Buch, Deutsch, 288 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 652 g
Reihe: Scrinium Friburgense
Buch, Deutsch, 288 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 652 g
Reihe: Scrinium Friburgense
ISBN: 978-3-95490-418-1
Verlag: Reichert Verlag
In der vorliegenden Untersuchung werden Text und Bild im Hinblick auf das didaktische Ziel der moralischen Besserung der Rezipienten untersucht. Das Augenmerk liegt auf dem didaktischen Prozess, der von Thomasin orchestriert wird: Auf Passagen, die eng an höfische Erfahrungshorizonte anknüpfen, folgen im ‘Welschen Gast’ Passagen, in denen sich globale, diagrammatische Perspektiven auf die conditio humana eröffnen. Dabei springt Thomasin keineswegs vollkommen willkürlich von einem Thema zum nächsten, sondern baut seine Lehrinhalte sorgfältig auf, steuert auf Kulminationspunkte zu, um kurz darauf Modellhaftes wieder mit der erfahrbaren Wirklichkeit zu verbinden. Im Wechsel zwischen Erfahrung und Struktur werden so Neubeurteilungen der höfischen Wirklichkeit eingeleitet, die Rezipienten sind aufgefordert, an Welt- und Selbstbild zu arbeiten.
Das skizzierte Verfahren wird in der Untersuchung auf dem Hintergrund mittelalterlicher Theorien zum Prozess des Erkennens konturiert. Die Arbeit zeigt auf, wie im ‘Welschen Gast’ diagrammatische Techniken aus gelehrtem Umfeld für ein Laienpublikum adaptiert werden. Bei der Untersuchung und Beschreibung des Verfahrens wird laufend auch der Bilderzyklus in die Überlegungen einbezogen. Dabei wird deutlich, dass der Bilderzyklus dieses Verfahren stützt und verstärkt: Die Bilder dienen einerseits dazu, Inhalte sehr eng an höfische Erfahrungshorizonte anzuschliessen, andererseits werden Bilder (z.B. in Form von Diagrammen und Schemazeichnungen) genutzt, um einen übergreifenden Zugriff auf die Wirklichkeit zu bieten.