Kapitän Marryat | Gesammelte Seeromane | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 1370 Seiten

Kapitän Marryat Gesammelte Seeromane

Der fliegende Holländer + Der Flottenoffizier + Jacob Ehrlich + Der alte Commodore + Japhet, der seinen Vater sucht + Percival Keene + Ardent Troughton oder Abenteuer eines Kaufmanns und mehr

E-Book, Deutsch, 1370 Seiten

ISBN: 978-80-268-2671-2
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Gesammelte Seeromane' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Inhalt: Der Flottenoffizier: Szenen aus dem Leben und Abenteuer von Frank Mildmay Jakob Ehrlich Japhet, der seinen Vater sucht Rattlin, der Reffer Das Gespensterschiff oder der Fliegende Holländer Kapitän Kiene Ardent Troughton oder Abenteuer eines Kaufmanns Der alte Commodore Königs-Eigen Die Macht des Schicksals oder Harry und Felizitas (Newton Forster oder Kaufmanns Dienst) Frederick Marryat (1792-1848) war ein englischer Marineoffizier und Schriftsteller. Am Schulleben an Mr. Freeman's Academy in Ponders End in seinem Geburtsort fand er wenig Gefallen und riss zweimal aus, um seinen sehnlichsten Wunsch zu verwirklichen und zur See zu gehen. Als Parlamentsmitglied der Tories konnte sein Vater seinen Einfluss geltend machen, um dem 14-jährigen einen Platz als freiwilligem Seekadetten auf der Fregatte Impérieuse von Kapitän Lord Cochrane zu sichern, ein Schiff, das ihn in späterer Zeit zu zahlreichen Seegeschichten inspirierte. Nach Dienst auf weiteren Schiffen und der Teilnahme am Britisch-Amerikanischen Krieg (1812-1814) wurde er im Oktober 1812 für den Rang eines Leutnants vorgesehen. Mit Ende der Kriege gegen Napoleon wurde Marryat 1815 zum Fregattenkapitän (Commander) befördert. Seinen zahlreichen Seeromanen, die mehrfach ins Deutsche übersetzt wurden, wurde eine 'treue Auffassung des Lebens' und eine 'gewandte Darstellung' attestiert. Zu Marryats Bewunderern zählen Schriftsteller wie Joseph Conrad und Ernest Hemingway. Auch Cecil Scott Forester und Patrick O'Brian profitierten in ihrer literarischen Produktion von ihm.
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Zweites Kapitel.
Inhaltsverzeichnis

Unrecht kann man sühnen und verzeihen, Beschimpfungen aber lassen sich nicht wieder gut machen. Sie erniedrigen den Menschen in seinen eigenen Augen und zwingen ihn, sich durch Rache wieder Selbstachtung zu erwerben. Junius.
Es gibt gewisse Ereignisse in unserem Leben, welche Moore dichterisch schön als »Oasen in der Wüste der Erinnerung« bezeichnet. Zu diesen gehören die Gefühle, welche aus der Erreichung eines lang erstrebten Lieblingsgegenstandes, der Liebe oder des Ehrgeizes, erwachsen: mag nun auch der Besitz späterer Erlebnisse uns beweisen, daß wir unser Glück überschätzt haben, und die Erfahrung uns zeigen, daß »Alles in der Welt eitel ist,« so weilt doch die Erinnerung mit Freudigkeit in dem klopfenden Herzen, wenn wir nur die Gegenwart genossen und uns in sanguinischer Jugendlust das Gemälde in glühenden und entzückenden Farben vorgemalt haben. Nur die Jugend kann dies empfinden: das Alter ist zu oft getäuscht worden – zu oft hat sich in seinem Munde die Frucht in Asche verwandelt. Das Alter blickt mißtrauisch und zweifelhaft in die Zukunft, kummervoll und betrübt in die Vergangenheit. Einer von den roth bezeichneten Tagen meines Lebens war der, an welchem ich zuerst die Uniform eines Midshipman anzog. Mein Stolz, mein Entzücken war unbeschreiblich. Ich hatte die Schule und die Schullivree hinter mir – hinter mir eine beinahe versumpfte Existenz. Wie ein Schmetterling, der eben der Puppe entkrochen, flatterte ich, meine neuen Kräfte zu prüfen, umher; ich fühlte, daß ich ein fröhliches, schönes Geschöpf war, das über den Reichen der Natur umherschweifen durfte, von den Fesseln der Eltern und Schulmeister befreit, und mein Herz hüpfte mir bei dem Gedanken, daß ich mich nach meinem eigenen Belieben meines Lebens freuen durfte – in meinen Augen der höchste Gipfel des Genusses, welchen die menschliche Existenz gewähren konnte; übrigens bemerke ich zum Voraus, daß mich hier, wie in den meisten andern Fällen, das gewöhnliche Loos traf, mich getäuscht zu sehen. Allerdings ist es wahr, daß ich mich meiner Jugendzeit erfreute: ich war eine Zeitlang glücklich, wenn man es Glückseligkeit nennen kann, doch ich habe es theuer bezahlt. Ich contrahirte eine Schuld, an welcher ich seitdem von Termin zu Termin stets abgezahlt habe, und bin noch nicht fertig damit. Selbst der bescheidene Theil von Glückseligkeit, der mir an diesem denkwürdigen Morgen zu Theil ward, war von kurzer Dauer und bald folgte der hinkende Bote nach. Doch ich kehre zu meiner Uniform zurück. Ich hatte mich mit derselben geschmückt, den Degen um den Leib gegürtet, den aufgestutzten Hut von ungeheuerem Umfange auf den Kopf gedrückt und war bei der letzten Musterung vor dem Spiegel durch mein Aeußeres ungemein befriedigt. Jetzt klingelte ich zuerst dem Stubenmädchen unter dem Vorwande, ihr die Aufräumung meines Zimmers zu befehlen, doch in der That nur deshalb, daß sie mich bewundere und mir Complimente mache, was sie auch sehr weislich that, und ich war dumm genug, ihr eine Krone zu geben und einen Kuß, denn ich fühlte mich ganz als Mann. Hierauf erschien der Kellner, dem das Stubenmädchen aller Wahrscheinlichkeit nach den Umstand mitgetheilt hatte, verbeugte sich tief; rückte mit denselben Complimenten heraus und empfing dieselbe Belohnung, den Kuß abgerechnet. Höchst wahrscheinlich hätte auch der Stiefelputzer seinen Theil geholt, wenn er bei der Hand gewesen wäre, denn ich war albern genug, alle ihre schönen Redensarten als eine Art schuldigen Tribut aufzunehmen und sie gleichwohl mit klingender Münze zu bezahlen. Ich war der Gründling, sie die Haifische, und bald würden mich ihrer noch mehrere umgeben haben, denn, als sie das Zimmer verließen, hörte ich sie rufen: »Stiefelputzer! Stallknecht!« offenbar blos um ihnen bei Erleichterung meiner Börse beizustehen. Ich war indeß zu ungeduldig, meinem Kapitän aufzuwarten und mein Schiff zu sehen, weßhalb ich die Treppe herunterstürzte und im Nu auf dem Wege nach Stonehouse war, wo meiner Eitelkeit in einer andern Art geschmeichelt wurde, indem nämlich ein junger Marinerekrut im Vorbeigehen seine Hand an seinen Kopf erhob. Ich nahm es auf, wie es gemeint war, lüpfte meinen Hut und bewegte mich mit großer Gravität weiter. Ich muß übrigens gestehen, eine Bemerkung kränkte mich, daß nämlich die Einwohner mich nicht halb so sehr bewunderten, als ich mich selbst, denn es kam mir nicht in den Sinn, daß es in Plymouth-Dock so viele Midshipmen gebe, als in Port Royal Negerknaben, wenn gleich erstere vielleicht ihrem Herrn nicht so viel werth sein mögen. Ich will den zarten Sinn meinen schönen Leserinnen nicht durch Widerholung all der Anspielungen beleidigen, womit meine neu gebackene Erscheinung begrüßt wurde, als ich an den Ladies von North Corner, denen ich in Fore-street begegnete, Revue passirte. Unverdorben, wie ich damals in manchem, wenigstens diesem Punkte war, hielt ich sie für Frauenzimmer von äußerst schlechter Erziehung. Zum Glück für mich werden die Gebete einer gewissen Raçe von Menschen nicht erhört, sonst würde ich sogleich einem Orte anheimgefallen sein, von welchem mich, fürchte ich, alle Messen von Frankreich und Italien nicht erlöst haben würden. Ohne, wie Ulysses, an den Mast gebunden zu sein, entrann ich diesen Syrenen; doch, gleich ihm, wäre ich beinahe einem modernen Polyphem zum Opfer gefallen; denn obgleich dieser nicht, wie sein Vorbild, ein Auge mitten auf der Stirn hatte, so vereinigten sich doch die Strahlen seiner beiden Augen auf der Spitze seiner Nase. Unwissenheit, gänzliche Unwissenheit war hier, wie auch in andern Fällen, mein Unglück. Einige Offiziere kamen nämlich in voller Uniform aus einem Kriegsgerichte. »Oho!« sagte ich, »hier kommen einige von uns.« Ich ergriff so, wie ich sah, daß sie ihre Seitengewehre trugen, meinen Degen mit der linken Hand und steckte meine Rechte in den Busen, wie einige von ihnen gethan hatten. Sodann bemühte ich mich, ihre aufrechte, offiziersmäßige Haltung anzunehmen, und rückte meinen Stutzhut so von vorne und hinten, daß die goldene Troddel mir zwischen den Augen baumelte, und ich also nothwendig schielen mußte. Meine Nase streckte ich, wie ein Schwein beim Donnerwetter, hoch in die Luft, Alles in dem süßen Glauben, ihnen ebenso ein Gegenstand der Bewunderung zu sein, wie mir selbst. Wir lavirten in verschiedenen Richtungen an einander vorüber, und unsere respektive Geschwindigkeit hatte uns bis auf eine Entfernung von zwanzig bis dreißig Ellen von einander getrennt, als einer von ihnen mir mit einer offenbar in den Diensten Seiner Majestät gebrochenen Stimme nachrief: »Hollah', junger Herr, kommen Sie zurück.« Ich schloß daraus, sie wollten mir über den Schnitt meines Rockes Complimente machen, mich um die Adresse meines Schneiders fragen und den verwogenen Sitz meines Hutes bewundern. Ich begann jetzt zu glauben, es werde sich ein Wettstreit unter diesen Herren des Oceans erheben, wer mich zum Musterkadetchen auf seinem Hinterdecke bekommen solle, und sann schon auf eine Entschuldigung gegen den Freund meines Vaters, daß ich nicht auf sein Schiff komme. Aber welche Ueberraschung und Kränkung, als der älteste Offizier in einem zornigen und drohenden Tone mich fragte: »Heda, Sir! zu welchem Schiffe gehören Sie?« »Sir,« sagte ich stolz, so befragt zu werden, »ich gehöre zu Seiner Majestät Schiff, dem Le – –« (da es einen französischen Namen führte, so setzte ich, um dadurch mehr Eindruck zu machen, beide Artikel, den französischen und englischen, vor denselben). »So, so,« sagte der Veteran mit der Miene bewußter Superiorität; »dann werden Sie so gut sein, umzukehren, nach Mutton Cove herunter zu gehen, ein Boot zu nehmen und Ihre Person mit der möglichsten Geschwindigkeit an Bord von Seiner Majestät Schiff dem Le – « (er ahmte mein Stottern nach) »bringen zu lassen; ferner dem ersten Lieutenant meinen Befehl zu überbringen, daß man Ihnen, so lange das Schiff im Hafen liegt, keinen weiteren Urlaub bewillige; und Ihrem Kapitän will ich's sagen, er solle seinen Offizieren bessere Manieren beibringen, damit sie nicht mehr am Hafenadmiral vorüber gehen, ohne an den Hut zu greifen.« Während dieser Rede stand ich in einem Kreise, dessen Mittelpunkt ich war und dessen Peripherie der Admiral und die Kapitäne bildeten. Das bischen Luft, das noch da war, nahmen sie mit ihrer Masse weg, so daß ich mich nicht blos in einem Schwitzbade befand, sondern auch noch obendrein wie niedergedonnert dastand. »Sie haben mich gehört, Sir – Sie können gehen.« »Ja ich habe Sie gehört,« dachte ich, »aber wie zum Teufel kann ich von euch wegkommen?« denn die verdammten Kapitäns standen, wie Schulknaben um eine Mäusefalle, so dicht um mich herum, daß ich mich nicht vom Flecke rühren konnte. Glücklicherweise rettete mich dießmal diese Blokade, mit der sie sich ohne Zweifel nur einen Spaß hatten machen wollen. Ich faßte mich wieder und sagte mit erkünstelter Einfalt, »ich habe diesen Morgen meine Uniform zum erstenmale angezogen, habe meinen Kapitän noch nie gesehen, und sei meiner Lebtage an keinem Bord eines Schiffes gewesen.« Bei dieser Auseinandersetzung verzog sich das Gesicht des Admirals zu Etwas, was ein Lächeln vorstellen sollte, die Kapitäns aber lachten alle hell auf. »Nun, junger Mann,« sagte der Admiral – der im Grunde ein gutmüthiger, aber sonderbarer Kauz war – »nun, junger Mann, wenn Sie noch nie auf der See gewesen sind, so entschuldigt dieß einigermaßen Ihre Unkenntniß guter Manier; dann brauchen Sie dem Lieutenant meine Botschaft nicht zu überbringen; doch gehen Sie an...


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