Buch, Englisch, Deutsch, 64 Seiten, GB, Format (B × H): 1950 mm x 2600 mm, Gewicht: 439 g
Kunstbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Kunsthaus Muerz
Buch, Englisch, Deutsch, 64 Seiten, GB, Format (B × H): 1950 mm x 2600 mm, Gewicht: 439 g
ISBN: 978-3-901392-41-2
Verlag: STEINVERLAG GmbH
Obgleich in ihrem bildnerischen Ansatz grundverschieden, werden beim näheren Beleuchten der vier Positionen inhaltliche Parallelen augenscheinlich. Als übergeordnete thematische Schnittmenge der künstlerischen Konzepte bieten sich die Begriffspaare Bild und Abbild sowie Raum und Welt an. Die Künstler verstehen den Gegenstand Bild nicht als bloße Wiederspiegelung der Welt, hingegen als reflektierte Übersetzung dessen, was wahrgenommen und imaginiert wird.
Mit der eigens für die Ausstellung entwickelten Installation “Images are always by your side“ ist Gerhard Kaiser seinem Anspruch, Grenzen künstlerischer Gattungen aufzuheben, ein großes Stück näher gekommen. Die verwendeten Plexiglasplatten spiegeln allein durch den Lichteinfall ihre Umgebung und konstituieren je nach Blickwinkel der Betrachter unendlich viele Bilder, ohne Malerei, Zeichnung oder Fotografie zu sein.
Michael Wegerers Zugang zur Malerei führt immer über das Phänomen des Lichts. Der Künstler scannt unterschiedliche Lichtquellen, die sich in einem zweiten Schritt in Form von Hand hergestellter Siebdrucke den malerischen Raum zurückerobern. In einem Kooperationsprojekt mit der Komponistin, Pianistin und Performancekünstlerin Juun verknüpft Wegerer akustische und visuelle Elemente, um den Raum des Ausstellungsortes greifbar und erfahrbar zu machen.
Gegensatzpaare wie Innen und Außen oder Mikro- und Makrokosmos beschäftigen Manfred Wakolbinger in seiner Arbeit seit vielen Jahren. Das räumliche Umfeld seiner zuweilen mit Glaskuben kombinierten Kupferplastiken spielt eine große Rolle, beschreibt es doch den sogenannten negativen Raum, der den Bereich zwischen Objekt und Umgebung definiert.
In der Fotoserie “Galaxies“ verschwimmen die Grenzen zwischen Groß und Klein. Großformatige Unterwasserfotos von transparenten Kleinstlebewesen lassen an die Unendlichkeit des Weltraums denken. In einem animierten Film setzt Wakolbinger die Größenverhältnisse schließlich völlig außer Kraft: Mikroorganismen nehmen stellare Dimensionen an, Galaxien sind nur noch unter dem Vergrößerungsglas zu erkennen.
Landschaftsdarstellung und Naturbetrachtung sind die zentralen Punkte in Leopold Koglers Malerei. Die Auseinandersetzung mit der Weite von Landschaft einerseits und der detailgenauen Schilderung von Naturdetails wie Gräser, Blätter oder Blüten andererseits schließt thematisch an die Arbeit Wakolbingers an. Für Kogler stellt ein gemaltes Bild die Transformation von Wahrgenommenem dar, das Herausbilden einer subjektiven Sicht auf die Welt.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Das kunsthaus muerz blickt auf eine bewegte Vergangenheit. Gebaut Mitte des 17. Jahrhunderts vom Bettelorden der Franziskaner, wurde es in der nachjosephinischen Zeit aufgelassen und diente durch zwei Jahrhunderte als Militärunterkunft, Futterspeicher, Sitz von Handwerksbetrieben, einer Brauerei und Malzdörre, als Gasthaus, Hotel, Theatersaal, Tischtennis-Halle und Ausstellungsraum: eine Kirche als Mehrzweckbau, zurzeit Kunsthaus. 1985 wurde der Bau – zuvor zur Ruine verfallen – rechtzeitig unter Denkmalschutz gestellt. Wie sich im Lauf der Revitalisierung zeigte, haben im Kirchenschiff noble und höchst seltene secco-gemalte Ornamente überdauert (die in anderen Kirchen während der Barockzeit übermalt oder zerstört wurden). Sie machen das Haus zu einem bedeutenden Sakralbau des 17. Jahrhunderts.
Den Bestand zu erhalten, sorgfältig zu restaurieren, von Einbauten freizuhalten und ihn so zur Gänze nutzbar zu machen, war das Grundkonzept des Grazer Architekten Konrad Frey. Baukunst war immer ein Hinausschieben der Grenzen mit den Mitteln der Zeit: Hightech als Voraussetzung für Qualität in Gegenwart und Vergangenheit. Ein für alle offenes Haus für die Kunst durchbricht die Flucht der konventionellen Fassaden: Die Front neigt sich über den Passanten, vom Nachbarhaus weg, und schiebt sich schräg in die Linie der Hauptstraße. Kunst drängt sich auf. Der Punkt im Stadtgefüge kann nicht gleichgültig passiert werden, er schafft in seinem Umfeld eigene Bedingungen.
Literaturfest, Brücken in die Gegenwart, classic muerz, baroque muerz, Musiktheater- und Theateraufführungen für Kinder, Symposien zu kulturwissenschaftlichen und technischen Fragen und schließlich die Ausstellungen zu Themen zeitgenössischer bildender Kunst und Architektur finden im kunsthaus muerz ihren idealen Ort.
Gerhard Kaiser, Leopold Kogler, Manfred Wakolbinger und Michael Wegerer, vier Künstlerpersönlichkeiten aus Niederösterreich, bespielen zurzeit den Ausstellungsraum des kunsthaus muerz. Wenn auch das Erscheinungsbild der ausgestellten Arbeiten auf den ersten Blick ein sehr unterschiedliches ist, finden sich in allen vier Positionen inhaltliche Gemeinsamkeiten. Die Beschäftigung mit dem Begriffspaar Bild und Abbild sei hier ebenso erwähnt wie der Umgang mit Phänomenen des Lichts, dem Gegensatz von Innen und Außen, Mikro- und Makrokosmos und der Aufhebung der engen Grenzen künstlerischer Gattungen. Die Auseinandersetzung mit dem Raum, sowohl dem unmittelbaren Raum der Ausstellung als auch der Landschaft im weiteren Sinn, ist ein wesentliches Thema der gezeigten Arbeiten. Vier starke, unabhängige Einzelpositionen treten in eine künstlerische Korrespondenz mit dem Ausstellungsraum.
Ursula Horvath