E-Book, Deutsch, Band 2, 224 Seiten
Reihe: Die Trabbel-Drillinge-Reihe
Janotta Die Trabbel-Drillinge - Lämmer, Glamour, Macarons
Originalausgabe 2018
ISBN: 978-3-641-22276-5
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 224 Seiten
Reihe: Die Trabbel-Drillinge-Reihe
ISBN: 978-3-641-22276-5
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als eineiiger Drilling auf die Welt zu kommen, ist wie im Lotto zu gewinnen – die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1:200 Millionen. Dieses große Los haben Franka, Vicky und Bella gezogen. Sie sind berühmt. Doch seit ihre Mutter Babs die drei auf dem Land versteckt, heißt es Glamour adé. Denn Babs' Bio-Hotel läuft nicht, und die Drillinge müssen sich mit verirrten Schafen, Omas Instagram-Träumen und unmöglichen Stiefvätern herumschlagen. Als Vicky und Bella verzweifelt in die Stadt zurückwollen, greift Franka ein – die Trabbel-Drillinge müssen doch zusammenhalten! Dafür zaubert sie sogar die himmlischsten Macarons ihres Lebens ...
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ENTTÄUSCHT DURCH DREI Der Morgen von Heiligabend begann früh für Franka. Zwar hatte sie seit Kurzem wieder ein eigenes Zimmer und Bett und musste nicht mehr in der Besucherritze im Doppelbett mit ihren Schwestern liegen, aber die Nacht war unruhig gewesen. Das hatte nicht wirklich was mit Weihnachten zu tun. Sie kannte ihr Geschenk ja schon. Ihre Mutter Babs würde ihr als drittem und letztem Drilling eine Städtereise schenken. Mit Vicky war Babs vor zwei Jahren in Paris gewesen, mit Bella in den letzten Osterferien in London. Jetzt stand endlich Frankas Reise an. Barcelona hatte sich Franka ausgesucht. Bunt und quicklebendig sei die Stadt und es gebe unglaublich viele gute Konditoreien, hatte ihr Babs vorgeschwärmt. Franka konnte die einladenden Auslagen mit Croissants und Tartes und mehrstöckigen Schokokreationen schon vor sich sehen. Lecker! Und dann erst dieser tolle Boqueria-Markt an den Ramblas – da gab es jedes nur erdenkliche Lebensmittel und Gewürz. Und ans Meer wollte sie unbedingt auch … Frankas Reiseführer hatte Dutzende von Eselsohren und war schon völlig abgegriffen. Weil sie also ihr Geschenk schon kannte, kreisten Frankas Gedanken am Morgen des Heiligabends um Vicky und ihre unglückliche Liebe. Jungs – das war bis jetzt noch für keinen Trabbel-Drilling ein Thema gewesen. Bisher hatten sich die meisten Jungs ja auch eher als Nervensägen entpuppt, am allermeisten die Jungs aus Deininghofen. Dass ausgerechnet Vicky als Erste ihr Herz verlor, hätte Franka nie gedacht. Bella war immer die gewesen, die – wenn es einen Unterschied überhaupt gab – die meisten Bewunderer hatte. Mit ihrem Capoeira-Sport hatte sie ja immer schon für ordentlich Aufmerksamkeit gesorgt. Bis jetzt hatte Bella alle Versuche von Jungs, ihr irgendwie näherzukommen, kühl an sich abprallen lassen. »Ich habe Franka und Vicky, wenn ich jemanden brauche«, war ihr Standardspruch für diese Gelegenheiten. »Die kennen mich sowieso am allerbesten.« Für Franka galt das Gleiche. Niemand konnte sie besser verstehen, konnte besser zuhören und ihr besser helfen als ihre Schwestern. Auch ohne Worte. Ein Vierter schien in ihrem eingeschworenen Trio gar keinen Platz zu haben. Die Sache zwischen Vicky und Emil hatte noch gar nicht richtig angefangen, da fühlte sich Franka schon ausgeschlossen. Dennoch – wenn die Sehnsucht nach Emil das Wichtigste war, was Vicky im Moment gerade beschäftigte, dann würde ihr Franka zur Seite stehen, wo sie konnte. Und wo sie das nicht konnte, würde sie wenigstens einen Chai-Tee brühen, damit wenigstens irgendetwas Vicky trösten konnte. So wie jetzt, als um halb sieben noch niemand in der Küche war. Eigentlich hätte sie gar nicht so früh aufstehen müssen, denn es waren keine Gäste im Hotel, schon seit zehn Tagen nicht. Aber die Kirchturmuhr gegenüber, die auch an Feiertagen um sechs Uhr morgens unerbittlich 120 Mal schlug, hatte sie geweckt. Nicht nur Franka, auch ihre Mutter Babs war offenbar früh aus dem Bett gebimmelt worden. Mit pfefferminzgrünen Pumphosen und einem Turban in ebendieser Farbe, aus dem sich ein paar pinkfarbene Strähnen herausgestohlen hatten, sah sie aus, als wolle sie hier und gleich ihren Ausflug ins bunte Barcelona starten. Jede Trabbel, sogar ihre Oma Eleonore, trug die Haare gerade in Pink – das war ihnen noch von der rauschenden Hoteleröffnung geblieben. Franka schob ihrer Mutter unaufgefordert eine Tasse Chai-Tee rüber, der auf dem Herd köchelte und für Vicky weiterzog. Dann setzte sie sich zu ihrer Mutter. Diese kostbaren Momente zu zweit waren ihr die liebsten, wenn im Haus noch alles in den Federn lag, und sie allein mit Babs gemütlich reden konnte. Ihre Mutter nahm einen langen Schluck, sagte dann aber: »Dankeschön, dass du dich immer so nett um mich sorgst. Dabei habe ich gar keine guten Nachrichten für dich.« Franka ließ ihre Hand sinken. »Ich weiß, dass du dir für heute Abend große Hoffnungen gemacht hast, dass ich dir eine Städtereise für Ostern schenke. Ich würde so gern mit dir nach Barcelona fahren und dir die Stadt zeigen. Und ich habe es mir ebenso schön vorgestellt wie du, Tapas zu essen am Strand. Vielleicht sogar mal einen Fuß ins Meer zu halten …« Franka ließ den Kopf sinken. »… aber wir müssen das leider verschieben.« Franka ließ die Schultern sinken. »Am besten ich sage es dir ganz ehrlich: Ich habe gerade kein Geld. Die Renovierung unser Trablinburg-Villa hat Unsummen verschlungen.« Franka ließ den Mut sinken. »Aber wir haben doch so viel selbst gemacht …«, versuchte sie zu sagen. Ihre Stimme piepste regelrecht. »Das ja, aber die Möbel, die Kücheneinrichtung, die Handwerker, die Überdachung der Veranda – das war richtig teuer.« »Aber es kommen doch Gäste, die bringen doch was ein …« Franka klang schon wie ein Rotkehlchen im März – ganz hoch und unsicher. »Noch sind es nicht genug, liebe Franka, ich wünschte wirklich, es wären mehr.« »Das würde ich mir auch wünschen …« Jetzt war das Rotkehlchen in Frankas Hals auch noch im Stimmbruch. Babs hatte den Chai-Tee zur Seite geschoben und quer über den Tisch nach Frankas beiden Händen gegriffen. Ihre Hände waren von der Teetasse noch ganz warm. Sie sah Franka in die Augen. »Er ist nicht aufgehoben, nur aufgeschoben, unser Barcelona-Trip. Ja? Okay?« Franka nickte beklommen. Sie hatte sich so gefreut! Und jetzt rückten all die leckeren Tapas, die Blätterteigtörtchen, der Fressmarkt und das Meer in weite, weite Ferne. Ganz weit weg. »Wir werden jetzt in den nächsten Monaten ein bisschen aufs Geld schauen müssen, aber ich bin mir sicher, dass es danach bald wieder bergauf gehen wird. Ganz sicher. Wenn wir Trabbels so gut zusammenhalten wie immer, dann wird alles gut. Fest versprochen!« »Genau!«, zwitscherte es mit einem Mal hinter Frankas Rücken. »Und wisst ihr, was mich jetzt noch zusammenhalten würde? Ein doppelter Espresso!« Oma Eleonore war in der Küchentür aufgetaucht. Selbst neben Franka mit ihren pinkfarbenen Haaren und dem bunten Pyjama, neben Babs im pfefferminzgrünen Turban, wirkte Eleonore wie der größte Paradiesvogel in mindestens 500 Kilometer Umkreis. Das kleine energische Persönchen steckte in einem Morgenmantel, der mit übergroßen Flamingos übersät war. Der pinkfarbene Pony war mit einem Lockenwickler aufgewickelt, der es an Monstrosität mit Frankas dickstem Nudelholz aufnehmen konnte. Dazu roch Oma Eleonore verdächtig nach einer ersten Morgenzigarette. »Was ist jetzt? Gibt’s keinen Kaffee heute? Ich habe dringend einen nötig. Hatte mal wieder einen netten Umtrunk mit unserem Bürgermeister gestern Abend.« Bürgermeister Breitstetter war eine von Oma Eleonores verflossenen Liebschaften, der – trotz Ehefrau – immer noch gern mit der Oma flirtete. Ganz nebenbei waren die Trabbels so immer aktuell informiert über alle News aus dem Dorf. Auch dieses Mal hatte Oma wieder viel Erzählenswertes mitgebracht: »Wir müssen auf der Hut sein, ihr Schätze!«, säuselte Oma. Selbst wenn sie den Drillingen gegenüber Verbote aussprach oder Warnungen, klang sie immer fröhlich und flockig. So auch dieses Mal: »Der Gemeinderat hat uns auf dem Kieker!« »Das ist ja nix Neues«, seufzte Babs, »Vinzent Mack ist ja nicht gerade ein Busenfreund von mir.« »Ja, aber leider ist er der Vorsitzende vom Bauausschuss«, sagte Eleonore. »Und der mokiert sich darüber, wir hätten uns keine ordnungsgemäße Genehmigung geholt für die Überdachung der Veranda. Wenn’s unschön läuft, müssen wir vielleicht sogar eine saftige Strafe zahlen.« Mit einem Schlag wurden Babs’ Finger, die immer noch Frankas Finger tröstend umklammert hielten, eisekalt. Franka fröstelte. »Wir können uns aber gerade keine großen Ausgaben mehr leisten!«, stammelte Babs, der alles Blut aus dem Gesicht gewichen war. Das war’s. Franka schwenkte um. Hatte sie soeben noch einen dicken Kloß im Hals gehabt, tennisballdick, weil sie nicht mit Babs nach Barcelona fahren konnte, so schluckte sie ihn jetzt einfach runter. Die Reise war doch gar nicht mehr so wichtig. Viel dringender und worum man sich sofort kümmern musste, war das Problem, vor dem Babs stand. Franka goss erst einmal Tee nach und schob Babs den Becher zu. »Wir kriegen das schon hin«, redete sie sanft auf ihre Mutter ein und griff nach ihrer linken, immer noch eisbeinkalten Hand. »Wir denken uns was aus, wie wir viele Gäste ins Hotel locken. Du hast doch eine Agentur gehabt, du weißt doch, wie das mit gutem Marketing geht. Und bis jetzt haben wir Trabbels noch alles hinbekommen. Denk nur an die Eröffnung. Niemand hätte gedacht, dass wir das hinkriegen. Und Vinzent Mack und seinen blöden Sohn Severin haben wir damals auch ruhiggestellt. Das schaffen wir auch dieses Mal. Ganz bestimmt.« Trotz aller Zuversicht, die Franka ihrer Mutter mit jedem Schluck Chai einflößte und mit der sie immerhin erreichte, dass Babs’ Hände wieder warm wurden, damit sie wieder ordentlich zupacken konnte, begann der Heiligabend zäh und mit gedämpfter Stimmung. Die Drillinge hatten eine halbe Stunde mit ihrem Vater geskypt, der mal wieder für »Ärzte der Welt« unterwegs war und Weihnachten nicht nach Hause kommen konnte. Dieses Mal rief er aus Zentralafrika an, wobei die Leitung immer wieder zusammenbrach. Er hatte ein Paket geschickt, aber die Post in Zentralafrika war wohl noch unzuverlässiger als die Skype-Verbindung. Jedenfalls war die Post nicht in Deininghofen angekommen, was die trübe Laune noch mehr...