E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-0635-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Solange sie denken kann, liebt Cindy Kirk das Lesen. Schon als kleines Mädchen in der ersten Klasse hat sie einen Preis dafür gewonnen, hundert Bücher gelesen zu haben! 1999 war es so weit: Ihr erster eigener Roman erschien bei Harlequin. Seitdem muss die Autorin ihr Lieblingshobby Lesen damit unter einen Hut kriegen, dass sie selbst leidenschaftlich gerne Geschichten erzählt. Aber für ihren großen Traum nimmt Cindy Kirk das gern in Kauf. Schauen Sie auf ihre Webseite www.cindykirk.com.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Mit klopfendem Herzen beobachtete Adrianna Lee von der Tür aus die frischgebackenen Eltern, die sich liebevoll über ihr Neugeborenes beugten. Auch nach all den Jahren als Hebamme war das immer noch der schönste Lohn für ihre Arbeit. Diesmal lag ihr die junge Familie besonders am Herzen, denn Betsy und Ryan waren Freunde von ihr. Wehmütig beobachtete sie, wie das Baby die winzigen Finger um den Zeigefinger des Vaters schlang. Sie wünschte sich so sehr, auch endlich Mutter zu werden – aber dafür brauchte sie erst mal einen Mann, der eine Familie mit ihr gründen wollte. Leider träumte sie nicht einfach von irgendeinem. Der Mann ihrer Träume hatte ein Gesicht und einen Namen: Tripp Randall. Und es gab ein kleines, aber nicht unerhebliches Problem: Er war nicht im Geringsten an ihr interessiert. „Ich habe die guten Neuigkeiten gehört.“ Adrianna drehte sich um, als sie die tiefe Stimme hinter sich vernahm. Da stand er, der Mann, der ihr das Herz gestohlen hatte, als sie vierzehn war. Damals hatte er ihr geholfen, ein riesiges Bündel Zweige an den Straßenrand zu tragen. Er war auch mit siebzehn schon umwerfend attraktiv gewesen und hatte ihr mit einem einzigen Blick weiche Knie beschert. Nur war er leider damals der feste Freund der Nachbarstochter gewesen – und damit unerreichbar für Adrianna. Heute war er der Klinikchef vom Krankenhaus in Jackson Hole, Witwer und immer noch ein schöner, aber aussichtsloser Traum. Tripp stellte sich neben sie und fragte leise. „Wie ist es gelaufen?“ „Besonders gut“, erwiderte Adrianna stolz. „Der Kleine ist kerngesund, und Betsy musste sich nicht sehr anstrengen.“ „Glaub ihr kein Wort“, rief Betsy vom Bett her. „Es heißt nicht umsonst Wehen.“ „Ich hab mir ganz schöne Sorgen gemacht, obwohl Adrianna immer wieder meinte, alles liefe normal“, fügte Ryan hinzu. Adrianna spürte, wie Tripp fast unmerklich zusammenzuckte. Er kannte die Risiken einer Schwangerschaft aus eigener Erfahrung, denn er hatte seine Frau Gayle und ihr ungeborenes Kind vor drei Jahren bei einer Frühgeburt verloren. Sie hob die Hand, um sie tröstend auf seinen Arm zu legen, überlegte es sich aber im letzten Moment anders. „Ich freue mich für euch beide“, sagte Tripp herzlich. Seine Stimme verriet nichts von den traurigen Erinnerungen, die ihn zweifellos in diesem Moment eingeholt hatten. „Habt ihr schon einen Namen ausgesucht?“ „Nathan“, erklärte Betsy strahlend. „Nate Harcourt.“ Tripp ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. „Das ist ein guter Name für einen Rodeoreiter.“ Betsy warf ihrem Mann, der professioneller Rodeoreiter gewesen war, bevor er ihr zuliebe den gefährlichen Beruf aufgegeben hatte, einen entsetzten Blick zu. „Keine Sorge, Liebes, da haben wir noch viel, viel Zeit“, sagte Ryan und streichelte seiner Frau beruhigend die Schulter, während er stirnrunzelnd zu Tripp hinüberblickte. „Na komm“, sagte Adrianna und legte diesmal Tripp doch die Hand auf den Arm. „Lassen wir die beiden ein bisschen mit ihrem Sohn allein, bevor du seine Karriere planst.“ Tripp gratulierte den beiden noch hastig, dann zog ihn Adrianna auf den Flur und schloss die Tür hinter ihnen. „Hey, wenn du mit mir allein sein willst, musst du nur fragen.“ Das schelmische Funkeln in seinen Augen brachte Adrianna zum Lächeln und ließ sie ihre Strafpredigt vergessen. Tripp hatte einen ansteckenden Humor, und dazu sah er auch noch umwerfend gut aus. Sein blondes Haar reichte ihm bis zum Kragen und war kunstvoll verwuschelt – eine ständige Einladung, die Finger darin zu vergraben. Sein Dreitagebart unterstrich sein jungenhaftes, etwas verwegenes Aussehen. Wenn man Tripp im Wally’s sah, einer beliebten örtlichen Bar, wo er in Jeans und Cowboystiefeln vor einer Flasche Bier saß, konnte man sich kaum vorstellen, dass er der Chef einer Klinik mit einem Millionenbudget war. Doch seine Leistungen waren beeindruckend. Obwohl er die Position erst seit einem Jahr innehatte, fanden seine innovativen Ideen überall Anklang. Sie waren erst ein paar Schritte den Flur hinuntergegangen, als eine Krankenschwester wegen einer Unterschrift auf sie zukam. Während Adrianna das Rezept unterschrieb, fiel ihr auf, wie die Schwester mit Tripp flirtete. „Wir sehen Sie nicht oft auf der Wöchnerinnen-Station, Mr Randall“, flötete die frisch geschiedene junge Frau mit gekonntem Augenaufschlag. Offenbar hatte sie es auf Tripp abgesehen. Adrianna verstand sie nur zu gut. Tripp trug den cremefarbenen Armani-Anzug, der ihr so gut gefiel, und die blaue Krawatte, die seine ebenfalls blauen Augen leuchten ließ. Und er roch wunderbar. Schon allein der würzige Duft seines Aftershaves konnte eine Frau schwach werden lassen. „Was führt Sie denn heute her?“ Die Schwester hatte es offenbar nicht eilig, zu ihren Patienten zurückzukehren. „Freunde von mir sind Eltern geworden.“ Er warf Adrianna einen langen Blick zu. „Und ich wollte Ms Lee ein Angebot machen.“ Die Schwester wirkte enttäuscht, doch das schien Tripp gar nicht aufzufallen. „Nun ja, wenn ich mal irgendwas für Sie tun kann, melden Sie sich einfach“, sagte sie. Ihre Stimme hatte einen eindeutig zweideutigen Unterton, doch Tripp lächelte nur unverbindlich. Als die Kollegin von der Wöchnerinnen-Station von einer weiteren Krankenschwester herbeigewinkt wurde, nahm sie sich dennoch die Zeit für ein strahlendes Lächeln, bevor sie mit schwingenden Hüften davonging. Adrianna bekämpfte ihren akuten Anflug von Eifersucht. Sie wartete, bis die andere außer Hörweite war und ließ dann ihren Ärger an Tripp aus. „Angebot? Ist dir kein unverfänglicheres Wort eingefallen? Jetzt denkt die Schwester wahrscheinlich, du willst mit mir schlafen.“ Überrascht blickte Tripp sie an, und Adrianna unterdrückte ein Stöhnen. Wenn das keine Freudsche Fehlleistung gewesen war! „Ach was.“ Tripp wedelte wegwerfend mit der Hand. „Jeder weiß doch, dass wir nur Freunde sind.” Bevor sie etwas sagen konnte, summte ihr Pager. Sie schaute aufs Display, das anzeigte, dass bei einer ihrer Patientinnen die Wehen eingesetzt hatten. „Dann schieß mal los mit deinem Angebot, ich muss gleich weiter.“ „Am Samstag ist die Spendengala des Krankenhauses im Spring Gulch Country Club“, erklärte Tripp, als wüsste sie das nicht selbst. „Ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn wir zusammen hingehen.“ „Du fragst mich, ob ich mit dir zum Ball gehe? Warum?“ Adrianna gab sich keine Mühe, um den heißen Brei herumzureden. Seit seiner Rückkehr nach Jackson Hole hatten sie diese Diskussion in der einen oder anderen Form schon zu oft geführt. Obwohl ihnen beiden die seltsame Anziehungskraft zwischen ihnen bewusst war, hatte er mehr als einmal klargestellt, dass er sie nur als gute Freundin sah. Beim letzten Mal hatte sie aus reinem Selbstschutz gelogen und ihm gesagt, ihr ginge es ebenso. „Na ja, ich muss dort sein, und du solltest dich auch blicken lassen. Da können wir doch gleich zusammen hingehen.“ Faktisch stimmte das. Aber es gab jede Menge anderer Frauen, die für eine solche Einladung gemordet hätten. „Warum ich?“, fragte sie, ehrlich erstaunt. „Warum gehst du nicht mit jemandem hin, mit dem es ein Date sein könnte?“ Allein die Worte auszusprechen, war eine Qual. Sie könnten ein Traumpaar sein … wenn er ihr nur eine Chance geben würde! „Du bist eine schöne Frau“, erklärte Tripp eilig, als sie sich wieder in Bewegung setzte. „Jeder Mann wäre stolz darauf, dich an seiner Seite zu haben.“ Adrianna blieb stehen und stemmte die Hände in die Seite. „Das beantwortet aber meine Frage nicht.“ Diesmal redete er nicht drum herum. „Mit dir gibt es keine enttäuschten Erwartungen. Ich kann mich um die Spender kümmern, ohne mir Sorgen zu machen, dass ich dich vernachlässige. Umgekehrt genauso. Und wir haben doch immer Spaß zusammen, oder?“ Widerwillig nickte sie. Ja, sie hatten immer Spaß. Und sie war sehr gerne mit ihm zusammen. Aber diese reine Freundschaft reichte ihr nicht mehr. In ein paar Wochen wurde sie dreißig. Und sie hatte immer gehofft, dass sie in dem Alter einen Ehemann und ein paar Kinder haben würde. Wenn sie sich allerdings weiter mit Tripp Randall abgab, würde daraus nie etwas werden. Sie musste ihm absagen. Schließlich würde auch eine Menge alleinstehende Männer den Ball besuchen. Es war also unklug, dort mit Tripp aufzutauchen. Es sei denn … „Na gut“, sagte sie und hielt kurz den Atem an, als er ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. „Unter einer Bedingung.“ Er nahm ihre Hand und küsste den Handrücken. „Was immer du möchtest.“ Sie ignorierte das warme Kribbeln, das ihren Arm hinaufschoss, und blickte ihm lächelnd in die Augen. „Du musst mir versprechen, dich allen deinen Freunden vorzustellen, die Singles sind.“ Tripp fuhr sich mit dem Finger unter dem gestärkten Kragen entlang, der ihm die Luft abschnürte. Warum konnte das Krankenhaus keine Spendengala abhalten, auf der man in Jeans und Stiefeln auftauchen konnte statt im Smoking? Halt durch, sagte er sich, und konzentrierte sich wieder auf den Monolog des grauhaarigen älteren Herren, der ihm seit einer Viertelstunde von den Erfolgen seiner Herefordrinderzucht erzählte. „Glaub mir,...