Jorges | Späterland | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Jorges Späterland

Die Welt hinter der Regenbogenbrücke
2. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98528-037-7
Verlag: Shadodex - Verlag der Schatten
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Welt hinter der Regenbogenbrücke

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-98528-037-7
Verlag: Shadodex - Verlag der Schatten
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tarjas geliebter Kater Pluto ist gestorben. Sie tröstet sich mit dem Gedanken, dass er in dem einst von ihr erfundenen Späterland weiterlebt. Aber warum klingelt das Glöckchen seines alten Halsbands? Und weshalb träumt Tarja, Pluto würde in Gefahr schweben? Gibt es Späterland wirklich?
Tarja beschließt es herauszufinden und begibt sich auf die Suche nach der Regenbogenbrücke. Aus Versehen gelangt ihr nerviger Klassenkamerad Milo mit hinüber und wird zu ihrem unfreiwilligen Begleiter auf einer abenteuerlichen Reise durch den Tierhimmel, denn nicht nur Pluto ist in Gefahr. Ganz Späterland wird von unheimlichen Schattenwesen bedroht. Wird es Tarja gelingen, die Welt hinter der Regenbogenbrücke und damit Pluto und alle anderen Tiere dort zu retten?

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I. Aufbruch
1. Tarja und die Regenwürmer
    Können Regenwürmer ertrinken? Wahrscheinlich schon, sonst würden sie ihre unterirdischen Gänge bei Regen ja nicht verlassenen, oder? Über diese Fragen dachte Tarja angestrengt nach, während sie zum Schulteich rannte. Pascal und seine Bande mal wieder! Mussten die vier dauernd so gemeine Sachen machen? Insekten und andere Tiere quälen oder Kinder wie Tian und Nell verspotten, die nicht wie sie auf cool machten und Schule blöd fanden. »Sieh dir das an, Tarja! Echt bescheuert.« Linda wies auf die Jungen am Ufer des Weihers. Alle waren eifrig damit beschäftigt, Regenwürmer, die nach dem Gewitterguss aus der Erde gekrochen kamen, ins Wasser zu schleudern. Zuckend versanken die Tiere in der grünlichen Tiefe. Jedes Mal, wenn einem von ihnen ein besonders weiter Wurf gelang, johlten die anderen. Ein paar weitere Schüler schauten zu, manche fasziniert, manche angeekelt. Keiner hinderte Pascal, Milo, Arkan und Lukas an ihrem Treiben. Gerade liefen sie auf die Wiese, um noch mehr Würmer zu sammeln. »Hört sofort damit auf!«, rief Tarja und stemmte die Fäuste in die Seiten. Die Jungen fuhren herum. Als Pascal sie sah, machte er ein Gesicht, als müsse er sich gleich übergeben. Dazu stieß er Würgelaute aus. »Du hast hier nichts zu bestimmen, Tarja. Hau ab!« Drohend kam er auf sie zu. Seine Freunde stellten sich hinter ihn und grinsten. Linda zupfte Tarja am Ärmel. »Lass uns besser zur Pausenaufsicht gehen.« Tarja blieb stur. Es war nicht das erste Mal, dass sie der Clique in die Quere kam. Letzte Woche hatte sich ein Schmetterling ins Klassenzimmer verirrt. Pascal versuchte den Falter mit Papierkügelchen abzuschießen, aber Tarja kam ihm und seinen Freunden zuvor und ließ das Tier aus dem Fenster fliegen, bevor es eins der spuckefeuchten Geschosse treffen konnte. Daraufhin schwor Pascal, Tarja den verdorbenen Spaß heimzuzahlen. Pascal öffnete die Finger. Ein großer Regenwurm kringelte sich in seiner Hand. Die helle Verdickung in der Körpermitte war fast einen Zentimeter breit. »Was ihr da macht, ist Tierquälerei.« Tarja ärgerte sich, dass ihre Stimme so piepsig klang. Linda und ein paar andere hielten sie für mutig, weil sie sich gegen Pascal stellte. Tarja fand nicht, dass sie mutig war. Sie musste einfach handeln, wenn jemand Tieren Schaden zufügte. Sie hatte Angst, na klar, besonders vor Pascal, der schon mal fast von der Schule geflogen wäre, weil er einen Mitschüler schlimm verprügelt hatte. Zudem war er einen Kopf größer als sie und wog bestimmt das Doppelte. Es wäre schlauer gewesen, gleich Frau Jannicke, ihre Biolehrerin, zu informieren, die vorn auf dem Pausenhof beim Klettergerüst stand. Vielleicht wäre es außerdem ganz schlau, wegzurennen, ging Tarja durch den Kopf, während Pascals Gesicht vor ihr größer und sein Grinsen breiter wurde. Warum musste sie sich immer einmischen? Warum konnte sie nicht einfach mal die Klappe halten? Pascal warf ihr den Regenwurm entgegen. Geistesgegenwärtig fing Tarja ihn auf, trat einen Schritt beiseite und setzte das Tier behutsam unter einen Busch. Als sie sich wieder aufrichten wollte, fühlte sie einen Stoß im Rücken und landete mit dem Gesicht im Matsch. Die Bande grölte vor Lachen. Tarja rappelte sich hoch und hob das Vokabelheft auf, das aus ihrer Tasche gefallen und ebenfalls schmutzig geworden war. Scham und Ärger schnürten ihr die Kehle zu. Pascal betrachtete sie mit schadenfroher Miene. »Vielleicht solltest du auch ein Bad nehmen, so, wie du aussiehst!« Er packte Tarja am Arm. In diesem Moment kam Linda mit Frau Jannicke im Schlepptau um die Ecke, und die verlangte zu erfahren, was los sei. »Nichts«, sagte Pascal. Seine Freunde schwiegen. »Die Jungs finden es witzig, Regenwürmer zu ertränken«, erklärte Tarja. Als sie den Blick der Lehrerin auf ihrer schmutzigen Kleidung ruhen sah, fügte sie leise hinzu: »Ich bin ausgerutscht.« Frau Jannicke musterte sie zweifelnd, fragte aber nicht weiter, sondern widmete sich den Übeltätern. »Das gibt einen Eintrag«, stellte sie fest. »Ihr wisst, dass ihr mit den Tieren und Pflanzen unseres Biotops sorgsam umgehen sollt.« Dann drehte sie sich noch einmal zu Tarja um. »Übrigens können Regenwürmer nicht ertrinken. Sie atmen über die Haut und nehmen Sauerstoff auch aus dem Wasser auf. Trotzdem haben sie im Teich wirklich nichts zu suchen.« Mit gesenktem Kopf verzog sich Tarja in Richtung Toilette, um sich, so gut es ging, zu säubern. Linda begleitete sie. Das war knapp … Hoffentlich merkte sich Pascal, dass sie ihn, was seinen Angriff auf sie betraf, nicht verpetzt hatte.     2. Allein
Schon als sie zur Wohnungstür hereinkam, fiel Tarja auf, dass etwas nicht stimmte. Zuerst konnte sie sich das komische Gefühl nicht erklären. »Mama?« Keine Antwort. Nach ihrem Vater brauchte sie nicht zu rufen – der war um diese Zeit noch auf der Arbeit. Bei Mama dagegen konnte man nie wissen, ob man sie nachmittags zu Hause antraf. Das hing davon ab, wie viele Patienten sie hatte. Monika Wilbert war Fußpflegerin, keine Ärztin, weshalb Tarja die Bezeichnung »Patienten« irgendwie übertrieben fand. Aber auch wenn ihre Eltern nicht da waren, hatte sie normalerweise nie das Gefühl, in eine leere Wohnung zu kommen. »Pluto?« Sonst kam der Kater angelaufen, sobald die Tür aufging. Meist wartete er bereits, weil er Tarjas Schritte im Treppenhaus erkannte. Wenn er dann schnurrend um ihre Beine strich, um sich seine Streicheleinheiten abzuholen, vergaß sie jeden Ärger, den es in der Schule gegeben hatte. Seit ungefähr zwei Wochen allerdings fraß Pluto wenig. Sie hatten gehofft, es sei nur vorübergehend, aber es wurde immer schlimmer statt besser. Er schlief viel, und Tarja machte sich große Sorgen um ihn. Der Korb neben der Garderobe, in dem er während der letzten Tage gelegen hatte, war leer. Mama hatte versprochen, sie würden am Freitagnachmittag zum Tierarzt fahren, falls es Pluto nicht besser ginge. Heute war erst Mittwoch, außerdem hatte Tarja darauf bestanden, mitzukommen. Tarja spürte, wie das komische Gefühl in ihr wuchs. Sie kickte ihre Schuhe beiseite, schmiss den Rucksack in die Ecke und lief von einem Raum in den nächsten, ob Pluto sich irgendwo versteckt hielt. Sie fand ihn nicht. Weder in ihrem Zimmer noch auf oder unter dem Bett ihrer Eltern, nicht in der Kratzbaumhöhle im Wohnzimmer, nicht auf seinem Lieblingsplatz – der Küchenfensterbank. Die Katzentoilette war unbenutzt. Mit klopfendem Herzen griff Tarja zum Telefon. Die Mailbox ihrer Mutter meldete sich. »Mist«, murmelte das Mädchen. Sie wollte es gerade auf dem Diensthandy ihres Vaters versuchen, als der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Ihre Mutter stand in der Tür, das Gesicht blass und wie versteinert. Über den Flur hinweg blickten sie einander an. Der Boden unter Tarjas Füßen schien zu schwanken, als sie die leere Transportbox in der Hand ihrer Mama sah. Diese setzte das Ding ab und klappte die Tür zu. Noch bevor sie etwas sagen konnte, wusste Tarja Bescheid. »Du musst jetzt tapfer sein.« Sie kam auf ihre Tochter zu und nahm sie in die Arme. »Der Arzt hat festgestellt, dass Pluto Krebs hat.« Sie legte ihrer Tochter die Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen. »Die Krankheit hatte sich schon im ganzen Körper ausgebreitet. Ich musste ihn einschläfern lassen. Es tut mir so leid …« Sie schniefte, zog ein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. Ein Kälteschauer durchrieselte Tarja. Es war eine innere Kälte, denn in der Wohnung herrschte eine sommerliche Temperatur. Wenn jemand Geliebtes stirbt, dann stirbt auch ein Teil von einem selbst, hatte sie gehört. Genau das spürte sie jetzt: wie ein Teil von ihr starb. Pluto war fort, und sie würde ihn nie wiedersehen. Nicht in zehn, nicht in hundert Jahren. Egal wie alt sie würde, ihre gemeinsame Zeit war abgelaufen. »Warum hast du nicht auf mich gewartet?«, fragte sie, und jedes Wort kostete unglaubliche Kraft. »Du hast versprochen, mich mitzunehmen. Ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden.« Die letzten Worte brachte sie nur mehr unter Schluchzern hervor. Ihre Mutter strich ihr sanft über die Wange. »Ich weiß, wie schlimm das für dich ist, Tarja. Aber es war besser so, es hätte dich zu sehr mitgenommen.« »Ich hätte es ausgehalten«, beharrte Tarja. Und plötzlich fiel ihr etwas anderes ein, etwas, das so wichtig war, dass man sich bei aller Trauer darum kümmern musste. »Wo wird Pluto begraben?« Vor einigen Monaten hatte sie einen Bericht über Tierfriedhöfe gesehen. In jeder größeren Stadt gab es welche. Ihre Mutter lächelte gequält. »Ich habe ihn dort gelassen, Tarja.« In der Tierarztpraxis? Es gibt nicht mal eine ordentliche Beerdigung für ihn? Tarja spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Ein Teil ihrer Trauer verwandelte sich in Wut. »Du hast erlaubt, dass man Seife aus ihm macht?« Ihre Mutter schüttelte entsetzt den Kopf. »Wo hast du das aufgeschnappt? Aus Tieren wird keine Seife gemacht, das war vielleicht früher mal so.« Sie seufzte. Das Thema war ihr unangenehm, aber das geschah ihr ganz recht. »Sie werden...



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