Kessler | Der gute Ergard und andere Kurzgeschichten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 308 Seiten

Kessler Der gute Ergard und andere Kurzgeschichten

Texte und Mandalas
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7504-6531-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Texte und Mandalas

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

ISBN: 978-3-7504-6531-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Aus einstigem Unglück und Ungemach heraus gelangte der Protagonist der Erzählungen auf die Sonnenseite des Lebens und hat deswegen mit seiner Ehefrau, weil sie die Not kennen, ein Herz für die Armen, Schwächeren und Leidenden, die sie unterstützen und fördern. In einigen weiteren, teilweise mit Gedichten garnierten Erzählungen werden größere und kleinere Probleme dargestelllt, die wohlhabende Menschen mit dem Reisen haben, sei es ein Diebstahl oder ein fast unauffindbares Fahrziel mit dem Automobil, aber auch ihre Freude an den Sehenswürdigkeiten am Urlaubsort. Das Werk macht sich stark dafür, dass den Wohlstand nur genießen sollte und kann, wer sich auch der Leidenden annimmt.

Der Autor Stephan Kessler ist 1947 in München geboren, wo er auch lebt. Der gelernte Speditionskaufmann arbeitete unter anderem auch beim Freistaat Bayern. Von Jugend an schreibt er Gedichte und machte Lichtbilder, mit denen er seine Bände illustriert. Diesen Band gestaltet er mit seinen Mandalas aus. Er befasst sich auch mit Computerkunst und der Gesangskunst als Solist und im Chor. Literarische Prosatexte verfasst er erst in neuerer Zeit. Seine Werke sind begründet auf seiner Lebenserfahrung.

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JULIA Eine phantastische Kurzgeschichte Ein ungewöhnlicher Mensch Vor nicht langer Zeit lebte einmal am Rand einer Großstadt am Flusse Isar ein älteres Ehepaar. Der Mann hieß Andreas, seine Frau Else. Sie waren etwa gleich alt und führten ein ruhiges Leben. Er arbeitete im Zentrum und Else in einem Restaurant nahe dem gemeinsamen Reihenhaus. Es bot Platz für fünf Zimmer; zwei waren für Gäste. In Else, einer außergewöhnlichen, körperbehinderten Frau schlugen zwei Herzen in der Brust. Das eine für Schwache, körperlich und seelisch Benachteiligte, für Menschen, die mit dem Leben ihre liebe Mühe hatten. Das andere Herz schlug für Menschenseelen, die zwar ihren Körper abgestreift haben, sich aber einem Dasein in unserer Welt nicht haben entziehen können, weshalb auch immer. In Bezug auf sie war sie befähigt, wortlos zu kommunizieren. Andreas hingegen tat sich beim Stehen und beim Gehen schwer und litt an der Seele. Else konnte ihn schon deshalb seit Anbeginn ihrer Beziehung umso besser verstehen. Die Menschenseele Schon sehr bald sollte sich in Elses und Andreas´ Leben etwas unerwartet Spannendes ereignen, denn es sollte ihnen jemand begegnen, von dem sich Andreas schwerlich ein Bild zu machen vermochte. Eines Abends saß das Ehepaar im Wohnzimmer und sah sich im Fernsehen einen Film an. Er hieß „Erscheinungen aus dem Jenseits“ und handelte von Wesen, besser gesagt von Erscheinungen, die ohne Körper auf die Welt kamen, um eine Aufgabe zu erfüllen. Sie konnten solange nicht ins Jenseits zurückkehren, bis sie ihre Pflicht erfüllt hatten. Plötzlich – der Film war in vollem Gange – sagte Else, es sei jemand an der Haustür. „Sieh doch mal nach, wer da ist!” bat sie Andreas. „Es tut mir leid, ich hörte nichts! Bist du sicher?” „Ja, absolut. Sieh, bitte, nach!” Er stand zweifelnd auf und ging die Haustür öffnen, konnte aber niemanden sehen. „Wer ist da?” fragte er in die Leere. „Else, hier ist wirklich niemand, keine Menschenseele!” „Doch, Andreas, gerade eine solche ist dort! Nämlich die junge Frauenseele Julia! Ich lernte sie schon heute Nachmittag im Park kennen. Ich las gerade die Vorschau auf den Film, den wir jetzt ansehen. Bitte sie herein, ich schalte inzwischen den Fernseher aus!” rief Else aus dem Esszimmer. Andreas, immer noch zweifelnd an dem, was Else sagte, glaubte zu spüren, wie jemand an ihm vorüberging. War da nicht ein leiser Lufthauch? Instinktiv wich er zur Seite und schloss die Haustür hinter sich. Er stand wie zum Denkmal versteinert da mit weit aufgerissenem Mund und traute seinen Sinnen kaum. Er war ziemlich misstrauisch geworden. Wie sollte urplötzlich eine junge Frauenseele „vorhanden“ sein? Was er nicht sah oder fühlte, konnte er sich nur schwerlich vorstellen. Wollte ihn Else auf den Arm nehmen oder war es seine Unfähigkeit, eine Seele wahrzunehmen, so wie es Else ja konnte? Gewiss, Else hatte einen besonderen Draht zu den Menschen, ja sogar zu einer unsichtbaren Seele. Das wusste er schon. Doch war es ihm nicht bewusst, hatte es vergessen, zumal er noch nie zugegen war, wenn Else von ihrer ganz besonderen Fähigkeit Gebrauch machte. Er entschloss sich also, Else zu vertrauen, denn er liebte sie ja. Er durchquerte schließlich die Diele, schloss die Tür und setzte sich an den Esstisch, in der Annahme, der Unsichtbaren gefolgt zu sein. „Komm, nimm hier Platz, Julia! Was führt dich zu uns, und woher kommst du?” fragte Else, nachdem sie Julia den freien Platz neben sich zugewiesen hatte. Else nutzte nun ihre Fähigkeit, nicht nur Julia, die unsichtbare Seele, sondern auch alles, was Julia bewegte, wahrzunehmen und begann, gewissermaßen als Dolmetscherin, als Medium zwischen Julia und der Umwelt zu vermitteln. So sehr sich Andreas bemühte, er konnte seine Zweifel nicht gänzlich unterdrücken. Else antwortete für Julia: „Sie sagt, sie sei in der Hoffnung zu uns gekommen, wir würden ihr helfen.“ Als sie vermuteten, dass sich Julia zu den beiden gesellte, dünkte ihnen, das Knarren des Stuhles neben Else zu vernehmen. Else und Andreas begannen, sich mit Julia zu unterhalten, wobei Else zwischen Julia und Andreas vermittelte. Else begann: „Erzähl uns doch, Julia, was dich zu uns führt!“ Else gab das, was Julia ihr bedeutet hatte, nun wieder: „Julia sagt, seit dem Tod ihres Körpers vor zwei Jahren sei sie auf der Wanderschaft. Sie könne dem Diesseits nicht entfliehen. Eine große Last liege auf ihr, die sie hier festhalte. Julia bittet uns, ihr zu helfen, diese Last loszuwerden!” Andreas entgegnete: „Wie können wir dir helfen?” Else erzählte Andreas, was Julia bewegte: „Sie glaube, sagt Julia, die Last bald vermindern zu können, wenn wir uns mit Liebe in sie einfühlten. Wir müssten leider das Versagen anderer an ihr wieder gutmachen.“ Andreas fragte: „Worin bestand das Versagen der anderen, Julia?“ Else fuhr fort, Julia zu interpretieren: „Als Mensch sei sie geächtet worden, sagt Julia, wie ein streunender Hund, den niemand wolle, ihre Seele geschunden und zutiefst verletzt. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern habe sie kaum ein richtiges Zuhause gehabt. Immerzu habe sie ein warmes Nest gesucht, Geborgenheit und Liebe.“ „Was“, warf Else ein, „hätte dir da herausgeholfen, Julia?“ Else weiter: „Julia antwortet, es hätte für sie ein großes Glück bedeutet, wenn jemals irgendwer ein noch so kleines Glück mit ihr geteilt hätte. Die Menschen jedoch, auf die sie getroffen sei, wären entweder mit sich selbst zu sehr beschäftigt gewesen oder aber hätten miteinander gestritten, seien vor ihren Computern oder ihren Fernsehgeräten gesessen und hätten keine Zeit und Lust zu Gesprächen gehabt. Sie hätten ihr von den wenigen Rosinen, die das Leben ließe, nichts abgeben wollen.“ Nach einer kurzen Pause, in der Else sich räusperte, fuhr sie fort: „Julia berichtet weiter, es sei ihr so fast nur Leid geblieben, allem voran ihre spastische Lähmung. Durch diese Behinderung sei sie offenbar allen zur Last gefallen. Wie ein schlechtes Gewissen sei sie verdrängt, gemieden, ja ignoriert worden. Oder aber die Leute wären ins Gegenteil verfallen und hätten ihre Köpfe nach ihr umgewandt oder auf ihre Beine gestarrt, als sei sie eine Sehenswürdigkeit.“ Andreas meldete sich an dieser Stelle zu Wort und sagte: „Genau so geht es auch mir oft! Was, denkst du, Julia, veranlasst die Leute dazu, was mich manchmal sehr verletzt?" „Vielleicht“, fuhr Else fort, Julias Antwort wiedergebend, „wären sie ihren Gedanken nachgehangen. Aber das habe mehr gekränkt, als ein Übersehen. Freilich habe es sich nach ihrer jeweiligen seelischen Verfassung gerichtet, wie sie es empfunden habe. Sie wäre ungemein mühsam gegangen, sagt sie. Deshalb sei sie häufig, vor allem von Kindern, verlacht worden. Julia würde sich reich beschenkt fühlen, könnte sie sich bei uns erholen. Sie schließt mit der Frage, ob wir einverstanden seien.” Nach einer Pause des Nachdenkens wandte sich Else direkt an Julia: „Du kannst gern hier bleiben, bis du keine Hilfe mehr zu brauchen glaubst!” und fuhr fort: „Sag mal, Julia, was meinst du damit, wenn du sagst, auf deiner Seele liege eine große Last, die dich hier festhalte”? „Sie selbst”, fuhr Else fort, Julia wiederzugeben, „könne das nicht wissen. Doch sie sei öfter zu einem Arzt, einem wirklichen Freund, zu Gesprächen gekommen. Der habe gemeint, durch all die Kränkungen, seelischen Verletzungen, Misshandlungen, Grausamkeiten, Hänseleien habe sie sich so sehr an etwas in sich selbst geklammert, ja sich vollkommen verkrampft, dass ihr Innerstes, bildhaft gesprochen, vollkommen verknotet wäre. Irgendwo müsste doch jeder Mensch einen Halt im Leben finden. Da ihr dies mittels schöner Dinge wie Hobbys oder lieber Menschen nicht habe gelingen können, habe sie eben ohne Hilfe von außen versucht, in sich selbst Halt zu finden“, sagte Else. Else richtete folgende Frage an Julia: „Was, meinte denn der Arzt, hätte dir helfen können?“ Else fuhr fort: „Sie wäre dann, berichtet Julia weiter, ‚befreit‘, habe der Arzt gemeint, wenn sie endlich über längere Zeit immer wieder durch Liebe, Verständnis, seelische Wärme zunächst gestützt, dann gestärkt und gefestigt worden wäre. Dadurch könnte sich ihr Innerstes entkrampfen, entspannen, also der innere Knoten auflösen. - Julia fragt abschließend, ob sie sich verständlich ausgedrückt habe.“ „O ja, sehr”, entgegnete Andreas, der Else aufmerksam und gespannt zugehört hatte. Aber immer noch zweifelte Andreas insgeheim daran, ob eine Julia auch wirklich anwesend war. Sehr gut hätte doch Else all diese Gespräche auch...



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