E-Book, Deutsch, 213 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 210 mm
Kirschbaum / Link / Kelch Wenn dein Tier Abschied nimmt
1. Auflage der EPUB Ausgabe 2025
ISBN: 978-3-69042-018-1
Verlag: Reichel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Sein Sterben begleiten
E-Book, Deutsch, 213 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 210 mm
ISBN: 978-3-69042-018-1
Verlag: Reichel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Abschied vom Tiergefährten
Tiere sind Familien-Mitglieder, allerbeste Freunde und treue Begleiter in guten wie in schlechten Zeiten: Hunde, Katzen, Kaninchen, Pferde und viele andere. Uns verbinden tausend Abenteuer und wundervolle Erinnerungen.
Naht der Abschied vom Tiergefährten möchte der Mensch hier das Beste tun. Auch wenn allein schon der Gedanke schmerzt: Du möchtest dich auf den Moment vorbereiten, an dem dein Tier die Seiten wechselt. Die meisten Tiere werden in einer Praxis oder Klinik euthanasiert. Selten kommt ein Tierarzt hierfür nach Hause in die vertraute Umgebung. Viele Menschen hadern im Nachhinein mit den Entscheidungen, die sie im Namen des Tieres getroffen haben. Dann bleiben ein tiefer Schmerz und Selbstvorwürfe, die es verhindern, abzuschließen.
Das Buch gibt neue Perspektiven und will ermutigen, das Tier am Lebensende zu begleiten. Erfahrung und Erkenntnisse zu den Sterbeprozessen sollen Mythen und Halbwissen ersetzen, und damit der eigenen Intuition Platz machen. Dein Tier am Lebensende zu begleiten, kann eine sehr bereichernde, heilende Erfahrung sein. Sie verbindet über den Tod hinaus.
Zielgruppe
Tierhalter, Tierfreunde, Tierärzte
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Die Bedeutung von Abschied
Was wir fürchten
Du hältst ein Buch über die bewusste Abschiedsbegleitung für deinen Tiergefährten in den Händen. Und vielleicht stellt sich dir die Frage, warum du dich überhaupt mit einem solch schweren Thema beschäftigen solltest. Jetzt, da dein Tier vielleicht noch jung und gesund ist? Aber vielleicht ist dein Tier auch schon in die Jahre gekommen? Oder ihr habt eine beängstigende Diagnose erhalten? Und daraus ist der Impuls entstanden, dich mit der Frage zu beschäftigen: Und was jetzt?
Wir Menschen lieben unsere gewohnten Abläufe. Solange unsere Alltagsroutinen reibungslos bleiben, wiegen wir uns in Sicherheit. Aber machen wir uns nichts vor: Schwere Krankheit, Sterben und Tod können ganz plötzlich unsere alltäglichen und banalen Abläufe durchbrechen. Und dies stürzt uns von jetzt auf gleich in eine lähmende Ohnmacht. Bist du gerade in einer solchen Situation?
Da unsere Tiergefährten in der Regel nicht so lange leben wie wir, werden wir spätestens durch sie mit diesem herausfordernden Thema konfrontiert. In unserer Gesellschaft ist das oft eine schwierige bis traumatische Erfahrung:
Verlust, Abschied, Trennung, Ängste, Trauer und Schuldgefühle – mit einem Mal werden wir mit so vielen schweren Emotionen überschwemmt. Und es droht Gefahr, dass wir uns in diesem Ozean aus Schmerz verlieren. Der Verlust unseres treuesten Freundes und Begleiters reißt Löcher in das Gefühl des Verbundenseins und kann uns in eine tiefe Sinnkrise stürzen.
Oftmals fühlen wir uns mit der Trauer und den Zweifeln allein und völlig hoffnungslos. Kein anderer scheint den eigenen Schmerz wirklich nachvollziehen zu können.
Das hängt mit Sicherheit damit zusammen, dass das Reden über Sterben im Allgemeinen unerwünscht ist. Die Angst, irgendwo anzuecken oder aufgrund unseres Benehmens ausgegrenzt zu werden, steht dabei an erster Stelle. Oft ernten wir Unverständnis, und die Blicke unserer Mitmenschen scheinen zu sagen: „Herrje, war doch nur ein Tier!“ Bagatellisierung – direkt oder hinter unserem Rücken – lässt uns mit unserem Schmerz ganz allein dastehen und lässt ihn nur noch größer werden. Ebenso lässt der Anspruch der Gesellschaft, dass wir doch bitte schön bei der Arbeit und in der Familie weiterhin funktionieren sollen, keinen Raum, um zu trauern oder das Erlebte aufzuarbeiten.
Umso wichtiger ist es, Gleichgesinnte zu finden und sich auszutauschen, damit wir uns in unserem Schmerz nicht gänzlich alleingelassen fühlen. In der heutigen Zeit geht es nicht mehr darum, seine Gefühle zu verstecken oder zu verdrängen. Es geht vielmehr darum, authentisch zu sein. Wenn wir den Mut haben, uns authentisch zu zeigen, mit unserer Trauer und unserem Schmerz, können wir andere Menschen dazu inspirieren, das Gleiche zu tun und uns so gegenseitig in der Heilung unterstützen.
Darüber hinaus geht es noch um weit mehr. Neben der Tatsache, dass du ein geliebtes Familienmitglied und besten Freund verlierst, geht es auf einer tieferen Ebene um etwas ganz Essenzielles: Der Anblick deines sterbenden Tieres konfrontiert dich automatisch mit deinen Ängsten vor deinem eigenen Tod! Du stößt an die Grenze deines Lebens und stellst gar das Leben an sich infrage. Da kann die Welt schon mal zusammenbrechen! Für dich, die/der zurückbleibt, ein schwer auszuhaltender Prozess.
Je weniger du dich also mit deinen eigenen Themen beschäftigst, desto härter wird dich der Verlust deines Tieres treffen. Also bereite dich vor!
Deinem Tier ist nicht geholfen, wenn du im Leid und Schmerz stecken bleibst! Denn über euer gemeinsames Energiefeld wird dein Tier deine Emotionen wahrnehmen und vielleicht sogar zum Ausdruck bringen. Das erschwert den Prozess des Loslassens auf beiden Seiten.
Andersherum gedacht: Wenn es dir gelingt, Sterben und Tod als einen Teil des Lebens zu akzeptieren, kann dies enorm helfen, das Abschiednehmen zu erleichtern und eine angemessene Trauerbewältigung zu ermöglichen. Zudem verleiht es dir eine stabile innere Haltung, um dein Tier zu begleiten, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und es angemessen zu unterstützen.
Warum aber sind Tod und Sterben so herausfordernde Themen für uns? Es ist ein menschliches Thema, Angst vor dem Tod zu haben. Es liegt in unserer Natur, das, was wir nicht kennen und nicht verstehen, zu fürchten. Und was wir fürchten, das bekämpfen oder verdrängen wir. So gehören auch der Tod und das Sterben bis heute noch zu den großen Tabuthemen in unserer Gesellschaft.
Warum? Ich denke, es liegt vor allem daran, dass unsere intellektuelle Ego-Kultur eine spirituelle Weltanschauung noch immer in den Hintergrund drängt. Für viele ist der Tod gleichgesetzt mit „tot und weg“. Das Ende der eigenen Existenz bzw. das eines geliebten Menschen oder Tieres lässt uns fassungslos zurück.
Wir haben keine Antwort auf die Frage: Was kommt danach? Auch die Religionen können uns da in Bezug auf unsere Tiere keine Zuversicht geben. Die Konfrontation mit dem Tod macht uns daher ohnmächtig. Und Ohnmacht bringt Trauer mit sich, weil die Verbindung zu dem Wesen, das gerade noch da war, plötzlich weg ist. Trost können wir dabei in einer für uns individuell stimmigen Spiritualität finden. (Mehr dazu findest du im Kapitel „Umgang mit Trauer und Schmerz“.)
„Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber vor dem Sterben.“
Wie die Geburt gestaltet sich auch der Sterbeprozess ganz individuell. Obwohl es vom Sterben keine Bilderbuchvariante gibt, hilft es enorm, wenn du dich vorab in der Theorie mit dem Sterben beschäftigst: Um die körperlichen Prozesse verstehen und einordnen zu können. Sterben ist uns ein unbekannter Prozess, da wir ihn selbst offensichtlich noch nicht erlebt haben. Die eigene Hilflosigkeit, das vermeintliche Leid und der eigene Kummer stehen einem friedvollen Abschied von unserem Tier meist hinderlich im Weg, wenn wir diesem beim Sterben „zusehen müssen“.
Erlebnisse aus frühester Kindheit und das Vorleben unserer Eltern prägen unsere Einstellung, die wir gegenüber Sterben und Tod haben.
Reflexionsfragen:
Die Glaubenssätze von damals manifestieren sich unter Umständen ein ganzes Leben lang in deiner Erlebniswelt:
-
Sterben ist immer leidvoll und schmerzhaft
-
Mein Tier verhungert und verdurstet, weil es nichts mehr zu sich nimmt
-
Tiere können nicht natürlich sterben, man muss sie einschläfern
-
Wenn du dein Tier nicht erlöst, bist du ein Tierquäler
-
Es ist deine Pflicht, dein Tier „zu erlösen“
Diese Liste könnte endlos weitergeführt werden.
Welche Glaubenssätze sind bei dir am Wirken? Hast du sie schon entlarvt?
Das Problem ist, dass wir Menschen auch beim Thema Sterben immer von uns selbst ausgehen. Die Wenigsten bekommen den Perspektivwechsel hin und fühlen sich in das Tier ein. Dabei kann die Tierkommunikation helfen, Einblicke in das Erleben deines sterbenden Tieres zu geben. Und wir können jederzeit nachfragen, ob es noch etwas Bestimmtes braucht, sich noch etwas wünscht oder noch eine Botschaft für dich hat.
Wir dürfen darüber hinaus nicht vergessen: Sterben ist nicht der Moment, in dem sich die Augen für immer schließen bzw. ihr Lebenslicht erlischt. Sterben ist ein lebendiger Prozess. Es ist die letzte Hingabe an das Leben, was sich je nach Umständen über Tage, Wochen, sogar Monate hinziehen kann. Das Leben endet erst dann, wenn der letzte Atemzug verklungen ist. Sprich deinem Tier daher keine wertvolle Lebenszeit ab, nur weil vielleicht eine besorgniserregende Diagnose, ein Handicap oder eine fragwürdige Empfehlung eines Therapeuten im Raum stehen.
Was dir bevorstehen könnte,
wenn du dich nicht vorbereitest
Wenn du dir selbst keine stabile innere Haltung zum Thema Sterben und Tod aneignest, wirst du in kritischen Phasen, in denen dir vielleicht Zweifel aufkommen, deine Eigenverantwortung für dich und dein Tier abgeben. Dann gibst du die Verantwortung evtl. an Personen ab, die weder dich noch dein Tier gut kennen. Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, sich Hilfe zu holen. Aber Entscheidungen sollten am Ende des Lebensweges aus einer inneren Herzensüberzeugung und nicht aus Verzweiflung getroffen werden.
Wenn du dich vorher nie mit dem Thema Sterben und Tod auseinandergesetzt hast, kann sich der Abschied von deinem Tier – egal unter welchen Umständen er stattfindet – entsprechend furchteinflößend und traumatisch gestalten. Das betrifft zum einen dein eigenes Erleben, denn die Konfrontation mit etwas Unbekanntem löst in uns immer ein Gefühl der Unsicherheit und Angst aus. Zum anderen ziehst du auf der energetischen Ebene immer solche Ereignisse an, die dich in die Entwicklung bringen: Schaust du dein eigenes Leid in Bezug auf dieses Thema nicht an, wird es dir im Außen präsentiert, damit du es für dich bearbeiten kannst. Mehr zur sogenannten Resonanztheorie findest du in der Literatur von Stefanie Menzel (Menzel, 2019).
Die Zweifel, die dich während des Sterbeprozesses überkommen können, haben die tückische Eigenschaft, auch nach dem Tod deines Tieres quälende Schuldgefühle mit sich zu bringen. Aus Angst, wieder etwas falsch zu machen, wirst du dich unter Umständen nie wieder für ein neues Tier öffnen...




