E-Book, Deutsch, Band 5, 472 Seiten
Reihe: Again-Reihe
Kasten Dream Again
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7363-1200-5
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5, 472 Seiten
Reihe: Again-Reihe
ISBN: 978-3-7363-1200-5
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sie haben den Glauben an ihr Glück verloren - doch gemeinsam lernen sie wieder zu träumen
Jude Livingston ist am Boden zerstört: Ihr großer Traum, als erfolgreiche Schauspielerin in L.A. durchzustarten, ist geplatzt. Ohne Job und ohne Geld bleibt ihr keine andere Wahl, als zu ihrem Bruder nach Woodshill zu ziehen - und damit auch in die WG ihres Ex-Freundes Blake Andrews. Schnell merkt Jude, dass aus dem humorvollen Jungen von damals ein gebrochener Mann geworden ist, der ihr die Trennung nie verziehen hat. Doch die Anziehungskraft zwischen ihnen ist heftiger als je zuvor. Und schon bald müssen sich Jude und Blake fragen, ob sie bereit sind, ihre Herzen erneut zu riskieren ...
'Mona Kastens Bücher geben mir das Gefühl, nach Hause zu kommen. In den Geschichten dieser Autorin steckt all das, was mein Leserherz höherschlagen lässt.' WOERTERMAEDCHEN
'Lache, weine und verliebe dich. Mona Kasten hat ein Buch geschrieben, das man nicht aus der Hand legen kann!' ANNA TODD über BEGIN AGAIN Band 5 der Erfolgsreihe von Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Autorin Mona Kasten
Mona Kasten wurde 1992 geboren und studierte Bibliotheks- und Informationsmanagement, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Katzen sowie unendlich vielen Büchern in Hamburg, liebt Koffein in jeglicher Form, lange Waldspaziergänge und Tage, an denen sie nur schreiben kann. Weitere Informationen unter: www.monakasten.de
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Ich hasste den Winter und alles, was damit zu tun hatte: Kälte und Schnee, zehn Schichten Kleidung tragen zu müssen oder Schals und Mützen, die die Haare elektrisch aufluden. Wenn es nach mir ging, konnte das ganze Jahr über Sommer sein. Je wärmer es war, desto glücklicher war ich. Und deshalb war ich im Moment auch sehr, sehr unglücklich. Ende Januar war in Woodshill, Oregon, alles zugeschneit. Und obwohl ich den Winter ohnehin schon nicht ausstehen konnte, musste ich jetzt auch noch von dem kleinen Busbahnhof mit einer Reisetasche, einem Rucksack und einem Koffer im Schlepptau zu Fuß durch die halbe Stadt laufen. Ich brauche dich nicht abzuholen, Jude, hatte mein dämlicher Bruder gesagt. Zu mir sind es bloß zehn Minuten. Zehn Minuten, dass ich nicht lachte. Mittlerweile kämpfte ich mich seit über einer halben Stunde durch den braunen Matsch. Meine Schuhe waren durchweicht, meine Hände und Ohren abgefroren, und laut meinem Handy würde ich immer noch über zehn Minuten gehen müssen, bis ich ankam. Kurzerhand beschloss ich, dass es Zeit für eine Pause war, und betrat ein Café am Straßenrand. Ein Kerl sah mich komisch von der Seite an, als ich mein Gepäck über die Schwelle hievte und dabei laut fluchte. Ich erwiderte seinen Blick so böse, dass er schnell wegsah und an mir vorbei nach draußen verschwand. Normalerweise war ich nicht so angriffslustig. Aber in der Regel war ich auch nicht mehr als vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, um vom einen in den nächsten Staat umzuziehen, mit nichts als ein paar Habseligkeiten und zerbrochenen Träumen im Gepäck. Schnaufend trat ich an die Theke und blies mir eine sandblonde Haarsträhne aus dem Auge, die sich unter der dicken Wollmütze hervorgestohlen hatte. »Was kann ich für dich tun?«, fragte die Barista und lächelte mich an. Sie war der erste Mensch seit mehreren Tagen, der freundlich zu mir war. Am liebsten hätte ich sie umarmt. »Einen extragroßen Karamell-Macchiato bitte. Mit viel Sirup. Und viel Schaum. Und einer Portion Liebe, wenn’s geht.« Sie blinzelte ein paarmal. »Aber sicher. Kommt sofort«, sagte sie dann und beschriftete einen Becher. Ich zog meinen Wollhandschuh mit den Zähnen aus und fingerte in meiner hinteren Hosentasche nach dem letzten bisschen Geld, das ich besaß. Es waren gerade mal zweieinhalb Dollar. Ich zog eine Grimasse und schob das Geld über die Theke. »Das reicht vermutlich nicht, oder?« Der Handschuh steckte noch immer in meinem Mund, weshalb meine Worte kaum zu verstehen waren. »Nein, aber wir nehmen Kreditkarten«, sagte sie mit einem Nicken in Richtung des kleinen Geräts, das mich mit seinem Blinken zu verhöhnen schien. »Ich habe meine Karte leider nicht dabei«, log ich. Der Handschuh fiel aus meinem Mund auf den Boden. »Dann fürchte ich, dass das mit deiner Bestellung nichts wird«, sagte die Barista und verzog mitleidig die Mundwinkel. Wie ich mich in ihr getäuscht hatte. Ich bückte mich und hob meinen Handschuh auf, wobei mir die Reisetasche von der Schulter rutschte und schmerzhaft eine Handvoll Haare ausriss. Ich stieß einen weiteren Fluch aus. »Das geht auf mich«, erklang eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und stand einem hübschen Mädchen gegenüber. Sie trug eine beige Baskenmütze, unter der gewelltes schwarzes Haar zum Vorschein kam. Sie hatte ein elfengleiches Gesicht und strahlend blaue Augen, auf die ich ein bisschen neidisch war. Zwar fand ich meine braunen Augen auch okay, aber ihre hielten einen förmlich gefangen. Bestimmt konnte sie Menschen damit hypnotisieren. Vielleicht tat sie das sogar in diesem Augenblick, denn ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, was sie gerade gesagt hatte. »Im Ernst?«, fragte ich. »Ja«, sagte sie und wandte sich dann wieder an die Barista. »Und für mich bitte einen Matcha Latte und einen schwarzen Kaffee. Ich habe zwei To-go-Becher.« Sie schob zwei große Becher über die Theke, die aussahen, als wären sie aus Bambus. »Dein Name?«, fragte die Barista, plötzlich wieder die Freundlichkeit in Person. »Everly.« Das Mädchen zückte eine Karte und legte sie auf das Gerät, das kurz piepte. Ich konnte nicht glauben, dass das gerade wirklich geschah. Sie musste mein Schutzengel sein – ein Geschenk des Schicksals als Ausgleich für die beschissenen letzten Wochen. »Ich überlege gerade, ob ich dich umarmen soll, Everly«, sagte ich und konnte mich nur mit großer Mühe zurückhalten. Das Mädchen schenkte mir ein Lächeln. »Nicht nötig. Nächstes Mal gibst du mir einfach einen aus.« »Dafür brauche ich neben deinem Namen aber auch noch deine Nummer. Oder deinen Facebook-Namen. Oder dein Instagram«, sagte ich und griff nach meinem Handy. Everly hielt perplex inne, und ihr Lächeln verblasste. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich. Ich ging in der Regel offen und unbedarft auf Menschen zu, und so sahen sie meistens aus, wenn ich sie überrumpelt hatte. Ich erwog kurz, mich dafür zu entschuldigen, aber Everly war bereits abgelenkt. Interessiert nahm sie meine Taschen in Augenschein. »Du bist nicht von hier, oder?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich komme gerade aus Kalifornien. Wo es übrigens angenehm warm ist.« »Ich wollte schon immer mal nach Kalifornien.« In diesem Moment wurden unsere Getränke ausgerufen. Zusammen gingen wir an die rechte Seite der Theke, wo die beiden Becher standen. Ich organisierte mich kurz neu und stopfte meinen Handschuh in die Manteltasche. »Was treibt dich nach Woodshill?«, fragte Everly mit schräg gelegtem Kopf. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich seufzend. »Ich besuche meinen Bruder.« Sie nickte. »Was bedeutet, du kennst schon jemanden hier. Das ist doch gut.« »Mein Bruder und seine Clique sind wahrscheinlich nicht unbedingt die Menschen, mit denen ich meine Freizeit verbringen werde, aber ja. Es ist gut, nicht komplett von vorne anfangen zu müssen«, sagte ich und griff nach meinem Becher. Everly dachte kurz nach und streckte dann eine Hand aus. »Gib mir dein Handy.« Ich reichte es ihr, und sie tippte etwas ein. Dann gab sie es mir zurück. »Ich habe meine Nummer eingespeichert. Damit du dich für den Kaffee revanchieren kannst.« Ich grinste bis über beide Ohren. »Mach dich drauf gefasst, dass ich mich bei dir melden werde, sobald ich richtig angekommen bin.« »Super.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Ich muss jetzt los, mein Freund wartet auf mich, und ich bin spät dran.« »Klar, geh nur. Und danke noch mal für den Kaffee«, sagte ich mit erhobenem Becher. Sie stieß mit ihrem zum Abschied dagegen. Ich sah ihr hinterher, als sie das Café verließ, dann sammelte ich meine Sachen zusammen und trat ebenfalls nach draußen. Ich nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee. Er war noch viel zu heiß, schmeckte aber himmlisch und spendete mir die Kraft, die ich brauchte, um den restlichen Weg zum Haus meines Bruders anzutreten. In Gedanken verfluchte ich Ezra. Garantiert hatte er einfach keine Lust gehabt, mich vom Bahnhof abzuholen. Er hatte – genau wie meine Eltern – keine Ahnung, was in Los Angeles geschehen war, nur dass ich eine Auszeit brauchte und nicht wusste, wo ich sonst hinsollte. Hätte ich ihm die Wahrheit erzählt, hätte er sich wahrscheinlich ins Flugzeug gesetzt und mich persönlich von dort abgeholt und hergebracht. Doch das wollte ich nicht. Ich wollte weder sein Mitleid, noch dass er wusste, wie kolossal ich tatsächlich gescheitert war. Also hatte ich ihm am Telefon nur eine Reihe von vagen Erklärungen aufgetischt und gleichzeitig das Versprechen abgerungen, unseren Eltern unter gar keinen Umständen zu erzählen, dass ich nicht mehr in Kalifornien war. Und jetzt war ich hier, am einzigen Ort, an den ich hatte gehen können – ob es mir gefiel oder nicht. Immerhin hatte ich bereits eine Bekanntschaft geschlossen. Ich glaubte an das Schicksal und versuchte, in allem immer ein Zeichen zu sehen. Und das Aufeinandertreffen mit Everly musste so ein Zeichen gewesen sein. Scheiß auf L.?A., dachte ich, während ich meinen Koffer durch den Matsch entlang der Hauptstraße zog. Scheiß aufs Schauspielen, scheiß auf Hauptrollen, scheiß auf Träume. Scheiß auf alles. Ich musste dieses Mantra immer und immer wiederholen, dann würde es irgendwann in meinem Unterbewusstsein ankommen. Schließlich hatte das schon einmal geklappt, als mein erster großer Traum geplatzt war. Ich ließ mich von der Karte auf meinem Handy leiten und bog an der nächsten Kreuzung ab. Die Straße war schmaler und ruhiger, und je weiter ich ging, desto weißer und weniger matschig wurde der Schnee – und desto schwieriger kam ich mit meinem Gepäck voran. Als ich endlich vor dem grau verkleideten Haus angekommen war, das auf Ezras Beschreibung passte, war ich nass, halb erfroren und völlig außer Puste. Ich würde garantiert Muskelkater im Arm bekommen. Der Vorgarten des Hauses war komplett zugeschneit. Nur der Gehweg war notdürftig gestreut worden. Einige Fußabdrücke waren darauf zu erkennen, bei deren Anblick mein Herz ein bisschen schneller schlug. Ich straffte die Schultern und rückte die Reisetasche zurecht, bevor ich den kleinen Weg zur Eingangstür entlangging. Nachdem ich meinen schweren Koffer die Stufen hinaufgeschleppt hatte, klopfte ich mir kurz den Schnee von den Schultern. Während mein Gesicht eiskalt war, hatte...