Käther / Chadwick / Williams | Fantastic Pulp 2 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2013, 280 Seiten

Reihe: Phantastische Stories

Käther / Chadwick / Williams Fantastic Pulp 2


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-613-2
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2013, 280 Seiten

Reihe: Phantastische Stories

ISBN: 978-3-95719-613-2
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



'Die besten Pulp-Geschichten aus den USA des 19. und 20. Jahrhundert Ausstrahlung (The Man the World Forgot, 1940) von David Wright O'Brien Die Geschichte von dem Mann, den niemand wahrnahm. Die Mordmaschine (The Murder Monster, 1932) von Paul Chadwick Die Geschichte von dem Berserker, der keiner war. Stalagmiten (Women of Stone, 1935) von Arthur J. Burks Die Geschichte von der Höhle, deren Schrecken scheinbar endlos sind. Kleines Missverständnis (Mistaken Identity, 1957) von Ralph Williams Die Geschichte von dem Mahl der besonderen Art. Der Wunschstein (The Wishing Stone, 1953) von Randall Garrett Die Geschichte von dem Stein, der zu wünschen übrig lässt. Altweibersommer (Fairy Gossamer, 1924) von Harry Harrison Kroll Die Geschichte von der Höhle, die Schreckliches bereit hält. Einfuhrverbot für Horgels (Quarantained Species, 1957) von Jesse Franklin Bone Die Geschichte von einer besonderen Pandemie. Die Pulp-Magazine Matthias Kaether berichtet über Amerika im Bann der Kurzgeschichte'

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Geschichten
David Wright O‘Brien: Ausstrahlung (1940)
David Wright O‘Brien (1918-44) gehört zu den tragischen Figuren der phantastischen Literatur, die heute fast vergessen sind. Als er im Zweiten Weltkrieg in Deutschland fiel, war der amerikanische Autor erst 26 Jahre alt. Er hatte keine Zeit, sich einen Ruf von Dauer aufzubauen und wurde bisher in Anthologien kaum berücksichtigt. Von Werkausgaben ganz zu schweigen... Er war der Neffe des legendären Weird-Tales-­Herausgebers Farnsworth Wright. Wohl um Vettern­wirtschaft zu vermeiden, veröffentlichte er, abgesehen von einem Gedicht, nichts in der Zeitschrift Lovecrafts und Howards. Stattdessen schloss er eine enge Freundschaft mit dem SF-Herausgeber Raymond Palmer, der u.a. auch Amazing Stories betreute. O‘Brien schrieb ab 1940 ausschließlich für Palmers Magazine. Er hatte von Anfang an eine geniale satirische Ader. Der Durchbruch gelang ihm mit Truth is a Plague (Wahrheit ist eine Plage, 1940), eine Humoreske, in der eine Stadt für Feldversuche mit einem Wahrheitsgas besprüht wird und komplett aus den Fugen gerät. Obwohl O‘Brien nur 6 Jahre lang schrieb, hinterließ er ein beachtliches Werk von über 100 Geschichten, darunter auch einige sehr originelle Horror-Stories. Hier ist eine davon. Erstdruck in: Fantastic Adventures, April 1940
Keiner der Passagiere des Acht-Uhr-Zwanzig-Zuges schenkte Lucius Beem die geringste Beachtung, als er in die Vorortbahn stieg. Allerdings fand Mr. Beem - gekleidet in seinen üblichen unaufdringlichen grauen Anzug und seinen grauen Mantel, bedeckt mit seinem grauen Hut - das nicht im Mindesten ungewöhnlich. Wenige Leute schenkten ihm jemals Beachtung. „Schöner Morgen“, bemerkte Mr. Beem, als er im Abteil Platz nahm. „Ausgesprochen schöner Morgen. Wirklich.“ Sein Gegenüber blickte zerstreut auf. „Oh, äh, ja, schöner Morgen, Mister, äh … Mister …“ Mr. Beem seufzte resigniert. Kaum jemand konnte sich seinen Namen merken. „Beem. Mein Name ist Mr. Beem.“ Er entschied reuevoll, dass es keinen Zweck hatte, diesen Mann an seinen Namen zu erinnern. Es war das sechzehnte Mal in diesem Monat, dass er ihn vergessen hatte. Beide fuhren seit zehn Jahren im selben Zug in die Stadt und saßen fast immer zusammen. „Klar. Natürlich“, murmelte der Passagier. „Peinlich von mir, das zu vergessen, Mr. Dream.“ Mr. Beem vergrub sein Gesicht in seiner Zeitung und überflog die Tagesnachrichten. Fünfzehn Minuten später blickte er auf und sprach seinen Abteilgenossen ein weiteres Mal an. „Ist das nicht seltsam?“ Beem wies auf die Kolumne seiner Zeitung. „Dieser berühmte Professor Snell ist nicht in der Lage, irgendjemanden für seine radioaktiven Strahlungs-Tests zu finden. Man sollte doch denken, dass sich irgendwer auf der Welt nicht zu schade ist, ein Opfer zu bringen für eine bessere Welt, was?“ „Hä?“ Der Passagier warf Mr. Beem einen leeren Blick zu. „Haben Sie irgendwas gesagt?” „Ich hab gesagt …“ Mr. Beem seufzte und gab es auf. Der Mann hatte sich wieder abgewandt.
*
Mr. Beem entstieg seinem Zug und schlängelte sich durch das Gewühl der Menge zu einem kleinen Café an der Bahnhofsecke. Es war eine zehn Jahre währende Gewohnheit, hier zunächst mal Brötchen und Kaffee zu frühstücken, bevor er weiter ins Büro marschierte. Mr. Beem schlüpfte auf einen Barhocker am Tresen. Als Cleo, die Kellnerin, herüber schwebte, um die Bestellung aufzunehmen, raffte er sich zu etwas auf, das er für ein ermutigendes Lächeln hielt. Es war etwas Beruhigendes, Cleo jeden Morgen zu sehen. Sie arbeitete hier als Kellnerin, solange er denken konnte. „Morgen, Cleo!“, sagte Mr. Beem herzlich. „Schöner Morgen, nicht?“ Das Gesicht des Mädchens blieb undurchdringlich. „Mja“ nickte sie unverbindlich. „Sollsnsein?“ Mr. Beems Stimme klang einen Hauch vorwurfsvoll. „Das Übliche bitte.“ „Und was“, fragte sie scharf, „is das übliche?“ Mr. Beem seufzte schwer. „Kaffee und Brötchen.“ Er fühlte sich plötzlich ein bisschen einsam. Die Leute nahmen ihn für gewöhnlich nicht wahr. Solche Dinge wie eben passierten ständig in seinem einfachen, anspruchslosen Leben. Doch dieser spezielle Morgen war schlimmer als jeder andere, den Mr. Beem je erlebt hatte. Mit einem wehmütigen Blick auf die Wanduhr schlürfte Mr. Beem seinen Kaffee.
*
In den Aufzug seines Bürogebäudes steigend, nickte Mr. Beem dem Fahrstuhlführer nüchtern zu. „Moin, Ted!“, murmelte er. Nachdem der Fahrstuhlführer fröhlich die anderen Ankömmlinge per Namen begrüßt hatte, schenkte Ted seinem blassen Passagier einen uninteressierten Blick. Es war Teds Stolz, dass er den Laden in- und auswendig kannte und alle Stammkunden, die er täglich rauf und runter kutschierte, beim Namen nennen konnte. Folgerichtig starrte Mr. Beem ihn säuerlich an, als der Aufzug nach oben sauste. Ted wandte sich ihm zu. „Etage, bitte?“ Doch als er in das Büro von Sharpe & Sholt trat, wo er seit fünfzehn Jahren eine bescheidene Stellung innehatte, vergaß Mr. Beem die anderen vergleichsweise kleinen Zwischenfälle des Morgens vollständig. Denn Lola, die Rezeptionistin, hielt ihn am Eingang auf. „Wollen Sie jemanden Bestimmten sprechen?“ Mr. Beem war nicht der Typ, der sich ohne weiteres aus der Bahn werfen ließ. Aber zum ersten Mal in seinem Leben erlebte er etwas, das einem Schockzustand sehr nahekam. „… jemanden … Bestimmten … sprechen … ?“, sagte er wie unter Hypnose. „Das ist ein Witz, oder?“ Lola verzog bedauernd das Gesicht. „Tut mir leid, Sir. Offensichtlich waren Sie schon einmal hier. Aber haben Sie eine Verabredung mit jemandem?“ „Ich … also … naja … ähm … Ich arbeite hier ...“, stammelte Mr. Beem. „Sie arbeiten hier?“ Die Stimme des Mädchens war plötzlich eine Mischung aus Ungläubigkeit und Misstrauen. „Hier???“ Unvermittelt begann sie an ihrem Pult herumzustöpseln und Kabel zu verbinden. Blinkende Lichter spiegelten sich in ihrem Gesicht. „Mr. Sharpe“, sagte sie. „Hier is ein Typ, den ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen hab. Er behauptet, er is hier angestellt. Will rein zu Ihnen. Was soll ich machen?“ Lola wandte sich zum schockstarren Mr. Beem. „Mr Sharpe würde gern Ihren Namen wissen, Sir. Er sagt, falls Sie eine Stellung haben wollen, hinterlassen Sie bitte Ihren Namen, und wir rufen Sie an, wenn sich irgendwas ergibt.“ „Sag ihm“ - Mr. Beem wurde langsam grantig - „mein Name ist Beem. Keine Ahnung, was du hier für eine Nummer abziehst, Lola, aber Mr. Sharpe wird ...“ „Er sagt, sein Name ist Team“, raunte Lola ins Mikrofon, „… oder so ähnlich … Was? Ja, Sir, ich sags ihm.“ Sie wandte sich erneut an Mr. Beem. „Mr. Shape, sagt, er hat noch nie was von Ihnen gehört, aber wenn Sie Ihre Qualifikationen in dieses Formular eintragen möchten“, sie hielt ihm ein Blatt Papier hin, „würde er gern mit Ihnen in Kontakt bleiben, falls sich was ergibt, und …“ Sie stoppte ihnen Redefluss abrupt, den Mund weit offen, denn der graue, mausartige Mann stob aus dem Büro und rannte Hals über Kopf den Korridor entlang, als wären tausend Teufel hinter ihm her.
*
Fast eine Stunde lang wanderte Mr. Beem verzweifelt und verwirrt durch die Straßen, nachdem er aus dem Büro gestürmt war. Durch sein Hirn waberten halbformulierte Fragen, vage Verdächtigungen und unfertige Antworten. In der ersten halben Stunde tendierte Mr. Beem zu der erschütternden These, dass die Welt begann, ­durchzudrehen. Doch nach einer Weile verwarf er diese Erklärung, sich daran erinnernd, dass es die Gewohnheit aller Psychotiker war, anzunehmen, alle außer ihnen selbst seien wahnsinnig. Dann fielen ihm Horror-Geschichten ein, in denen unheimliche Gestalten unerkannt durch die Welt schlurften, beachtet von niemandem. Diese Schauergeschichten endeten für gewöhnlich mit der faden Pointe, dass Held der Story längst tot war. War er, Mr. Beem, gestorben? Der Gedanke war grauenvoll, und Mr. Beem schreckte vor ihm zurück. Nein, er war ganz gewiss nicht tot. Unbewusst hatten Mr. Beems Füße ihn ohne sein Wollen zum Bahnhof zurückgetragen. Fast ohne es zu bemerken, kaufte er ein Ticket für die Vorortbahn und setzte sich in die Wartehalle, um die Ankunft des nächsten Zuges zu erwarten. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich sein Verstand etwas geklärt. Er würde nach Hause gehen. Martha, seine Frau, würde zwar ziemlich überrascht sein, ihn zu sehen. Er war nicht mehr unerwartet nach Hause gekommen, seit damals, als sein Blinddarm geplatzt war. Es würde eine Menge Mühe kosten, Martha zu erklären, was passiert war, aber sie war seine einzige Chance auf etwas Trost. Der einzige verbleibende feste Anker seines Lebens. Vielleicht, dass sie ihm einen Doktor rief. Und es könnte beschlossen werden, dass er eine Pause vom Job brauchte. Das war es! Nervenzusammenbruch! In die Straße seines behaglichen kleinen Vororthäuschens einzubiegen war tröstlich für Mr. Beem....



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