E-Book, Deutsch, 86 Seiten
Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher
E-Book, Deutsch, 86 Seiten
Reihe: Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie
ISBN: 978-3-8409-2052-3
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Der Ratgeber bietet zahlreiche Hinweise zum Umgang mit den verschiedenen Facetten der Schizophrenie und liefert u.a. Antworten auf folgende Fragen: Welche Krankheitssymptome weisen auf eine Schizophrenie hin? Wie beginnt diese Erkrankung und welche Vorzeichen gibt es? Wir wird die Diagnose einer schizophrenen Psychose gestellt? Welche Erscheinungsformen schizophrener Störungen im Kindes- und Jugendalter sind bekannt? Was weiß man über die Ursachen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie erleben Betroffene und ihre Familien die Erkrankung und was können Sie tun, um den Verlauf günstig zu beeinflussen?
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1;Inhalt;6
2;1 Einleitung: Begriffsklärung und Fallbeispiel;10
3;2 An welchen Krankheitszeichen ist eine Schizophrenie zu erkennen?;15
3.1;2.1 Was ist ein Wahn?;15
3.2;2.2 Wie äußern sich formale Denkstörungen?;17
3.3;2.3 Welche Wahrnehmungsstörungen treten auf?;18
3.4;2.4 Welche Auffälligkeiten gibt es im Bewegungsbild und im Antrieb?;20
3.5;2.5 Wie erlebt der Kranke die eigene Person?;22
3.6;2.6 Wie verändern sich Stimmung und Gefühlsleben?;22
3.7;2.7 Welche Auswirkungen hat die Erkrankung auf die Aufmerksamkeit und Konzentration, das Gedächtnis sowie die geistige Leistungsfähigkeit?;24
3.8;2.8 Welche weiteren Krankheitssymptome gibt es?;24
4;3 Wie und mit welcher Sicherheit kann die Krankheitsdiagnose gestellt werden?;27
5;4 Welche Untergruppen schizophrener Psychosen gibt es?;30
5.1;4.1 Paranoide Schizophrenie;30
5.2;4.2 Hebephrenie;31
5.3;4.3 Katatone Schizophrenie;32
5.4;4.4 Undifferenzierte Schizophrenie;34
5.5;4.5 Schizophrenia simplex;34
5.6;4.6 Residualzustand/Schizophrenes Residuum;35
5.7;4.7 Postschizophrene Depression;36
6;5 Wie beginnt die Erkrankung?;37
7;6 Bei welchen anderen Erkrankungen können schizophrenieartige Symptome vorkommen?;41
8;7 Was ist derzeit über die Ursachen und die Entstehung schizophrener Psychosen bekannt?;43
8.1;7.1 Biologische Faktoren;43
8.2;7.2 Psychologische Ursachen und Bedingungen;44
8.3;7.3 Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell;45
9;8 Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?;48
9.1;8.1 Medikamentöse Behandlung;49
9.2;8.2 Psychotherapie;53
9.3;8.3 Soziotherapeutische Behandlung;57
10;9 Welche Behandlungabschnitte unterscheidet man und wie sieht der Behandlungsablauf aus?;58
10.1;9.1 Vorfeld- bzw. Prodromalstadium;59
10.2;9.2 Behandlung akuter schizophrener Episoden;59
10.3;9.3 Stabilisierungsphase;61
10.4;9.4 Schnittstelle: stationäre Behandlung – ambulante Behandlung;62
10.5;9.5 Langzeitbehandlung;63
10.6;9.6 Rehabilitation;64
11;10 Wie verlaufen schizophrene Psychosen über die Lebensspanne?;66
11.1;10.1 Günstiger Verlauf;66
11.2;10.2 Mäßig günstige Verlaufsform;67
11.3;10.3 Ungünstiger Verlauf;67
11.4;10.4 Die Prognose für den Einzelfall;67
12;11 Wie erleben Betroffene und Eltern die Erkrankung und Behandlung?;69
12.1;11.1 Die Sicht der Betroffenen;69
12.2;11.2 Die Sicht der Familie/der Eltern;71
13;12 Was können Eltern und Angehörige tun?;73
13.1;12.1 Was können Eltern innerhalb der Familie tun?;74
13.2;12.2 Was können Eltern im Hinblick auf die Erkrankung selbst und die Behandlung tun?;76
13.3;12.3 Umgang mit Krankheitszeichen;77
13.4;12.4 Umgang mit produktiv psychotischen (Positiv-)Symptomen;78
13.5;12.5 Umgang mit Negativsymptomen;78
13.6;12.6 Umgang mit Notfallsituationen;79
14;13 Was können Betroffene selbst tun?;81
14.1;13.1 Offen sein für die Frage „Kann es so weitergehen wie bisher?“;81
14.2;13.2 Lernen, auf Überlastungs- und Frühwarnzeichen zu achten;81
14.3;13.3 Lernen, die Krankheit als solche wahrzunehmen;82
14.4;13.4 Lernen, mit Einschränkungen zu leben;83
14.5;13.5 Auf eine möglichst stabile Arzt-Patient-Beziehung achten;83
14.6;13.6 Nicht immer alles infrage stellen;84
15;14 Beratungs- und Informationsangebote;85
"11 Wie erleben Betroffene und Eltern die Erkrankung und Behandlung? (S. 68-69)
Untersuchung, Stellung der Diagnose, Einleitung und Koordination der Behandlung sind Aufgaben des Arztes. Psychologen, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, Krankenpflegepersonal, weitere Therapeutengruppen wie Arbeitstherapeuten, Musiktherapeuten, Kunsttherapeuten, Erziehungspersonal sind je nach Umfeld in die Behandlung und Betreuung einbezogen.
Der Blickwinkel des Patienten und seiner Familie ist ein anderer und meist durch Erschrecken, Verunsicherung und Befürchtungen geprägt. Klingt die Psychose nach einem plötzlichen Beginn schnell wieder ab und die Eingliederung in Familie und Schule ist sofort möglich, stellt sich die Situation günstig dar. Anders ist es, wenn nach einer langen Vorfeldsymptomatik mit vergeblichen Bemühungen, eine schwierige Entwicklung auf einen besseren Weg zu bringen, durch den Ausbruch der Psychose ungünstige Folgen für die psychische Stabilität, Ausbildung und das Familienleben entstehen, die auf längere Sicht hin das Leben aller Beteiligten begleiten werden.
11.1 Die Sicht der Betroffenen
Wie die akute Psychose erlebt wird, hängt in hohem Maße von der Art der Symptomatik ab. Angst, Panik, Gereiztheit, Ratlosigkeit, hochmütige Gewissheit und Verzückung sind möglich, letztere allerdings selten. Mit dem Rückgang der akuten Krankheitszeichen und dem Wiedereinfinden in das alltägliche Leben treten Negativsymptome verstärkt in den Vordergrund.
Der Betreffende empfindet Bedrückung, auch Erschrecken, im Rückblick auf die Verwirrung vielleicht Scham; er sieht sich mit den Folgen seiner psychotisch begründeten Handlungsweisen konfrontiert: Seltsames Verhalten in der Schule oder unter Gleichaltrigen, Rückzug („Wo warst du so lange?“) und Beleidigungen. Der Rückmeldung von Angehörigen (und Ärzten), „dass es ihm ja schon viel besser gehe“ (weil die akuten Krankheitszeichen abklingen oder abgeklungen sind) stehen innere Empfindungen wie Trägheit, Traurigkeit, Verunsicherung, Zukunftsangst, das Erleben, wie mühselig es ist, wieder schulischen, ausbildungs- oder beruflichen Aufgaben nachzukommen, gegenüber.
Manche wehren sich gegen die Einsicht, an einer derartigen Krankheit zu leiden, gleichwohl sie die Einschränkungen tagtäglich erleben. Sie führen diese aber z. B. auf den durchgemachten Klinikaufenthalt oder die medikamentöse Behandlung zurück. Mitunter sehen sie sich der Scheu, dem Rückzug oder der offenen Ablehnung ausgesetzt, die psychisch Kranken häufig entgegengebracht werden. Jugendliche erleben Rückschritte in der Verselbstständigung, ziehen sich in den Kreis der Familie zurück wie Jüngere. Viele bis dahin selbstverständliche Dinge wie Schule, Freunde treffen und Freizeitaktivitäten können plötzlich schwerfallen und uninteressant sein.
Das auf Tage und allenfalls Wochen angelegte Planen eines Jugendlichen führt oft dazu, dass kurzfristig attraktive Aktivitäten (z. B. lange Reise ohne Eltern, nächtelanges Durchfeiern, Drogen- und Alkoholkonsum im Übermaß) zu Belastungen und Überforderungen mit der Gefahr neuerlicher Rückfälle, der Labilisierung oder zu Rückschritten führen. Manche Jugendliche „flüchten“ sich aus der ernüchternden Wirklichkeit in romantisierende Gedankengebäude und nehmen die Psychose als Zeugnis besonderer Empfindungs- und Einsichtsfähigkeit. Für andere wiederum ist es schwer, altersge mäße Widersprüche zu den Vorgaben der Eltern von den durch die Erkrankung auferlegten Einschränkungen abzutrennen."