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E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Reihe: Frieling - Anthologien

Kleine Reise, reise!

Ausflüge - Fahrten - Impressionen. Ausgabe 26

E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Reihe: Frieling - Anthologien

ISBN: 978-3-8280-3620-8
Verlag: Frieling & Huffmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gibt es etwas Schöneres, als dem Alltag durch einen spontanen Kurzurlaub zu entfliehen? Oder sorgfältig eine ferne Reise zu planen, um sich einen langgehegten Traum zu erfüllen? Ob türkisblaue Meere, schneebedeckte Berge, tropische Wälder oder weite Wüstenlandschaften, ob pulsierende Metropolen oder idyllische Dörfer – durch nahe oder ferne Reisen wird dem Menschen häufig erst bewusst, wie schön und facettenreich unsere Welt doch ist.
Die Beiträge im vorliegenden Sammelband Reise, reise! legen Zeugnis ab von Entdeckerlust und Welt-Erfahrung; farbenfrohe Erlebnisberichte, Erzählungen oder Gedichte bieten einen facettenreichen Zugang zu Natur, Stadt und Land. Wie eine literarische Sammellinse erzählt das Buch von verborgenen Orten, prägenden Begegnungen, von Sitten und Gebräuchen der Menschen von nah und fern und dokumentiert so die Liebe der Autoren zu vielfältigen Reisezielen. Fotos erhöhen den dokumentarischen Charakter der Texte und verleihen ihnen zusätzlichen Reiz.
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Christian Barsch
HEXE KRET
Zweiter Teil 51. Lange war die Fahrt zur Stadt fällig. Und der Hexograph füllt noch einmal Blatt um Blatt. Denn nach Kret hält Ausschau schon Zauberer Simsalabim, deren Mutter Schwestersohn. Oft sah man recht mürrisch an, doch zu Unrecht, meinen wir, treu-geschwinden Skopaelan: Trage deine Herrin stracks in das Meer aus Schlot und Dach noch vor Ende dieses Tags. Leise Reiselust, schwach Neugier mischen sich für die Steinwirrnis mit Scheu und Abscheu. Max und Theophil sind liebernste Hüter dessen, was herrinlos bleibt aus Pflichttrieb. Über Sonnenblumenflor skopaelant winkend die Hex weit, weit hin, hoch, hoch empor: Fragend, wissend lenkt verständnislos und -voll zugleich sie mitten in den Qualmbaum der Erkenntnis. 52. Schienenstränge blinken; Wagenschlangen hasten, tunnelmaulentspieen, preßvoll mit Viel-Lasten. Jagen rumpelnd über Brücken; Räder rattern; Dampffetzen im Eisennetzgeflecht zerflattern. Schriftgeleucht unzählig; Lärm aus Trichtern bellt auf die eilige, gummikau-spraynde Viel-Welt, die so weit, so klug ist, oft mehr Fleisch als Fisch; die töricht, voll Trug ist, Hexen-Gott-Gemisch. Wie sie stolz sich spiegelt! Selten fühlt sie Reu; hat sich eingeigelt in Rausch-Einerlei. Dächerfluchten glänzen, wellenfanggespickt, während in Dachrinnen Moos auf Schmutz vorrückt. Straßenschnüre schneiden tief ins Steinfleisch ein, noch bespült von fahlem Neonlampenschein; doch gen Morgen unter Wolkenriesen droht über Kron und Kot blendend blutiges Rot. 53. Wie mächtig sich die Zeiten ändern, auch Zauberer Simsalabim wohnt schon in einer Viel-Neuwohnung. (Wo wüßtest, Leser, du ihn denn gern?) Zeitläufte Merkwürdiges gestalten: Kret schwebt im Fahrstuhl hoch zu ihm. Türschild: M. Sim, Illusionist – sie hat stets viel von ihm gehalten. Zeitfluten spülen Fernes näher: „Ja?“ – „Salve, Vetter Sim!“ – „Gegrüßt sei, Base, Saga, Maga, Venefica!“ – „Du wohnst hoch, ein Seher.“ Beruhigend steht im Zeitsturm Dauer. „Ist dir noch wohl im finstren Wald?“ – „Am wohlsten, wenn es stürmt und gießt.“ – „Mich nennst du Seher – du bist Schauer!“ Ob Freude uns die Zeiten bringen? Der Magus, spitz bemützt, sternenbestickt, kleidet sich um und führt die Hexe dann zu guten Dingen. Hier hat Zeit samtumwobne Krallen: Im ‚Argus–Restaurant‘ sitzt man. Pfauenschwanzfederfries umläuft die Wände fast intimer Hallen. Zeitköchin rührt zäh-glitschige Speise – die Hexe und der Zauberer genießen Wiedersehen, Essen und Trinken, Raumkunst und die Preise. Es lauscht der Zeitspion mit Grimm. „Gedenk der hundert Augen“, sagt scheu Kret. „Ja, das ist schlimm!“ erwidert umherspähend Simsalabim. (Wie gleichfalls uns Zeitspion plagt, die Nerven uns enorm wie nie zerrt.) 54. SCHLECHT GETRÄUMT Müde war sie auf das Lager billigen Hotels gesunken, von den Eindrücken wie trunken. Farbenlicht tönt die Gardine stets in gleicher Reihenfolge – Schlaf kommt. Traum. Auf farbiger Wolke prunkt der Höllenprinz, Über Dächerschrägen Haare wehn und Mantel flüchtet Muhme Schrunz, fort im Strom des Winds – schaurig hallt Gegrunz – Eisengräten starren Rot, dann violett dicht aus kargem Tal: aus dem Himmel tropft es – langen Fallens Qual – Angst! Verstört im Bett sitzt die Hex klopfenden Herzens. Ach, es klopft laut wie ein Hammer. Langsam lockert sich die Klammer grauenhafter Gaukelei – übermüd, im Farbenschein schläft sie endlich wieder ein. 55. DIE HEXE VON DER BLAUEN SCHALE Kret weilt momentan zu kurzem Informationsbesuch bei einer wichtigen Kollegin. Riesiger leerer Saal, hoch und hell (vom Deckenrand fließt gelblichweißes, klares Licht); um blanken Holzfußboden große Fenster, vorhangüberdeckt. In der Mitte mammuthaft ein wunderbares, Furcht weckendes Monstrum; sichtbar Nickel, Glas, Gummi, Skalen, Räder, Griffe, Schläuche, Rohrgewirr. Übermächtig krönt eine dunkelblaue, weitgeschwungene Schale diese tierhafte Maschine; drüber ahnt man zarte Schleier weißen Rauchs. Diener, kaum zu zählen (körperlos, wie gläsern durcheinandereilend), dienen dem Koloß stumm; Venemedica, mild, erdbraun gewandet, herrscht. Hier holt Madam Vielheit tausendflaschenfach sich ihr Tränklein (jedes Etikett sagt S. Ser. Gorp. ), hälts für Medizin, nimmts gern; aber es scheint Gift. (Hexe Kret besuchte eben informationshalber Kollegin Venemedica.) HEXE KRET
– Fünf vorangegangenen Stücken folgen drei weitere – 56. Ein stiller Sommernachmittag. Vorstadt des Fortlaufs. Siedlungshäuschen, puppenhafte Blumengärtchen. Straßen, leise wie die Mäuschen. Sie brausen roboterähnlich heran. Besturzhelmt und belederjackt. Mit Höllenlärm. Erschrocken drückt sich an die Seite jeder. „Der Jugend laß doch …“ – nein, das ist kein Lauf mehr. Das ist Straßenwahnsinn, heulender, brüllender. Ist todsüchtig Amoklauf. Werft Zahn hin und Auge, arme Schusterrappenwie Velozipedbenutzer! „Wahren Teufeln dien ich“, sagt das Rad, aufgottend grüne Stutzer. Recht häufig war das Rad in mancher Form auch Fluch, zum Teil nur Segen. Losung ist: Sich fortbewegen, ohne selbst sich zu bewegen. Ein stiller Sommernachmittag, ein mäuschenleiser – Nerven putschen kann das Kradvolk. Denn sie beben, sehnen sich nach Pferdekutschen. Seht, Hexe Kret sprang auch beiseite, steht verärgert im Gequalme; konstatiert: „In grüner Weite blau-horizontale Palme, Krach, Gefahr; der Straßenfrevel riecht zudem wie Höllenschwefel.“ 57. Und wir gedenken eines Mannes namens Hans Acrep, Bastler kaum modernen Rahmens. Getreue, habt nicht Not. Er sucht noch nicht … – er weilt noch unter den Lebendigen. Obwohl das Sein hart feilt, will er es nicht beendigen. Als einer der schwer Wendigen, hingegen sehr Beständigen mag er sich – muß den Trend sehn der vielen (und man kennt den) – doch nicht dem Nichts aushändigen. Wohnt an der Fortlaufstadtperipherie samt Frau und Sohn. Gewiß unendlich Müh macht er sich, Uraltes zu renovieren (wär besser, Neues zu initiieren), wobei das Traditionsmeer, arg verludert, ihn recht bedrängt. Er stopft manch Leck und rudert. Groß-Ordnung ging ihm immer über alles. Die Welt des Seins, des Bildes und des Schalles versucht im kleinen er zurechtzurücken, baut über Chaosschlünde Winzigbrücken. Herr Acrep haßt nicht einen guten Tropfen und liebt ein gutes Buch. Denn Malz und Hopfen bei ihm sind nicht verloren. Für die Ohren hat er Anachronismen sich erkoren. Er hofft, wie mancher, etwas Glück zu kapern. Nur mit den Nerven will es manchmal hapern: Er braust leicht auf und ist dann schwer zu dämpfen; meist müht er sich, auch mit sich selbst zu kämpfen. Herr Acrep also ist ein...


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