Kindersley | Our Last Summer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 323 Seiten

Kindersley Our Last Summer

Roman | Eine Geschichte über die Höhen und Tiefen, die das Leben mit sich bringt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96655-616-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman | Eine Geschichte über die Höhen und Tiefen, die das Leben mit sich bringt

E-Book, Deutsch, 323 Seiten

ISBN: 978-3-96655-616-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein langer, letzter Sommer, bevor der Ernst des Lebens beginnt ... Die junge Minna ist noch nicht bereit, ihr sorgloses Leben ohne Verpflichtungen aufzugeben. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Eddy macht sie London unsicher und lernt dabei andere faszinierende Nachtschwärmer kennen: Jay, der Theaterstücke schreiben will, es bisher aber nur zu Postkartensprüchen gebracht hat; Lou Lou mit den dunkelrosa Haaren und der Vorliebe für trockene Martinis; und Casey - ach, Casey, der Abenteurer mit seinen umwerfend grünen Augen ... Alles könnte so leicht und unbeschwert sein, wenn Minna nicht ausgerechnet jetzt ihr Herz verlieren würde ... und zwar zu ihrer allergrößten Überraschung an Eddy! Natürlich darf man eine lebenslange Freundschaft nie, nie, nie für so etwas flirrendes wie einen Sommerflirt riskieren. Oder vielleicht doch? So bittersüß wie ein eisgekühltes Glas Campari Orange - für alle Fans der Bestseller von Taylor Jenkins Reid und Emily Henry.

Tania Kindersley, Jahrgang 1967, studierte in Oxford Geschichte und lebte lange Zeit in London, bis sie sich aus der hektischen Metropole zurückzog und ihr Glück in Schottland fand. Sie hat zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht und arbeitet heute unter anderem als Schreibcoach. Mehr Informationen über Tania Kindersley finden Sie auf ihrer Website: taniakindersley.com Bei dotbooks veröffentlichte Tania Kindersley ihre Romane »Und morgen geht das Leben weiter«, »Als das Glück uns trotzdem fand«, »Ein Rezept zum Glücklichsein«, »Zwei Schwestern von allerbestem Ruf«, »Ein Kuss in aller Unschuld«, und »Eine Sommerliebe in Notting Hill«, »Forever Today« und »Our Last Summer«.
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Kapitel 1


Alle fuhren sie weg in diesem Sommer. Sie wälzten Atlanten, sagten sämtliche Verpflichtungen ab, und einer nach dem anderen machte sich auf und zog in die Welt, im Gepäck nur ein paar Kleidungsstücke, den Paß und eine unbezähmbare Lust auf Abenteuer. Man jettete durch die Welt, Reisen war in, jeder sprach von nichts anderem, und je exotischer, desto besser. Ecuador, Bali, Nepal, Java, der Indische Ozean, die Elfenbeinküste, möglichst weit weg von den ausgetretenen Pfaden. Exotisches war schwer im Kommen, und jeder, der auf sich hielt, stürzte sich darauf. »Darling«, riefen sie aufgeregt mitten in ihren endlosen Telefonaten, »ich muß jetzt los, nach Ulan Bator, du weißt schon!« Irgend jemand hatte Somerset Maugham gelesen, und plötzlich war der Südpazifik absolut en vogue und in der Vogue: Atolle und Archipele schwirrten einem um die Ohren, Worte, wie Vanuatu und Espíritu Santo, Ile des Pins und Kiribati und Lord Howe Island. Die Unerschrockenen bewaffneten sich mit eselsohrigen Exemplaren von »Silbermond und Kupfermünze«, bestiegen ihr Flugzeug, winkten fröhlich zum Abschied und versprachen, eine Ansichtskarte zu schicken.

Minna blieb allein in Chelsea zurück, ohne ein bestimmtes Reiseziel. Sie hatte noch nie viel übrig gehabt für Reisen, schon gar nicht für solche Abenteuerreisen, mit den schrecklichen Insektenstichen, Wasserabkochen und im Badezimmer Küchenschaben so groß wie Möweneier, die anscheinend jeder so amüsant fand. Sie beharrte darauf, im Grunde ihres Herzens ein altmodisches Mädchen zu sein. Ihre Vorstellung von einem Urlaub war das Hotel du Cap mit Zimmerservice rund um die Uhr und Manhattan bei Sonnenuntergang. Aber offensichtlich hielt das heutzutage jeder für einen alten Hut, daran konnte nur der etwas finden, der zuviel Geld hatte und es nicht anders gewöhnt war. Also schüttelte Minna den Kopf, blieb bei ihrer Meinung und schlug höflich alle Einladungen auf die Weihnachtsinseln ab, mochte man sie auch noch so drängen. »Nur vier Städte auf der ganzen Insel, du kannst dir nicht vorstellen, wie die heißen, Poland, France, London und Banana, der reine Wahnsinn. Ach, komm doch mit.« Minna fand das zwar recht witzig, aber nicht witzig genug, um mitzukommen, und behauptete, sie hätte ihren Paß verloren, was auch beinahe stimmte. Außerdem blieb sie gern in London, das so schön war bei Sonnenschein.

Im Frühling war der Regen gekommen. Heftige Schauer im April und Gewitter im Mai hatten die Straßen herausgeputzt für den Juni, der strahlend und verheißungsvoll begann. Der Verkehr brach fast zusammen, in den Straßen quetschten sich vergnügungssüchtige Autofahrer mit heruntergelassenem Verdeck und aufgedrehter Musik. Die Leute strömten aus ihren Wohnungen, als gäbe es irgendwo eine riesige Party, sie liefen mit beschwingten Schritten durch die Straßen, endlich befreit von der Last der schweren Winterkleidung, und in den Gesichtern lösten sich die starren Züge, mit denen sie der Kälte getrotzt hatten. Ladenbesitzer aus wärmeren Ländern standen in den Türen und genossen die Sonne auf ihrer Haut. Die Mädchen steckten sich die Haare hoch, kürzten die Röcke und störten sich nicht daran, daß man auf ihre Beine starrte. Bei den Restaurants und Cafés wurden Tische nach draußen gestellt, und alle Welt saß herum, trank bitteren Espresso und schaute dem bunten Treiben zu. Es war Sommer, und es tat sich was in der Stadt.

Minna war voller Unruhe. Das war sie immer um diese Jahreszeit. Es passierte alles im Sommer, das war schon immer so gewesen. Aber jetzt waren alle weg, und keiner war da, mit dem sie ihre Unruhe teilen konnte. Wenn sie einen Hund gehabt hätte, wäre sie mit ihm spazierengegangen. Wenn sie einen Hund gehabt hätte, dann hätte sie ihn nach einem der Marx-Brothers nennen und sich darüber lustig machen können. Sie kannte ein paar Mädchen, die ihre reinrassigen Windhunde »Taxi« oder »Halt-den-Dieb« nannten, was im allgemeinen für ziemlich witzig gehalten wurde. Minna war gar nicht so sicher, ob sie das besonders witzig fand. Vielleicht war das ja der Grund, warum sie sich nie einen Hund zugelegt hatte. Also schied diese Möglichkeit aus, und die Unruhe steckte noch immer in ihr. Hätte sie ein Auto gehabt, dann hätte sie das Verdeck abgenommen, wäre durch den Park gefahren und hätte den Jungs nachgeschaut. Aber sie hatte nie Autofahren gelernt.

»Tja, meine Liebe«, sagte sie und musterte sich aufmerksam im Spiegel, »was bist du doch für ein nutzloses Geschöpf.«

Sie wanderte ziellos durch die Wohnung, von einem unordentlichen Zimmer ins nächste, und pfiff dabei eine kleine Melodie, die, soweit sie sich erinnern konnte, aus den sechziger Jahren stammte und »Sophisticated Boom Boom« hieß.  »Sophisticated Boom Boom«, sagte sie. »Also wirklich. Was fällt denen wohl noch alles ein?« Dann legte sie Musik auf und tanzte ein bißchen. Irgend jemand hatte ihr einmal gesagt, sie habe anmutige Arme. »Beachten Sie die graziösen Arme«, sagte sie und vollführte eine nicht sehr gelungene Arabeske. Dann begann sie einen Brief an jemanden, der gerade in Rom war. Gelangweilt gab sie mittendrin auf und zerriß ihn.

»Das Schreiben ist nur ein Ersatz fürs Leben«, sagte sie entschlossen zu ihrem Spiegelbild. Es lächelte sie traurig an, mit einer Lebensklugheit, die sein jugendliches Aussehen nicht vermuten ließ. »Jetzt laß dich nicht hängen«, sagte Minna mit noch größerer Entschiedenheit. »Wir gehen jetzt los und suchen uns jemanden, in den wir uns verlieben können.« Also machte sie sich auf die Suche.

Als Minna dort ankam, war es schon Zeit zum Mittagessen. Sie gab dem Taxifahrer ein Riesentrinkgeld und malte sich die Lippen an. »Ah«, rief sie und atmete tief durch, »das ist schon besser.«

Im strahlenden Sonnenschein drängten sich wahre Massen von Menschen. Touristen versuchten sich betont unauffällig mit Hilfe des Stadtplanes zurechtzufinden und gaben ihr Bestes, um einheimisch auszusehen. Offensichtlich hatten sie reichlich Schauermärchen über das widerliche englische Wetter gehört und sich mit Schirmen und Regenmänteln bewaffnet, die besonders Eifrigen trugen sogar Gummistiefel. Sie hatten keine Ahnung, daß gerade ihre Burberies sie mit tödlicher Sicherheit verrieten. Bauarbeiter lehnten sich faul auf ihre Schaufeln, blinzelten in die Sonne, zogen genüßlich an ihren selbstgedrehten Zigaretten und warteten, daß hübsche Mädchen vorbeikamen. Und hübsche Mädchen kamen vorbei, auf dem Weg zu Proben oder Konferenzen oder zum Mittagessen, und sie gaben sich nicht gerade allzu große Mühe, die Pfiffe, die ihnen galten, zu überhören. Typen aus der Medienbranche schlenderten mit wichtiger Miene die Straßen entlang, unverkennbar in ihrer Sommerkluft aus Jeans, weißem T-Shirt und Baseballstiefeln, dicke Stapel der Variety oder der Screen unter den Arm geklemmt. An den Straßenecken standen Spieler in Gruppen zusammen, bereit, in die Wettbüros zu stürzen, den Sportteil der Zeitungen aufgeschlagen vor sich und in ernsthafte Diskussionen über die Aussichten beim Halbvieruhr-Rennen in Newmarket vertieft. Topmodische Gestalten eilten in ihren leichten Zweireihern vorbei, sportliche Alu-Aktenköfferchen in der Hand, die Haare straff zurückgekämmt und auf dem Weg, eine Million zu machen. Vor den Clubs stellten sich Berühmtheiten und solche, die’s gern wären, zur Schau, tauschten Telefonnummern aus, verabredeten sich zum Essen und erörterten die schrecklich wichtige Frage, ob Filofaxe schon passé seien. In den Restaurants und Bars träumten Möchtegern-Künstler davon, entdeckt zu werden. Ein Stück weiter tranken sich die wahren Lebenskünstler wie eh und je in schummrigen Hinterzimmern gemächlich einen an. Minna freute sich und genoß das alles: Soho war ihr tausendmal lieber als die Weihnachtsinseln, und ihr war piepegal, was die anderen davon hielten.

Eddy öffnete die Wohnungstür in Jeans und einem zerknitterten Hemd, das in den Sechzigern als Seide durchgegangen wäre. Manche Dinge ändern sich nie, stellte Minna zufrieden fest.

»Hallo«, sagte er, kein bißchen überrascht.

»Ja, hallo«, flötete Minna und dehnte leicht die letzte Silbe, so daß es etwas anzüglich klang. »Stör ich? Oder hast du grad zu tun?« Sie lächelte ihn scheinheilig an.

»Wofür hältst du mich?« erwiderte er und stieß die Türe auf. »Alle Mann hereinspaziert.«

»Sei nicht albern«, sagte Minna und ging hinter ihm die Treppe hoch. »Ich kam nur grad hier vorbei«, fügte sie beiläufig hinzu, als wär’s das Natürlichste der Welt, eine pure Laune, ein Spiel des Zufalls. »Und da habe ich deine Karte mit der neuen Adresse in meiner Tasche gefunden und dachte, ich schau einfach mal vorbei und guck, was der liebe Eddy so treibt.«

»Ach nee«, sagte Eddy. In seinem ganzen Leben hatte er noch keine Karte mit einer neuen Adresse verschickt. »Ich treibe gar nichts, da muß ich dich leider enttäuschen. Hier hausen Jim und ich, immer noch unzertrennlich nach so vielen Jahren.« Er zeigte auf den Plattenspieler, auf dem die Nadel in der letzten Rille vor sich hin lispelte.

»Stimmt ja«, erinnerte sich Minna. »Jim lebt ja noch. Laß dich nur nicht stören.« Sie starrte demonstrativ auf die Plattensammlung. »Schon klar, im Grunde deines Herzens bist du noch immer der alte Rocker.«

Eddy ignorierte diese Beleidigung, so wie er Minnas Beleidigungen schon immer ignoriert hatte. Früher hatte er darauf gesetzt, daß sie schon von alleine aufgeben würde, wenn er einfach nicht darauf reagierte. Aber offensichtlich war das ein Trugschluß gewesen.

»Bitte«, sagte er, ganz der perfekte Gastgeber. »Hier ist ein Bier, wenn du eins möchtest.«

»Ein Bier wäre wunderbar«, willigte...



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