Buch, Deutsch, 284 Seiten, PB, Format (B × H): 157 mm x 223 mm, Gewicht: 429 g
Spiritualität und Sadomasochismus
Buch, Deutsch, 284 Seiten, PB, Format (B × H): 157 mm x 223 mm, Gewicht: 429 g
ISBN: 978-3-95948-129-8
Verlag: Bautz, Traugott
Ich habe lange überlegt, ob nicht der näher an der Religionswissenschaft orientierte Titel Heilige Qual Spiritualität und die bestrafte Lust den Schwerpunkt des Buches präziser beschreibt. Nur kann davon ausgegangen werden, dass damit Leser, welche sich für Sadomasochismus interessieren – aus welchen Gründen auch immer – nicht angesprochen werden. Da mir aber nicht nur der wissenschaftliche interdisziplinäre Dialog wichtig ist, sondern auch das Verständnis zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Subkulturen (es stellt sich natürlich die Frage, ob es eine Subkultur der sogenannten „Spirituellen“ gibt) zu fördern, wurde der eher konfrontativere, beide Lager ansprechende Titel gewählt.
Warum ein Buch über dieses Thema?
Wer eine Bestätigung der Existenz perverser (lat. perversio: Verdrehung, Umkehrung) – die Gesellschaft bestimmt, was als pervers zu gelten hat – Neigungen innerhalb der katholischen Kirche sucht, wird ebenso enttäuscht sein wie der bekennende Sadist oder Masochist, welcher sich erhofft, dass seiner bzw. ihrer Lebensform oder seinem Fetisch nun ein Gütesiegel verliehen wird. Der „normale“, im Sinne von uninformiertem Bürger wird Sadomasochismus a priori als gefährlich, als unmenschlich ablehnen. Und das ist gut so und könnte als Zeichen gewertet werden, dass die gegenwärtige Gesellschaft insbesondere physischer, aber zumindest theoretisch auch psychischer Gewalt ablehnend gegenübersteht.
Das Buch soll die Sexualität weder nur biologisch noch rein soziologisch oder psychologisch behandeln. Es wird aufzuzeigen versucht, dass zum einen die Bedeutung von Sexualität in einer Gesellschaft heute nur vor dem historischen Hintergrund verstanden werden kann, und dass diese immer auch die Wahrnehmung des Themas und den Umgang mit diesem Topos durch die gesellschaftsnormierenden Institutionen berücksichtigen muss. Normierend waren und sind die vorherrschenden Glaubens- und Wertesysteme, also die mehr oder weniger organisierten Religionen oder ethischen Bezugsrahmen, beispielsweise in der islamischen und hinduistischen Welt, aber auch, wenngleich in einem fraglich geringeren Umfang im christlichen Einflussbereich
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vorwort
Teil I Gesellschaft & Individuum, Körper & Gehirn
1. Einleitung
— Religion und Sexualität - Versuch einer annähernden Beschreibung
— Sublimation und Zölibat - nicht nur im Christentum
— Der Zölibat
— Das Konzept der Transformation sexueller Energie in spirituelle Energie
— Sexualität und Religionen: Verschiedene Zugangswege - verschiedene Vorstellungen
— Die Kirche und die Sexualität heute
2. Gesellschaft und Individuum - Re-Sakralisierung und neue Körperlichkeit — Rückkehr des Körpers
— Postmoderne
— Kulturelles Gehirn
— Zurück zur Körperwahrnehmung
— Wahrnehmung, Gehirn und Psyche
— Neue alte Normen in normenloser Zeit
— Postsäkulare Zeit
— Sexualität und Religion in der Postmoderne: Überhaupt ein Thema?
3. Persönlichkeit und Entwicklung von sexueller und religiöser Identität
— Was ist Persönlichkeit?
— Geschlecht und Identität
— Persönlichkeit und individuelle religiöse und spirituelle Entwicklung
— Begriffsbestimmung: Differenzierung von Religiosität und Spiritualität
— Persönlichkeit und sexuelle Entwicklung
— Sexualpräferenzen und Einflussgrößen
— Sexualität und Medien
— Sexualmoral - Verhandlungsmoral - Liebe
— Differenzierte Sexualität
— Differenzierte Sexualität und Sadomasochismu
— Persönlichkeit und BDSM 84
4. Exkurs: Religiosität und differenzierte Sexualität - zwischen Normalität und Psychopathologie
— Religiosität bzw. Spiritualität und Psychopathologie
— Sexualität und Psychopathologie
— Sadomasochismus und Psychopathologie
5. We are more than brain: Religion und Sex und Schmerz
— Die physiologische Ebene des Psychischen
— Von der Erforschung des menschlichen Gehirns zur Neurophysiologie religionsassoziierter Zustände
— Religiosität und Gesundheit
— Sklaven unserer Botenstoffe?
— Schmerz
— Kultur, objektive und subjektive Schmerzwahrnehmung und -erleben
— Schmerz und Lust
Teil II Welten die sich gleichen - Lust & Schmerzen
6. Askese und der christliche Sonderweg
— Der Drang zur Askese
— Sünde und Erbsünde
— Sexualität und Askese
7. Die MystikerInnen
— Christliche Frauenschicksale
— Heinrich Seuse
8. Von den Flagellanten bis zur heiligen Inquisition und Neuzeit
— Eigene und fremde Qual: Geißler und Flagellanten, Hexen, Hexer und Besessene
— Häresie und Inquisition
— Hexenverfolgung
— Kontextuelle Sexualität
— Geißler und Flagellanten
9. Leidensmystik und geliebte Peitsche - Interpretationen aus zeitgenössischer Perspektive
— Kirchliche Positionen
— Medizinische Blickwinkel
— Der psychologisch-soziologische Ansatz
— Synoptische Beurteilung
10. Mehr als nur ein Symbol: Schmerz in religiösen und profanen Kontexten
— Funktion des Schmerzes
— Schmerzsuche und Schmerzüberwindung - religiös und weltlich - gestern und heute
— Initiationsriten
11. Leiden und Schmerz als Weg in der Sexualität
— Schmerz und Lust im Kontext des Religiösen
— Lustschmerz
— Moderne Protagonisten der Transformation
12. Verschmelzung und Unio Mystica - die gemeinsame Endstrecke
— Wunsch nach Einheit
— Ekstase
— Areligiöse Suche und sexuelles Finden
13. Schlussbetrachtungen
— Schlussbetrachtungen
— Zusammenfassung der Grundaussagen des Buches
Quellennachweise
Index
Über den Autor