Kapitän Marryat | Japhet, der seinen Vater sucht (Ein Abenteuerroman) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 331 Seiten

Kapitän Marryat Japhet, der seinen Vater sucht (Ein Abenteuerroman)

E-Book, Deutsch, 331 Seiten

ISBN: 978-80-268-2675-0
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Japhet, der seinen Vater sucht (Ein Abenteuerroman)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Ein großer, schlanker, rotwangiger und dabei doch hektisch aussehender junger Mann war hinter dem Rezeptiertische beschäftigt, während ein schmutziger Junge, etwa dreizehn Jahre alt, mit seinem Korbe neben ihm stand, um die Arzneien, sobald sie fertig sein würden, an ihre verschiedenen Besteller zu überbringen. Der junge Mann hinter dem Tische hieß Brookes; er hatte bis zur Vollendung seiner Dienstzeit noch achtzehn Monate, nach deren Ablauf seine Verwandten eine eigene Einrichtung für ihn beabsichtigten. Dies war nämlich der Grund, der Herrn Kophagus bewogen hatte, mich anzunehmen; ich sollte das Geschäft erlernen und dereinst den Abgehenden ersetzen. Mr. Brookes war ein sehr sanfter, liebenswürdiger Mensch, freundlich gegen mich und den andern Knaben, den Herr Kophagus gegen Kost und Kleidung als Arzneiausträger angenommen hatte. Der Portier sagte ihm, wer ich sei, und ließ mich da.' Frederick Marryat (1792 - 1848) war ein englischer Marineoffizier und Schriftsteller.
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Zweites Kapitel
Inhaltsverzeichnis

Wie alle Anfänger, finde ich die Rudimente des Lernens ausnehmend schwierig und mühsam, schreite aber dessenungeachtet so schnell vorwärts, daß ich mich bald von meinem Lehrer emancipiere. ———— Ein großer, schlanker, rotwangiger und dabei doch hektisch aussehender junger Mann war hinter dem Rezeptiertische beschäftigt, während ein schmutziger Junge, etwa dreizehn Jahre alt, mit seinem Korbe neben ihm stand, um die Arzneien, sobald sie fertig sein würden, an ihre verschiedenen Besteller zu überbringen. Der junge Mann hinter dem Tische hieß Brookes; er hatte bis zur Vollendung seiner Dienstzeit noch achtzehn Monate, nach deren Ablauf seine Verwandten eine eigene Einrichtung für ihn beabsichtigten. Dies war nämlich der Grund, der Herrn Kophagus bewogen hatte, mich anzunehmen; ich sollte das Geschäft erlernen und dereinst den Abgehenden ersetzen. Mr. Brookes war ein sehr sanfter, liebenswürdiger Mensch, freundlich gegen mich und den andern Knaben, den Herr Kophagus gegen Kost und Kleidung als Arzneiausträger angenommen hatte. Der Portier sagte ihm, wer ich sei, und ließ mich da. »Meinst Du wohl, Du werdest gerne Apotheker sein?« fragte mich Mr. Brookes mit wohlwollendem Lächeln. »Ja freilich, warum denn nicht?« erwiderte ich. »Halt ein wenig«, sagte der Junge, der mit dem Korbe wartete, und blickte mich schelmisch an: »Du bist noch nicht durch Deine Rudimente durch.« »Schweig' Du, Timothy«, sagte Mr. Brookes. »Daß Du den Rudimenten, wie Mr. Kophagus sie nennt, nicht sehr hold bist, das läßt sich begreifen. Nun geh', so schnell Du kannst, mit diesen Arzneien, Junge: Springstreet Nr. 14, Cleaverstreet Nr. 16, da wo Du schon gewesen bist, und dann Johnstreet Nr. 55, zu Mistreß Smith. Verstehst Du wohl?« »Ei ja freilich versteh' ich! kann ich nicht lesen? Ich lese alle die Aufschriften und Ihren ganzen lateinischen Plunder obendrein, alle Ihre Summen, Dussen, Hores, Dies, coct und cact. Ich denk', ich werd' mich nächster Tage selber etablieren.« »Ich werde Dir nächster Tage eins aufs Dach geben, Mr. Timothy, wenn Du wieder so lange ausbleibst und nach den Bilderläden guckst; darauf kannst Du Dich verlassen.« »Auf diesem Wege erwerbe ich mir meine ganze Gelehrsamkeit«, versetzte Timothy, und ging mit seiner Ladung ab, indem er den Kopf rückwärts drehte und mir zulachte. Mr. Brookes lächelte, sagte aber nichts. Als Timothy hinaus war, trat Mr. Kophagus ein. »He, Japhet – seh' schon!« sagte er, und legte den Knopf an die Nase; »nichts zu thun – schlimm – mußt arbeiten – mmh und so. Mr. Brookes – Bursch' Rudimente lernen – gut – und so.« Hierauf nahm Mr. Kophagus den Stock von der Nase, deutete nach dem großen eisernen Mörser und ging fort ins Hinterzimmer. Mr. Brookes verstand meinen Meister an meiner Statt. Er wischte den Mörser aus, warf einige Sorten hinein, zeigte mir, wie man den Stößel handhabt, und ließ mich bei meiner Arbeit. In der ersten halben Stunde ging mir ein Licht auf, warum Timothy so viel gegen das einzuwenden hatte, was Mr. Kophagus in seinem Humor die Rudimente unseres Berufes hieß. Die Arbeit war entsetzlich schwer für einen Knaben; der Schweiß rann in Strömen an mir herunter, und ich konnte kaum noch die Arme aufheben. Mr. Kophagus ging durch die Apotheke und sah mir zu, wie ich so mit dem schweren eisernen Stößel stampfte. »Gut«, sagte er, »wird sich machen – Medicinae Doctor – und so.« Ich dachte, das sei ein sehr rauher Weg zu solcher Würde, und hielt inne, um ein wenig Atem zu schöpfen. »Ei ja so«, fuhr er fort, »Japhet – Taufname und so. Zuname? – he?« »Mr. Kophagus wünscht Deinen andern Namen zu wissen«, sagte Herr Brookes als Dolmetscher. Ich habe vergessen, dem Leser zu sagen, daß man den Kindern im Findelhause nicht nur einen Taufnamen, sondern auch Zunamen giebt, und daß ich zu Ehren der Banknote, die in meinem Korbe lag, den Namen ihres gefeierten Unterzeichners erhalten hatte. »Newland ist mein Zuname«, antwortete ich. »Newland – he! – sehr guter Name – den Namen sieht jedermann gern – wünscht ihn dutzendfach in der Tasche zu haben – mmh – sehr erfreulich und so.« Nachdem Mr. Kophagus dies erwidert hatte, verließ er die Apotheke. Ich ging wieder an meine Beschäftigung, als Timothy mit dem leeren Korbe zurückkam. Er lachte, als er mich bei dieser Arbeit sah. »Schön so! behagen Dir die Rudimente? – und so? – he?« rief er, Herrn Kophagus nachäffend. »Nicht übermäßig«, versetzte ich, und wischte das Gesicht ab. »Das war so mein Zeitvertreib, eh' Du kamst. Ich bin länger als ein Jahr daran, und nie bin ich über diese Rudimente hinausgekommen, werd's wohl auch nicht.« Herr Brookes, der meine Müdigkeit sah, hieß mich aufhören, welchem Befehl ich mit Freuden gehorchte und mich in einer Ecke der Apotheke niedersetzte. »Da«, sagte Timothy, seinen Korb hinstellend, »nichts mehr zu thun für mich ante prandium, Mr. Brookes?« »Nein, Tim; aber post prandium, Du mußt wieder postkleppern.« Es wurde Mittag. Herr Kophagus, der wieder da war, ging mit Herrn Brookes ins Hinterzimmer, während Timothy und ich in der Apotheke bleiben mußten, um etwaige Käufer zu melden. So will ich denn diese Gelegenheit ergreifen, um Mr. Timothy etwas umständlicher zu beschreiben, da er eine sehr hervorragende Rolle in dieser Erzählung spielen wird. Timothy war kurz gewachsen für sein Alter, aber sehr stark gebaut. Er hatte ein ovales Gesicht von sehr dunkler Farbe, graue Augen, die unter langen Wimpern hervorblitzten, und Augenbrauen, die nahezu ein Rätsel bildeten. Er war ein wenig blatternarbig, nicht so, daß es ihn hätte entstellen können, aber doch in der Nähe bemerklich. Seine Miene leuchtete beständig vor Heiterkeit; dabei war in seinem Gesichte solch ein glückseliger Ausdruck, daß man ihn in der ersten Minute liebgewinnen mußte, und daß ich augenblicklich mit ihm auf dem intimsten Fuße stand. »Hör' mal, Japhet«, sagte er, »wo bist Du denn eigentlich her?« »Aus dem Findelhause«, sagt' ich ihm. »Also hast Du keine Freunde oder Verwandte?« »Wenn ich die auch habe, so weiß ich nicht, wo sie sind«, versetzte ich sehr ernsthaft. »Pah, laß Dich das nicht betrübt machen. Ich hab' auch keine. Ich bin vom Kirchspiel aufgezogen worden im Waisenhause. Man fand mich vor der Hausthür eines Herrn, der mich zu den Armenpflegern schickte; damals war ich ein Jahr alt. Sie heißen mich einen Findling, aber mit ist's eins, auf welchen Ruf ich gehen soll, so lang' man mich nicht zu spät zum Essen ruft. Vater und Mutter, wer sie auch sein mochten, als sie mir davon liefen – meinen Appetit wenigstens haben sie nicht mitgenommen. Ich will nur auch sehen, wie lang' der Herr noch mit Messer und Gabel zu spielen vorhat. Mr. Brooks – was der ißt, das wär' nicht genug, um's einer Schnepfe einzugeben. Wie ist Dein Zuname, Japhet?« »Newland.« »Newland, so, nun sollst Du meinen dagegen haben: Timotheus Oldmixon, gehorsamst aufzuwarten. Sie tauften mich nach dem Pumpbrunnen im Waisenhause, der die Aufschrift hatte: › Timotheus Oldmixon fecit‹. Die Armenpfleger dachten, der Name stehe mir so gut als irgend ein anderer, und so wurde ich nach dem Pumpenmacher mit ein paar Tropfen Pumpenwasser getauft. Sobald ich groß genug war, stellten Sie mich an, um sämtliches Wasser zu pumpen, das man im Waisen- und Arbeitshause brauchte. Ich bearbeitete meinen Papa, wie ich die Pumpe nannte, den ganzen lieben langen Tag. Selten hat ein Sohn seinen Vater mehr bearbeitet und mehr gehaßt, und nun, Japhet, siehst Du, aus Gewohnheit muß ich Dich auspumpen.« »Da wirst Du mich bald trocken gepumpt haben, denn ich kann Dir sehr wenig auf Deine Fragen antworten«, versetzte ich; »aber sage mir, was für eine Art Mensch ist denn unser Herr?« »Du siehst's ja! so ist er immer, selten anderer Laune, und wenn er's je einmal ist, so ist er gerade so kurios, wie sonst. Er hat mir schon oft gedroht, aber nie hab' ich einen Schlag gekriegt, obgleich Mr. Brookes mich ein- oder zweimal verklagt hat.« »Aber nicht wahr, Mr. Brookes ist nicht übel?« »Nein, er ist ein sehr guter Gentleman; übrigens treib' ich's manchmal ein bischen bunt, das muß ich sagen. Denn, wie Mr. Brookes sagt, die Leute können sterben, bis die Arznei kommt, weil ich meinen Korb hinsetze, um zu spielen. Es giebt ja Strafe, freilich; aber ich kann doch deshalb mein Pflock- und Ringspiel nicht aufgeben. Dann krieg' ich bloß eine Ohrfeige von Mr. Brookes, und das ist so viel wie nichts. Mr. Kophagus schwenkt seinen Stock dazu und sagt: ›Schlimmer Junge – dicken Stock – mmh – nicht vergessen – nächstens und so –‹; und so, und immer so, bis das Kapitel aus ist.« Inzwischen waren Herr Kophagus und sein Gehilfe mit dem Essen fertig geworden und kamen in die Apotheke. Ersterer sah mich an, legte den Stock an die Nase. – »Kleine Knaben – immer hungrig – mmh – lieben gut Essen – Rostbeef – Yorkshire-Pudding und so –«, und damit deutete sein Stock nach dem Hinterzimmer. Diesmal wurde er von Timothy und mir vollkommen verstanden; wir gingen hinein, die Haushälterin setzte sich mit uns nieder und half uns. Das war eine fürchterlich verdrießliche, kleine, alte Frau, aber so verdrießlich sie war, so ehrlich war sie auch, und das ist alles, was ich zu ihren Gunsten sagen kann. Timothy war nicht ihr Liebling, weil er einen so guten Appetit besaß, und für mich hatte es auch...


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