Das Motivationsbuch mit Jürgen Klopp, Marco Rose, David Alaba, Thilo Kehrer u.v.a.
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-00-068182-0
Verlag: David Kadel
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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Die letzten echten Typen!
Endlich wieder Fußball-EM! Nachdem wir uns in Russland 2018 nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben (zwei Tore in drei Spielen, Gruppenletzter), möchte ich hier bewusst zwei sentimentale Bilder ins Gedächtnis rufen, über die wir uns eine Fußball-Ewigkeit lang freuen können! Wahnsinn, wie schnell die Jahre nach Götzes Siegtreffer im WM-Finale 2014 von Rio verflogen sind, und trotzdem weiß wahrscheinlich jeder Fußballfan, wo er diesen Moment am 13. Juli 2014 erlebt hat. Nun wird’s aber Zeit für ein neues Fußball-Kapitel, und so treten wir bei der EURO 2020 an, mit einer jungen und wilden Horde an Hochbegabten, um zu zeigen, dass wir Deutschen im Fußball die wahren Mentalitätsmonster sind. Also Jogi, mach ett! Play it again, damit wir im Sommer 2020 ein weiteres, euphorisches Fußballmärchen erleben können! Nach den letzten Wahlen und bei der trüben Stimmung hierzulande sehnen wir uns ja alle danach, wieder friedlich und vor allem gemeinsam zu feiern. Wenn man die Protagonisten dieses Buchs in den letzten Jahren beobachtet hat, konnte man in deren Entwicklung beobachten, wie Thilo Kehrer, David Alaba, Sandro Schwarz, Marco Rose, Willi Orban & Co. zu echten Vorbildern gereift sind. Fußballstars, die sich ihrer Rolle als Vorzeige-Athleten sehr bewusst geworden sind und nicht müde werden, Gutes zu tun. Wie zum Beispiel Davie Selke, mit dem ich zu einem Mutmach-Event kürzlich in der Jugendstrafanstalt in Berlin war. Die Gefangenen waren begeistert, mit welcher Offenheit Davie über sein „Scheitern“ sprach, um die jungen Männer zu inspirieren und zu ermutigen, wieder aufzustehen und neu anzufangen. Play it again Mario! Auch so ein „Mutmacher-Typ“ ist Gladbachs Neuzugang Breel Embolo, der schon mit 18 Jahren (!) eine faszinierende Stiftung für Flüchtlinge in der Schweiz und für Kinder in seiner Heimat Kamerun gegründet hat, für deren Arbeit er sich mit voller Leidenschaft einsetzt. Oder Manuel Neuers Stiftung „Manus“, in der ich Kinder und Jugendliche von benachteiligten Familien im Ruhrpott traf, die nicht nur über die Einrichtung schwärmten, sondern viel mehr über Manuel Neuers sehr persönliches Engagement und seine herzliche Art und Weise, wie er mit den Kindern und Mitarbeitern vor Ort umgeht. Interessant finde ich, wenn sich einer, der ein sportliches Vorbild ist – weil er zum Beispiel so genial die Bälle aus dem Winkel boxen kann–, langsam auch zu einem gesellschaftlichen Vorbild entwickelt. Die Spieler mit Vorbild-Charakter haben an ihrer Persönlichkeit gearbeitet und entdeckt, wie bereichernd es sein kann, wenn man Sinn stiftet. In diesem Buch treffe ich Fußballstars, die sich viele Gedanken darüber machen, was ein Vorbild heute eigentlich darstellen und vermitteln soll. Spieler und Trainer, die sich selbst hinterfragen, reflektieren und sich dessen bewusst sind, dass sie auch außerhalb des Fußballs etwas zu sagen haben und etwas Gutes bewirken können. Während ich in Deutschland unterwegs war, um diese etwas anderen Fußballer zu treffen, habe ich immer mal wieder darüber nachgedacht, warum uns Vorbilder eigentlich so wichtig sind, dass wir uns auf den Weg machen und ihnen gerne stundenlang zuhören. Vielleicht weil uns ihre Lebensgeschichte berührt? Oder weil wir sie bewundern, wie sie im Scheitern Stärke erlangt haben? Was macht ein Vorbild letztlich zu einem echten Vorbild? Vorbilder. In einer mehr und mehr orientierungslosen Gesellschaft sind sie die letzten Leuchttürme, zu denen wir noch hochschauen und von denen wir uns Richtungsweisung erhoffen. Die FAZ titelte kürzlich mit einer aus der Bahn geworfenen Weltkugel und der Überschrift: „Orientierungslose Welt!“ Tagtäglich spüren wir schmerzhaft eine für unmöglich gehaltene Verschiebung von Fixsternen, die uns jahrzehntelang als zuverlässige Wegweiser durchs Leben dienten. In meiner Jugend galten Politiker noch als echte Vorbilder. Hans-Dietrich Genscher, Willy Brandt, Helmut Schmidt – Männer, zu denen man hochschaute, deren Wort etwas galt und denen man parteiunabhängig Respekt zollte. Ebenso die Wirtschaftsbosse. Wenn ein VW-Vorstand in unserer ausverkauften Stadthalle sprach, war es mucksmäuschenstill, und man lauschte den Worten dieses Erfolgsmenschen voller Bewunderung. Diese Vorbilder von damals sind ausgestorben – wie Dinosaurier. An ihrer Stelle stehen jetzt die Donald Trumps und DAX-Fonds-Manager unserer Zeit. Marktschreier, die wir mitleidig belächeln oder leidenschaftlich verspotten, aber sicher nicht bewundern, weil sie als Vorbild nicht taugen. Gebrauchtwagenhändler-Mentalität An welcher Stelle ist unsere Welt falsch abgebogen, dass es Menschen mit Gebrauchtwagenhändler-Mentalität tatsächlich schaffen, Millionen Wählern ihre Stimme abzuringen und plötzlich als König eines Landes aufzutreten? Dieselbe tragische Entwicklung beobachten wir tagtäglich in der Wirtschaft, wo die Welt-Firmen, die uns einst mit ihrem großen Stern am Horizont den Weg wiesen und für ehrliche Arbeit standen, zum Gespött ihrer eigenen Werte geworden sind. Vorbilder stehen für gewisse Werte, für die wir sie bewundern: Authentizität, Verlässlichkeit, Transparenz, Leidenschaft, Akribie und Treue. Große Firmen haben, blind vor Gier, Judasse eingestellt, die ihre heiligen Werte und die Seele des Unternehmens eiskalt verkaufen durften, weil die Aufsichtsräte mit ihren Scheuklappen nur noch den kurzfristigen Erfolg im Fokus hatten. Worauf ist Verlass? In Zeiten, in denen fast alle großen Türme ins Wanken geraten sind und man wie bei „Herr der Ringe“ nur darauf wartet, dass sie vollends einstürzen, lautet die alles entscheidende Frage: „Worauf ist heute noch Verlass?“ Da, wo Betrügen normal geworden ist und wir uns über den nächsten großen Betrugsskandal einer Welt-Firma längst nicht mehr wundern, erscheint es fast unmöglich, dass wir noch Menschen oder Institutionen unser Vertrauen schenken. Doch es gibt ein gallisches Dorf, in dem die letzten aufrechten Krieger leben und darum kämpfen, ihrer Vorbild-Rolle auch gerecht zu werden. Es ist beinahe peinlich, aber ausgerechnet eine Unterhaltungs-Branche, die als völlig oberflächlich gilt und für viele höchstens die „schönste Nebensache der Welt“ ist, scheint die letzten Vorbilder unserer Zeit zu bewahren: der Fußball. Und ich meine damit nicht die Kicker, deren Dribblings und Schusstechnik wir bestaunen. Es sind diese letzten, echten Typen und deren faszinierende Persönlichkeiten, die wir bewundern. Helden zum Anfassen. Kerle, die sich nicht scheuen, schwach zu sein und offen über ihr Scheitern zu sprechen. Echte Persönlichkeiten, die für uns zu Vorbildern taugen, weil sie bestimmte Werte verkörpern, nach denen wir uns sehnen: Fleiß, Entschlossenheit, Opferbereitschaft, Herzblut, Freundschaft trotz Konkurrenz. In der Politik sind das oft nur Phrasen, die unsere letzten Helden jedoch über Jahre treu mit Leben füllen müssen, um ihre Träume wahr werden zu lassen. Seine Hoffnung „mit Leben füllen“ – das musste Heiko Herrlich im wahrsten Sinne des Wortes, um nicht zu verzweifeln, als ihm die Ärzte die schockierende Diagnose Gehirntumor mitteilten. Im Gespräch mit dem Ex-Leverkusener erlebe ich einen völlig anderen Heiko als den, mit dem ich Mitte der 90er-Jahre meinen ersten Dokumentarfilm drehte. Scheitern macht demütig. Überhaupt ist Demut die Charaktereigenschaft, die mir in den Gesprächen mit den „Stars zum Anfassen“ immer wieder begegnete. Davie Selke, schon früh ein Star, ist wohl einer der normalsten Fußballprofis, die ich je kennengelernt habe. Durch unsere Begegnungen und die gemeinsame Filmproduktion ist eine echte Freundschaft entstanden. Wahrscheinlich, weil wir beide „das Normale“ so lieben in diesem oft überkandidelten Glitzer-Schaufenster „Bundesliga“. Ein echter „Typ“ mit großer Persönlichkeit in diesem Geschäft ist auch Sandro Schwarz. Aber erst als Trainer, denn als Spieler, als er schon Meistertrainer Jürgen Klopp über die Schulter schauen durfte, standen die beiden immer mal wieder Kopf an Kopf als schwäbisch-italienische Heißsporne in manch legendärer Trainingsschlacht von Mainz 05. Mit Sandro habe ich zusammen mit unserem „Bro“ Marco Rose (heute Trainer von Mönchengladbach) eine fantastische Zeit in Mainz erlebt. Im Feiern waren wir drei ganz vorne dabei. Wir waren die Typen, die auf der Party immer als letzte das Licht ausmachten, wenn selbst „Kloppo“ schon im Bett war. Aber mittwochs war in unserer legendären Gonsenheimer WG dann auch immer diszipliniert Bibelkreis-Zeit bei Sandro und Rosi, wo wir mit Nikol?ce Noveski und Co. oft nächtelang über Gott und die Bibel diskutierten. Sandro hat sich seitdem zu einem absoluten Vorbild nicht nur des Clubs, sondern auch der Stadt Mainz entwickelt. Er ist extrem beliebt bei den Spielern durch seine nahbare und humorvolle Art, aber auch durch sein authentisches Vorleben in Sachen Leidenschaft und Hingabe. Überhaupt gehören all diese Protagonisten, die ihr auf den nächsten Seiten kennenlernen werdet, zur Kategorie „Star mit Herz“! Thilo Kehrer, Robert Bauer, Benny Henrichs – allesamt Nationalspieler, die jedoch viel mehr zu erzählen haben als Anekdoten über die letzten Länderspiele, weil sie etwas gefunden haben, das ihr Denken und auch ihre Persönlichkeit verändert hat. „Deutsche Pokal-Helden!“ mit Thilo Kehrer Jürgen Klopp Als ich den Champions-League-Siegertrainer Jürgen Klopp 2002 in Mainz kennenlernte, war er außerhalb der Gutenberg-Stadt noch völlig unbekannt. Spätestens beim dritten Treffen mit diesem Charaktertypen war mir klar: „Der taugt zum Helden!“ Eine Urgewalt von...