Janka | Ovid zum Vergnügen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Janka Ovid zum Vergnügen

deutsche Übersetzung lateinischer Lektüre

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-961295-9
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Anwalt soll er werden, etwas Handfestes lernen, sagt der Vater, aber Ovid kann nicht anders: Alles, was er schreibt, wird ganz von selbst zum Vers. Ob diese berühmte Stelle oder der Nachruf auf einen Papagei, den Ovid nach allen Regeln der Redekunst ausführt, oder die versteckten poetischen Seitenhiebe auf Augustus' Politik: Der Altphilologe Markus Janka hat zum 2000. Todesjahr unterhaltsame Texte aus Ovids Werken zusammengestellt. Der Leser kann somit dem liebeskranken jungen Ovid aus den Amores genauso begegnen wie dem zum Experten gereiften Lehrer in Liebesdingen und dem grandiosen Mythenerzähler der Metamorphosen.

Publius Ovidius Naso wurde am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo, dem heutigen Sulmona, geboren. Sein Vater gehörte dem Ritterstand an, Ovid hätte die senatorische Laufbahn einschlagen können. Ein Rhetorikstudium bei angesehenen Lehrern in Rom absolvierte er und übte verschiedene untergeordnete Ämter, unter anderem als Zivilrichter, aus. Dich dann wandte er sich endgültig der Dichtung zu, was er sich offenbar aufgrund von Vermögen leisten konnte. Ovid lebte als populärer Dichter in Rom, erst in dritter Ehe glücklich verheiratet. Wegen eines bis heute nicht geklärten 'Vergehens' verbannte Augustus Ovid im Jahr 8 n. Chr. an eine der äußersten Grenzen des Römischen Reiches, in die Hafenstadt Tomi, das heutige rumänische Constan?a. Dort, getrennt von seiner Frau und fern dem geliebten Rom, starb Ovid im Jahr 17 n. Chr.
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II Poetische Liebesabenteuer
Erstmals hat ein Verliebter ein ›Wächterlied‹ nachts als Verschmähter, heißt es, gesungen am Schloss der verriegelten Tür. Fasti 4,109–110   Die wir noch eben von Naso gewesen sind fünf kleine Bücher, drei sind wir; das zog hier vor unser Autor als Werk. Wenn jetzt nichts mehr für dich an uns beim Lesen noch Spaß macht, wird doch milder die Pein durch die Kürzung um zwei. Amores, Epigramm   Lawrence Alma-Tadema (1836–1912), Ask Me No More: Hier könnte der noch junge Ovid als Verehrer seiner Geliebten Corinna dargestellt sein. Waffen in ernsthaftem Takt und grausame Kriegstaten wollte ich verfassen, der Stoff fügte sich bestens zur Form. Gleich war der untere Vers. Es grinste der kleine Cupido – heißt es – und hat einen Fuß weggenommen dem Vers. »Wer hat dir Bengel erlaubt, mit Dichtkunst so zu verfahren? Musenpriesterschaft, nicht deine Clique sind wir. Was, wenn nun Venus raubte die Waffen der blonden Minerva, schwänge das Fackellicht Blondschopf Minerva wie wild? Wer ließe in den Wäldern die Ceres herrschen auf Hügeln, nach dem Gesetz der Jagdjungfrau bestellen das Feld? Wer will ihn mit der Haarpracht an scharfen Waffen – den Phoebus! – ausbilden, während Mars musisch die Lyra bespielt? Du hast Macht, mein Junge, und allzu herrliche Reiche; warum greifst du hier ein, Streber, auf Neues bedacht? Oder herrschst überall du? Ist dein schon Helicons Tempe? Kaum mehr ist Phoebus Apoll noch seine Lyra gegönnt? Als sich prima erhob der Vers auf der Seite am Anfang, schwächt und mindert die Kraft gleich der nächste bei mir. Habe doch gar keinen Stoff, der zu lockeren Formen sich eignet, keinen Jungen und kein Mädchen mit toller Frisur.« So meine Klage. Den Köcher hat augenblicklich er offen, sucht für meinen Ruin einen Spitzpfeil heraus, hat gespannt dann am Knie in Mondform tapfer den Bogen, »Was zum Besingen nimm«, sagte er, »Priester, als Werk!« Ach, ich Armer! Ganz sicher schoss der Bengel den Pfeil ab. Ich entbrenne, war frei, mein Herz beherrscht jetzt Amor. In sechs Takten erhebt mein Werk sich, in fünfen verklingt es: Eiserne Zeiten, lebt wohl, Kriege und Epos, adieu! Binde am Strand um die blonden Schläfen die Liebesmyrte, Muse, im Elfertakt, schwinge dein Tanzbein fortan! Amores 1,1   Kriegsdienst leistet, wer liebt, und Kriegspartei ist der Lustgott. Atticus, glaube mir nur: Kriegsdienst leistet, wer liebt. Das für den Krieg geeignete Alter passt auch zu Venus: Schändlich ein Greis als Soldat, schändlich ein Greis, der noch liebt. Die von den Kommandanten erwünschte Gesinnung bei Kämpfern, die wünscht zur Partnerschaft sich eine Schöne beim Mann. Nachtwache halten sie beide, am Boden schlafen sie beide, er bei der Tür einer Frau, er an der seines Chefs. Zu den Soldatenpflichten zählt langer Marsch; geht die Frau weg, wird ihr überall stets folgen der liebende Mann. Er wird auf hohe Berge steigen, durch nach viel Regen doppelte Flüsse, zuhauf stampft er nieder den Schnee. Steht eine Seefahrt an, ist ihm stürmischer Westwind nicht Ausflucht. Günstig für Schiffsverkehr müssen die Sterne nicht sein. Wer außer einem Soldaten und Liebenden wird dem Nachtfrost trotzen, auch wenn zugleich dichter Schneeregen fällt? Man lässt den einen die Feinde in Kriegen ausspionieren, seinen Rivalen hat er wie einen Kriegsfeind im Blick. Er liegt bei schlimmen Städten, der an der Schwelle der Spröden auf der Lauer; das Tor bricht er wie dieser die Tür. Oft hat der Schlaf den Vorstoß erleichtert gegen die Feinde, schlug man waffenbewehrt ein auf wehrloses Volk. So fiel die wilde Horde des thrakischen Kriegsherren Rhesus, eueren Herren ließt ihr, Beutepferde, im Stich. Auch den Schlaf der Ehegatten nutzen Verliebte: Schlummert die feindliche Macht, sind ihre Waffen gezückt. Aufpasser zu umgehen, geballte Schar von Bewachern, hat der arme Soldat wie der Verliebte als Pflicht. Mars ist launisch und unstet die Venus; bezwungen sind beide; sie, die unmöglich je kapitulieren, sind platt. Wer nun als Faulenzerei bezeichnet das Liebesleben, bleibe Faulpelz. Nur wer mutig sich einsetzt, der liebt. Glutheiß war nach Briseis’ Verlust der große Achilles – nutzt die Chance und brecht, Troer, die griechische Macht! Hector lag in Andromaches Armen und schritt zu den Waffen, wer ihm den Helm auf das Haupt setzte, das war seine Frau. Oberbefehls-Atride erblickte die Priamustochter, heißt es, Mänadenhaar machte im Schwung ihn verrückt. Mars auch ging in die Falle, bekam die Fesseln zu spüren. Besser war im Olymp keine Geschichte bekannt. Auch ich selber war träge, für lockere Freizeit geboren: Es verweichlichten mir Liege und Schatten den Sinn. Antrieb verlieh meiner Faulheit das Werben um eine Schönheit. Sie kommandierte, bei ihr sei mein Sold jetzt verdient. So siehst du mich umtriebig mit nächtlichem Kriegsdienst beschäftigt. Wer nicht faul werden will, soll ein Liebhaber sein! Amores 1,9   Achill und seine erotische Kriegsbeute Briseis auf einem pompejanischen Wandgemälde. Lege dich triumphal um meine Schläfen, mein Lorbeer! Sieger sind wir. Bei uns – schau! – liegt Corinna am Herz, sie, die ihr Mann, der Wächter, das Tor fest zu, viele Feinde schützen sollten, damit niemals man kunstreich sie kriegt! Dies ist ganz besonders ein Sieg, der verdient den Triumphzug, bei dem, wie sie auch ist, Blut für die Beute nicht fließt. Keine niedrigen Mauern, nicht kleine Städte mit Gräben rings geschützt, sondern ich nahm eine Frau für mich ein! Als die Pergama fiel, im Krieg besiegt nach zwei Lustren, Wie wenig blieb von so viel bei den Atriden an Ruhm? Doch bei mir ist getrennt und von jedem Soldaten gesondert Anerkennung, das Lob teilt kein Zweiter mit mir. Ich kommandierte meine Wunscherfüllung, ich diente; selber zu Pferd und zu Fuß, Banner trug ich mir selbst. Keinen Zufall hat Glück gemengt in meine Meriten, hierher komme, Triumph, den ich durch Können errang! Nicht ist der Kriegsgrund neu bei mir. Hätte man nicht geraubt die Tyndaris, Europa bliebe mit Asien versöhnt. Eine Frau hat die Waldlapithen, das Volk mit zwei Körpern, schändlich beim Tisch und beim Wein raufen lassen im Kampf; eine Frau hat die Troer zu neuer Kriegesentfesslung angestiftet im Reich, guter Latinus, von dir; eine Frau hat den Römern, als noch die Hauptstadt ganz jung war, eingeschleust Militär und es mit Waffen versorgt. Selber sah ich um weiße Gattin den Kampf unter Stieren; als Beobachterin feuert die Jungkuh sie an. Mich auch wie so viele, doch mich ohne Blut, hat Cupido aufgefordert, im Krieg Fahnen zu tragen von ihm. Amores 2,12   Wie? Mein Neider, du Vielfraß, träge schimpfst du mein Leben? Für Talent sei, sagst du, Dichtung ein sinnloses Werk. Nicht nach Sitte der Väter, wenn eifrig es aushält die Jugend, sei ich auf Orden im Krieg, die man im Staub kriegt, erpicht, nicht will ich ewig lange Gesetze studieren und auch nicht glücklos dienen dem Wort als eine Hure am Markt? Sterblich ist, was dir vorschwebt als Werk: Mir schwebt Ruhm ohne Ende vor und ich möchte weltweit in aller Munde stets sein. Leben wird Lydiens Homerus, wie Tenedus bleibt und der Ida, reißend noch Simois meerwärts wälzt seine Flut. Leben wird Ascras Poet, wenn Most die Trauben noch aufbläht, fällt noch durch krummen Schlag sichelgeschnitten das Korn. Battiades wird stets und weltweit gesungen werden, wenn er auch durch Esprit nicht besticht, Kunst ist es doch. Nichts kann für Sophocles vermindern den Ruhm des Cothurnes; mit der Sonne, dem Mond bleibt der Arat stets vereint. Wenn noch listige Sklaven, verhärmte Väter, Zuhälter leben und Frauenkauf reizt, bleibt Menander bei uns; Ennius, kunstlos zwar, und das heftige Accius-Tönen: unvergänglich wird sein immer der Name davon. Varro, das erste Schiff, wer wird sie nicht kennen auch später, und das goldene Vlies, Heldenziel von Aesons Sohn? Die erhabenen Lieder vergisst man erst von Lucretius, wenn den Weltuntergang bringt ein einziger Tag. Tityrus, Feldfrüchte, Aeneas’ Waffen: Sie liest man, solange Rom triumphiert und die Welt dominiert; solange Fackeln und Bogen Cupido als Waffen noch dienen, lernt man die Rhythmen von dir, hocheleganter Tibull; Gallus kennt man im Westen und Gallus kennt man im Osten, und mit Gallus vereint bleibt auch Lycoris bekannt. Während also Gestein und der »Zahn« des haltbaren Pfluges schwinden im Lauf der Zeit, kennt Poesie keinen Tod. Platz machen sollen der Kunst die Herrscher und Herrschertriumphe, Platz mache reiches Land mit seinem...


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