Kielinger | Elizabeth II. | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 303 Seiten

Kielinger Elizabeth II.

Das Leben der Queen

E-Book, Deutsch, 303 Seiten

ISBN: 978-3-406-78531-3
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Königinnen gibt es viele, aber nur eine Queen. Elizabeth II. hat fast die gesamte Nachkriegszeit auf dem Thron erlebt. Dabei hat sie mehr Krisen überdauert, als jeder Politiker sich vorstellen kann. Vielfach als museumsreif belächelt, kann sie ihr Land heute noch immer einen – vielleicht sogar mehr denn je.

Thomas Kielinger erzählt in seiner glänzend geschriebenen Biografie, was die junge Prinzessin geprägt hat, wie sie schon als Kind zum Medienstar wurde und wie sie sich von ihrer frühen Liebe zu Prinz Philip nicht abbringen ließ. Seit ihrer Thronbesteigung hat sie 14 Premierminister sowie unzählige Staats- und Regierungschefs anderer Länder erlebt. Ihr unvergleichlicher Erfahrungsschatz half ihr auch, das Commonwealth der einstigen Kolonien zusammenzuhalten. Ihre Familie hat sie durch die größte reale soap opera unserer Zeit gesteuert und – last but not least – die Monarchie in der Gegenwart neu verankert. Heute gibt es kaum eine öffentliche Figur, die sich weltweit so großer Achtung erfreuen kann wie Her Majesty the Queen.
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I
Die Geburt einer Prinzessin ohne große Aussichten auf den Thron
«Eine mögliche Königin von England wurde
gestern in 17 Bruton Street, Mayfair, geboren.» Der «Daily Sketch» am 22. April 1926 «Soweit ich das sehe, müssen einige Leute mit Royalty gefüttert werden wie Seelöwen mit Fischmahlzeiten.» Gräfin Strathmore, Elizabeths schottische Großmutter, 1923 Am 20. April 1926 wurde der britische Innenminister Sir William Joynson-Hicks in das Haus Nr. 17 in der Bruton Street beordert, in Londons Nobeldistrikt Mayfair, um als Vertreter von Parlament und Regierung eine königliche Geburt zu bezeugen: Die Gattin des zweiten Sohnes von König George V., Elizabeth Bowes-Lyon, stand im Begriff niederzukommen. Es würde der erste Enkel in der männlichen Linie des regierenden Monarchen sein, eine gewichtige Zäsur also im Blick auf die Erhaltung der Windsor-Dynastie. Elizabeths Ehemann, der Herzog von York, stand zwar nicht an erster Stelle der Thronfolge, war nur heir presumptive, anzunehmender, nicht heir apparent, offensichtlicher Erbe. Dieses Recht stand seinem älteren Bruder zu, dem Prinzen von Wales, damals 32 Jahre alt; aber der war nicht verheiratet und machte auch nicht die geringsten Anstalten dazu. Mithin richteten sich alle Augen auf den Zweiten, auf Albert Frederick Arthur George, den seine Familie «Bertie» nannte, sowie auf die beliebte Herzogin aus schottischem Hause, Elizabeth. Bruton Street Nr. 17, der Ort der Geburt, gehörte Elizabeths Eltern, dem 14. Earl of Strathmore and Kinghorn und seiner Frau, Lady Strathmore. Kein königliches Blut, aber doch alter schottischer Landadel, der Jahrhunderte zurück reichte, mit Schloss Glamis in der Grafschaft Angus als seinem Hauptsitz. Dort herrschte einst, in Shakespeares Tragödie, der «Thane of Glamis», Macbeth, der seinen Lehnsherrn, König Duncan, ermordete, um sich selber zum König in Schottland aufzuwerfen. Elizabeth, das zweitjüngste der zehn Strathmore-Kinder, geboren mit dem Jahrhundert, also 1900, war eine begehrte Partie in der Londoner Gesellschaft gewesen, lebenslustig, aber ohne Hang zum Exzess und zu klug, um Bewerbern um ihre Hand zu schnell Hoffnungen zu machen. Zweimal ließ sie den Königssohn und seine Annäherungen abblitzen. Beim dritten Mal gab sie nach; 1923 heirateten sie und Bertie. Es war etwas an diesem leicht schüchternen Mann, das ihr Vertrauen gewann. Sein Sprachfehler, ein deutliches Stottern, hatte ihn bewogen, sich im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, dem Thronfolger und Liebling der Frauen, in der Öffentlichkeit zurückzuhalten. Doch hinter Scheu und Stottern ahnte die junge Schottin Stetigkeit, Ehrenhaftigkeit und die Fähigkeit zu Loyalität und Liebe. Außerdem schätzte er, wie sie, das Land, die Jagd, die Pferde – ein country gentleman, bescheiden und geerdet und sichtlich unverdorben von königlicher Hybris. Das Paar wird in unserer Geschichte noch eine große Rolle spielen – er als König George VI., der mit «The King’s Speech» vor einiger Zeit auch Filmgeschichte gemacht hat; sie als die Herzogin von York und spätere Königin Elizabeth an der Seite des Monarchen und danach, in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts, als geliebte Queen Mother oder auch «Queen Mum». Das erwartete Kind des Herzogspaars rangierte in der Thronfolge hinter dem Prinzen von Wales, den man unter seiner wuchernden Ansammlung von sechs Vornamen nach dem letzten David nannte, und hinter dem eigenen Vater. Sollte David, der spätere König Edward VIII., unverheiratet und kinderlos bleiben, dann würde Berties Erstgeborene/r dem Onkel und Vater als unmittelbar Dritte/r in der Erblinie folgen. Aber eben nur unter der Annahme der Nicht-Heirat von David. Wenn dieser wider Erwarten doch noch eine Familie gründen und Kinder bekommen sollte, würde der Spross der Yorks hinter diesen vollends auf einen «ferner liefen»-Platz in der Erbfolge rutschen. Ein Fall für den königlichen Rechenschieber, ohne den man beim Studium der britischen Monarchie ohnehin nie auskommt. Und eigentlich ein aussichtsloser Fall, zumindest was die Wahrscheinlichkeit anging, dass das Kind, mit zwei noch jungen Männern und möglichem Nachwuchs des Prinzen von Wales als Thronerben vor ihm, je die Krone tragen würde. Was um alles in der Welt aber hatte der Innenminister bei diesem Anlass zu suchen, ein politischer Komparse im königlichen Spiel? Für diese Frage hält die Geschichte eine interessante Antwort bereit, die der Historiker Ben Pimlott als «malerischen Glauben» beschrieben hat. Es war im Juli 1688, als Maria von Modena, zweite Ehefrau des regierenden James II., einen Sohn gebar, über den die protestantische Mehrheit des Landes in schiere Verzweiflung geriet. James nämlich verfolgte beharrlich den Plan, Englands Reformation rückgängig zu machen und das Land zu rekatholisieren. Ein Sohn aus der Verbindung mit dieser tiefreligiösen Italienerin musste demnach die Aussicht auf eine katholische Dynastie eröffnen, gegen die dann kein protestantisches Kraut mehr gewachsen sein würde. Doch Misstrauen meldete sich – hatte es von der Königin nicht geheißen, sie könne keine Kinder mehr bekommen, nachdem alle Nachkommen aus der Ehe mit James, bis auf eine Tochter, im frühesten Alter gestorben waren? Was hatte es mit diesem Sohn, mit James Francis Edward, für eine Bewandtnis? Ein Baby aus niederem Volk etwa, das in einer Wärmpfanne ins Kindbett geschleust worden war? Das «Wärmpfannen-Komplott» machte schnell die Runde, zumal berufene Zeugen wie der Erzbischof von Canterbury (den der König ins Gefängnis hatte werfen lassen) bei der Geburt nicht anwesend waren, sondern lediglich Beamte des Hofes, mögliche Mitverschworene also. Die Granden in London waren in Aufruhr und appellierten an Wilhelm von Oranien in Holland, das Land von dem «Papisten» James II. zu erretten. Der Oranier war verheiratet mit der älteren Tochter des Königs, Mary, die anders als ihr Vater protestantisch optiert hatte. Noch im Herbst 1688 landete Wilhelm auf der Insel und trieb den Monarchen und seine Familie außer Landes, samt dem Erben, der sich später in der Verbannung als James III. der katholischen Stuart-Linie zum König in England, Schottland und Irland ausrufen ließ («the Old Pretender») und Gegenschläge aus Frankreich und Schottland anzettelte. In England dagegen hatte die unter dem Oranier William III. vollzogene «Glorreiche Revolution» königlichem Absolutismus und königlicher Willkür die Spitze gebrochen. Doch reichte das Angsterlebnis der britischen Geschichte, eine Tradition zu stiften, die bis zur Geburt des jetzigen Prinzen von Wales und Thronfolgers, Charles, im Jahr 1948 Bestand hatte: Immer musste ein Vertreter der säkularen Gewalten bezeugen, dass eine Niederkunft im Rahmen der unmittelbaren königlichen Erbfolge ohne Hinterlist vor sich gegangen war. So wurde Sir William Joynson-Hicks, postiert neben dem Zimmer der Wöchnerin, Notar einer historischen Geburt. Elizabeth Alexandra Mary kam am 21. April 1926 morgens gegen drei Uhr per Kaiserschnitt zur Welt, und es dauerte nicht lange, bis das Kind, Prinzessin Elizabeth, von ihrer Familie immer nur «Lilibet» oder auch «Bess» gerufen, die Herzen der Briten erobert hatte, auch dank der publizistischen Vermarktung durch ihre Mutter, die überaus populäre und medienbewusste Herzogin von York. Davon wird noch ausführlich die Rede sein. Eine einzige Zeitung, der «Daily Sketch», griff für seine Ausgabe vom Tag nach der Geburt zum königlichen Rechenschieber und schrieb, in der Theorie vollkommen korrekt: «Eine mögliche Königin von England wurde gestern in 17 Bruton Street, Mayfair, geboren.» Eine «mögliche» Königin – die Journalisten hatten mit einer Heirat des Prinzen von Wales offenbar gar nicht mehr gerechnet und die Erbfolge sogleich auf Elizabeth zulaufen lassen. Eine kühne Annahme. Denn Elizabeth, das haben wir hier bisher übersehen, hätte ja auch noch einen Bruder bekommen können, schließlich war bei ihrer Geburt die Mutter erst 25 Jahre alt. Ein Bruder hätte sie in der Erbfolge noch weiter zurückgesetzt, ganz zu schweigen von möglichen Nachkommen des Prinzen von Wales. Ergo: Auf die Annahme, dass Elizabeth je den Thron erben würde, hätte 1926 niemand wetten mögen. Zu viele Hürden standen im Wege. Und doch hat sich, was der «Daily Sketch» früh als «möglich» beschrieb, genau im Sinne dieser Vorhersage erfüllt, und das schneller, als irgendjemand hätte ahnen können. Eine Kette von unvorhersehbaren Ereignissen – die Abdankung des Onkels im Jahr 1936, der frühe Tod des Vaters 1952 im Alter von 56 Jahren – führte dazu, dass die junge Frau schon mit 25 Jahren den Thron bestieg, im gleichen Alter übrigens wie ihre berühmte Vorgängerin Elizabeth I. Und auch das Leben der zweiten Elizabeth ist bereits Geschichte geworden, eine Geschichte aber, die andauert und die Öffentlichkeit weiterhin fasziniert. Fast hätte es dieses Leben gar nicht gegeben, denn wie gesagt zweimal lehnte Elizabeth Bowes-Lyon Heiratsanträge des Herzogs von York ab. Ihre Mutter, Lady Strathmore, distanziert wie die meisten Schotten gegenüber England, war gegen die Verlobung mit Bertie, dem Königssohn – kam ihr das höfische Zeremoniell doch suspekt vor und der Jubel der Massen bei den entsprechenden Anlässen noch mehr. «Soweit ich das sehe, müssen einige Leute mit Royalty gefüttert werden wie Seelöwen mit Fischmahlzeiten», gab sie ihrer Tochter zu verstehen. Ähnlich hatte es schon Walter Bagehot gesehen, Englands viel zitierter Verfassungstheoretiker des 19.Jahrhunderts. «Je demokratischer wir werden, desto mehr erfreuen wir uns an staatlicher Show, die schon immer das Vulgäre in uns angezogen hat», schrieb er 1863 in einem Aufsatz für den...


Thomas Kielinger hat fast zwei Jahrzehnte lang für "Die Welt" aus London berichtet. Für seine Verdienste um die deutsch-britischen Beziehungen erhielt er den Orden eines Honorary Officer of the Order of the British Empire (OBE). Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: "Kleine Geschichte Großbritanniens" (2016), "Winston Churchill. Der späte Held. Eine Biographie" (2015, C.H.Beck Paperback 2020) und "Die Königin. Elisabeth I. und der Kampf um England" (2019).


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