James | In einem fernen Schloss | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 02, 416 Seiten

Reihe: Fairy Tales

James In einem fernen Schloss


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8025-9677-3
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 02, 416 Seiten

Reihe: Fairy Tales

ISBN: 978-3-8025-9677-3
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Nach einer skandalösen Liaison mit einem Prinzen soll Linnet Thrynne eine arrangierte Ehe mit dem Earl of Marchant eingehen, um ihren Ruf zu retten. Dieser hat jedoch kein Interesse an Frauen, lebt er doch völlig zurückgezogen und widmet sich allein seiner Tätigkeit als Arzt. Linnet ist trotzdem fest entschlossen, sein Herz zu erobern. Mit Charme und Verstand will sie den mürrischen Earl von ihren Vorzügen überzeugen, muss aber bald feststellen, dass er nicht umsonst von allen nur »das Biest« genannt wird ...

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1
Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit … Hübsche Mädchen sind in Märchen so zahlreich wie Kiesel am Strand. Junge Mägde mit milchweißer Haut stehen Seite an Seite mit blauäugigen Prinzessinnen, und wollte man die Augenpaare jeder schönen Maid summieren, so hätte man alsbald eine Galaxie leuchtender Sterne beisammen. Leider können echte Frauen Romangestalten selten das Wasser reichen. Sie haben etwa gelbe Zähne oder eine unreine Haut. Sie sind mit einem Damenbart gesegnet oder haben eine derart große Nase, dass eine Maus darauf Skilaufen könnte. Natürlich gibt es auch im wirklichen Leben schöne Frauen. Doch selbst diese sind anfällig für alle Krankheiten und Übel, die den Menschen heimsuchen können. Kurz, es findet sich wohl nur selten ein weibliches Wesen, das die Sonne zu überstrahlen vermag. Geschweige denn eine Frau mit perlweißen Zähnen, der Stimme einer Lerche und einem so schönen Antlitz, dass die Engel vor Neid weinen. Linnet Berry Thrynne besaß alle diese Vorzüge, wenn auch vielleicht nicht die Stimme einer Lerche. Doch sie hatte oft gehört, dass ihr Lachen dem Klang goldener Glöckchen ähnlich sei, und auch ihr Namenspate – Linnet, der Fink – wurde in diesem Zusammenhang stets erwähnt. Ohne einen Blick in den Spiegel werfen zu müssen, wusste Linnet, dass ihr Haar glänzte, dass ihre Augen glänzten und dass ihre Zähne – nun, vielleicht nicht glänzten, aber doch recht weiß waren. Linnet Thrynne war genau die Art von Frau, die einen Stallburschen zu heroischen Taten treiben konnte oder einen Prinzen zu nicht ganz so kühnen, wie zum Beispiel sich durch eine Brombeerhecke zu zwängen, um ihr einen einfachen Kuss zu rauben. Doch nichts davon konnte eine wesentliche Tatsache ändern: Seit gestern war sie nicht mehr heiratsfähig. Dieses Verhängnis hatte mit der besonderen Eigenart von Küssen zu tun und damit, wohin Küsse angeblich führen können. Oder vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang angebrachter, auf die Eigenart von Prinzen hinzuweisen, in diesem Fall auf den Charakter des Prinzen Augustus Frederick, Herzog von Sussex. Dieser Prinz hatte Linnet mehr als einmal geküsst, ja, er hatte sie sogar schon viele Male geküsst. Er hatte ihr seine leidenschaftliche Liebe geschworen und einmal in tiefster Nacht Erdbeeren gegen ihr Schlafzimmerfenster geworfen – sehr zum Missfallen der Stubenmädchen und des Gärtners. Was Prinz Augustus jedoch versäumt hatte, war, Linnet die Hand zum Ehebund anzutragen. »Es ist eine Schande, dass ich dich nicht heiraten kann«, hatte er gestern Abend gesagt. »Wir königlichen Herzöge … können eben nicht, wie wir wollen. Mein Vater ist ein wenig ungehalten über unsere Verbindung. Wirklich, es ist eine Schande. Du wirst wohl von meiner ersten Ehe gehört haben: Diese wurde annulliert, weil Windsor entschied, dass Augusta nicht aristokratisch genug war, und immerhin ist sie die Tochter eines Earls.« Linnet war nicht die Tochter eines Earls. Ihr Vater war lediglich ein Viscount und besaß überdies keine guten Verbindungen zum Königshaus. Von der ersten Ehe des Prinzen hatte sie nicht das Geringste gewusst. Die feine Gesellschaft, die in den letzten Monaten den Flirt mit dem Prinzen beobachtet hatte, hatte es glatt versäumt, Linnet mitzuteilen, dass Prinz Augustus stets Frauen umwarb, die er nicht heiraten konnte – oder wollte. Nachdem der Prinz Linnet diese Eröffnung gemacht hatte, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Ballsaal. Vermutlich zog er sich auf Schloss Windsor zurück – oder wohin auch immer die Ratten flohen, wenn das Schiff zu sinken begann. Und Linnet stand allein da, vollkommen allein in einem großen Saal voller vornehmer Leute, die ihr die kalte Schulter zeigten. Rasch begriff sie, dass die meisten jungen Mädchen und Matronen Londons davon überzeugt, wenn nicht gar von Schadenfreude darüber erfüllt waren, dass Linnet ein Flittchen erster Güte war. Wenige Augenblicke nach dem Fortgang des Prinzen sah sie sich einer undurchdringlichen Mauer feindseliger Rücken gegenüber. Das Getuschel der wohlerzogenen Gäste kam Linnet vor wie das Gezischel einer Gänseschar, bevor diese gen Norden fliegt. Wobei es natürlich Linnet war, die fortfliegen musste – ob nach Norden oder Süden spielte keine Rolle, nur fort vom Schauplatz ihrer Schande. Das Unfaire daran war, dass Linnet gar kein Flittchen war. Es hatte ihr zwar sehr behagt, den besten Fang von allen getan zu haben: den blonden, charmanten Prinzen. Doch sie hatte nicht wirklich zu hoffen gewagt, dass er sie auch heiraten würde. Und ohne Ehering am Finger und Heiratserlaubnis des Königs hätte Linnet nicht einmal einem Prinzen ihre Unschuld geschenkt. Aber sie hatte Augustus als Freund betrachtet und empfand es daher umso schmerzlicher, dass er ihr nach dem Morgen ihrer Demütigung nicht einmal mehr einen Höflichkeitsbesuch abstattete. Und nicht nur Augustus glänzte durch Abwesenheit. Linnet ertappte sich dabei, aus dem Straßenfenster ihres Stadthauses zu starren und auf Besucher zu warten. Doch niemand läutete. Keine Menschenseele. Seit ihrem Debüt vor einigen Monaten war Linnets Haustür das Portal zum Goldenen Vlies gewesen: Sie war eine kluge, gewinnende Person und daher von vielen Verehrern umschmeichelt worden. Junge Herren waren zu ihrer Tür gepilgert und hatten Karten, Blumen und Geschenke aller Art abgegeben. Sogar der Prinz hatte sich zu vier Morgenbesuchen herabgelassen, was als unerhörte Auszeichnung betrachtet werden musste. Doch nun … lag die Straße verlassen da, und nur die Steine des Gehwegs glänzten im Sonnenlicht. »Ich glaube einfach nicht, dass das alles aus heiterem Himmel gekommen ist!«, bellte Linnets Vater. »Ich bin von einem Prinzen geküsst worden«, betonte Linnet. »Aber es hätte gar keine große Bedeutung gehabt, wenn wir nicht von der Baronesse Buggin gesehen worden wären.« »Küssen – pah! Küsse sind harmlos. Ich will wissen, was ich von den Gerüchten halten soll, denen zufolge du ein Kind erwartest. Sein Kind!« Der Viscount Sundon trat neben seine Tochter und schaute ebenfalls auf die leere Straße. »Diesen Gerüchten liegen zwei unglückliche Umstände zugrunde. Und keiner von ihnen hat mit einer Schwangerschaft zu tun, falls dich das beruhigt.« »Sondern?« »Letzten Donnerstag habe ich bei Lady Brimmers Morgenkonzert eine verdorbene Garnele gegessen.« »Und?« »Dann ist mir übel geworden«, fuhr Linnet fort. »Ich habe es nicht mehr zum stillen Örtchen geschafft, sondern mich in einen Blumentopf mit einem Orangenbäumchen erbrochen.« Sie schauderte bei der Erinnerung. »Sehr unbeherrscht«, lautete der Kommentar des Viscounts. Er hasste körperliche Vorgänge aller Art. »Und dies wurde als Anzeichen für eine bevorstehende Geburt gewertet?« »Nicht für die Geburt selbst, Papa, sondern für den Zustand, der ihr vorausgeht.« »Natürlich. Aber erinnerst du dich, wie Mrs Underfoot sich im Thronsaal übergab und beinahe Seine Majestät, den König von Norwegen, getroffen hätte? Bei ihr war es weder eine Garnele noch ein Baby. Jeder wusste, dass die Dame sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte. Wir können ja das Gerücht in die Welt setzen, dass du Trinkerin bist.« »Und was sollte mir das nützen? Ich glaube kaum, dass ich dadurch bessere Chancen auf dem Heiratsmarkt haben werde. Außerdem lag es nicht nur an der Garnele, sondern auch an dem Kleid.« »An welchem Kleid?« »Ich habe gestern Abend ein neues Ballkleid getragen, und offenbar hat es von der Seite so ausgesehen, als sei ich in anderen Umständen.« Der Vater drehte sie und begutachtete ihre Taille von der Seite. »Mir kommst du nicht verändert vor. Außer, dass man deine entblößten Schultern sehen kann. Musst du eigentlich auch noch so viel Busen zeigen?« »Wenn ich nicht aussehen will wie eine fette, zugeknöpfte Matrone«, erwiderte Linnet mit einiger Schärfe, »dann muss ich so viel Busen zeigen.« »Tja, und genau da liegt das Problem«, meinte Lord Sundon. »Du siehst ein bisschen unanständig aus. Verdammt, hatte ich deiner Anstandsdame nicht ausdrücklich gesagt, dass du auf dem Ball züchtiger aussehen musst als die anderen? Muss ich denn alles selber machen? Kann denn niemand mehr simple Anweisungen befolgen?« »Mein Ballkleid war gar nicht so tief ausgeschnitten«, protestierte Linnet, aber ihr Vater hörte gar nicht zu. »Ich habe es versucht, ich habe es weiß Gott versucht! Ich habe dein Debüt verschoben, weil ich hoffte, mehr Reife würde dir eine größere Selbstsicherheit verschaffen, denn ich musste ja den Ruf deiner Mutter bedenken. Aber was nützt das sicherste Auftreten, wenn schon dein Ausschnitt andeutet, dass du eine Dirne bist?« Linnet holte tief Luft. »Die Affäre hatte doch nichts mit dem Ausschnitt meines Kleides zu tun. Das Kleid, das ich gestern Abend trug, war …« »Affaire!«, stieß der Vater hervor. »Da habe ich dich nun nach den strengsten Prinzipien erzogen …« »Nicht affaire im französischen Sinn des Wortes«, unterbrach ihn Linnet. »Ich meinte damit, dass die Katastrophe durch mein Kleid ausgelöst wurde. Es hat nämlich zwei steife Unterröcke, musst du wissen, und deshalb …« »Ich will es sehen«, fiel Lord Sundon ihr nun erneut ins Wort. »Zieh es an!« »Ich kann zu dieser frühen Morgenstunde doch kein Ballkleid...


James, Eloisa
Eloisa James hat an mehreren renommierten Universitäten studiert und arbeitet als Professorin in New York. Mit ihren historischen Liebesromanen hat sie eine große Fangemeinde gewonnen, und ihre Romane gelangen regelmäßig auf die amerikanischen Bestsellerlisten.

Eloisa James hat an mehreren renommierten Universitäten studiert und arbeitet als Professorin in New York. Mit ihren historischen Liebesromanen hat sie eine große Fangemeinde gewonnen, und ihre Romane gelangen regelmäßig auf die amerikanischen Bestsellerlisten.



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