Koehler / Zorn | Lambachs letzter Fall | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Koehler / Zorn Lambachs letzter Fall

Thriller
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-946734-75-8
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-946734-75-8
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein grausamer Fund erschüttert Kommissar Lambach. Das Schlimmste an der Sache: Das schwer verstümmelte Opfer lebt noch, kann aber nicht aussagen. Bei seinen Ermittlungen gerät Lambach immer tiefer in einen Strudel vermeintlich unmotivierter Gewalt, in welchem sogar die Grenzen zwischen Tätern und Opfern zu verschwimmen scheinen. Die Zusammenhänge, die er allmählich aufdeckt, nehmen schnell unglaubliche Ausmaße an. Viel zu spät bemerkt er deshalb, dass er selbst bereits Teil eines teuflischen Plans geworden ist …

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2. Kapitel
Um Viertel nach zehn erreichte Lambach das Gelände der Rechtsmedizin im Windausweg. Da der Pförtner seinen Wagen kannte, wurde er durchgewunken. Auf dem Parkplatz angekommen, saß er noch etwas in seinem Volvo und dachte an die frühen Tage seiner Polizeikarriere, daran, wie er gelegentlich unter einem Vorwand in der Rechtsmedizin anrief, um Carolas Stimme zu hören und eventuell eine Verabredung zu arrangieren. Lange hatte es gedauert, bis sich die beiden näherkamen. Dann, während einer gemeinsamen Ermittlung, hatte es auch bei ihr gefunkt. Die Erinnerung an die darauffolgenden gemeinsamen Jahre machte ihn schwermütig. Um fünf vor halb elf traf er Carola in dem kleinen Frühstücksraum im Untergeschoss des Instituts. „Ich frage mich manchmal, wie du es hier aushältst. Selbst in eurem Frühstücksraum bekomme ich immer ein beklemmendes Gefühl.“ „Man gewöhnt sich an alles“, antwortete Carola. „Konsbruch hat mir von deinem Unfall erzählt.“ „Ich hatte Glück im Unglück.“ „Was ist denn passiert?“ „Ich war mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit und wollte gerade die Kiesseestraße überqueren, als meine Tasche hinten vom Gepäckträger rutschte. Ich habe gebremst, um sie wieder aufzuheben, als ein silberner Wagen mit hoher Geschwindigkeit mein Vorderrad gestreift hat. Das hat mich umgeworfen, aber mir ist zum Glück nicht viel passiert.“ Erst jetzt bemerkte Lambach ihr leichtes Humpeln. „Was ist denn mit deinem Fuß?“ Carola streckte ihm ihr Bein entgegen. „Knöchel verstaucht. Ist aber schon wieder am Abklingen. Wäre mir die Tasche nicht runtergefallen, dann hätte er mich voll erwischt. Der Mistkerl hat nicht mal angehalten.“ „Du hast dir doch hoffentlich das Kennzeichen gemerkt?“ „Ich lag mit weichen Knien da und war froh, das Bodenblech nicht von unten gesehen zu haben. Was denkst du dir denn?“ „Hätte ja sein können“, beschwichtigte Lambach. „Nein, hätte es nicht!“ „Hattest du den Eindruck, der Fahrer ist mit Absicht auf dich zugerast?“ „Blödsinn! Der hat mich einfach übersehen. Es war ja noch dämmerig und ich hatte den dunklen Mantel an, den du mir damals zu Weihnachten geschenkt hast. Aber anhalten und sich erkundigen, ob alles okay ist, das hätte er schon müssen.“ „Was für ein Wagen war es denn?“ „Ein silberner, das sagte ich ja schon. Und jetzt hör auf!“ „Hauptsache, dir ist nichts passiert.“ „Ich habe mir ein wenig das Bein geprellt und den Knöchel verknackst, mehr nicht, Richard. Ich konnte sogar noch arbeiten am Freitag.“ Carola sah Lambach in die Augen und neigte ihren Kopf zur Seite. „Sag mal, Richard, das ist doch nicht der einzige Grund, weshalb du hier bist.“ „Ich soll dich von Antonia grüßen. Ich habe sie kurz auf dem Rückweg von Dänemark besucht. Sie bat mich, dir deine Sonnenbrille zu geben.“ Lambach griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Etui hervor. „Wie lange warst du bei ihr?“ „Wir waren gemeinsam essen und haben uns unterhalten.“ „Und? Was machte sie für einen Eindruck?“ „Sie wirkte erwachsen und selbstbewusst. Das ist nicht mehr unsere Kleine.“ „Ja, so ist das halt. Sie hatte in den vergangenen Wochen viel um die Ohren.“ „Ach ja? Davon hat sie mir gar nichts erzählt.“ „Dafür wird sie ihre Gründe haben, mach dir keine Sorgen.“ „Carola, ich muss jetzt wieder los. War schön, dich zu sehen.“ „Ja, ich muss auch wieder an die Arbeit. Pass auf dich auf, Richard.“ Sie richtete seinen Hemdkragen. Lambach hätte Carola am liebsten kurz in den Arm genommen, verkniff sich aber jegliche Berührung. „Ach, Carola, eine Frage habe ich noch.“ Sie zog ihre rechte Augenbraue hoch und spitzte die Lippen. Lambach kannte diesen Blick. „Am Freitag habt ihr eine Brandleiche reinbekommen. Kannst du mir sagen, wer die auf dem Tisch hatte?“ Carola schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich wusste es, Richard. Ich kenne dich viel zu gut. Wie konnte ich nur annehmen, dass hinter deinem Besuch nichts Dienstliches steckt?“ Lambach schaute zu Boden. „Carola, es ist wichtig.“ „Wenn du es genau wissen willst: Ich selbst habe die Sektion durchgeführt. Mein Kollege Hagen Strüwer hat assistiert. Der Obduktionsbericht dürfte deinem Chef vorliegen. Noch weitere Fragen?“ „Nein, das war’s.“ Er sah sich hilflos um. „Was soll ich denn machen? Soll ich privat rausgehen und gleich noch mal dienstlich reinkommen?“ Carola winkte ab. „Lass gut sein. Ist schon okay.“ Sie verschwand durch eine Schwingtür. Lambach verspürte den Impuls, die Kaffeetassen vom Tisch zu schlagen, riss sich jedoch zusammen. Er musste an die frische Luft. Kurze Zeit später befand er sich schon auf dem Weg zu seinem Kollegen von Stetten. Er kannte ihn als einen aufstrebenden und eher zur Sachlichkeit neigenden Polizisten. Aber da gab es diesen Mann im Netz, dessen Entdeckung von Stetten so zugesetzt hatte und über den niemand richtig redete. Lambach sah schon beim Einbiegen in die Bramwaldstraße Madeleine, die langjährige Freundin von Stettens, die den Wocheneinkauf aus ihrem Cabrio lud. Sie leitete die Filiale einer bekannten Boutiquenkette in der Göttinger Innenstadt. Lambach hasste es, Menschen in Schubladen zu stecken, auch wenn es das Leben oft ungemein vereinfachte, aber Madeleine war eine Person, die ihn förmlich dazu zwang. Wenn Lambach einen Abend bei von Stetten verbrachte, überlegte er danach oft, was sein Kollege an Madeleine fand. Sie hatte etwas unbeschreiblich Beliebiges. Ihren Haushalt führte sie penibel, aber das Haus wirkte so lieblos und unpersönlich eingerichtet wie eine Präsentationsbox bei IKEA. Trotz häufiger Besuche bei von Stetten kam es in der Vergangenheit nie zu einem längeren Gespräch mit Madeleine. Wahrscheinlich war es gerade ihre Beliebigkeit, die es von Stetten ermöglichte, mit ihr zu leben. Sie war einfach da und hielt den Alltag am Laufen. Lambach parkte hinter Madeleines Golf am Straßenrand und als sie ihn erblickte, entdeckte er das erste Mal eine echte Emotion in ihrem Gesicht. Es war Wut, beinahe schon Verachtung, die Lambach entgegenschlug. Sie trug den Klappkorb mit Lebensmitteln ins Haus und stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich zu. Der Schlüssel, der noch außen im Schloss steckte, schlug gegen den Alurahmen der Haustür. Lambach griff sich die beiden Sechserträger Mineralwasser, die im Fußraum des Golfs standen, und ging zum Eingang. Die Haustür wurde aufgerissen, bevor er sie erreichte. „Lass die Scheißflaschen da stehen! Das schaffen wir auch alleine!“, schrie sie ihn an, zog den Schlüssel von der Haustür ab und schlug die Tür zu. Er setzte sich auf die kleine wacklige Holzbank vor dem Haus. Es widerstrebte ihm, jetzt einfach zu gehen, aber was sollte er sagen, wenn er von Stetten gegenüberstand? Daran, dass er zu Hause war, bestand kein Zweifel. Sein Mercedes Coupé hatte Lambach schon von Weitem entdeckt. Lambach stand auf und klingelte. Nichts tat sich. Er klingelte ein zweites Mal. „Max, mach auf! Ich bin’s, Lambach.“ Er ging rückwärts vom Haus weg und versuchte dabei jemanden am Fenster zu entdecken. Ein mechanisches Geräusch setzte ein: Die Elektromotoren der Außenrollos waren in Gang gesetzt worden. Gleichzeitig machte sich in der Jackentasche Lambachs Handy bemerkbar, eine Kurznachricht. „Lasst mich in Ruhe!“ Lambach aktivierte die Tastensperre seines Handys und schloss die Tür von Madeleines Golf. Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr ins Präsidium. Wütend eilte er die Treppen hinauf und stürmte in Konsbruchs Büro. „Kannst du nicht anklopfen, Lambach?“ „Ich war gerade bei von Stetten. Hier läuft irgendwas richtig schief. Von Stetten scheint es mehr als schlecht zu gehen, er wollte nicht mal mit mir reden, und seine Freundin war außer sich.“ Konsbruch schaute zu Boden, stand auf, ging zum Fenster und starrte auf die gegenüberliegende Hauswand. „Der...


Thomas Koehler, 1966 geboren, arbeitete mehr als zwanzig Jahre in der geschlossenen Akutpsychiatrie. Dort hatte er sowohl mit Sexualstraftätern als auch mit schwer traumatisierten Opfern Kontakt.
Einen Teil des Jahres verbringt er regelmäßig in Dänemark, um seiner schriftstellerischen Tätigkeit nachzugehen.
Nachdem Koehler einige Jahre auf einem abgelegenen Gutshof lebte, zog er 2002 mit seiner Tochter in einen kleinen Ort nahe Göttingen.



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