E-Book, Deutsch, Band 5, 760 Seiten
Reihe: Atlan-Miniserie
Kneifel / Ellmer / Montillon Atlan - Der Dunkelstern-Zyklus (Sammelband)
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8453-4771-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book-Paket: alle 12 Romane in einem Band
E-Book, Deutsch, Band 5, 760 Seiten
Reihe: Atlan-Miniserie
ISBN: 978-3-8453-4771-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wir schreiben das Jahr 1225 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Atlan, der unsterbliche Arkonide, ergründet mit der Varganin Kythara das größte Geheimnis der Galaxis Dwingeloo: eine planetenlose blauweiße Riesensonne, die weit ins All vordringt, während hyperenergetische Entladungen die Ausläufer des Dunkelsterns durchziehen und Strukturerschütterungen verursachen. Als Atlan und Kythara mit einem Kommandounternehmen der Cappins in die ferne Galaxis vorstoßen, stechen sie in ein Wespennest, in dem die Lordrichter von Garb sie bereits erwarten ... Folgende Romane sind enthalten Band 1: 'Das Ewige Leben der Garbyor' von Hans Kneifel Band 2: 'Der letzte Kampf der ERYSGAN' von Christian Montillon Band 3: 'Im Zeichen des Bösen' von Horst Hoffmann Band 4: 'Kontakt auf Alarna' von Joachim Stahl Band 5: 'AMENSOON in Not' von Michael Berger Band 6: 'Die Varganen von Cramar' von Michael Marcus Thurner Band 7: 'Angriff der Togronen' von Michael H. Buchholz Band 8: 'Fluchtpunkt Craddyn' von Rüdiger Schäfer Band 9: 'Im Bann des Dunkelsterns' von Bernhard Kempen Band 10: 'Vorstoß nach Koppar' von Arndt Ellmer Band 11: 'Chaos im Miniaturuniversum' von Michael Marcus Thurner Band 12: 'Endstation Anaska' von Uwe Anton
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.
Die Philosophie der Zaqoor 31. Mai 1225 NGZ Draußen, in der tintigen Schwärze, die diesem Ort Schutz bot, rotierte langsam, gefangen und festgehalten durch die vier Speichen eines riesigen Dysonrings, ein Mond. Mond! Gratnar lachte stumm, dass es seinen muskulösen Körper durchschüttelte. Mond! Dies hier war längst kein einfacher Mond mehr, dies hier war VARXODON: ein dreitausend Kilometer durchmessender Himmelskörper, in rund dreitausend Kilometern Radius umgeben von einem fünfhundert Kilometer dicken metallenen Ring, auf dessen Innenseite eine Ökosphäre ausgebildet war. VARXODON! Ein Ort des Friedens und der Sicherheit für das Volk der Varganen hatte die Sternenstadt sein sollen. Was für eine lächerliche – wunderbare – Vorstellung. Mittlerweile beherrschte die Streitmacht der Lordrichter das uralte Gebilde und würde es einer würdigen Bestimmung zuführen. Während der Gleiter tiefer sank, der Außenseite des Rings entgegen, und VARXODON die Finsternis immer weiter ausblendete, schloss der Marquis die Augen und atmete tief durch. Der Kommandeur des Ersten Einsatzgeschwaders fühlte etwas, ein unbestimmbares Etwas, das an seinem Verstand zupfte, ganz leise nur, und von dem manchmal merkwürdige – hilfreiche – Gedanken aufstiegen. Gedanken, die er nicht wünschte, weil sie wie ein Zerrspiegel auf die Realität wirkten, und die ihm dennoch manchmal halfen, schneller und besser zu reagieren. Majestätisch landete der Autopilot den Patrouillengleiter auf dem kreisrunden Parkbereich des gut 250 Kilometer durchmessenden Gleiterhafens. »Statusmeldung liegt vor«, verkündete der Bordrechner, kalt und leidenschaftslos, wie es sein musste. Gratnar schlug die Augen auf. Langsam wechselte das linke die Farbe, nahm einen bläulichen Schimmer an. Das rechte Auge blieb dunkelbraun, beinahe schwarz. Die Statusmeldungen klangen beruhigend: Die Elite-Einheiten waren in Stellung gegangen zwischen ihren Robotern, Fahrzeugen, Schwebeplattformen und Geschützlafetten. Viel zu lange waren sie eingesperrt gewesen in ihren Unterkünften an Bord der fünfundzwanzig Raumer. Erst im Kampf lebten sie, spürten sie, was es bedeutete, Garbyor zu sein. Zischend öffnete sich die Schleuse seines Gleiters, und er stieg aus, ließ seinen stolzen Blick über die kleine Armee wandern, die sich hier eingefunden hatte. Im diffusen Licht schimmerten die Raumkampfanzüge silbern, ebenso wie sein eigener auf Hochglanz poliert. Niemand bewegte sich, solange das Kommando nicht gegeben wurde. Aber wenn es so weit war, würde die gesamte schreckliche und zugleich wunderbare Maschinerie anlaufen. Auf sein Volk – die Zaqoor – konnte das Schwert der Ordnung sich bedingungslos verlassen. Abgesehen von den Lordrichtern waren sie die Leibgarde, die Einzigen unter allen Garbyor, die würdig waren. Es gibt keinen Tod, es gibt nur Trodar. Es gibt kein Leben, es gibt nur Trodar. Es gibt keine Angst, es gibt nur Trodar. Es gibt keine Freude, außer in Trodar. Gratnar dachte an sein Todesimpuls-Implantat, den letzten Ausweg. Er hoffte, diesen »Notausgang« nach Trodar niemals benutzen zu müssen. Nicht er, der Beste. * Die Zaqoor bewegten sich im gesamten System der Sternenstadt mit vorsichtiger Leichtigkeit. Dank der geringen Gravitation – auf ihrer Heimatwelt herrschten 2,2 Gravos – kamen ihre körperlichen Vorzüge noch besser zur Geltung als sonst, jede ihrer Gesten strotzte nur so von kraftvoller Lässigkeit. Die hellbraunhäutigen Zaqoor bildeten die Elite-Mannschaften der Kugelraumer und die Leibgarde des Lordrichters. Jeder lieferte absolut perfekte Leistung. Und ich ganz besonders, dachte Gratnar und grinste kalt. Der Kommandeur des Ersten Einsatzgeschwaders maß etwas mehr als zweieinhalb Meter vom kurz geschorenen tiefschwarzen Haupthaar bis zu den Sohlen seiner gepanzerten Stiefel aus grauem Formchitin; er galt als der bestqualifizierte Anführer der schlagkräftigsten Kommandoeinheiten. Die glühende Iris Gratnars hatte die Farbe eisigen Blaus angenommen und begann ins Grüne zu wechseln. Ausschnitt-Vergrößerungen bauten sich in den Holoprojektionen auf, aber der Marquis bevorzugte stets technisch unmanipulierte eigene Eindrücke. »Wir werden es allen zeigen«, knurrte er. »Erzherzog Garbfandogh wird hoch zufrieden sein.« Auf sein Kommando hin legte sich ein leichter Prallschirm über die Werft- und Fabrikareale rings um den Raumhafen. Sie waren Sperrgebiet, Kollateralschäden daran ausdrücklich untersagt. Das Einsatzgebiet der Truppen hatte sich auf den Raumhafen und den leeren Raum außerhalb des Dysonringes zu beschränken. Auch die Innenseite des Rings war tabu, schließlich lag dort, dem Raumhafen exakt gegenüber, die größte Stadt des Sektors, VAR-III. Das normal optische Bild flimmerte leicht. Ein Fingertippen genügte, und der Truppenverbandssender am rechten Unterarm wurde aktiviert. »Tor-1 bereit. Klarmeldungen.« Schnell, präzise und dennoch ruhig liefen die Funksprüche der Subkommandanten ein. Gratnar hörte es mit Wohlgefallen. Nachdem auch Tor-125 seine Meldung abgeliefert hatte, gab der Kommandant das Zeichen. Und die Hölle brach los. * Mit Maximalwerten hoben die Raumer ab, die auf dem weitläufigen Gelände geparkt waren. Zum Glück für die Zaqoor benutzten sie dazu anfangs ausschließlich ihre Antigraveinheiten; dem glutheißen Plasmastrom der Impulstriebwerke wäre wohl kaum einer entkommen. Viel gefährlicher in den ersten Sekunden war etwas ganz anderes: die unvermittelt sich aufblähenden Schutzschirme; wer es nicht rechtzeitig schaffte, sich mit einem beherzten Sprung aus der Reichweite zu retten, wurde zur Seite geschleudert und zerbrach damit die Disziplin der Garde. »Aufwärts«, signalisierte Kanaar, sein Stellvertreter unter dem Einsatzkürzel Tor-2, Anführer der Gruppe Attacke, seinen Leuten. 2500 Zaqoor schalteten ihre Gravopulsantriebe ein und wurden emporgerissen wie Spielzeug im Sog der gewaltigen Schiffe. Zufrieden beobachtete der Marquis, wie Immot alias Tor-3 sofort die Verfolgung einleitete: Er durfte nicht zulassen, dass der Abstand zwischen Attacke und Defens groß genug für den effizienten Einsatz von Strahlwaffen wurde. Defens würde ansonsten abgeschlachtet werden, es sei denn ... »Kode Sar-001-9877-Phi«, wies er die Flotte an. Sofort setzte ungezieltes Sperrfeuer der soeben gestarteten Raumschiffe an und hielt die Leute von Tor-1 auf Abstand. »Abschüsse 102 Attacke, 87 Defens«, lief eine rote Leuchtschrift an der Innenseite seines Helms entlang. »Trefferquote 50 Prozent Attacke, 67 Prozent Defens. Simulierte Ausfälle: 185, letale Ausfälle 4.« Gratnar ließ sich die tödlichen Ausfälle genauer aufschlüsseln. Fast zwei Prozent waren signifikant zu viel. Technische Versager führten zu höchstens einem Prozent Ausfallquote, nie mehr. Meist ließ sie sich auf unter 0,3 Prozent drücken, von daher waren die Zahlen der ersten 30 Sekunden mehr als beunruhigend. Es war, wie er es sich gedacht hatte. Nur ein technischer Ausfall, eine der Waffen war explodiert und hatte dabei die Systeme des Raumanzugs zum Absturz gebracht. So etwas kam vor und würde den Krieger trotzdem dank Trodar sicher ins Reich der Großen Horde bringen. Die restlichen drei aber ... es war beschämend. Ihre Tötungsbereitschaft war unter 80 Prozent gesunken, sie hatten mehrfach nicht auf ein erreichbares Ziel gefeuert. Wie war das möglich? Bedeutete ihnen Trodar gar nichts mehr? Sanken sie jetzt schon herab auf das Niveau anderer Garbyor? Nein!, gab sich Gratnar selbst die Antwort. Leider! Ehe sie sich so weit vergaßen, erhielten sie Hilfe durch ihr Implantat. Ihm vor allen Dingen war es zu verdanken, dass niemand Trodar verraten würde. Es gab keinerlei erkennbare Querverbindung zwischen den drei Ausfällen, zwei gehörten zu Attacke, nur einer zu Defens, sie waren auf unterschiedlichen Schiffen stationiert und unterstanden jeder einem anderen Subkommandanten, darunter auch ein Veteran wie Tor-76, Tarkyn. Scheinwerferstrahlen blitzten auf dem metallenen Belag des kleinen Landefeldes. Laserblitze zuckten hin und her. In die Kommunikation der Kampfgruppen hatte sich der Marquis bewusst nicht eingeschaltet. Noch nicht. Doch die Truppe wartete auf ihn, den Verantwortlichen, auf die Nummer eins. Gratnar drückte eine Kurzwahltaste seines Unterarmgeräts. Auf dem Bildschirm erschien Scanibis Gesicht. Als sie ihn erkannte, lächelte sie. »Wir stehen kurz vor dem Angriff, Scani«, sagte er und zwinkerte mit dem rechten Auge. »Nach 36 Stunden haben wir Zeit für uns.« Scanibi, weiblicher Erster Offizier der Nachrichtenabteilung seines Schlachtschiffs, nickte langsam. Die Angehörigen der übrigen Garbyor-Truppen behaupteten leichtfertig, dass sich die weiblichen Zaqoor nicht von den Männern unterschieden. Scanibi und Gratnar kannten die subtilen Unterschiede seit Jahren sehr genau, spätestens seit sie die erotischen Möglichkeiten in weit geringerer Gravitation lustvoll, ja triebhaft entdeckt hatten. »Du kommst nach dem Einsatz ins Schiff zurück. Die Mannschaft in der Zentrale wartet. Ich kenne die Befehle«, antwortete sie. »Bei mir, in meiner Kabine, werde ich alles vorbereitet haben.« »Ich werde dir vom Sieg meiner Kommandoeinheiten viel zu erzählen haben. Es eilt, Scanibi.« Sie nickte. »Wir werden an Bord...