistige Entwicklung im Kindergartenalter betreuen. Neben inklusiven Angeboten sind häufig an Förderzentren mit dem entsprechenden Förderschwerpunkt vorschulische Gruppen angegliedert, die von multiprofessionellen Teams betreut werden. Die individuelle Beobachtung und Diagnostik des einzelnen Kindes, um eine Förderplanung erstellen zu können, ist in einigen Bundesländern gesetzlich vorgesehen.
Um den Entwicklungsstand der Kinder beschreiben und Förderziele formulieren zu können, ist das pädagogische Personal auf Beobachtungen angewiesen, die es in der Arbeit mit den Kindern macht.
Dieser Leitfaden bietet ein grafisch aufbereitetes und didaktisch strukturiertes Konzept zur Beobachtung von Kindern (4–6 Jahre) im sonderpädagogischem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Ausgehend von einer theoretischen Fundierung zu den Bereichen ICF-CY, Beobachtung und Förderplanung wird das Beobachtungskonzept praxisnah dargestellt.
Die Beobachtungsbögen sind im Buch integriert und können als Zusatzmaterial heruntergeladen werden. Die konkrete Umsetzbarkeit der hier benutzten Bögen wurde im Rahmen einer Promotionsarbeit einer explorativen Evaluation mit großer Zustimmung unterzogen.
Dieses Buch richtet sich an pädagogisches Personal der elementaren Bildungseinrichtungen in inklusiven Settings oder sonderpädagogischen Vorschuleinrichtungen, ohne testtheoretische Ausbildung (z. B. Erzieher*innen; Kinderpfleger*innen; Heilpädago-gische Förderlehrer*innen).
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Zielgruppe


Pädagogisches Personal der elementaren Bildungseinrichtungenin inklusiven Settings oder sonderpädagogischen Vorschuleinrichtungen,
ohne testtheoretische Ausbildung,
z. B. Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen;
Heilpädagogische Förderlehrer*innen.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


|21|1  Einleitung
Förderdiagnostik – Begriff und diagnostischer Prozess Beobachtungen machen, dokumentieren und aus ihnen anschließend Förderziele gewinnen, diese tief im pädagogischen Alltag verwurzelten Handlungen sind Ausdrucksweisen eines Verständnisses von Diagnostik als Förderdiagnostik. Die Förderdiagnostik, mit ihren Methoden und Zielen, bildet die Grundlage, auf der der individuelle Entwicklungsstand des Kindes beschrieben werden soll. Sie weist aber über die Beschreibung des momentanen Ist-Zustands hinaus und kann auch Wege einer Weiterentwicklung zeigen. Was ist Förderdiagnostik? Überlegen wir kurz, wo uns das Wort Diagnostik im Alltag begegnet. Natürlich in Arztpraxen und -briefen, in Krankenhäusern, aber auch im sonderpädagogischen Setting, z.?B. bei der Feststellung des sonderpädagogischen Schwerpunkts Geistige Entwicklung (KMK, 2021, S. 17). Das Wort Diagnostik hat seine Wurzeln im Griechischen und bedeutet in etwa „Unterscheidung, Entscheidung“ (Bundschuh & Winkler, 2019, S. 36). Berufsgruppen, bei denen Diagnostik ein Schwerpunkt der praktischen Arbeit ist, sind unter anderem Medizinerinnen und Mediziner oder Psychologinnen und Psychologen. Sie untersuchen Menschen und entscheiden, wie die berichteten Symptome zu deuten sind, welchem Krankheitsbild sie zugeordnet werden können. Aber auch pädagogische Kräfte diagnostizieren fortlaufend. Die Noten im System der Regelschule beispielweise stellen einen Wert dar, der Auskunft darüber gibt, wie die Lehrkraft die Leistung des Kindes bewertet. Jede Fehleranalyse, die er oder sie beim genauen Auswerten von Schriftstücken der Kinder macht, ist eine Diagnose, die Auskunft auf mögliche Verstehenslücken beim Kind geben kann. Entwicklungsgespräche im Kindergarten bauen auf den Schlüssen auf, die das Team aus den gemachten Beobachtungen und eventuell durchgeführten Screenings (z.?B. zur phonologischen Bewusstheit) gezogen hat. Werden im medizinisch-psychologischen Setting an die Erstellung einer Diagnose anschließend zumeist therapeutische Maßnahmen besprochen (Therapieplan), führt im (sonder)pädagogischen Bereich die Diagnose zu der Frage, wie das Kind auf dem weiteren Weg unterstützt und gefördert werden kann (Förderplan). Zusammenfassung Förderdiagnostik ist also die Bezeichnung für den Weg und das Ziel der Bemühungen, um das Kind in seiner Entwicklung differenziert zu beschreiben und mögliche Wege der Weiterentwicklung aufzuzeigen und meint „zusammenfassend ein Erkennen und damit Aufzeigen von Ressourcen eines Menschen in Bezug auf ausgewählte Entwicklungsaspekte. Die erhaltenen Erkenntnisse dienen dann im weiteren Verlauf […] einer Interventionsplanung“ (Reichenbach & Thiemann, 2018, S. 34). Eine differenzierte Beschreibung des Kindes bedeutet, auch die Stärken zu erfassen und nicht einseitig auf etwaige noch nicht erreichte Meilensteine der Entwicklung zu achten. Die Stärken, die Kompetenzen im jetzigen Moment, bilden den Ausgangpunkt für die Entwicklungsmöglichkeiten. Nicht immer verläuft Entwicklung kontinuierlich und in genau festgelegten Schritten. In manchen Fällen verläuft sie beschleunigt oder verlangsamt, jedes Kind ist anders und meistert seine Entwicklung auf einzigartige Weise. In jedem Fall ist es aber wichtig, entwicklungspsychologische Grundannahmen zu kennen, um ausgehend vom jetzigen Können Prognosen für den nächsten Entwicklungsschritt, für die „Zone der nächsten Entwicklung“ („Zone proximaler Entwicklung“) (Vygotskij, Lompscher & Rückriem, 2002, S. 331) zu formulieren (Abbildung 1-1). Ein Beispiel: das Kind kann sich mit Schwimmflügeln und mithilfe der korrekten Arm- und Beinbewegungen über Wasser halten (Zone der aktuellen Entwicklung). Die Zone der nächsten Entwicklung könnte es sein, die Schwimmhilfen Schritt für Schritt zu entfernen, die Bezugsperson begleitet das Kind dabei und unterstützt es. Der zukünftige Entwicklungsstand wäre dann das selbstständige Schwimmen, ohne Begleitpersonen oder Schwimmhilfen. Das Ziel der Förderdiagnostik, Wege der Weiterentwicklung aufzuzeigen, kann nur gelingen, wenn das Kind in diese Weiterentwicklung einbezogen wird und die Möglichkeit des Scheiterns bewusst bleibt. Die Förderdiagnostik bietet die Ausgangslage und Hinweise auf mögliche Ziele. Welche Ziele ausgewählt werden und wie und ob sie überhaupt erreicht |22|werden, ist nicht automatisch garantiert und gelingt nur unter Einbezug derjenigen, die den Weg zu gehen haben: der Kinder selbst. So wird ein sehr ängstliches Kind, das sich noch nicht bereit fühlt, auf Schwimmhilfen zu verzichten, weniger Erfolg haben als ein Kind, das von sich aus selbstständig schwimmen lernen möchte, z.?B. weil befreundete Kinder das ebenfalls tun. Welche Methoden nutzt Förderdiagnostik? Förderdiagnostik nutzt die gleichen Methoden wie die herkömmliche Diagnostik. Diese werden hier kurz erläutert. Um Ihnen eine zeitliche Orientierung zu geben, an welcher Stelle im diagnostischen Prozess sich die vorgestellten Methoden finden, finden Sie hier eine Grafik (Abbildung 1-2). An erster Stelle steht die Festlegung, welche Frage überhaupt beantwortet werden soll („1“ in Abbildung 1-2). Möchten Sie für Ihre Förderplanung den allgemeinen Entwicklungsstand erheben? In allen Bereichen oder in einem speziellen? Oder möchten Sie wissen, warum das Kind in bestimmten Situationen mit herausfordernden Verhaltensweisen reagiert? Die Formulierung einer genauen Fragestellung bestimmt den weiteren Prozess, der erst beendet ist, wenn die Frage beantwortet werden kann und Ziele und Maßnahmen zur Förderung feststehen. Bevor die Untersucherin bzw. der Untersucher konkrete Verfahren (z.?B. psychologische Tests) anwendet, versucht sie bzw. er zunächst, sich ein Bild im Vorfeld zu machen. Diese „Phase der Vorinformation“ (Bundschuh & Winkler, 2019, S. 138) oder Erhebung der „Vorgeschichte“ („2“ in Abbildung 1-2)(Breitenbach, 2021, S. 145) ist wichtig, um den weiteren förderdiagnostischen Prozess so passgenau wie möglich auf das Kind planen zu können. Je genauer und breiter die Informationen sind, die im Vorfeld erhoben werden, desto besser kann bestimmt werden, welche Bereiche der Entwicklung genauer untersucht werden sollen, um die Fragestellung zu beantworten. Ein Beispiel: das Team hat bemerkt, dass das Kind oft sehr laut ist im Gespräch und immer wieder nicht oder verzögert auf Aufforderungen reagiert. In der Erhebung der Vorgeschichte taucht die Information auf, dass das Kind viel mit Mittelohrentzündungen zu kämpfen hatte und immer wieder operiert werden musste. Die Anamnese ist zentral in dieser Phase. Sie ist eine Art „diagnostisches Interview“ (Bundschuh & Winkler, 2019, S. 137), das dazu dient, möglichst viele relevante Informationen über das Kind zu sammeln. Im sonderpädagogischen Kontext könnten hier Informationen über die bisherige Entwicklung des Kindes aus Sicht der Eltern von Interesse sein, Vorlieben und Abneigungen des Kindes, soziale Bezugspersonen, Krankheits- und Gesundheitsaspekte (inkl. medizinischen und therapeutischen Aspekten, siehe oben), aber auch bisherige frühpädagogische Erfahrungen. |23|Weiterführende Literatur
Bundschuh & Winkler führen in ihrem Standardwerk „Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik“ einen Katalog mit möglichen Fragen auf, die die Anamnese zu beantworten versucht (S. 141–144). Bundschuh, K. & Winkler, C. (2019). Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik. München: Ernst Reinhardt. Crossref Da im sonderpädagogischen Kontext nicht selten Arztbriefe eine Rolle spielen, wird „Interview“ hier etwas weiter interpretiert und umfasst auch die Sichtung aller relevanten Unterlagen. Neben Arztbriefen könnten das beispielsweise Berichte der Frühförderung sein oder das Untersuchungsheft der Kinderärztin bzw. des Kinderarztes. Die...


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