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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Frieling - Romane

Kleine Am Abgrund des Lebens

Adaption der Tragödie "König Lear" von William Shakespeare

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Frieling - Romane

ISBN: 978-3-8280-3746-5
Verlag: Frieling & Huffmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Irgendwann musste er ja kommen, der ungeliebte Tag des Regierungswechsels im Haus Mondial. Matthias, der langjährige Chef und Patriarch des Weltkonzerns hatte es ja unsäglich lange herausgezögert, das Steuer seines Imperiums aus der Hand zu geben. Doch mit der unvermeidlichen Altersgrenze von 80 Jahren wuchs letztlich doch seine Bereitschaft, die Firmengeschicke an seine Töchter zu übertragen. ?Auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Capri sollte die Transaktion anlässlich des 80. Geburtstags feierlich vollzogen werden. Vorgesehen war, dass jede der drei Töchter mit einem Drittel des Unternehmens bedacht würde. Doch es kam vollkommen anders als geplant. Während sich die beiden älteren Schwestern durch eine unverfrorene Heuchelpraxis ihren Anteil sicherten, ging die jüngste Tochter Cordelia leer aus, da sie ihrem Vater nicht die erwartete Ehrerbietung zeigte. Nachdem die Übertragung des Unternehmens somit auf nur zwei Personen vollzogen worden war, begannen die älteren Schwestern einen Vernichtungsfeldzug gegen ihren nunmehr machtlosen Vater und die enterbte Schwester. Aus dem feierlichen Akt eines Generationswechsels im Weltkonzern Mondial war ein gnadenloser Krieg um Geld, Macht und Sex geworden.
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LEAR: Derweil erklärn Wir Unsern tiefern Plan. Gebt mir die Karte. Hört, dass wir das Reich Gedrittelt haben; und ’s ist fest Unser Vorsatz, Sorgen und Müh von Unsern Jahrn zu schütteln, Sie jüngren Schultern aufzulasten, während Wir Entbürdet kriechen hin zum Tod. (William Shakespeare, König Lear, erster Akt, 1. Szene) Sommer 1961: Von seinem Haus am Tegernsee aus unternahm Matthias von Traunfels den überfälligen Schritt, seine Töchter über seine Zukunftspläne zu informieren. Er tat dies der Reihe nach entsprechend dem Alter seiner erwachsenen Kinder. Den Anfang machte Goneril, die die Älteste war und zusammen mit ihrem Mann eine prächtige Villa in der Nähe des Vaters bewohnte. Das riesige Haus umfasste drei große Wohnungen, die allesamt noch dem Vater gehörten und dessen oberstes Geschoss von ihm bewohnt wurde. Die mittlere Etage war für allmögliche Gäste reserviert, im Parterre lebte Goneril zusammen mit ihrem Ehemann Victor Kutschera. Matthias teilte ihr mit, dass er im Herbst des Jahres die Geschicke seines Unternehmens aus der Hand geben wolle. Um dies aber im Kreis seiner Lieben gebührend zu begehen, plane er, seine drei Töchter für Samstag, den 23. September 1961, und den Folgetag in sein Haus auf die italienische Mittelmeerinsel Capri einzuladen. Goneril möge sich den Termin bitte freihalten, denn beiden Schwestern werde er dasselbe mitteilen. Von Gmund aus rief Matthias die anderen Töchter an – Reinhild in Düsseldorf und Cordelia in St. Moritz in der Schweiz – und bat sie inständig darum, das Wochenende zu reservieren, um am Vorabend seines Geburtstags seinen Töchtern die Entscheidung über die Zukunft des Firmenimperiums mitzuteilen. Da Matthias sich der Vollendung des 80. Lebensjahres näherte, sah er sich genötigt, eine Regelung für den Fortbestand seines Konzerns zu treffen. Er bat die beiden älteren Töchter Goneril und Reinhild auch darum, ihre Ehegatten zu dem kleinen, aber wichtigen Familientreffen nach Anacapri, dem erhöhten Teil der Insel, mitzunehmen, da es um eine Angelegenheit ging, die für alle Beteiligten von großer Tragweite sein mochte. Seit mehr als 15 Jahren besaß Matthias in Capri eine prächtige Villa, die er eigentlich zu selten in seiner Freizeit aufgesucht hatte. Seine Aufgabe als Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens sowie dringende Geschäftstermine hatten ihm nie mehr als einen vierwöchigen Aufenthalt pro Jahr in der Villa Caprese erlaubt. Doch nun im fortgeschrittenen Alter wollte er seinen Ruhestand am Mittelmeer verbringen und in Capri auch zur letzten Ruhe gebettet werden. Aus diesem Grund war es ihm auch eine Herzensangelegenheit, sein großes Imperium, das er im Laufe seines langen Lebens von einem überschaubaren Betrieb zu einem Weltkonzern entwickelt hatte, in geordneter Weise an seine Nachkommen zu übergeben. Den Vorgang wollte er nicht am heimischen Tegernsee, einem Ort des täglichen Privat- und Geschäftsbetriebes, abwickeln, sondern in einer Umgebung, die ihm Ruhe, Besonnenheit und Weitblick gestattete. Für Matthias von Traunfels hatte sich Capri seinerzeit als geeignetes Domizil angeboten, auf das er durch einen Münchener Immobilienmakler hingewiesen worden war. Die Villa Caprese lag im oberen Teil der Insel, der zum Stadtbezirk Anacapri gehört. Ihm lag viel daran, neben seinem Domizil am Tegernsee einen Ort zu haben, der nicht jederzeit von München aus angesteuert werden konnte, der ihm gleichsam die Möglichkeit unterzutauchen bot. Schon als junger Mensch war er oftmals im Urlaub nach Kampanien mit seiner Hauptstadt Neapel gefahren. Er liebte die Amalfitana, die Küstenstraße von Salerno nach Sorrent, und genoss den phantastischen Blick auf die vorgelagerten Inseln. Aus der Erinnerung an wundervolle Tage in Sorrent entschloss sich Matthias, nach einem Anwesen im sonnigen Süden zu suchen. Das Haus mit seiner einladenden Gartenanlage war in den dreißiger Jahren von einem römischen Großindustriellen gebaut worden, der es allerdings nur selten genutzt hatte. Nach dem Krieg bot er es zum Verkauf an und war hocherfreut, dass es auch in Deutschland Interesse fand. Matthias entschloss sich schließlich zum Kauf des Objekts, da er um die Schönheit der Insel und ihrer einzigartigen Lage wusste. Er glaubte, dass es ihm so auch möglich sei, dem heimischen Betrieb und Urlaubsrummel zu entgehen. Was ihn besonders reizte, war die Tatsache, dass die Insel klein und überschaubar, aber trotzdem sehr abwechslungsreich war. Die Unterschiede zwischen Strand und Bergen, die bizarre Felsenlandschaft und die Tradition der Insel, die bereits in der Antike von Staatsmännern, Großgrundbesitzern und Künstlern geschätzt wurden, fanden sein Interesse. Matthias’ Vorliebe galt dem Anwesen, da es ihm einen atemberaubenden Blick von dem oberen Teil der Insel auf den Golf von Neapel ermöglichte. Auf Anraten des Maklers entschloss er sich dazu, das Haus sowie die Gartenanlage in großem Aufwand umzubauen, um dem technischen Stand der Zeit sowie seinen persönlichen Vorlieben zu entsprechen. Die verschiedenen Ebenen des Gebäudes boten den Gästen des Hauses die Möglichkeit, über eigenständige Eingänge zu ihren separaten Apartments zu gelangen. Er glaubte so, von Zeit zu Zeit Familienangehörige, aber auch Geschäftsfreunde empfangen und beherbergen zu können. Sein enger Mitarbeiter Friedrich Weißenburg wurde gebeten, neben seinem Wohnsitz in Deutschland ein zweites Domizil in Capri einzurichten, da er die Verbindung zwischen Firmensitz in München und der Residenz auf der Insel herstellen sollte. Weißenburg begleitete die Baumaßnahmen in der Villa Caprese, kümmerte sich um die Pflege des Hauses und der Gartenanlage. Da er Witwer war, pendelte er in unregelmäßigen Abständen zwischen Capri und Tegernsee und sah sich in der Position eines Verwalters des Hauses von Traunfels. Lediglich seinen Sohn Edgar hatte er verschiedentlich an seiner Seite, wobei diese Begleitung von den jeweiligen Umständen abhängig gemacht wurde. Matthias liebte es zu wissen, dass sein italienisches Anwesen stets in guten Händen war, denn bei schwierigen Zeiten zu Hause in seinem Firmenimperium wie auch zu Hause am Tegernsee sehnte er sich immer darnach, einen Hort des Friedens und der Erholung in der Hinterhand zu wissen. Wenn ihm die betriebsinternen Abläufe nicht mehr gefielen, wenn er gelegentlich das Gefühl hatte, dass ihm alles über den Kopf wuchs, war der Gedanke an die Villa Caprese wie ein Trost in schweren Tagen. Allein der Gedanke, eine Zuflucht weitab vom Tagesgeschehen zu haben, schuf ein Glücksgefühl für ihn, das er nicht mehr missen wollte. Bei Bedarf wurde eine Köchin aus dem Hotelbetrieb Faraglioni beschäftigt, die ein ständiges Grundgehalt bezog und zu erforderlichen Anlässen im Haus kochen und wirtschaften konnte. Sie kümmerte sich auch um die Reinigung des Hauses und stand in ständigem Kontakt zu dem Hausmeister, einem älteren Elektriker, der aus dem Stadtkern der Insel kam. Als sich die Zahl der in- und ausländischen Touristen in den fünfziger Jahren ständig erhöhte, ließ Matthias schließlich eine Mauer um die gesamte Anlage errichten, die nur den Blick nach Norden und Nordosten zum Meer freigab. Zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1951 lud er neben dem engsten Kreis der Familie auch zahlreiche Geschäftsfreunde ein, die er sehr gerne und mit einem gewissen Stolz über die Güte und Bonität seines Unternehmens informierte. Während er die ersten Jahre immer wieder nur zu Urlaubszwecken Zeit in der Villa Caprese verbrachte, hielt sich seine Frau Elisabeth oftmals über Monate in Italien auf, insbesondere zu dem Zeitpunkt, da sie krankheitsbedingt Hilfe und Schonung benötigte. Sie hatte sich mit den Weißenburgs, aber auch mit einigen prominenten deutschen Bewohnern in der Unterstadt angefreundet. Man feierte zusammen Geburtstag, verbrachte gemeinsame Abende und gab sich mit Begeisterung dem regelmäßig stattfindenden Bridge-Turnier hin. Anfangs beteiligte sich Matthias an dem Kartenspiel, als er letztlich aber das Gefühl hatte, immer allein in der Gesellschaft mit Damen zu sein, entschloss er sich, das Feld zu räumen und sich eine andere Freizeitbeschäftigung zu suchen. So entdeckte er das gute Verhältnis zu Jakob Esther und Guido Schwalle, die zwar offiziell als Angestellte der Firma Mondial geführt wurden, Matthias bei ihren sporadischen Aufenthalten in Capri aber auch als Skatbrüder gute Dienste erwiesen. Man zählte den 23. Juni, und somit waren es noch glatte drei Monate, um den Töchtern nebst Anhang das Wochenende in Capri zu ermöglichen. Es war Matthias äußerst wichtig, eine gute Entscheidung zu treffen, da sein Unternehmen in der dritten Generation von der Familie Traunfels geführt wurde und es ihm eine Herzensangelegenheit war, sich die Kompetenz und Empathie seiner Töchter und deren Partner bestätigen zu lassen. Mondial war eine Firma, die vor 116 Jahren von seinem Großvater Berthold Traunfels in Rosenheim gegründet worden...


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