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E-Book, Deutsch, Band 24, 384 Seiten

Reihe: Ein Richard-Bolitho-Roman

Kent Unter dem Georgskreuz

Admiral Bolitho im Kampf um Kanada
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96048-123-2
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Admiral Bolitho im Kampf um Kanada

E-Book, Deutsch, Band 24, 384 Seiten

Reihe: Ein Richard-Bolitho-Roman

ISBN: 978-3-96048-123-2
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



1813: Kaum aus Übersee zurückgekehrt, wird Sir Richard Boltiho von der britischen Admiralität erneut in die Pflicht genommen. Napoleon, der Verbündete der Amerikaner, beginnt sich an allen Fronten zurückzuziehen, und die Yankees drängen auf eine schnelle Entscheidung. Mit seinen Getreuen führt Sir Richard auf der Indomitable das Geschwader an, das den Feind vor Kanadas Küste vernichtend schlagen soll.

Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Er veröffentlichte über 50 Titel (die meisten bei Ullstein erschienen), die in 14 Sprachen übersetzt wurden, und gilt als einer der meistgelesenen Autoren dieses Genres neben C.S. Forester. Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte »Foudroyant« in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.
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I Der Ehrensäbel


Die Königliche Werft in Portsmouth, gewöhnlich ein lauter und geschäftiger Ort, lag still wie ein Grab. Zwei Tage lang hatte es ununterbrochen geschneit, und die Häuser, Werkstätten, Holzstapel und Vorräte für die Schiffe, die typisch waren für jede Werft, hatten sich in bedeutungslose Schemen verwandelt. Und es schneite immer noch weiter. Die weiße Decke hatte selbst die vertrauten Gerüche überlagert: Die unverkennbare Mischung aus Farbe und Teer, Hanf und frischem Sägemehl roch anders als sonst. Sie schien so fremd wie die Geräusche. Gedämpft durch den vielen Schnee waren sogar der Schuß der Kanone, mit dem die Verhandlung des Kriegsgerichts eröffnet wurde, und sein Echo fast unbemerkt verhallt.

Residenz und Kontore des Admirals schienen heute noch mehr von den anderen Gebäuden isoliert als sonst. Von einem der hohen Fenster, von dem man immer ein nahes Dock überblickte, konnte man jetzt nicht einmal das Wasser des Hafens entdecken.

Kapitän Adam Bolitho wischte über das feuchte Fensterglas und starrte nach unten auf den einsamen Posten, einen Seesoldaten in scharlachroter Uniformjacke. Es war früher Nachmittag, doch schon dämmrig wie bei Sonnenuntergang. Im Fenster betrachtete Bolitho sein Spiegelbild und das flackernde Holzfeuer im Kamin an der anderen Seite des Raums. Dort saß auf der Kante eines Stuhls sein Begleiter, ein nervöser, junger Leutnant, und rieb seine Hände vor den Flammen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Bolitho Mitleid mit ihm gehabt. Es war keine leichte oder gar erstrebenswerte Pflicht, als Begleiter zu agieren. Seine Lippen wurden schmal. Begleiter?

war richtiger. Eskorte für jemanden, der vor einem Kriegsgericht erscheinen mußte. Dabei hatte ihm jedermann versichert, daß das Urteil ohne jeden Zweifel zu seinen Gunsten ausfallen würde.

Das Gericht war an diesem Morgen in der großen Halle zusammengetreten, die sich an das Haus des Admirals anschloß. Sie diente häufiger als Ort für Empfänge denn als Gerichtssaal, in dem über das Schicksal eines Mannes, ja sogar über sein Leben entschieden wurde. Man sah immer noch einige unpassende Spuren des großen Weihnachtsballs, der kürzlich hier veranstaltet worden war.

Adam starrte auf den Schnee. Gerade hatte ein neues Jahr begonnen: Man schrieb den 3. Januar 1813. Nach allem, was er durchgemacht hatte, hätte er nach diesem Neuanfang greifen müssen wie ein Ertrinkender nach der Rettungsleine. Aber das tat er nicht, konnte es nicht. Alles, was ihm lieb und teuer war, lag hinter ihm – nur zerbrochene Erinnerungen blieben ihm.

Er spürte, daß der Leutnant sich auf seinem Stuhl regte, und bemerkte Bewegung auch draußen. Das Gericht trat wieder zusammen. Nach einer sicher verdammt guten Mahlzeit, dachte er. Das Essen war offenbar ein Grund, die Verhandlung hier zu führen, statt die Herren der Unbill einer Passage im offenen Boot zum Flaggschiff auszusetzen, das irgendwo im Schneetreiben in Spithead ankerte.

Er berührte die Seite, wo der eiserne Splitter ihn getroffen und zu Boden gerissen hatte. Er glaubte damals, sterben zu müssen. Manchmal hatte er sich das sogar gewünscht. Wochen und Monate waren inzwischen vergangen. Und immer noch fiel es ihm schwer zu begreifen, daß er vor weniger als sieben Monaten verwundet worden war. Und daß damals seine geliebte sich dem Feind ergeben hatte – ohnmächtig gegen die geballte Feuerkraft der U.S.S.  Selbst heute noch war seine Erinnerung daran verschwommen. Der rasende Schmerz der Wunde, der gebrochene Stolz, der nicht akzeptieren wollte, daß er Kriegsgefangener war. Ohne Schiff, ohne Hoffnung, jemand, den man schnell vergessen würde.

Jetzt spürte er kaum noch Schmerzen. Selbst einer der Chirurgen der Königlichen Flotte hatte das Können des französischen Wundarztes der gelobt, ebenso die anderen Ärzte, die während seiner Gefangenschaft alles Menschenmögliche für ihn getan hatten.

Männer, die er kaum gekannt hatte, hatten alles für ihn aufs Spiel gesetzt, um ihn zurück in die Freiheit zu bringen. Einige waren dafür sogar gestorben. Und dann gab es noch andere, denen er auch niemals zurückgeben könnte, was sie für ihn getan hatten.

Mit einem Räuspern sagte der Leutnant: »Ich glaube, sie sind zurück, Sir!«

Adam nickte. Der Mann schien Furcht zu haben. ,

Seine Fregatte, die , hatte sich mit einem weit überlegenen Gegner eingelassen, der nicht nur mehr Kanonen, sondern auch eine größere Mannschaft besaß. Viele Männer der waren als Prisenkommandos von Bord geschickt worden. Nicht aus Überheblichkeit oder verstiegenem Stolz hatte er gehandelt. Es ging darum, einen Konvoi von drei schwer beladenen Frachtschiffen, die er zu den Bermudas begleiten sollte, zu retten. Angriff hatte dem Konvoi Gelegenheit zur Flucht gegeben – Sicherheit im nahenden Dunkel. Er erinnerte sich an den beeindruckenden Kommandanten der Nathan Beer, der ihn in seine eigene Kajüte hatte bringen lassen und der ihn besucht hatte, während der Chirurg ihn behandelte. Selbst durch die Schleier von Schmerz und Bewußtlosigkeit hatte er den großen Amerikaner neben sich gespürt. Beer hatte mit ihm wie ein Vater mit seinem Sohn gesprochen, von Kapitän zu Kapitän, nicht als Gegner.

Und nun war Beer tot. Adams Onkel, Sir Richard Bolitho, war auf die Amerikaner gestoßen und hatte sie in einen kurzen, blutigen Kampf verwickelt. Am Ende hatte Bolitho dem sterbenden Gegner beistehen müssen. Bolitho meinte, ihr Aufeinandertreffen sei eine Fügung des Schicksals gewesen. Keinen von beiden hatte die Auseinandersetzung oder ihre Härte überrascht.

Adam hatte wieder eine Fregatte erhalten, die Ihr Kommandant war im Kampf mit einem unbekannten Schiff gefallen. Er war der einzige Tote, so wie Adam der einzige Überlebende der war, einen zwölfjährigen Schiffsjungen ausgenommen. Alle anderen waren gefallen, ertrunken oder gefangengenommen worden.

Die einzige mündliche Zeugenaussage heute morgen war von ihm gekommen. Es gab nur noch eine einzige andere Informationsquelle. Nachdem die erobert und nach Halifax gebracht worden war, hatte man das Logbuch gefunden, das Beer noch während des Angriffs der geführt hatte. Im Gerichtssaal herrschte Stille wie draußen im fallenden Schnee, als der älteste Gerichtsdiener Beers Aufzeichnungen laut vorlas. Sie betrafen den heftigen Angriff der Fregatte ebenso wie die Explosion an Bord der , die aller Hoffnung, sie als Prise zu nehmen, ein Ende gesetzt hatte. Beer hatte auch notiert, daß er wegen der eigenen erlittenen Schäden am Schiff die Verfolgung des Konvois abbrechen mußte. Am Ende des Berichts hatte er geschrieben:

Ein paar Blicke wurden unter den Offizieren des Gerichts gewechselt, mehr nicht. Die meisten ahnten nicht, was Beer damit gemeint hatte. Andere wollten sich zu keinerlei Bemerkung hinreißen lassen, die das Urteil vorwegnehmen könnte.

Adam schien es, als habe er in der Stille des Raums die Stimme des großen Amerikaners gehört, so als stünde Beer selber dort, um Zeugnis abzulegen von dem Mut und der Ehre seines Gegners.

Bis auf Beers Logbuch gab es in der Tat wenig als Beweis dessen, was tatsächlich geschehen war. , Ob nun verwundet oder nicht, die Kriegsartikel ließen kaum Spielraum für Milde zu. Du bist so lange schuldig, bis zweifelsfrei das Gegenteil bewiesen ist.

Er preßte hinter dem Rücken die Finger zusammen, damit der Schmerz ihm half, Haltung zu bewahren. ,

Er hatte in Erfahrung gebracht, daß zwei Kommandanten, die da vor ihm zu Gericht saßen, einst auch vor einem Kriegsgericht angeklagt worden waren. Vielleicht erinnerten sie sich, zogen Vergleiche. Dachten vielleicht daran, was geschehen wäre, wenn die Spitze des Säbels auf sie gezeigt hätte …

Er trat vom Fenster zurück und stellte sich vor einen großen Spiegel. Wahrscheinlich prüften hier alle Offiziere den Sitz ihrer Uniform, um sicherzugehen, daß sie die Billigung des Admirals fand. Er starrte unbewegt auf sein Spiegelbild, drängte die Erinnerung zurück. Doch sie war immer da, unauslöschbar und beständig. Er sah seine glänzenden goldenen Schulterstücke. Kapitän mit vollem Rang. Wie stolz sein Onkel gewesen war. Wie alles andere, war auch seine Uniform neu. Alle seine sonstigen Besitztümer lagen in seiner Seekiste auf dem Grund des Meeres. Selbst der Säbel auf dem Tisch des Gerichts war nur geliehen. Er dachte an die wunderschöne Klinge zurück, die die Kaufmannschaft der Stadt London ihm verehrt hatte. Ihr gehörten die drei Schiffe, die er gerettet hatte. Die Ehrengabe war das Zeichen ihrer Dankbarkeit. Er schaute zur...


Kent, Alexander
Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Er veröffentlichte über 50 Titel (die meisten bei Ullstein erschienen), die in 14 Sprachen übersetzt wurden, und gilt als einer der meistgelesenen Autoren dieses Genres neben C.S. Forester.
Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte 'Foudroyant' in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.



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