Eine Materialsammlung
E-Book, Deutsch, 170 Seiten
ISBN: 978-3-7568-6381-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Autor, Prof. Dr. Dr. Michael Knüppel, hat Turkologie und Altaistik sowie Politikwissenschaften, Ethnologie / Anthropologie, Ur- und Frühgeschichte und Kunstgeschichte in Göttingen und Hamburg studiert. Im Sommer 2016 habilitierte er sich in Göttingen in der Turkologie und nahm dort anschließend eine Lehrvertretung wahr. Seit dem 1. Oktober 2018 lehrt er als Professor für Social Anthropology/ Ethnology, Cultures, Languages and History of Siberia am Arctic Studies Center (ASC), School of History, Culture and Tourism (heute: Foreign Language School) der Liaocheng University / China. M. Knüppels Arbeits- und Forschungsgebiete umfassen Ethnologie / Anthropologie, Wissenschaftsgeschichte (mit dem Schwerpunkt auf der Geschichte der orientalischen Philologien), Religionsgeschichte und Altaistik (vor allem Tungusische Sprachen, Kulturen und Geschichte) sowie Paläosibiristik.
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1.2 Technische Anmerkungen Ergänzungen/ Korrekturen, die die Schreiber der in den Anhängen gegebenen Dokumente nachträglich eingefügt zu haben scheinen, wurden in spitzen Klammern <> gegeben, solche des Herausgebers/ Bearbeiters in geschweiften Klammern { } notiert. Auch die in den Dokumenten im Textteil des Bandes vom Herausgeber eingefügten Anmerkungen sind – zur Abgrenzung von den Anmerkungen G. Huths – in geschweiften Klammern gegeben. Aufdrucke sind durch ein vorangestelltes „[dr.]“ gekennzeichnet, Handschriftliches durch „[hs.]“ – die Kürzel beziehen sich stets auf den folgenden Text (bis eine entsprechende Markierung einen Wechsel anzeigt). Die Zeilenumbrüche in den Texten sind durch einen senkrechten Strich | angezeigt, die Übergänge am Ende der Seiten hingegen durch einen doppelten senkrechten Strich ||. Unleserliche Stellen sind mit Anmerkungen versehen und durch kursive Schreibungen markiert. Innerhalb der aus den Publikationen wiedergegebenen Texten Huths wurden Verschreibungen resp. Druckfehler „stillschweigend“ korrigiert. 1.3 Georg Huth (1867-1906) – Leben und Werk Wenn sich auch, wie erwähnt, eine Reihe biographischer Skizzen zu Georg Huth findet, so stand eine umfassende Darstellung von Leben und Werk des ungewöhnlichen Gelehrten bislang aus. Der bislang umfangreichste Beitrag, jener Nekrolog aus der Feder B. Laufers,13 läßt, wie schon im Vorwort ausgeführt, sehr zu wünschen übrig, und so soll an dieser Stelle zunächst der Versuch einer bio-biographischen Darstellung von Leben und Wirken G. Huths erfolgen. Geboren wurde Georg Huth als Sohn des Lehrers Aron Huth († 1893) und dessen Ehefrau Keile Pincus am 25.2.1867 in Krotoschin (heute: Krotoszyn) in der damaligen preußischen Provinz Posen. Sein Vater wirkte als Rektor der jüdischen Erziehungsanstalt, des sogenannten „Aron’schen Instituts“ (die von der Dina Zaduck-Nauen-Cohn-Stiftung gegründete Erziehungsanstalt14) und war daneben auch lange Jahre als Dirigent des jüdischen Waisenhauses tätig. Seit 1879 lebte die Familie in Berlin.15 Georg Huth war augenscheinlich ein Einzelkind. Ein bei C. Vogel erwähnter Bruder Friedrich,16 ist weder in den dem „Centrum Judaicum“ in Berlin vorliegenden Unterlagen nachgewiesen, noch der heute in den Vereinigten Staaten lebenden Familie Huth bekannt.17 Im Jahre 1904 (wohl im März)18 heiratete Georg Huth in Berlin Gertrud Triest (*1.4.1875, †18.3.1955), die Tochter des Kaufmannes Jean Triest und dessen Ehefrau Anna Triest.19 Aus der Ehe ging ein Sohn, Arno Georg Huth (*3.4.1905, †16.10.1986), hervor.20 Er blieb das einzige Kind von Georg Huth, der bekanntlich schon im folgenden Jahr verstarb. Nach dem Schulbesuch nahm Georg Huth sein Studium der orientalischen Sprachen an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, an der er vom 10.4.1885 bis zum 4.6.1889 (Abgangszeugnis) unter der Matrikel-Nr. 1939 des 75. Rektorats an der Philosophischen Fakultät immatrikuliert war, auf. Er studierte dort Sanskrit, Avesta, Pai und Hindustani bei Paul Jakob Deussen,21 Hermann Oldenberg,22 Friedrich Felix Balduin Rosen23 und Albrecht Friedrich Weber,24 später Mongolisch, Manu und Chinesisch bei Hans Georg Conon v. d. Gabelentz25 und Wilhelm Grube26 in Leipzig. Bei Letzterem möglicherweise auch Tibetisch.27 Grube hatte bei Franz Anton Schiefner28 in St. Petersburg Tibetisch gelernt und erstmals 1881 eine entsprechende Veranstaltung in Leipzig abgehalten.29 Huth war, neben Alwin Wilhelm Otto Franke,30 Berthold Laufer31 und Emil Krebs,32 einer der wichtigsten Schüler von Wilhelm Grube. Was das Tibetische betraf, war er tatsächlich aber eher Autodidakt.33 Gleichzeitig jedoch war er auch der erste Gelehrte, der als vollausgebildeter Indologe, Buddhologe und Mongolist die Tibetologie an einer deutschen Hochschule als universitäre Disziplin etablierte.34 Noch während der Zeit seines Studium befaßte sich Huth mit Märchenforschung und Literaturwissenschaft – Interessen, die später seiner Sammeltätigkeit in Zentralasien zugute kommen sollten. Zunächst jedoch ging aus diesen Unternehmungen die Abhandlung „Die Reisen der drei Söhne des Königs von Serendippo“, welche ihm 1888 ein Mendelssohn-Stipendium einbrachte, hervor.35 Nur ein Jahr später legte Huth seine Dissertation „Die Zeit des Kâlidâsa. Mit einem Anhang: Zur Chronologie der Werke des Kâlidâsa“ bei Ernst Wilhelm Oskar Windisch36 in Leipzig vor und wurde mit dieser Arbeit promoviert. Das Werk, das schließlich 1890 im Druck erschien,37 ging auf eine 1887 von der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin ausgzeichnete Preisschrift zurück. Nach – oder vielmehr mit – Arbeiten zum Chandoratnakara38 und zur tibetischen Version des Naisargikaprâyaçcittikadharmâs,39 in denen er u.a. die Bedeutung des Tibetischen für die Sanskritforschung hervorhob, habilitierte sich Georg Huth am 3.8.1891 an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität für Tibetisch, Mongolisch und Geschichte des Buddhismus40 und nahm eine Stelle als Privatdozent an der Universität an. Seine Antrittsvorlesung hatte „Die Literatur der mongolischen Stämme und ihr Werth für die Geschichtsforschung und Volkskunde“ zum Gegenstand.41 Zu den wichtigsten (und am meisten beachteten) Arbeiten Huths gehören zweifellos seine Edition der tibet. „Geschichte des Buddhismus in der Mongolei“, eines Geschichtswerkes aus den Händen 'Jigsmed Rig-pai rdo-rje (von ihm fälschlich als 0Jigs-med nam-mkha bezeichnet),42 das um 1818 entstand und in Gestalt des St. Petersburger Blockdruckes 1851 von F. A. Schiefner bekannt gemacht wurde43 sowie die Entzifferung der tibetisch-mong. Inschrift des Tümengken co?tu qong tayii aus dem Jahre 1621.44 In den kommenden Jahren wandte sich Huth immer häufiger Problemen der Epigraphik, die ihn bis in seine letzten Lebensjahre immer wieder beschäftigen sollte, zu. So gelangte er auch an die Problematik der weithin unbekannten Sprache der ürcen, die zunächst in Europe nur aus wenigen Inschriften bekannt wurde und von welcher recht schnell klar war, daß es sich um eine tung. Sprache handelte.45 Hiervon ausgehend befaßte sich Huth schließlich mit dem Evenkischen. 1897 erhielt er für entsprechende Feldforschungen in Sibirien eine Einladung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg und brach zu einer Expedition an den Jenissej, in das am weitesten westlich gelegene Siedlungsgebiet der Evenken, wo er umfangreiche ethnographische und linguistische Daten sammelte, auf. Nach der Rückkehr aus dem Russischen Reich nahm Huth dann eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Berliner Museum für Völkerkunde auf. Zu einem weitreichenden Ereignis für ihn sollte es wenig später kommen. Im ausgehenden 19. Jh. waren im Zuge des russischen Vordringens nach Zentralasien den Armeen die Forscher gefolgt und bald schon gelangten sowohl durch russische als auch durch britische Entdecker und Gelehrte die ersten Informationen über archäologische Zeugnisse der untergegangenen Kulturen entlang der alten Routen der Seidenstraßen in die westlichen Hauptstädte. Es war zunächst Albert Grünwedel,46 der gegen Ende des 19. Jh.s auf Veranlassung des Mitbegründers der modernen Turkologie und Altmeisters der russischen Zentralasienforschung, Friedrich Wilhelm Radloff47 sowie des Iranisten Carl Hermann Salemann48 zur Teilnahme an einer russischen Zentralasienexpedition, die für die Jahre 1899/1900 angedacht war, eingeladen wurde. Schließlich entschied Grünwedel jedoch, als auf dem Orientalisten-Kongreß in Rom (1899) erste Ergebnisse der Arbeiten russischer Gelehrter vorgestellt worden waren49 und inzwischen auch Nachrichten von den Entdeckungen des britischen Archäologen und Zentralasienreisenden Marc-Aurél Stein bekannt wurden, daß eine eigene deutsche Expedition in den Westen Chinas50 eine sinnvolle Alternative zu einer Beteiligung an den Unternehmungen der Russen sei.51 Es gelang Grünwedel innerhalb einer bemerkenswert kurzen Zeit die finanziellen Mittel, die für das Vorhaben vonnöten waren, einzuwerben. Es war hier vor allem Georg...