Klinke / Sudden / Summer | Regenbogenmärchen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

Klinke / Sudden / Summer Regenbogenmärchen

Von Regenbogenmärchen, non-binären Traumprinzen und Queer-zessinen

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

ISBN: 978-3-96000-237-6
Verlag: Elysion Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es war einmal vor langer Zeit ... Doch was zwischen dem altbekannten Anfang und dem wohlverdienten Happy-End liegt, könnte sich ganz anders zugetragen haben. Hat wirklich eine böse Hexe die schöne Rapunzel eingesperrt? Und warum leben eigentlich sieben Zwerge miteinander in einer WG? Findet es heraus in dieser bunten Märchensammlung :-)
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Ein Prinz in Pink
  Annette Klinke   Es war einmal vor langer Zeit ein Königreich im Süden unserer Welt. Der König und die Königin dieses Landes hatten schon lange versucht, ein Kind zu bekommen. Als sich nun endlich Nachwuchs ankündigte, waren beide außer sich vor Freude. »Hoffentlich wird es ein Junge, dann haben wir einen Thronfolger«, wünschte sich der König. »Hauptsache gesund, alles andere wird sich finden«, fand die Königin stattdessen. Wie groß war die Freude, als tatsächlich ein kleiner Sohn geboren wurde. Er schaute neugierig mit großen, blauen Augen in die Welt und staunte über sein neues Leben. Verzückt betrachtete die Königin seine goldenen Locken und die langen Wimpern. Er war ein wunderschönes Kind. Der König nahm ihn in Gedanken bereits mit auf die Jagd und trainierte ihn im Schwertkampf. »Wir wollen ihn Luca nennen«, schlug die Königin vor und ihr Gatte war einverstanden. Luca war ein freundliches und zufriedenes Kind, das von allen im Palast geliebt wurde. Er wuchs heran und entdeckte mit großer Freude und Neugier die Welt um sich herum. An Ideen mangelte es ihm nicht, auch wenn seine Beschäftigungen manchmal etwas ungewöhnlich für einen Prinzen waren. So fand er eines Tages im Schlosspark ein Vogelküken, das aus dem Nest gefallen war. Es hatte schon Federn und schaute den kleinen Prinzen mit wachen Augen an. Luca verliebte sich sofort in dieses kleine, hilflose Wesen und nahm es mit zu sich in den Palast. Dort leerte er die Daunen aus einem Kissen in eine Suppenschüssel, die er heimlich aus der Schlossküche entwendet hatte, und baute dem kleinen Vogel ein kuscheliges Nest. Im Schlosshof fing er Insekten und suchte in den Blumenbeeten nach Würmern, um das Küken zu füttern. Das Küken akzeptierte ihn sofort als Ersatzmutter und liebte es, wenn Luca ihm sanft das Köpfchen kraulte oder zärtlich die kleinen Flügel glatt strich. Der kleine Vogel wuchs heran und wurde langsam erwachsen. Eines Tages war es an der Zeit, Abschied zu nehmen und mit einem letzten Zwitschern flog er davon. Luca schaute ihm wehmütig hinterher. Es war schön gewesen, jemanden zum Kuscheln und Liebhaben gehabt zu haben. Aufmerksam schaute er sich nach einer neuen Beschäftigung um und fand eines Tages heraus, wie viel Spaß es machte, den Palast zu putzen. Zum großen Erstaunen der Bediensteten schrubbte er eifrig die Fußböden des Schlosses und freute sich, wenn hinterher alles sauber war und glänzte. Mit Elan säuberte er auch die Spiegel und Fensterscheiben und betrachtete dann zufrieden sein Spiegelbild, zupfte hier eine Locke an den richtigen Platz und probierte sogar manchmal den Lippenstift der Königin aus. Eines Tages bat er seine Kammerzofe um ein Kleid ihrer Tochter, das sie ihm etwas verwundert aushändigte, und begeistert tänzelte er damit vor dem Spiegel auf und ab. Auch die hochhackigen Schuhe seiner Mutter zogen ihn magisch an und verlockten ihn zu ungelenken und staksigen Spaziergängen durch die langen Korridore des Schlosses. Die Bediensteten liebten den kleinen Jungen und seine Eigenarten. Manchmal erschien es ihnen allerdings, als hätten sie eine kleine Prinzessin im Schloss statt eines Prinzen Da er aber mit so viel Freude bei der Sache war und niemanden störte, hinderte ihn keiner an seinem Tun. Allerdings erzählte es auch niemand dem König, denn der hätte nichts davon geduldet, darin waren sich alle einig. Der König versuchte mehrere Male, seinen Sohn für die Jagd zu begeistern, aber Luca dachte sofort an seinen kleinen Vogel und hatte Mitleid mit den Tieren im Wald. Er konnte sich nicht vorstellen, eines von ihnen zu töten. Nach vielen Versuchen gab der König enttäuscht auf. Auch für den Schwertkampf konnte er seinen Sohn nicht gewinnen. Der Prinz hatte zwar einen starken Schlagarm, bremste aber jedes Mal das Schwert kurz vor dem Ziel ab, weil er das Geräusch der aufeinanderschlagenden Klingen nicht mochte. Der König schüttelte nur verständnislos den Kopf und strich die Übungsstunden aus seinem Kalender. Ein bisschen Sorgen bereitete es ihm aber doch. Wer sollte denn in Zukunft das Königreich verteidigen, wenn der künftige König zu sensibel für einen Kampf war? Tief in Gedanken versunken eilte er zu seinem nächsten Termin. Luca verbrachte unterdessen viel Zeit mit der Köchin in der gemütlichen Schlossküche. Zusammen zauberten sie leckere Nachspeisen und Luca dachte sich immer wieder neue Kreationen aus, die er freigiebig an die Bediensteten verteilte. Die Königin beobachtete alles mit Irritation und leiser Sorge, sagte aber nichts dazu, weil sie merkte, dass es ihren Sohn glücklich machte. Der König bemerkte argwöhnisch die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten seines Sohnes und äußerte sein Missfallen. »Der Junge hält sich ständig in der Küche auf und vertut seine Zeit zwischen Rührbesen und Schüsseln, statt mit seinem Schwert zu trainieren. Es ist doch eines Prinzen nicht würdig, in einem Pudding zu rühren und Kompott mit Sahneklecksen zu verzieren«, beklagte er sich ärgerlich bei seiner Frau. Die Königin beschwichtigte ihn: »Vielleicht ist er einfach noch nicht so weit, so lass ihn halt. Du wirst noch genug Zeit haben, um ihn im Kampf zu unterweisen«. So redete sie ihrem Mann gut zu, obwohl auch sie Lucas Verhaltensweisen merkwürdig fand und längst daran zweifelte, ob er je zu einem Kampf mit dem Schwert bereit sein würde. Aber diese Zweifel sprach sie vor dem König nicht aus. Sie hoffte immer noch, dass Luca sich schon irgendwann wie ein ganz normaler Junge entwickeln und verhalten würde; vielleicht brauchte er einfach nur mehr Zeit als die anderen Jungen. Jahre gingen in das Land und Luca wuchs zu einem hübschen und ungewöhnlichen Jüngling heran. Seine blonden Locken hatte er behalten und hütete sie wie einen Schatz. Niemand durfte ihm die Haare schneiden und er erfand jeden Tag eine andere Frisur, um die goldene Haarpracht zu bändigen. Außerdem hatte er eine neue Leidenschaft entdeckt: schöne Stoffe. Eines Tages war die Schneiderin ins Schloss gekommen, um der Königin ein neues Kleid zu nähen. Luca hatte staunend vor den Stoffballen gestanden, vorsichtig mit den Fingern über die feine Seide gestrichen und ein paar der schönsten Stoffe andächtig um seinen Körper drapiert. Da gab es Stoffe mit bunten Blumen und Schmetterlingen, die mochte er besonders gerne, außerdem ein Ballen aus fester, pinker Wolle, der aus allen Stoffen herausstach. »Soll ich Euch auch einen Anzug nähen, Prinz Luca?«, fragte die Schneiderin den Prinzen, als sie seinen verträumten Blick bemerkte. »Ich weiß nicht, darf ich?«, fragte Luca bittend und schaute zu seiner Mutter hinüber. »Natürlich, such dir gerne einen Stoff aus. Du wirst ja nun bald auf die großen Tanzbälle gehen und viele Prinzessinnen treffen. Da wäre es sicherlich gut, einen schicken Anzug im Schrank zu haben. Aus welchem Stoff soll er denn sein?«, fragte die Königin. Luca schluckte. Der pinke Stoff war wunderschön! Aber er hatte noch nie einen Prinzen in Pink gesehen. Was würde sein Vater dazu sagen? Schnell schob er jedoch seine Bedenken beiseite. »Ich möchte den da«, sagte er mutig und zeigte mit dem Finger auf den pinken Stoff. »Ach, Schatz, meinst du nicht, dieser hier wäre passender?«, fragte die Königin erschrocken und deutete schnell auf ein dezentes Grau. »Nein, ich möchte den«, Luca ließ sich nicht beirren, »der gefällt mir am besten«. Die beiden Frauen tauschten einen Blick. »Wenn Ihr das wirklich möchtet, könnte ich Euch einen Anzug daraus schneidern. Der Stoff ist schön fest, der ist auch draußen angenehm zu tragen«, befand die Schneiderin. Lucas Augen leuchteten auf, die Königin bemerkte es und willigte nachdenklich ein. Natürlich war Pink keine typische Männerfarbe, aber es passte hervorragend zu Lucas blonden Locken und den blauen Augen. Er würde unter all den anderen Prinzen auffallen. Vielleicht wäre das sogar ganz vorteilhaft, um die hübscheste Prinzessin für sich zu gewinnen, überlegte die Königin. Außerdem wollte sie, dass er sich wohlfühlte und glücklich war. Und so bekam Luca seinen pinken Anzug. Der König traute seinen Augen kaum, als sich sein Sohn abends in Pink vor ihm präsentierte. »So läuft doch kein Prinz herum!«, polterte er entsetzt. »Warum hast du nicht dafür gesorgt, dass er eine ordentliche Farbe wählt?«, fragte er seine Frau vorwurfsvoll. »Der Junge wollte aber genau diese Farbe. So wird er auf den Bällen auffallen und uns die beste Schwiegertochter ins Schloss bringen«, verteidigte sich die Königin. »Na, wenn du meinst ...«, brummelte der König und strich nachdenklich durch seinen Bart. In der Tat wurde Luca in der nächsten Zeit auf viele Bälle eingeladen und mehrere Male neugierig von heiratslustigen Prinzessinnen gemustert. Da er aber so wortkarg war und auf keines der Mädchen reagierte, ließ das Interesse jedes Mal schnell nach. Hoffnungsfroh fragten der König und die Königin ihn nach jedem Ball, welche Prinzessinnen er kennengelernt hatte. Luca zuckte allerdings jedes Mal nur gleichgültig mit den Schultern. »Ich habe keine einzige Prinzessin kennengelernt, die waren alle langweilig. Stattdessen war ich in der Schlossküche und habe geholfen, die Desserts zu verzieren. Das hat viel mehr Spaß gemacht!« Diese Antwort bekam das Königspaar nach jedem Ball. Dass Luca statt der Prinzessinnen die Prinzen genauer anschaute, erzählte er niemandem. Da gab es schon den einen oder anderen Prinz, der ihm gefallen hätte, aber die jungen Männer hatten immer nur Augen für all die Mädchen und beachteten ihn gar nicht. Für Luca war das mehr als frustrierend. Die Prinzessinnen langweilten ihn und die Prinzen...


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