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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 480 Seiten

Reihe: Kristoffer Bark

Jansson Giftgrab

Ein Kommissar-Bark-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 5, 480 Seiten

Reihe: Kristoffer Bark

ISBN: 978-3-641-32488-9
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bisher konnte Kommissar Bark noch jeden kniffligen Cold-Case-Fall lösen, doch diesmal ist es ein Rennen gegen die Zeit, ein tödliches!
1945: Zwei junge Männer steigen in eine Grube in Bergslagen, in der sie Silber vermuten - nur einer von ihnen wird je wieder das Tageslicht erblicken. Wieso musste Vilho sterben? Hat Tom seinen Freund erschlagen?

2021: Als Kristoffer Bark auf dem Weg zu einem Tatort bei den alten Silbergruben ist, erreicht ihn ein Notruf: Ein Mann ist in die Kita seiner Urenkel eingedrungen und bedroht Kinder und Erziehende mit einem Gewehr! Bark eilt sofort dorthin und kann den Täter überwältigen. Was ist in den 90-jährigen Tom Gruvberg gefahren? Cold-Case-Kommissar Bark hat es diesmal mit einem Fall zu tun, der jeden Moment neue Opfer fordern könnte ...

Lesen Sie auch die anderen Bände der spannenden »Kristoffer Bark«-Reihe von der schwedischen SPIEGEL-Bestsellerautorin Anna Jansson!

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.

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Prolog


Tom Gruvberg wusste, dass es eine riskante Sache war, ja geradezu lebensgefährlich, aber er hatte Vilho Björk versprochen mitzukommen. Sie würden sich klammheimlich in die aufgelassene Grube begeben, wo man in alten Zeiten Silber geschürft hatte.

Als sie losgingen, war es immer noch dunkel, und nachdem es die ganze Nacht über geschüttet hatte, regnete es jetzt nicht mehr. Tom trug eine Karbidlampe, die einen weißen Schein über dunkle Bäume und glitschige Wurzeln warf. Der Rucksack wog schwer von den Dynamitstangen, einigen Seilen und einem benzingetriebenen Bohrer, einem Cobra, den er heimlich aus der Eisengießerei mitgebracht hatte. Um die Löcher für das Dynamit zu bohren, wäre ein richtiger Kernbohrer besser gewesen, aber der war zu schwer für eine Wanderung in unwegsamem Gelände. Vilho ging hinter ihm, mit Vorschlaghammer und Hacke über der Schulter. Unterhalb ihres Wanderwegs breitete sich der Ormtjärnen, der Schlangenteich, aus, ein glitzerndes schwarzes Auge, das aussah, als würde es blinzeln, wenn Wolkenbänder den See im Mondlicht mal bedeckten und dann wieder offenbarten.

. Vilhos Worte aus ihrem Gespräch, in dem Tom sich hatte überreden lassen, hallten in ihm nach. Ein Geheimnis, das fortan vom Vater an den Sohn weitergegeben worden war, bis es bei Vilho ankam. Und jetzt hatte er Tom, seinen besten Freund, eingeweiht.

Vilho war ein Nachkomme der sogenannten Waldfinnen aus Savolax, denen man in Schweden Steuerfreiheit gewährte, damit sie im Gegenzug Waldgebiete urbar machten. Das geschah durch Brandrodung, und auf dem noch warmen, nährstoffreichen Ascheboden wurde dann Roggen gesät. Abgesehen von der Landwirtschaft arbeiteten die Waldfinnen später auch als Köhler und in den Gruben. Der erste finnische Siedler in der Gegend um Hällefors hieß Simon – er ließ sich am See Sången nieder. Die Silberader wurde 1634 von seinem Sohn Göran entdeckt, der die Sache eigentlich geheim halten wollte, dann aber im Suff versehentlich ausplauderte, was er da gefunden hatte.

Vilho blieb stehen, um Atem zu schöpfen.

»Es sollte eigentlich Silbergrub heißen, denn es sind mehrere Einstiege, nicht nur einer«, sagte er und zeigte auf der Karte, wohin sie gehen sollten. Der kleine Ort, der am nächsten lag, hatte auch den Namen Silvergruvan, »Silbergrube«, erhalten. Vilho klang kurzatmig und musste manchmal stehen bleiben, um zu husten. Kürzlich erst war sein Vater an Tuberkulose gestorben, und wahrscheinlich trug sein Freund die Krankheit ebenfalls in sich. Er war siebzehn Jahre alt, Tom ein halbes Jahr jünger, und es war nur eine Frage der Zeit, wie lange Vilho seine Arbeit in der Granatenfabrik noch würde bewältigen können. Aber da nun der Frieden in Sichtweite war, würde dieser Industriezweig ja sowieso bald stillgelegt werden. Tom selbst arbeitete in der Eisengießerei unten in Hällefors. Viele Männer im arbeitsfähigen Alter waren einberufen worden. Wenn der Frieden kam, würden sie zurückkehren. Vilho hatte Angst, seine Arbeit zu verlieren, wenn es andere gab, die besser geeignet waren als er. Deshalb wollte er so verzweifelt in die Grube hinunter, um Silbererz zu finden, das abzubauen sich lohnen würde. Danach wollte er den Fund beim Bergmeister in Nora muten. Er hoffte, dass sein gespartes Geld sowohl für die Abbaugenehmigung als auch für die Reise dorthin reichen würde.

Sie wanderten weiter und sprachen leise über den Krieg und darüber, was der Frieden mit sich bringen würde.

»Man stelle sich vor, jetzt hat sich der Teufel das Leben genommen«, sagte Tom. Am Tag zuvor hatten sie in der gelesen, dass Adolf Hitler Selbstmord begangen hatte. Noch kurz zuvor war im deutschen Rundfunk behauptet worden, er sei auf seinem Befehlsposten gefallen. Das war also nicht die Wahrheit gewesen.

Vilho bekam einen neuen Hustenanfall.

»Kannst du begreifen, dass er sich 105 Tage in diesem Bunker versteckt hat? Seit dem 16. Januar hat er da gehockt. Stand ja in der Zeitung. Und der Bunker, in dem er sich erschossen hat, lag unter der Reichskanzlei und hatte wahnsinnig dicke Wände! Und was macht Hitler am Tag, bevor er ans Höllentor klopft? Er heiratet! Wenn ich noch einen Tag zu leben hätte, dann würde ich nicht heiraten, sondern mich sinnlos betrinken.«

»Muss man da wählen? Ich würde erst heiraten und mich dann sinnlos betrinken«, erwiderte Tom lachend.

Während sie liefen, redete Vilho die ganze Zeit von Hitlers Tod. Tom beschäftigte diese Neuigkeit nicht so sehr. Er wollte sich auf die Aufgabe vorbereiten, die vor ihnen lag.

»Woher weißt du, dass die Grube nicht mit Wasser gefüllt ist? Wahrscheinlich haben die Leute damals aufgegeben, weil es so schwer war, das Wasser wegzukriegen, als die Grube immer tiefer wurde.«

Vilho nahm seine Kappe ab und kratzte sich das kurze dunkle Haar. Seine braunen Augen leuchteten vor Eifer. »Es gibt so unheimlich viel, was du nicht weißt. Ich war hier schon mal mit Vater, ehe er krank wurde. Das Wasser steht höchstens einen Meter hoch. Aber stell dich drauf ein, dass es eiskalt ist.«

Sie gingen in die Richtung, in die Vilho gezeigt hatte. Der Wald öffnete sich, und er blieb stehen, nahm wieder die Kappe ab und fächelte sich Luft zu, während er nach Atem rang. »Dahinten ist es«, erklärte er, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Kurz darauf standen sie vor einem Haufen tauben Gesteins, aus dem scharfe, mit Moos und vergilbtem Gras bedeckte Steine ragten. Ein kleines Stück davon entfernt entdeckten sie den Einstieg zur Grube, einen fast zugewucherten Gang direkt ins Granitgestein. Nachdem sie ein Stück in den Berg hineingegangen waren, kamen sie zu einem lotrechten Schacht direkt in die Unterwelt. Tom trat mit der Lampe näher. Zu Beginn war das Grubenloch abgerundet, was darauf hindeutete, dass es nicht aufgesprengt worden war. Stattdessen hatte man Feuer im Fels gemacht und das Gestein dann Stück für Stück abgeschlagen, was eine sanft geschwungene Bergwand ergeben hatte. Eine Leiterkonstruktion führte nach unten. Wie zuverlässig konnte die Leiter nach all der Zeit wohl noch sein, und wie tief war es bis zum Boden der Grube? Ein durchdringender und unbestimmbarer Gestank schlug ihnen entgegen – wie der Atem des Todes selbst.

»Vater ist hier runtergeklettert«, erklärte Vilho aufgeregt. »Es ist nicht so gefährlich, wie es aussieht. Meine Vorfahren haben das beste Seil verwendet, und das Dach hat die Grube immer gegen Regen und Schnee geschützt. Ich habe keine Angst. Ich kann zuerst hinunterklettern, dann fierst du den Vorschlaghammer und den Rucksack runter und kommst hinterher.«

Plötzlich war Tom übel vor Angst. Seit dem Haferbrei am Abend zuvor hatte er nichts gegessen. Das Ziehen im Bauch konnte Hunger sein. Oder Angst. Um nicht feige zu wirken, nickte er bloß. Würde er jetzt sterben? Er dachte an Ester, mit der er sich – wie in jeder Woche davor auch – am Samstag auf der Tanzdiele getroffen hatte.

Früher war man mit einem von Schlachter-Erik und seinem Schwager an einem Seil gezogenen Floß umsonst über den Svartälven zum Krokbornspark gekommen, aber jetzt, nachdem das Militär eine Brücke gebaut hatte, kostete es fünf Öre, hinüberzukommen. Tom hatte keine fünf Öre übrig gehabt – er musste ja noch die Eintrittskarten zum Tanz kaufen –, also war er hinübergeschwommen und hatte sein Kleiderbündel auf einer Rettungsboje hinter sich her gezogen. Und Ester war da gewesen, wie sie es versprochen hatte. So schön in einem geblümten Kleid, das über ihrer Brust und der schmalen Taille aufregend eng anlag. Wenn sie ging, tanzte das lange dunkle Haar auf ihrem Rücken. Nach vielen Küssen und heftigen Umarmungen, die seine Hose spannen und seinen Verstand schwinden ließen, hatten sie sich von den anderen entfernt und sich ein eigenes Nest in einem grünen Busch gesucht. Da war sie sein gewesen, hatte sich ihm voll und ganz und ohne Scheu hingegeben. Von diesem Moment erfüllt, hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Und sie hatte Ja gesagt, als würde sie es auch wirklich meinen, ohne zu kokettieren oder um Bedenkzeit zu bitten.

Jeden Augenblick, an dem Tom nicht gezwungen war, an anderes zu denken, dachte er an sie. Auch jetzt, als er in das finstere Loch der Grube starrte, dachte er an Ester. Sie war so schön, vielleicht manchmal ein wenig traurig, aber wenn sie lachte, wurde alles um sie herum licht. Sie war erst kürzlich von Stockholm in die Gegend gezogen und wohnte nun bei ihrer Großmutter namens Rakel in der Nähe vom Ormtjärnen und arbeitete auf dem Gutshof. Mehr wusste er nicht. Auf dem Weg zur Grube hatte er Vilho anvertraut, dass er rettungslos verliebt war. Damit Vilho begriff, wie ernst es ihm war, hatte Tom von dem Heiratsantrag erzählt und davon, dass Ester seine Ehefrau werden sollte. Er hatte gedacht, dass Vilho ihn auslachen und sagen würde, dass sie zu jung seien, aber der Freund war mit einem Mal todernst gewesen. Wie Peitschenschläge waren die Worte gekommen: »Halt dich von Ester fern, Tom. Sie ist nichts für dich«, hatte Vilho gesagt.

Tom hatte ihn gefragt, was er damit meine, doch der Freund hatte nicht geantwortet. Das Unausgesprochene stand scharf wie Granatsplitter zwischen ihnen, und jetzt, am Rand der...


Jansson, Anna
Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich. Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.

Dahmann, Susanne
Susanne Dahmann studierte Geschichte, Skandinavistik und Philosophie an den Universitäten Kiel und Freiburg im Breisgau. Nach dem Magisterexamen war sie in einem Stuttgarter Sachbuchverlag tätig. Seit 1993 übersetzt sie Bücher, hauptsächlich aus dem Schwedischen, aber auch aus dem Dänischen. Ihr Arbeitsbereich umfasst sowohl Belletristik als auch Sachbuch. Sie übersetzte unter anderem Henrik Berggrens Bücher über Olof Palme und Dag Hammarskjöld, sowie Lena Einhorns »Ninas Reise« und für das Fritz Bauer Institut in Frankfurt die schwedischen und dänischen Texte von Fritz Bauer. Susanne Dahmann lebt in Marbach am Neckar, wo sie zusammen mit anderen Kolleginnen ein Literaturbüro für Lektorat, Übersetzung und Kulturprojekte betreibt.


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