Moderne Informationstechnologie zur Prozessfähigkeit der Wertschöpfung
E-Book, Deutsch, 268 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-540-28011-8
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Neue Wege für die effektive Fabrik.- MES für die Prozessfähigkeit.- Mehrwert durch Software.- MES — die neue Klasse von IT-Anwendungen.- Aufbau eines MES-Systems.- Integriertes Fertigungsmanagement mit MES.- Feinplanung und Steuerung mit MES.- Qualitätssicherung mit MES.- Personalmanagement mit MES.- MES unter SAP.- MES in der Kunststoffverarbeitung.
8 Qualitätssicherung mit MES (S. 171-172)
8.1 Gelebte Qualität
Die Qualitätssicherung war und ist heute immer noch ein selbständiger Zweig in vielen Fertigungsunternehmen. Die historisch bedingte Trennung zwischen der Qualitätssicherung und dem Fertigungsmanagement hat oft zu einer inhomogenen Systemlandschaft geführt. Getrennte Meldedialoge, z. B. in der Betriebsdatenerfassung und der Fertigungsprüfung sind die Folge. Fertigungs- und Prüfaufträge werden separat angemeldet und die Fehler- und Ausschusserfassung erfolgt nicht selten in beiden Systemen. Zu vermeiden ist auch die unnötige Konfrontation der Anwender mit zwei Systemen, zumal Betriebsdaten auch Qualitätsdaten sind. Hinzu kommt, dass sich zwei verschiedene Systeme nur mit hohem Aufwand integrieren lassen. Monolithische Standardprodukte sind zwar kostengünstig, haben aber klar erkennbare Grenzen. Eine Integration zweier Systeme gibt es nur an definierten Stellen und spätere Erweiterungen sind mit erheblichen Kosten verbunden.
Ein MES sieht die Qualitätssicherung in das Fertigungsmanagement integriert. Dadurch werden Meldedialoge reduziert, Schnittstellen vermieden und die Akzeptanz bei den Anwendern gesteigert. Ein weiterer Vorteil der Integration innerhalb eines MES zeigt sich bei Auditierungen und Zertifizierungen. Speziell im Lebensmittel- und Pharmabereich kommt die Forderung nach der FDA-Konformität hinzu. Bei der Erfüllung der FDA-Auflagen können die Synergien der Integration in einem MES optimal genutzt werden. Idealerweise sind diese durch die Basisfunktionen führender MES-Systeme erfüllt. Nachfolgend werden Funktionalitäten und Nutzen einer integrierten Qualitätssicherung aufgezeigt. Dabei wird bewusst auf die Beschreibung der verschiedenen Normenwerke (QS9000, TS16949, VDA, etc.) verzichtet.
Neben der Qualitätsplanung werden auch Methoden zur Fehlervermeidung und Sicherstellung der Produktqualität betrachtet. Bereits in der Fertigungsprüfung kann so die Vollständigkeit der zugehörigen Qualitätsdatenbasis überprüft werden. Durch die Einleitung von Maßnahmen lassen sich eventuelle Defizite rechtzeitig beseitigen. Weitere Aspekte der integrierten Qualitätssicherung sind die Teilbereiche Dokumentation, Bewertung und Analyse. Mit der Dokumentation ist dabei keinesfalls die Verwaltung von Formularen gemeint. Vielmehr geht es um die lückenlose und effiziente Darstellung aller qualitätsrelevanter Daten. Hervorzuheben ist die Traceability (Rückverfolgung und Verfolgung von Losen, Chargen und Produkten). Vom Wareneingang, über die entstehenden Zwischenprodukte/Halb- fabrikate bis hin zur Auslieferung der Endprodukte kann die gesamte Entstehung vollständig ermittelt werden.
Erst durch den Einsatz eines MES werden übergreifende Auswertungen und Analysen mit einem wesentlich höheren Informationsgehalt ermöglicht. Unter Einbeziehung aller fertigungsbezogener Informationen, dazu gehören insbesondere Maschinen- und Prozessdaten, ist die Einleitung effizienter Maßnahmen zur Fehlervermeidung und Prozessoptimierung möglich.
8.2 Geplante Qualität
Ein Qualitätsplan ist eine Form von Projektplanung, um Abläufe, welche sich an Unternehmenszielen und Kundenwünschen orientieren, zu definieren und deren Einhaltung zu überwachen. Die DIN ISO/CD2 9001:2000 sagt zur Qualitätsplanung unter 5.5.2: „Die Organisation muss die Tätigkeiten und Mittel zur Erreichung von Qualitätszielen bestimmen und planen. Die Planung muss mit anderen Forderungen des QM-Systems vereinbar sein. Die Planung muss sich auf folgende Bereiche erstrecken:
- im QM-System geforderte Prozesse,
- benötigte (Produkt-) Realisierungsprozesse und -mittel,
- Festlegung der Qualitätsmerkmale auf unterschiedlichen Stufen zur Erzielung der gewünschten Ergebnisse,
- Verifizierungstätigkeiten.
Annahmekriterien und benötigte Qualitätsaufzeichnungen. Die Planung muss sicherstellen, dass organisatorische Änderungen gelenkt durchgeführt werden und dass das QM-System während der Änderungen aufrechterhalten bleibt." Mit einer inhaltlich vollständigen und transparenten Qualitätsplanung wird der Grundstein gelegt, um seinen Kunden nachzuweisen, dass die Lieferanten die Anforderungen zu Funktion und Qualität erfüllen. Ein MES unterstützt den Anwender bei der systematischen und frühzeitigen Vorbereitung und Planung aller Maßnahmen, welche zum Erreichen einer, den Kunden zufriedenstellenden, Leistung erforderlich sind.