E-Book, Deutsch, Band 41, 320 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
Kay Dorian Hunter 41 - Dunkle Seelen
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-041-4
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 41, 320 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
ISBN: 978-3-95572-041-4
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Dämonenkiller Dorian Hunter folgt seinem alternden Freund Trevor Sullivan nach London, um die von Dämonen besetzte Jugendstilvilla zurückzuerobern. Gleichzeitig schickt eine venezolanische Hexe zwei Boten nach England, um sich in den Besitz eines uralten Artefakts zu bringen. Es ist fast zu spät, als Hunter schließlich die Verbindung zwischen den beiden Fällen erkennt ... Der 41. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 184: 'Das Auge des Kalifen' 185: 'Dämonenkampf' 186: 'Dämonische Pläne' 187: 'Dunkle Seelen'
Autoren/Hrsg.
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2. Kapitel
Die einsame Gestalt bewegte sich behutsam durch die von Farnen und Ranken überwucherte subtropische Landschaft. Sie trug schwere, braune Stiefel, hellgraue Jeans und ein blütenweißes Hemd. Ihr Teint war dunkel, verriet die südländische Abstammung, und das schwarze Haar sowie der buschige Schnauzer unterstrichen dieses Äußere noch. Salvatore Casamonte griff in seine Hemdtasche und zog eine dicke Zigarre hervor. Er biss ein Ende ab, spie es aus und schob sich die Zigarre in den Mund. Ohne sie anzuzünden, schlenderte er auf die künstlich geschaffene Lichtung zu und begutachtete das stählerne Ungeheuer, das erst vor weniger als einer Stunde durch die Baumkronen gebrochen und hier bruchgelandet war. Natürlich hatte er gewusst, dass das FBI ihm auf den Fersen war, und es war auch abzusehen gewesen, dass man sich bei der venezolanischen Regierung die Erlaubnis einholen würde, auf ihn Jagd zu machen. Doch all dies hatte ihn nicht davon abgehalten, seine Spielchen mit den Agenten zu treiben. Sollten sie ihn doch jagen, solange er ihnen immer einen Schritt voraus war – so wie heute. Der Drogenbaron ließ seine Blicke über die Leichen seiner Verfolger wandern. Armes FBI, arme Soldaten, dachte er, wenn ihr nur einen Bruchteil von dem begreifen könntet, was ich weiß, hättet ihr nie diese Jagd veranstaltet und mich lieber entkommen lassen. Er lächelte und beugte sich über den verkohlten Leichnam der Agentin Lynn Casey. Eine Hand fuhr über die spröden Knochen, und als er sie berührte, fielen sie in sich zusammen. Selbst im Tode schienen ihn die leeren Augenhöhlen noch anklagend anzustarren, aber das machte Salvatore Casamonte nicht das Geringste aus. Er war ein Genießer in Sachen Todesurteile, und er hatte auch diese Episode des von ihm in Szene gesetzten Schauspiels genossen. Er konnte sogar behaupten, dass er sich diesmal zweifelsohne selbst übertroffen hatte. Casamonte musterte den Ort des Schreckens ein letztes Mal und folgte dann der Spur, die der letzte Überlebende unübersehbar im Dschungel hinterlassen hatte. Der Drogenbaron hätte auch Special Agent Scott Drake erledigen können, doch mit ihm hatte er andere Pläne. Drake musste auf den rechten Weg zurückgeführt werden. Casamonte rieb sich die Hände aus Vorfreude auf die Begegnung mit dem FBI-Agenten und verließ die Lichtung. Die feuchtschwüle Luft raubte Scott Drake schlichtweg den Atem. Sein geschundener Körper war von unzähligen Moskitostichen bedeckt und wirkte stellenweise aufgequollen. Zahlreiche blutrote Striemen zogen sich über sein Gesicht, wo ihn peitschende Zweige getroffen hatten. Mehrmals war Drake stehen geblieben, hatte die Pistole gezogen und sich gehetzt in alle Richtungen umgeblickt. Er konnte den Gedanken, verfolgt und beobachtet zu werden, einfach nicht abschütteln. Irgendjemand oder irgendetwas war ihm auf den Fersen. Er wusste nicht, woher er diese Erkenntnis nahm. Es war im Grunde nicht mehr als ein Gefühl, das jedoch tief in ihm wurzelte, ein beängstigender Gedanke, der nicht nur auf bloßer Einbildungskraft beruhte. Drake blieb erschöpft stehen. Seine Kleidung war von der hohen Luftfeuchtigkeit und seinem Schweiß klatschnass. Die Beine waren ihm während der letzten Minuten – oder waren es gar Stunden gewesen? – mehrmals weggeknickt. Der FBI-Agent blieb schwer atmend an einen Baumstamm gelehnt stehen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er war mittlerweile sicher, dass er sich völlig verlaufen hatte. Ohne einen funktionierenden Kompass war er einfach aufgeschmissen, hilflos! Sein Verlust von Körperflüssigkeit war immens. Bisher hatte er nicht einmal einen kleinen Bach gefunden, aus dem er trinken konnte. Es wäre kein Wunder, wenn er innerhalb der nächsten paar Minuten zusammenklappte. »Verdammt«, keuchte er und stützte die Hände auf den Knien auf. Langsam rutschte er mit dem Rücken am Baumstamm hinunter, bis er gänzlich auf dem moosigen Boden saß. Sein Kopf kippte ohne sein Zutun nach vorne, und ehe er sich's versah, war er eingenickt. Drakes Schlaf war kurz und traumlos, aber als er aus ihm hochschreckte, fühlte er sich irgendwie gestärkt, seine Sinne geschärft. Ihm wurde bewusst, dass das Schlimmste, das ihm in dieser Situation passieren konnte, ein lang anhaltender Schlaf war, aus dem er niemals wieder erwachen würde. Ruckartig stemmte sich Scott Drake in die Höhe und versuchte sich, so gut es ging, zu konzentrieren. Abermals schloss er die Augen, doch diesmal blieb er wach, verließ sich auf sein Gehör, das ihm eine wahre Sinnesflut an Eindrücken mitteilte. Er wusste, wenn er sich auf seine Augen nicht verlassen konnte, dann musste er aus den Geräuschen des Dschungels die notwendigen Informationen herausfiltern. Zwar würde ihn das wahrscheinlich nicht nach Camp Canaima führen, aber zumindest ... Er unterbrach seine eigenen Gedanken und lauschte. Das Krächzen und Kreischen exotischer Vögel lag in der Luft, das leise Knurren von Raubtieren, fremdartige Laute der Fauna, deren Urheber er lieber nicht zu Gesicht bekommen wollte. Drake ließ die Geräusche eine Weile auf sich wirken. Dann versuchte er sie nach und nach auszublenden und weiter vorzustoßen, bis zu den feinen Lauten, die im Hintergrund lauerten. Endlich hörte er es! Ein leises Rauschen, das über allem lag. Mit geschlossenen Augen schwenkte er in die Richtung, in der er das Geräusch vermutete, hob die Lider und marschierte entschlossen los. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er wieder das unbestimmbare Gefühl, beobachtet zu werden, doch er maß ihm keine Beachtung bei. Hätte er sich in diesem Moment umgedreht, wäre ihm die helle Silhouette, die sich in einiger Entfernung vom Grün des Regenwaldes abhob, sicherlich nicht entgangen. Drake stapfte durch die von großen Farnen und Büschen überwucherte Landschaft, kämpfte sich seinen Weg durch das Dickicht und wurde mehrere Male gezwungen, umzukehren und sich einen anderen Weg durch das Unterholz zu suchen. Mit einer Machete wäre er zweifelsohne schneller vorangekommen, doch besaß er keinerlei Möglichkeit, an irgendwelche Hilfsmittel zu gelangen. Hoffnung keimte in ihm auf, als ein leises Rauschen vernahm, das mit jedem Schritt, den er vorwärtskam, lauter wurde. Die Vorstellung, tatsächlich auf den großen Wasserfall Salto Hacha zuzugehen, spornte ihn weiter an. Er lief los, so schnell ihn seine Beine noch trugen. Die Enttäuschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als er nach wenigen Metern nur einen kleinen Bach erreichte. Drake machte sich keine Gedanken darüber, dass er das leise Bachrauschen unmöglich über diese Entfernung hinweg hätte hören können, sondern sank einfach in die Knie und tauchte seinen Kopf in das kühle Nass. Gierig trank er, immer weiter, als wäre es das Letzte, das er in diesem Leben tun konnte. Und das wäre es auch gewesen, wenn ihn eine innere Stimme nicht gewarnt hätte. Drake stemmte sich hoch und sog die feuchte Luft in seine Lungen ein. Er ließ sich ins Moos fallen und blieb eine Weile völlig entkräftet am Bachufer liegen. Nur allmählich spürte er die nassen Tropfen, die auf seine Haut plätscherten, und als er sich bewusst wurde, dass es zu regnen begonnen hatte, hätte er beinahe laut losgelacht. Welcher Unhold spielte dieses teuflische Spiel mit ihm? Am Rande der Bewusstlosigkeit hatte er den Bach erreicht, obwohl er nur ein paar Minuten zu warten gebraucht hätte, bis er das Nass aus heiterem Himmel in sich aufnehmen konnte. Das nahe Knacken eines Astes ließ ihn aufhorchen. Scott Drake wuchtete sich hoch und versteckte sich hinter einem Baum. Die Sig-Sauer lag bereits durchgeladen in seiner Hand. Er wartete zwei, drei Sekunden, dann lugte er vorsichtig um den Stamm und versuchte, den Urheber des knackenden Astes ausfindig zu machen. Er wusste, dass gerade in den südlichen Regionen Venezuelas hin und wieder Jaguare durch den Dschungel streiften, und er war nicht gerade versessen darauf, mit einem von ihnen Bekanntschaft zu machen. Scott kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, als er in einiger Entfernung eine Bewegung registrierte. Er entdeckte etwas Helles, das ganz und gar nicht in die grüne Waldlandschaft passte. Casamonte!, schoss er Drake durch in den Sinn. Die Jagdinstinkte des FBI-Agenten erwachten jäh. Zwar würde es die anderen nicht mehr lebendig machen, aber wenn er den Drogenbaron dingfest machen konnte, war ihr Opfer nicht gänzlich vergebens gewesen. Alle Erschöpfung und Schmerzen ignorierend, lief Scott Drake geduckt bis zum nächsten Baum, ging dahinter in Deckung und wartete kurz. Als er sich sicher war, dass sich die helle Silhouette nicht bewegt hatte, rannte er weiter, immer von einem Baum zum nächsten, deren Deckung ausnutzend, um sich langsam an den Gesuchten heranzupirschen. Das Rauschen des mittlerweile heftiger gewordenen Regens schluckte dabei weitgehend die anderen Geräusche des Dschungels, sodass sich Drake nicht sonderlich anzustrengen brauchte, leise zu sein. Die Silhouette des anderen veränderte sich nicht. Erst als Drake auf knapp vierzig Meter an den anderen herangekommen war, konnte er mit Sicherheit sagen, dass es sich wirklich um Salvatore Casamonte handelte. Unbewusst hob er die Pistole und zielte, ehe er sich selbst einen Narren schalt und die Waffe wieder senkte. Er tastete sich weiter vor und hielt unvermittelt im Schritt inne, als er die letzte Deckung verließ. Dort wo gerade noch Bäume vor ihm gestanden hatten, befand sich nun eine Lichtung, gerade einmal dreißig Meter im Durchmesser, aber definitiv vorhanden. Das kann doch nicht sein!, dachte er. War sein Geist wirklich...